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Kapitel 4: Der Rennsteiglauf findet Einzug in den Terminkalender
 
 
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21.05.2002  

 
 

Mit der Veröffentlichung einer neuen Ausschreibung, die den Zugang zum geplanten Rennsteiglauf deutlich vereinfachte und nicht nur Angehörige der Hoch- und Fachschulen der DDR zu einer 100km Leistungswanderung zuließ, setzte zu Beginn des Jahres 1975 eine wahre Meldeflut ein. Vor allem Straßenläufer aus der ganzen DDR, Skiläufer aus dem Thüringer Wald und Orientierungsläufer und Bergsteiger gaben ihre Meldungen ab, sodass sich bald über 500 Teilnahmeinteressenten um einen Startplatz bemühten. Darunter war auch ein Gerd Gutsmuths aus Langewahl, ein entfernter Nachfahre des Namenspatrons. Prominente Leistungssportler wie der Olympiasieger Christoph Höhne aus Berlin sagte sein Kommen an. Aus Erfurt meldeten sich Siegfried und Dieter Herrmann mit ihrer Trainingsgruppe. Die Weltklasserodlerinnen Ute Rührold und Margit Schumann meldeten für die Frauen-Strecke des Rennsteiglaufes genauso wie die Wintersportlerinnen des SC Motor Zella-Mehlis mit erfolgreichen Nachwuchsläuferinnen Marlene Griebel (Scheler) und Karin Ullrich. Im März 1975 erhielten der erfolgreiche Mittelstreckler Jürgen Haase die Meldeeingangsnummer 1130 und gehörte damit schon zu den Nachmeldungen. Ab den 1. März wurden Meldungen nur noch im Ausnahmefall angenommen. Nicht angenommen wurden Meldungen aus der BRD. So fragte Wolfgang Lückert aus Marburg an, welche Möglichkeiten der Teilnahme bestünden. Der Direktor der Sektion Sportwissenschaft der Jenaer Universität, der diesen Brief erhielt, vermerkt in einer Notiz an den Meldechef Jens Wötzel, dass seineserachtens ein Start nur im Rahmen der gegenseitigen Vereinbarungen zwischen dem DTSB und dem DSB möglich wäre. Es sollte mit zentralen Stellen Rücksprache genommen werden. Was auch erfolgte. Eine offizielle Rückinformation gab es nicht. Lediglich der Hinweis, dass die Termine für einen Sportleraustausch für das Jahr 1975 bereits beschlossen wären und der Rennsteiglauf darin nicht enthalten wäre. Etwa zur gleichen Zeit wurde der Gesamtleiter zu seinem Institutsdirektor bestellt, der ihm eröffnete, dass er nicht mit einer Laufgruppe zum 100km-Lauf in die Schweiz fahren dürfe. Erst eine Woche später kann er diesen Hinweis zuordnen, als er einen scheinbar ungeöffneten Brief aus der Schweiz erhielt, in dem Walter Tschiedel von der "Schweizerischen Veteranen Vereinigung" Interesse an der Teilnahme am Rennsteiglauf bekundete und gleichzeitig eine Gruppe von Läufern aus Jena in die Schweiz zum 100km Lauf nach Biel einlud.

Die Anmeldungen erhielten eine Vielzahl von Hinweisen und Rückfragen, die alle vom Organisationsbüro in Jena beantwortet werden mussten. So stellte Gustav Müller aus Schmiedefeld/R. neun Fragen, darunter:

  • Welches Training empfehlen Sie?
  • Welche Bekleidung und Schuhwerk empfehlen Sie?
  • Sind Zwangspausen vorgesehen?

Der 77 jährige Walter Dietrich aus Leipzig schrieb u. a: "Ich mache meinen Gesundheitslauf schon vier Jahre lang 5 oder 10km jeden Sonntag. Ist dies ausreichend für die Teilnahme?"

Der sich abzeichnende Organisationsaufwand brachte auch bisher nicht geplante Kosten, die mit dem Startgeld von 8,- und 12,- Mark nicht zu realisieren waren. Deshalb machte die HSG Uni Jena am 5. März 1975 das Präsidium für Hoch- und Fachschulsport der DDR auf das zu erwartende Minus von zirka 3000,- M bei der Finanzierung des Laufes aufmerksam. Ein Antrag zur Erhöhung des vorgesehenen Zuschusses von insgesamt 1000,- Mark wurde nicht bestätigt. Dies war auch ein Grund, warum die Jenaer Organisatoren über 1000 sogenannte "Bettelbriefe" an Betriebe in ganz Thüringen verschickten mit der Bitte um Unterstützung. Die Resonanz war durchaus positiv. Es fanden sich etliche Geld- und Sachspenden ein. So von der Forstwirtschaft Suhl, die zwei rustikale Außenthermometer stiftete, das Antennenwerk Bad Blankenburg eine Autoantenne, VEB Elektronik Gießübel 2 Stück Netzteile, das Glasgerätewerk Neuhaus 6 Schwenker, 50 Kleiderbügel kamen vom VEB Kleiderbügelwerk Giesübel, VEB Acosta Thal stiftete einen Partygrill und ein Reglerbügeleisen usw.. Den höchsten Geldbetrag stellte der Kalibetrieb "Merkers" mit 300,- M zur Verfügung. Die Sachspenden wurde zum Großteil als Preise ausgegeben. Die Geldspenden, in der Summe über 2000,- Mark veranlassten das Organisationsbüro die geplante Notbremse, Einschränkungen von Leistungen für die Teilnehmer, nicht zu ziehen.

So konnte dann am 9. Mai 1975, unter der Bezeichnung "50-Meilen-GutsMuths-Gedenklauf" der 3. GutsMuths-Rennsteiglauf gestartet werden. 811 Läuferinnen und Läufer kamen in Neuhaus ins Ziel. Auf der Langen Strecke (Heuberghaus - Neuhaus 82 km) waren 692 Männer und 10 Frauen erfolgreich, auf der kurzen Strecke (Bahnhof Rennsteig - Neuhaus 38 km) 108 Frauen und 1 Mann. In die Mannschaftswertung (4 Läufer, die wie die Gründer 1973 die gesamten 82 km zusammen laufen wollten) kamen 62 Mannschaften.

Nach dem seit 1971 die verschiedenen Testläufe gezeigt hatten, dass ein Lauf über eine Streckenlänge von fast 100km auf dem Rennsteig erfolgreich absolviert werden kann. Stellten sich die Akteure als nächste Aufgabe das Ziel diesen Lauf offiziell als Wettkampf mit individueller Zeitnahme auszuschreiben. Da war nach den Regeln des DTSB die Aufnahme in einen Terminkalender eines Fachverbandes notwendig. Eine erste mündliche Anfrage beim Leichtathletikverband brachte eine Ablehnung mit sich, da diese Streckenlänge im Wettkampfsystem der DDR nicht existierte.

Auf einer Tagung in Obergneus im Sommer 1974 nahm die Fachgruppe Orientierungslauf des Präsidiums für Hoch- und Fachschulsport eine 100 km-Wanderung in ihren Terminkalender 1975 auf. Den Vorschlag hatte Hans-Georg Kremer unterbreitet, der zu dieser Zeit Vorsitzender dieser Fachgruppe war. 100km Wanderungen waren nach Vorbildern aus der CSSR bekannt und waren im Klassifizierungssystem für Leistungswanderer anerkannt.

Um der Ausschreibung eine größere Wirkung zu geben wurden mehrere überregionale Zeitungen, wie z. B. das "Deutsche Sportecho" und die "Junge Welt" ob sie die Schirmherrschaft übernehmen. Da diese Anfragen unbeantwortet blieben, wurde dann bei Thüringischen Zeitungen angefragt und im November erklärten sich "Thüringer Neueste Nachrichten" bereit, die Schirmherrschaft über den Rennsteiglauf zu übernehmen.

Im gleichen Monat gelang es auch mit Herbert Weiß aus Heidersbach bei Suhl, einen Orientierungs- und Skiläufer aus der Rennsteigregion zu gewinnen, der bereit war, als Technischer Leiter bei der Organisation der Veranstaltung mitzuwirken. Die Akteure aus Jena kannten Herbert noch aus ihrem gemeinsamen Training in Weimar, wo er studierte und als Übungsleiter im Orientierungslauf tätig war. Ihm gelang es innerhalb kürzester, Zeit Sportgemeinschaften für die Betreuung von Versorgungs- und Kontrollstationen an der Neuhofswiese, dem Grenzadler, am Adler, am Bahnhof Rennsteig, in Kahlert, an der Rennsteigwarte und in Limbach zu werben. Sie forderten aber, dass sich die Veranstaltung aber nur lohnen würde, wenn mehr als 100 Teilnehmer an den Start gingen. Die Jenaer veränderten daraufhin die Ausschreibung. War die 100km Rennsteigleistungswanderung bisher nur Angehörigen von Hoch- und Fachschulen der DDR zugänglich, wurde sie jetzt auch für Gäste aus anderen Sportverbänden der DDR geöffnet.

Auf Vorschlag von Prof. Dr. Willi Schröder wurde der Name geändert in "50-Meilen GutsMuths- Gedenklauf". Der Universitäts-Grafiker Klaus Hobrack entwickelte im Dezember 1974 das Symbol des Rennsteiglaufes - ein grünes R mit nach rechts umlaufenden Pfeil, bestehend aus vier Linien, das Laufen symbolisierend. Den Bezug zur Meilenlaufbewegung, die seit 1971 von den Sportjournalisten ins Leben gerufen worden war, erfreute sich zunehmender Beliebtheit. Eine Meile entsprach der Meterzahl des jeweiligen Jahres also für 1975 = 1975m, was bei 50 Meilen etwa 98km entsprochen hätte. Vorgesehen waren drei Wertungsgruppen:

  • A = mit Zeitnahme
  • B = ohne Zeitnahme
  • C = Frauen über eine eigene Strecke von 38km.

Um alle jetzt anfallenden Arbeiten bewältigen zu können, wurde ein Organisationsbüro gebildet. Hatten bei den bisherigen Läufen im Wesentlichen Hans-Georg Kremer und Wolf-Dieter Wolfram die Hauptlast der Organisation getragen, gab es im neuen Organisationsbüro folgende Aufgabenteilung: Schirmherr Prof. Dr. W. Schröder, Gesamtleiter Dr. H.-G. Kremer, Technischer Leiter Herbert Weiß (SG Beerberg Goldlauter), Transportverantwortlicher Wolf-Dieter Wolfram, Meldechef Jens Wötzel, Streckenchef Walter Gutschalk (SG Beerberg Goldlauter), Werbechef Klaus Hobrack, Übernachtungen Hans-Joachim Römhild, Eröffnungsveranstaltung Erwin Schwarz, Zielort Neuhaus C. Leidenfrost (DTSB-Kreisvorstand), Organisationszentrum am Wettkampftage Salzmannschule Schnepfenthal, Sportpsychologische Befragung Dr. Manfred Möller, und Bereichsleiter Medizin Dr. Jochen Scheibe (wie alle Übrigen HSG Uni Jena).





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Autor: Copyright Hans-Georg Kremer,

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