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Claudia Marias wahrer „Marathon op Kölsch“ (3. Siegerin Köln-Marathon)
 
 
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06.10.2016  

 
 

Claudia Maria Henneken bei Kilometer 24
 
Claudia Marias wahrer „Marathon op Kölsch“
 
Ein Marathonlauf ist lang. Wer ihn schon gelaufen ist, weiß: Ab km35 wird er gefühlt immer länger. Ist die Strecke allerdings dem Reglement entsprechend vermessen, müsste sie – Gefühle hin oder her – am Ende doch exakt 42,195 km lang sein. Eine blaue (Ideal)Linie solle den Läuferinnen und Läufern helfen, den rechten Weg zu finden.
 
Nach vielen Jahren hatten auch die Kölner anlässlich ihres 20. Jubiläums mal wieder einen Malermeister auf die Strecke geschickt. Doch oh je: Hatte man ihm zuvor etwas in sein letztes Getränk gekippt? Beispiel Amsterdamer Straße zwischen km 33,6 und km 36 – hier hat der Mann mit dem Pinsel seiner künstlerischen Kreativität freien Lauf gelassen. Irgendwo muss ihm allerdings ein abgestelltes Auto im Weg gestanden haben. So entschied er sich, nicht über das Auto, sondern um das störende Vehikel rundum zu malen. So in Fahrt geraten, hatte er dann aber in einer lang gezogenen Linkskurve zu viel Schwung und geriet nach ganz rechts außen auf Umwege. Wem auf diesem Streckenabschnitt bereits die Füße schmerzten, verzichtete jedoch auf die Sightseeing-Tour und wollte natürlich auf kürzestem Wege „zo Fooss noh Kölle, zum Dom, jonn“.
 
Offiziell hatte Claudia Maria Henneken nach 42,195 km Köln-Marathon offiziell hinter sich.
In 3 Stunden, 2 Minuten und 50 Sekunden netto - nicht auf ihren geliebten Inline-Speedskates, mit denen sie in vergangenen Jahren in Köln schon sieben Mal über die Ziellinie gerast war und sich fünf Mal den Stadtmeistertitel sichern konnte. In diesem Jahr lief die 31jährige Kölnerin Claudia Maria zum zweiten Mal „zo Fooss“.
 
Dass sie dabei als dritte Frau die Ziellinie passierte, wurde ihr erst bewusst, als man ihr die Startnummer F5939 abnahm, durch das Brustschild „3. Siegerin“ ersetzte und zur Siegerehrung bat.
 
Allzu gerne wäre Sie, glücklicherweise typisch Frau, bevor sie aufs Treppchen durfte, zuvor noch unter die Dusche oder zumindest in trockene Klamotten geschlüpft. Das aber war nicht möglich. Claudia Maria, die Deutsche Meisterin 2016 im Inline-Speedskaten über die Langstrecke (60 km), war ja keine „Elite“-Athletin, denen eine Sonderbehandlung zustand. Deshalb gewährte man ihr auch während des Rennens keine offizielle Fahrrad-Begleitung, obwohl sie für ihren Start teuer bezahlt hatte. Da haben es nicht eben billig verpflichtete Kenianerinnen schon deutlich besser – zumindest so lange, bis sie ihr Rennen aufgeben. Und Claudia Marias Klamotten waren auch nicht im Sonderzelt der „Elite“-Athleten direkt hinter dem Ziel deponiert, sondern erst nach einem Fußmarsch von einem weiteren Kilometer bei den Fitness- und Breitensportlern abzuholen.
 
42,195 km auf kürzestem Wege vom Start ins Ziel, dann noch ein Kilometer bis zur Kleiderbeutel-Rückgabe. Gut, das alles ist in der Euphorie des 3. Platzes noch zu verkraften. Aber dann musste Maria auch noch 1 km weiter bis zur Doping-Kontrolle latschen. Länge des Köln-Marathons brutto für die drittplatzierte Frau, ehrenamtliches Vorstandsmitglied, Sportwartin und Jugendtrainerin im (Inline) Speed Skating Club Köln, der die Medien am Tag danach bestätigten, dass sie immerhin aus Deutschland kommt: mindestens 44,4 km.
 
Das also war er, der 20. Kölner-Jubiläums-Marathon. Und was hat die Drittplatzierte, die aufs Siegertreppchen hüpfte, derweil man die siegreiche Kenianerin bei ihrer Gipfelbesteigung stützen musste, anschließend gemacht? In der Kölner Lanxess-Arena hat Claudia Maria mit Björn Heuser und 12 000 anderen Kölnern kölsche Lieder gesungen. Das war der wahre „Marathon op Kölsch“.



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Autor und Copyright: Hanspeter Detmer für Laufen-in-Koeln

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