|
Streckenrekord und Teilnehmerrekord beim Mainova Frankfurt Marathon Äthiopischer Sieg in Weltklasse-Zeit bei den Männern / In superschnellem Frauenrennen bleiben zwei Athletinnen unter der alten Frankfurt-Bestmarke / Arne Gabius und Katharina Heinig überzeugen trotz windiger Rennbedingungen / Laufklassiker am Main bewegt 26.826 Läufer Im vergangenen Jahr geschlagener Zweiter, nun der große Sieger: Der Äthiopier Kelkile Gezahegn hat den 37. Mainova Frankfurt Marathon bei kühlen und teilweise sehr windigen Wetterbedingungen in 2:06:37 Stunden gewonnen. Nach einem spannenden Kopf-an-Kopf-Duell setzte sich der 22-Jährige kurz vor dem Ziel vom Kenianer Martin Kosgey ab und erreichte in 2:06:41 Stunden das Ziel vor in der brodelnden, mit 10.000 Zuschauern vollbesetzten Festhalle. Rang drei belegte der Debütant Alex Kibet (Kenia) mit 2:07:09 Stunden. Einen Master-Weltrekord lief der sechstplatzierte Mark Kiptoo, der Frankfurt-Sieger von 2014. Der 42-jährige Kenianer war nach 2:07:50 im Ziel und verbesserte damit den Weltrekord der über 40-Jährigen um 48 Sekunden. Einen sehr starken neunten Platz belegte in dem hochklassig besetzten Rennen Arne Gabius (Therapie Reha Bottwartal). Der 37-Jährige stellte mit 2:11:45 eine deutsche Jahresbestzeit auf. Für das hochklassigste Resultat des Tages sorgte die Siegerin: Die 33-jährige Äthiopierin Meskerem Assefa gewann das Rennen mit einem Streckenrekord von 2:20:36. Damit war sie um 25 Sekunden schneller als die bisherige Rekordlerin Meselech Melkamu (Äthiopien), die 2012 mit 2:21:01 gewonnen hatte. In einem hochklassigen Frauen-Rennen blieb die zweitplatzierte Haftamnesh Tesfay (Äthiopien) mit 2:20:47 noch unter dem alten Streckenrekord. Auch die Drittplatzierte kam aus Äthiopien: Bedatu Hirpa war nach 2:21:32 im Ziel in der Festhalle. Katharina Heinig (Eintracht Frankfurt) lief ein überzeugendes Rennen und blieb auf Platz 14 knapp unter 2:30 Stunden. Bei den schwierigen Bedingungen erzielte die 29-Jährige mit 2:29:55 Stunden das zweitschnellste Ergebnis einer deutschen Läuferin in diesem Jahr. Für den Mainova Frankfurt Marathon hatten 13.934 Läufer aus 103 Nationen gemeldet. Die Rahmenwettbewerbe hinzugerechnet hat der Laufklassiker am Main 26.826 Läufer bewegt – ein neuer Rekord in der 37-jährigen Geschichte. Der Mainova Frankfurt Marathon ist ein IAAF Gold Label-Rennen und gehört damit zur höchsten Kategorie im internationalen Straßenlauf. „Wir sind mit dem sportlichen Ergebnis, der begeisternden Stimmung in der Stadt und mit den Teilnehmerzahlen sehr zufrieden“, resümierte Veranstalter Jo Schindler. Der Sportliche Leiter Christoph Kopp sagte über die Auftritte der Spitzenathleten: „Wir haben der Marathonwelt einmal mehr gezeigt, dass man in Frankfurt schnell laufen kann. Es freut mich sehr, dass endlich ein neuer Streckenrekord bei den Frauen gelungen ist. Das Zieltempo beim Halbmarathon haben wir bei den Frauen fast genau getroffen. Bei den Männern haben wir einen spannenden Zweikampf erlebt, der das Publikum begeistert hat.“ Dr. Constantin Alsheimer, Vorstandsvorsitzender von Titelsponsor Mainova, gab eine positive Nachricht für die Partnerschaft mit dem ältesten deutschen Stadtmarathon bekannt. „Wir freuen uns, dass wir als Titelsponsor ein Jahr verlängern und auch beim Mainova Frankfurt Marathon 2019 dabei sein werden“, sagte er. Den Frankfurter Marathontag erlebte er mit großer Begeisterung: „Wir hatten tolle sportliche Ergebnisse. Es war emotionsgeladen von Anfang bis zum Ende. Ein wunderbarer sportlicher Tag für Frankfurt, für alle Teilnehmer und uns als Unternehmen.“ Im Männerrennen legte eine große Gruppe von zwölf Athleten die erste Rennhälfte in flotten 62:27 Minuten zurück. Der Wind aus Richtung Nordosten begünstigte einen schnelleren Beginn, sodass zwischenzeitlich eine Zeit von 2:05 Stunden oder sogar knapp darunter möglich schien. Erwartungsgemäß wurde es mit Gegenwind ab Kilometer 27 schwieriger, das hohe Tempo zu halten. Kelkile Gezahegn aus Äthiopien und der Kenianer Martin Kosgey, die jeweils Zweitplatzierten der Jahre 2017 und 2016, lancierten bei Kilometer 34 den vorentscheidenden Angriff und setzten sich rasch vom Spitzenfeld ab. Debütant Alex Kibet schaffte bei Kilometer 36 noch den Anschluss an das Spitzenduo. Als Martin Kosgey drei Kilometer vor dem Ziel die Initiative übernahm, fiel Kibet aber wieder zurück. Gezahegn blieb Kosgey in einem teilweise taktisch geführten Finish dicht auf den Fersen. Richtig dramatisch wurde es 500 Meter vor dem Ziel. Gezahegn attackierte kurz vor dem Einlauf in die Festhalle und feierte in 2:06:37 Stunden den Sieg mit fünf Sekunden Vorsprung auf Kosgey. Der Äthiopier Gezahegn hatte auf eine schnellere Zeit gehofft, sich dann aber ganz auf den Sieg fokussiert: „Ich habe angekündigt, dass ich 2:04 laufen will. Zwischendurch habe ich gemerkt, dass es für alle schwierig wird. Da wir die ganz schnelle Zeit nicht mehr schaffen konnte, habe ich alles daran gesetzt zu gewinnen und habe am Ende alles gegeben.“ Martin Kosgey erreichte mit 2:06:41 eine persönliche Bestzeit und lief zum zweiten Mal nach 2016 in Frankfurt auf den zweiten Platz. „Ich war sehr zuversichtlich von Beginn an. Ich dachte, dass ich Kelkile schlagen kann. In jedem Fall lief ich stärker als letztes Jahr“, kommentierte er. Der deutsche Rekordhalter Arne Gabius erreichte bei seinem vierten Start in Frankfurt seine vierte Top-10 Platzierung. An neunter Stelle lief er als bester Europäer in 2:11:45 Stunden trotz nicht ganz idealer Vorbereitung eine deutsche Jahresbestleistung. „Besonders schwer ist es mir auf den ersten fünf Kilometern gefallen, um ins Rennen reinzukommen“, schilderte Gabius sein Rennen. „Ab 7 Kilometern lief es richtig gut. Dieses Gefühl nach einem so schweren Jahr war einfach toll. Der Wind war heute unberechenbar und kostete natürlich Kraft. Die letzten Kilometer habe ich mich einfach auf die Festhalle gefreut. Ich bin zufrieden damit, wie das Rennen insgesamt gelaufen ist. Richard Ringer hat ein super gleichmäßiges Tempo gemacht. Er sollte nur bis Halbmarathon laufen. Wir haben kurzfristig entschieden, dass Richard länger läuft. Ich muss in den nächsten zwei Jahren mal richtig Gas geben und meinen Rekord hochschrauben, sonst kommt er durch Richard in Gefahr.“ Spätestens als die große Frauen-Spitzengruppe mit einem Dutzend Läuferinnen die Halbmarathon-Marke nach 69:55 Minuten passiert hatte, war klar, dass sich hier außergewöhnliche Leistungen abzeichneten. Alle Zwölf liefen ein Tempo, das sogar auf eine Zeit von unter 2:20 Stunden hinführte. Lange Zeit blieb diese große Barriere im Frauen-Marathon in Reichweite. Nach 30 Kilometern waren immer noch zehn Athletinnen an der Spitze und auf Kurs für eine solche Zeit. Erst danach wurde das Tempo im Gegenwind etwas langsamer und eine Läuferin nach der anderen verlor den Kontakt zur Spitze. Nach 35 km lagen immer noch fünf Läuferinnen gemeinsam an der Spitze: neben den Äthiopierinnen Haftamnesh Tesfay, Bedatu Hirpa, Meskerem Assefa und Dera Dida war auch noch Betsy Saina dabei. Die Paris-Marathon-Siegerin aus Kenia konnte aber bald darauf nicht mehr mithalten und wurde am Ende Achte. Vorne entwickelte sich ein Duell zwischen Tesfay und Assefa, das erst auf dem letzten Kilometer entschieden wurde. Mit Assefa konnte sich jene Athletin durchsetzen, die bereits über Frankfurt-Erfahrung verfügte. Die Äthiopierin war vor einem Jahr bereits Dritte am Main. „Ich habe den Wind eigentlich gar nicht gemerkt. Meine Vorbereitung auf Frankfurt hat fünf Monate gedauert. Ich wollte 2:22 laufen und auf jeden Fall gewinnen. Für den Sieg musste ich eben schneller laufen“, sagte Meskerem Assefa. Auch die zweitplatzierte Tesfay war mit 2:20:47 noch schneller als der bisherige Streckenrekord von 2:21:01. Wäre nicht der starke Wind gewesen, wäre die 2:20-Marke wohl gefallen. Mit ihrer Siegerzeit, die auch eine neue persönliche Bestzeit ist, sortierte sich Meskerem Assefa in der Jahresweltbestenliste auf Rang 13 ein. Neben ihr liefen fünf weitere Athletinnen aus den Top 10 in Frankfurt persönliche Rekorde. Dass gleich sieben Läuferinnen Zeiten von unter 2:23 Stunden erzielten, ist einmalig für einen deutschen Marathon. Weltweit gab es ein Ergebnis dieser Breite in diesem Jahr lediglich beim Dubai-Marathon - auch dort rannten die besten sieben Läuferinnen unter 2:23 Stunden. Ausgezeichnet schlug sich Katharina Heinig (Eintracht Frankfurt) bei ihrem Heimspiel. Keine drei Monate nach ihrem EM-Rennen in Berlin und mit einer nur kurzen Vorbereitung belegte sie als beste Europäerin einen starken 14. Platz in dem Topfeld. Mit einem Ergebnis von 2:29:55 Stunden erreichte sie ihr Haupt-Ziel, eine Zeit von unter 2:30. Damit ist sie in Deutschland in diesem Jahr die Nummer zwei, und in Europa steht Katharina Heinig auf Platz 14. „Durch den starken Wind war es sehr hart. Aber wir hatten eine große Gruppe, und die Tempomacher waren sehr gut“, sagte Katharina Heinig, die die erste Hälfte in Frankfurt in 1:14:23 Stunden gelaufen war. „Ich bin sehr glücklich, wieder unter 2:30 Stunden gelaufen zu sein“, sagte die 29-Jährige, die zum dritten Mal in ihrer Karriere eine solche Zeit erreichte. „Die letzten eineinhalb Kilometer waren ein Kampf, aber ich hatte noch Körner. Bei Kilometer 40 habe ich erstmals gemerkt: Das wird knapp mit einer Zeit von unter 2:30. Als Lokalmatadorin motiviert es sehr, alle paar Meter seinen Namen zugerufen zu bekommen. Es war eine gute Entscheidung, hier zu starten. Damit habe ich in dieser Saison ein gutes Marathonresultat erreicht.“ Kerstin Bertsch hat derweil einen neuen Guinness Weltrekord im Marathonlauf mit Doppelkinderwagen aufgestellt. Die 29-Jährige aus Heusenstamm lief die Strecke in 3:14:20 Stunden und unterbot den bisherigen Rekord von 3:22 deutlich.
__________________________________ Autor und Copyright: Alex Westhoff fĂĽr Laufen-in-Koeln Foto: Mainova Frankfurt Marathon |