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Ein einmaliger Wangenabstrich für mehr Fairness? Der internationale Leichtathletikverband World Athletics hat angekündigt, dass sich künftig alle Sportlerinnen einem einmaligen Gentest unterziehen müssen, wenn sie bei internationalen Wettkämpfen in der Frauenkategorie starten wollen. Der Test wird mithilfe eines einfachen Wangenabstrichs durchgeführt und soll feststellen, ob eine Athletin genetisch dem weiblichen Geschlecht zugeordnet werden kann. Mit dieser Maßnahme will der Verband einheitliche Teilnahmebedingungen für die Frauenkategorie schaffen. Sebastian Coe, Präsident von World Athletics, erklärte, dass es darum gehe, das Vertrauen in den Sport zu stärken und faire Wettbewerbsbedingungen zu garantieren. Die neue Regelung sei einfach, schnell und medizinisch unbedenklich. Hintergrund ist die anhaltende Debatte darüber, wer in der
Im Mittelpunkt steht das sogenannte SRY-Gen. Es befindet sich normalerweise auf dem Y-Chromosom und ist ein Marker für männliche Geschlechtsentwicklung. Wird dieses Gen bei einer Athletin gefunden, könnte dies ein Hinweis auf eine männliche genetische Struktur sein. In solchen Fällen sind weitere Untersuchungen möglich, etwa zur Höhe des Testosteronspiegels. Laut World Athletics sollen dadurch klare und nachvollziehbare Kriterien geschaffen werden, da frühere Regelungen oft als unzureichend und schwer kontrollierbar galten. Gleiches Regelwerk für Trans- und DSD-Athletinnen Bislang galten für Transgender- und DSD-Athletinnen unterschiedliche Vorgaben. Künftig sollen beide Gruppen nach denselben Regeln bewertet werden. Seit 2023 ist es Transfrauen, die die männliche Pubertät durchlaufen haben, nicht mehr erlaubt, in der Frauenkategorie anzutreten. DSD-Athletinnen müssen ihren Testosteronwert dauerhaft unter 2,5 nmol/l senken, um teilnahmeberechtigt zu sein. Kritische Stimmen aus der Wissenschaft Trotz der Berufung auf wissenschaftliche Erkenntnisse stößt der Vorstoß auf Kritik. Fachleute warnen vor psychischer Belastung, gesellschaftlicher Stigmatisierung und einem Ausschlussgefühl bei betroffenen Athletinnen. Bereits 1999 war eine ähnliche Testpflicht aufgrund ethischer Bedenken und praktischer Probleme abgeschafft worden. Ein wesentlicher Auslöser für die neuen Pläne war die Debatte um die Boxerinnen Imane Khelif (Algerien) und Lin Yu-ting (Taiwan) bei den Olympischen Spielen 2024. Beide wurden vorübergehend suspendiert, da ihre Geschlechtszugehörigkeit infrage gestellt wurde. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) erklärte jedoch, dass beide als Frauen geboren wurden. Die Fälle verdeutlichten, wie sensibel und konfliktbeladen dieses Thema ist. __________________________________ Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln |