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Rund um das aktuelle Streitthema Marathon-Oplymianorm für Deutsche
 
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01.10.2015 

 

Beim Berlin-Marathon wurden Philipp Pflieger (16. Platz/2:12:50) und Anna Hahner (13. Platz/2:30:19) beste Deutsche - beide verfehlten allerdings die Olympia-Norm. Deutsche Läufer (Männer) müssen eine Zeit von 2 Stunden und 12 Minuten und 15 Sekunden laufen, um sich zu qualifizieren, während die internationale Qualifizierungszeit bei 2 Stunden 15 Minuten liegt.
 
Eine Differenz, die zu Kritik führte.
Laufen-in-Koeln führt die unterschiedlichen Ansichten auf:
 
 
Philipp Pflieger kritisierte die Regelung: "Ich kann's nicht ganz verstehen. Da hat man den Eindruck, da werden einem Knüppel zwischen die Beine geworfen. Man muss ungemein viel investieren, während die Konkurrenten sich in Ruhe vorbereiten können."

 
Der Präsident des Deutschen Leichtathletikverbandes (DLV), Clemens Prokop, verteidigte die Norm:
 
"Philipp Pflieger ist auf der Weltrangliste auf Platz 200 - in anderen Disziplinen werden nur die 25 bis 30 Besten nominiert - das könne man nur schwer erklären, warum jemand mit so einer Platzierung nominiert wird." Die Vergleichbarkeit zwischen den Disziplinen müsse gewährleistet werden.
 
 
Die Vertreter der fünf größten deutschen Marathons (v.l.): Frank Thaleiser (Haspa Hamburg Marathon), Gernot Weigl (München-Marathon), Mark Milde (BMW BERLIN-MARATHON), Markus Frisch (RheinEnergieMarathon Köln), Jürgen Lock (Berlin), Jo Schindler (Frankfurt-Marathon) und Christian Jost (Berlin).
 
Marathonveranstalter fordern Startmöglichkeit
für Philipp Pflieger bei den Olympischen Spielen
 
Die fünf großen deutschen Marathonveranstalter (Berlin, Frankfurt, Hamburg, Köln, München) fordern den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) zum Umdenken auf. Die mögliche Entwicklung deutscher Läufer zu Athleten von internationaler Klasse wird seit Jahren blockiert. Durch Qualifikationskriterien, die so hoch angesetzt werden, dass sie beinahe keiner erreicht. Deutlich macht dies aktuell der Fall Pflieger: Der Langstreckenläufer Philipp Pflieger erreichte bei seinem Marathon-Debüt am 27. September in Berlin eine Zeit von 2:12:50 Stunden. Für die Marathon-Premiere eines deutschen Läufers ist dies ein sensationelles Resultat – abzulesen an den nationalen Marathon-Ranglisten der letzten zehn Jahre.
 
Die vom DLV festgelegte Norm für einen Start bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio liegt jedoch bei 2:12:15 Stunden. So wird aufstrebenden Athleten wie dem 28 Jahre alten Pflieger die Olympiachance genommen. Was dies für seine Motivation und noch viel schlimmer: für die Motivation von Nachwuchsläufern bedeutet, sich der zehrenden Marathon-Laufbahn mit meist nur zwei großen Wettkämpfen im Jahr hinzugeben, dürfte klar sein. Zumal die internationale Norm, festgelegt vom Internationalen Leichtathletik-Verband (IAAF) und Internationalen Olympischen Komitee (IOC), bei 2:17 Stunden liegt. Der DLV begründet seine harte Qualifikationszeit damit, nur Marathonläufer nach Rio schicken zu wollen, welche die Chance auf eine Platzierung unter den ersten Acht haben. Nur ist die internationale Konkurrenz im Marathon viel ausgeprägter als in Spezialdisziplinen wie beispielsweise Speerwerfen oder Weitsprung. Es gibt kaum eine andere olympische Disziplin, bei der so viele verschiedene Nationen am Start sind wie in den Laufwettbewerben. Doch deutsche Athleten werden davon vom eigenen Verband quasi ausgeschlossen. Diese harte Gangart ist völlig unverständlich.
 
Zumal derselbe Verband gerade willkürlich entschieden hat, den Laufveranstaltern ihre Pflichtabgabe je Teilnehmer um 100% zu erhöhen (ursprünglich waren gar 400% geplant). Angeblich, um den Laufsport zu fördern. Doch existiert kein Konzept, wie diese Mittel sinnvoll für den Laufsport verwendet werden. Es wird eine Abgabe erhoben, die größtenteils den Landesverbänden des DLV zufließen soll, doch was diese mit den Mitteln vorhaben, ist völlig ungewiss. Einige Landesverbände haben öffentlich erklärt, dass damit die eigene Verwaltung finanziert werden soll.
 
Die Marathonmacher in Deutschland haben ihre Mitwirkung bei der Förderung deutscher Athleten nicht nur angekündigt, sondern sind seit Jahren aktiv beteiligt. Sie sind es, die den Marathonsport in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt haben, die deutschen Läuferinnen und Läufern in ihren internationalen Feldern unterstützen und ihnen eine Plattform bieten. Wenn jedoch der eigene Verband mit Normen, die für Läufer aus europäischen Nachbarländern nicht gelten, seinen Athleten den Weg in die internationale Spitze verbaut, sie auf dem Weg dorthin geradezu ausbremst, dann konterkariert dies jegliche Mühe der Marathonveranstalter.
 
Welchen Stellenwert der Marathon beim Deutschen Leichtathletik Verband einnimmt, zeigt die Formulierung in der Deutschen Leichtathletik Ordnung (DLO), in der die Läufe über die klassische Distanz als "stadionferne Veranstaltungen" bezeichnet werden. Das mag unglücklich formuliert sein, zeigt aber umso deutlicher, wie man beim DLV die Straßenlauf-Szene betrachtet – entfernt eben.




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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln