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Mediziner wollen den Body-Mass-Index (BMI) überdenken
 
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15.01.2025 

 

 
Mediziner wollen den Body-Mass-Index (BMI) überdenken

 
Der Body-Mass-Index (BMI) wurde im 19. Jahrhundert vom belgischen Statistiker Adolphe Quetelet entwickelt, um das Verhältnis von Körpergewicht und Körpergröße zu erfassen. Damals diente er vor allem dazu, Durchschnittswerte in der Bevölkerung zu bestimmen. Heute wird der BMI häufig verwendet, um zu beurteilen, ob jemand unter-, normal- oder übergewichtig ist. Doch immer mehr Ärzte und Wissenschaftler kritisieren diese einfache Formel, da sie den Gesundheitszustand nicht genau genug widerspiegelt.
 
Was ist der BMI genau?
 
Der BMI wird berechnet, indem man das Körpergewicht (in Kilogramm) durch das Quadrat der Körpergröße (in Metern) teilt. Ein Wert zwischen 18,5 und 24,9 gilt als normal, unter 18,5 als untergewichtig und über 25 als übergewichtig. Ab einem Wert von 30 spricht man von Adipositas, also starkem Übergewicht.
 
BMI berechnen

 
 
Kritik am BMI
 
Kritiker bemängeln, dass der BMI wichtige Faktoren wie Muskelmasse, Fettverteilung und Gesundheitszustand nicht berücksichtigt. Ein muskulöser Sportler könnte beispielsweise einen hohen BMI haben, obwohl er fit ist. Gleichzeitig kann jemand mit normalem BMI viel ungesundes viszerales Fett im Bauchraum haben, was das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht.
 
Ein weiteres Problem ist, dass der BMI nicht zwischen Fett- und Muskelmasse unterscheidet. Zum Beispiel kann ein Bodybuilder wegen seiner Muskelmasse als übergewichtig gelten, obwohl er sehr gesund ist. Andererseits könnten Menschen mit scheinbar normalem BMI bereits gesundheitlich gefährdet sein, wenn ihr Fettgewebe entzündungsfördernde Stoffe produziert.
 
Bessere Alternativen zum BMI
 
Fachleute fordern, dass der BMI nicht mehr der einzige Maßstab zur Bewertung des Körpergewichts sein sollte. Stattdessen sollten genauere Messmethoden verwendet werden, wie zum Beispiel:
 
 
- Taillen-Hüft-Verhältnis (WHR): Misst das Verhältnis von Taillenumfang zu Hüftumfang, was Hinweise auf die Fettverteilung gibt.
- Körperfettanteil: Bestimmt den Anteil von Fettmasse im Verhältnis zur Gesamtmasse des Körpers.
- Muskel-Fett-Verhältnis: Zeigt, ob der Körper überwiegend aus Muskeln oder Fett besteht ? besonders für Sportler wichtig.
- Viszeralfettmessung: Viszerales Fett im Bauchraum gilt als besonders gesundheitsschädlich. Diese Messung hilft, Risiken besser einzuschätzen.
- Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA): Misst die Zusammensetzung des Körpers mithilfe von elektrischem Widerstand.
 
Neue Ansätze für die Diagnose von Adipositas
 
Einige Mediziner schlagen vor, Adipositas differenzierter zu bewerten und zwei Kategorien zu verwenden:
  
- Klinische Adipositas: Diese Form beschreibt starkes Übergewicht, das bereits zu gesundheitlichen Problemen wie Bluthochdruck oder Diabetes geführt hat.
- Präklinische Adipositas: Hierbei handelt es sich um eine Frühform, bei der zwar noch keine gesundheitlichen Schäden bestehen, aber bereits ein erhöhtes Risiko für Erkrankungen vorliegt.
 
Forderungen der Fachwelt
 
Immer mehr Mediziner plädieren dafür, den BMI nicht mehr isoliert als Maßstab für Übergewicht zu verwenden. Stattdessen sollen neben dem BMI weitere Daten wie der Körperfettanteil herangezogen werden. Eine Forschergruppe veröffentlichte dazu im Fachjournal The Lancet Diabetes & Endocrinology (Januar 2024) eine Studie, die den BMI als alleinigen Gesundheitsindikator kritisiert.
 
Statt nur auf den BMI zu schauen, empfehlen die Experten eine umfassendere Gesundheitsbewertung. Dabei sollten moderne Techniken wie die bioelektrische Impedanzanalyse (BIA) oder die Magnetresonanztomographie (MRT) eingesetzt werden, um die genaue Fettverteilung und den Anteil der Muskelmasse zu erfassen.



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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln