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Kapitel 2: Tests und I. 50-Meilen- Rennsteiglauf 1973
 
 
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21.05.2002  

 
 

 
Gerhard Porsche, Wolf-Dieter Wolfram, Michael Brehme, Lothar Erbs, Karl Gerlach - vor dem Start zum ersten Testlauf  

Nach dem ersten erfolgreichen Versuch 1971, den Rennsteig in Etappen zu belaufen, gab es zwei weitere Tests im folgendem Jahr. Diesmal handelte es sich wieder um einen Etappenlauf, der aber auf Grund extremer Witterungsbedingungen am zweiten Tag in Oberhof abgebrochen wurde und um eine 100km-Leistungswanderung; heute würde man wahrscheinlich Walking dazu sagen, die nach 60km vorzeitig endete. Die Tests zeigten, dass die logistischen Probleme bei weitem die Möglichkeiten der jungen Männer zwischen 15 und 25 Jahren überstiegen. Die Beschaffung geeigneter Landkarten, die Quartierprobleme, die Versorgung und Betreuung waren einfach zu aufwendig. So reifte die Überlegung, den Rennsteig erst einmal in einem Stück als Ultra- Marathon zu erkunden.

Am 13. Mai 1973 war es dann soweit. Die Mathematikstudenten Hans- Joachim Römhild und Wolf- Dieter Wolfram, der Sportstudent Jens Wötzel und der Assistent der Sportwissenschaft Hans- Georg Kremer der Jenaer Universität standen früh um 7. 00 Uhr an der Hohen Sonne bei Eisenach auf dem Rennsteig. Betreut wurden sie von dem Mathematikstudenten Dietrich Saalfeld, der den betagten 311 Wartburg der Familie Wolfram als Betreuungsfahrzeug chauffierte. Unterstützt wurde das ganze Projekt von der HSG Uni Jena und von Sportwissenschaftlern der Jenaer Universität.

Die Laufstrecke war klar und von den drei Testläufen weitestgehend bekannt. Das Ziel war ungewiss. Etwa 100km schwebten den Aktiven vor, ohne das bisher je einer eine solch lange Strecke absolviert hatte. Die Witterung war recht günstig- kühl und trocken. Die ersten zwanzig bis dreißig Kilometer verliefen problemlos. Im lockeren Lauftempo ging es über den Inselberg. Der alte Wartburg schaffte es regelmäßig, nach 10- 15 km an der Strecke zu stehen und für das leibliche Wohl der vier Läufer zu sorgen. In wechselnder Zusammensetzung ging es weiter mal zu zweit, mal zu dritt oder viert oder auch mal allein über den Rennsteig. Kontinuierlich als Schlussläufer lief "Organisationschef" Hans- Georg Kremer. An den Verpflegungspunkten wurde immer gewartet, bis alle wieder zusammen waren. Ab der Schmücke wurden konditionelle Probleme immer deutlicher. Vor allem waren es Blasen an den Füßen, die für zunehmende Temporeduzierung sorgten. Die Schuhe, bestenfalls Modelle der Firma "ZEHA" aus Hohenleuben, entsprachen in keiner Weise den Anforderungen eines solchen Langstreckenlaufes.

Die Kommunikation untereinander wurde immer einsilbiger und fand vor allem an den Versorgungspunkten statt, da unterwegs jeder mit sich zu kämpfen hatte. Etwa bei Neustadt tauchte erstmals die Frage auf: " Wie weit wollen wir noch laufen?". Zu diesem Zeitpunkt wollte aber noch keiner der Erste sein, der das Handtuch wirft. Die Gruppe blieb stärker zusammen und sicher hatte die aufgeworfene Frage dazu geführt, dass sich jeder mit dem Ende des Laufes beschäftigte. Auch dem Betreuer und Fahrer waren inzwischen die Strapazen des Unternehmens anzumerken. Er hatte ja viele Kilometer zu absolvieren um wieder auf den Rennsteig zu kommen, musste sich ständig orientieren und auch noch für das Wohl der Teilnehmer sorgen.

Ab Neustadt wurde nur Straße gelaufen. Hinter der Schwalbenhauptwiese blieb die Gruppe auf der Straße, da in der Nähe des Ortseinganges von Masserberg die nächste Versorgung geplant war. Die Frage nach dem Kilometerstand beantwortete Wolf- Dieter Wolfram mit: "Etwa 100!". Damit waren die Würfel gefallen und keinerlei Motivation bei allen vier Läufern mehr vorhanden, eventuell noch einmal die schmerzenden Füße und Beine in Bewegung zu setzen. Nach knapp 10 Stunden hatte ein einmaliges Laufabenteuer sein erfolgreiches Ende gefunden.





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Autor: Copyright Hans-Georg Kremer,
Foto: Hans-Georg Kremer

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