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Abenteuer Rennsteig: 1990, Neues Kapitel |
Wie
bei den ersten Rennsteigläufen mutete das äußere Bild an, als sich am 18.5.90
bei Blankenstein 22 Läuferinnen und Läufer aus der Bundesrepublik und der DDR
trafen. Sie wollten gemeinsam am Vorabend des GutsMuths-Rennsteiglaufes den Teil
des Rennsteiges laufen, der bisher durch die deutsch-deutsche Grenze nicht
passierbar war. Die Gesamtvorbereitung war allerdings etwas professioneller.
Streckenerkundung, medizinische Betreuung, Verpflegungspunkte, Absprachen mit
Grenztruppen und Bundesgrenzschutz, sogar ein spezielles T-Shirt waren
vorbereitet worden. Trotzdem war es für alle ein Abenteuer. Die Strecke kannte
nur einer, nicht einmal die genaue Länge war bekannt (ungefähr 45 km).
Der Start erfolgte um 13.00 Uhr am Rennsteigstein an der Saale. Erstes
Hindernis, eine kleine Brücke, die die Grenze von Bayern nach Thüringen
überbrückt, ist zerstört, also ca. 2 km Umweg. Dann freundliche Grüße von den
Grenztruppen und einigen Betreuern und Zuschauern am ersten Grenzübergang.
Insgesamt 8 Mal wurde im Verlauf der Strecke die Grenze passiert. Von 414 m Höhe
steigt die Strecke kontinuierlich auf 633 m beim Ort Schlegel an, um kurz vor
Ende bei Ernstthal sogar die 830m über Normal 0 zu erreichen.
Landschaftlich herrlich gelegen, mit weiten Ausblicken in den Frankenwald und
den Thüringer Wald, zieht sich der Rennsteig bis zum nächsten Übergang bei
Brennersgrün hin. Zwei Naturschutzgebiete werden tangiert und einer der wenigen
noch in der DDR ansässigen Schwarzstörche gesichtet. Beim Wappensteinweg, unweit
von Steinbach a.W., erreichen wir dann den Tettauer Winkel. Fast 14 km geht es
jetzt durch Bayern. Lauffreunde aus Ludwigsstadt, Steinbach und Gräfenthal haben
Verpflegungsstellen aufgebaut. Bis hierher waren alle noch frisch, und das
Lauftempo war eher zu schnell als zu langsam. Nach 30 km kommt dann der berühmte
Marathonpunkt, und gerade hier geht es parallel zu einem etwas eintönigen, fast
8 km langen kerzengeraden Straßenstück. Erste Verschleißerscheinungen werden
sichtbar.
Alle kommen bis zum nächsten Grenzübergang Spechtsbrunn, und jetzt ist das Ziel
scheinbar zum Greifen nahe. 9 km aber noch einmal, fast 100 m Höhenunterschied.
Am Ortsausgang Ernstthai empfängt uns dann ein Regulierungsposten der VP, der
mit seinem Motorrad vor uns den Rennsteig befährt. Bis hierher war durch die
Wanderfreunde vor allem aus dem Kreis Lobenstein die gesamte Strecke gut
markiert.
Noch 2 km bis zur Startwiese (unser Ziel) in Neuhaus. Das Feld rückt an. Bis
jetzt waren immer alle zusammen geblieben, und nun wurde es schwierig, dies auch
bis zum Ziel durchzuhalten. Es gelang! Nach 6:22:00 Stunden erreichten alle 22
Teilnehmer gemeinsam das Ziel! Begeisterte Zuschauer, angefeuert vom
Startsprecher Horst Hörseimann, sorgten für eine angenehme Überraschung. Jeder
Teilnehmer erhielt am Ziel ein eingerahmtes „R" aus Originalstacheldraht vom
Rennsteig und die Gewissheit, dass er am 1. Gesamtdeutschen
Rennsteiglauferfolgreich teilgenommen hat. Für 1991 ist eine Erweiterung dieses
Teiles des Rennsteiges als Wanderung geplant. Vor allem Naturschutzmaßnahmen
lassen eine unkontrollierte Erweiterung dieser Strecke im Rahmen des
Guts-Muths-Rennsteiglaufes nicht zu.
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Autor: Copyright Hans-Georg Kremer,
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