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Laufen ist zwar eine einfach zu lernende, aber doch auch eine technische Sportart! Das Üben der Lauftechnik mag weit her geholt klingen, ist jedoch näher betrachtet eine wichtige Komponente im gesamten Trainingskomplex. Natürlich kommt Laufen vom Laufen, aber eine optimale Leistungssteigerung ist erst dann möglich, wenn das Lauftraining wirklich effizient und individuell ausgerichtet ist.
Training der Lauftechnik
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- | Integrieren Sie Steigerungsabläufe mit bewussten Fußabdruck (Mittel- und Vorfuß) in einem Trainingsablauf (3 – 5 x über 80 – 120 Meter) |
- | Kleine Antritte aus der Kurve heraus, einen kleinen Hügel bergauf oder bergab, einfach im flachem Gelände über 30 – 50 Meter |
- | Laufen Sie vor Spiegelflächen wie Fensterscheiben und beobachten sich selbst. Wie erscheint Ihnen Ihr Laufstil? Besser noch. Lassen Sie Ihren Laufstil von einem fachkompetenten Lauftrainer analysieren, evtl. eine Video- oder Fotoanalyse kann Defizite aufdecken. |
- | Beobachten Sie mit dem Wissen eines runden, schönen Laufstils andere Läufer und versuchen Sie vielleicht in Ihrer Laufgruppe oder mit dem Lauftrainer die „Konkurrenz“ zu analysieren („Aber nicht zu laut und nicht zu viele Tipps geben!“) |
- | Bewegen Sie sich doch mal öfter abseits der „Lauf-Autobahnen“. Nicht immer die ausgetretenen Feld- und Waldwege benutzen, sondern laufen Sie mal ein Stück auf der Graskante oder kleinere, verschlungene Pfade querfeldein. Das Laufverhalten ist dort ganz anders, da der Anforderungscharakter steigt und folglich sich die Laufökonomie verbessert. |
Unten aufgeführte Übungen des Lauf ABC können zur Auflockerung der Muskulatur auch während eines Laufes integriert werden. Bei dieser Anwendung jedoch nur über einen Weg von vielleicht 2-3x a´ 30 – 50 Metern, um den „Langlaufschritt“ kurz zu durchbrechen. Sonst gilt: Lauf ABC-Übungen zur Verbesserung der Laufbewegung sollten nach 10 bis 15 Minuten Aufwärmen oder nach einem extensiven GA1-Lauf erfolgen. Alle Übungen sollten mit voller Konzentration und hoher Bewegungsqualität ausgeführt werden!
Als Übungsstrecke wird eine ebene Wiese oder befestigter Fußweg von etwa 20 – 30 Metern gewählt. Das Lauf ABC wird innerhalb der 20 – 30 Metern trainiert. Aus den folgenden Übungen werden drei bis sechs beliebig aneinandergereiht, aber auch eine Kombination der Übungen miteinander ist möglich. Dies jedoch nur dann praktizieren, wenn die nötige Sicherheit und Bewegungsqualität der Einzelübungen gewährleistet ist. Eine kleine Serienpause von etwa 1,5 bis 2 Minuten nach einem Durchgang zur Erholung sind ausreichend, bevor ein zweiter oder dritter Durchgang erfolgt. Danach sollten Sie noch etwa 5 – 10 Minuten auslaufen.
die Hüfte ist während der gesamten Übung fixiert, die Füße bleiben am Boden und werden nur bis zum Ballen abgerollt, die Bewegung erfolgt harmonisch aus Fuß-, Knie- und Hüftgelenk ohne dass sich die Hüfte Auf und Ab bewegt, die Hände werden zur Hüftfixierung auf die Beckenkante gelegt oder können betont mit
geführt werden
2. Skippings
die
Oberschenkel werden schnellkräftig nach oben geführt (intensiver Kniehub bis in
die Waagerechte), betonter Abdruck vom Bein und Standbein gestreckt, Po- und
Hüftspannung, der Oberkörper ist während der gesamten Übung leicht nach vorne
geneigt mit Blick geradeaus, die Hände betont mitschwingen
die Unterschenkel werden schnellkräftig bis an das Gesäß gezogen, gesamte Übung auf Vorfuß, Oberkörper leicht nach vorne geneigt und Hände entweder leicht mitschwingen oder zur Stabilisierung an die Hüfte legen
4. Ãœberkreuzen
Grundbewegung ist das Seitwärtslaufen, die Beine werden abwechselnd vorne und
hinten überkreuzt, um Raum zu gewinnen; während der Übung Arme in die Hüfte
stemmen oder gegengleich mitschwingen, aber: Oberkörper + Hüfte bleiben stabil
und fixiert
5. Seitwärtslaufen mit Fuß anstellen
Grundbewegung ist das Seitwärtslaufen, nur werden die Beine nicht überkreuzt,
sondern die Beine werden am Innenfuß angestellt und der andere fasst Raum
greifend weiter; Hüfte und Oberkörper stabil halten (Arme in Hüfte)
6. Kleine Sprungläufe
7.
Hopserlauf
Ähnlich wie Nr. 6, aber mit einem Zwischenhopser während der Sprungbewegung, die Sprünge während der Bewegung nicht zu hoch und zu intensiv ausführen, wichtig ist ein betonter Abdruck vom Fuß und ein weiches, sensibles Aufsetzen.
8.
Slow Motion-Laufen
Laufbewegung in Zeitlupe, wichtig ist ein dosierter Einsatz der Muskeln in der langsamen Fortbewegung ohne das Gleichgewicht zu verlieren, bewusste Armführung und Abdruck/Aufsetzphase des Fußes (alles natürlich ohne Flugphase)
9.
einbeinige Balanceübungen
abwechselnd auf einem Bein stehen und versuchen mit dem freien Bein einen Kreis, eine Acht oder andere Übungen zu absolvieren; das Standbein leicht beugen, erschwerend kann vom flachen Untergrund auf eine unebene Fläche gewechselt werden
10. Kombinationsübungen
Viele Übungen (s.o.) können auf einer Bahn hintereinander
gekoppelt werden, um eine hohe koordinative Anforderung zu erhalten Kreativität
und Ideenreichtum sollten hier nicht im Wege stehen, wichtig ist allein die
korrekte Ausführung der jeweiligen Übung (Bewegungsqualität nicht –quantität).
Autor des Buches „Natürlich laufen“
Die Technik des Vorfußlaufens ist ein viel diskutiertes Thema unter den Läufern in den vergangen Jahren. In Fachzeitschriften und Internetforen werden die verschiedenen Lauftechniken kontrovers diskutiert. Ein neues Laufbuch von Matthias Marquardt war der Auslöser und zeigt neue, wichtige Aspekte in Richtung komplettes und ganzheitliches Lauftraining: "Natürlich laufen - Schnell, leichtfüßig und verletzungsfrei durch die optimale Lauftechnik" von Matthias Marquardt mit Vorworten von Dr. Thomas Wessinghage und Dr. Ulrich Strunz ist das erste Buch auf dem Markt, das sich umfassend und ausführlich mit der Technik des Vorfußlaufens beschäftigt. Wer auch immer Recht hat oder haben will, wie so oft, wird die Wahrheit irgendwo dazwischen liegen und ein jeder muss selbst herausfinden, welche Lauftechnik optimal und effizient ist.
Laufen kann doch jeder - warum sollte man sich da Gedanken über seine Technik machen?
Auch wenn Laufen sicher ein sehr schöner und vor allem unkompliziert zu betreibender Sport ist, der gerade Menschen mit geringem Zeitbudget viel Freude bereitet, so kommt man doch nicht um die Feststellung herum, dass 30 % aller Läufer mit Verletzungen herumlaborieren. Die Entwicklungen der Laufschuhindustrie wie Dämpfungs- und Stützsysteme haben zu keinen herausragenden Verbesserungen des Problems geführt. Vielmehr haben sich die Wehwehchen der Läufer von der einen auf die andere Verletzung verlagert. Man muss also erkennen, dass die Lösung für die Probleme im Laufsport nicht oder nur zum Teil im Material zu suchen sind. Für dauerhaften Spaß am Laufen ist die richtige Technik deshalb unabdingbar. Die Verlagerung der Belastung von nicht regenerationsfähigen Strukturen wie dem Knorpelgewebe auf die regenerationsfähigen Strukturen, nämlich Muskeln und Bänder, ist hier der Schlüssel zum Erfolg.
Der Läufer plumpst nicht mit seinem gesamten Gewicht auf die Ferse und erfährt keine große Stoßbelastung. Stattdessen fängt er mit der Kraft der Wadenmuskulatur sein Körpergewicht sanft und aktiv ab. So wie beim Seilspringen auch, kann sich der Körper effektiv vor diesen Stößen schützen - besser als mit jedem Dämpfungssystem hochmoderner Laufschuhe.
Kann die Vorfußlauftechnik auch Läufern helfen, die bereits Verletzungen haben?
In vielen Fällen ja. Zum Beispiel sind hartnäckige Probleme mit den Kniescheiben und Rückenprobleme beim Laufen - übrigens die typischen Anfängerprobleme aufgrund der oft schlechten Lauftechnik - sehr positiv zu beeinflussen. Jedoch ist dazu etwas Know-how gefragt. Das Vorfußlaufen sollte systematisch erlernt werden, man muss mit einem vernünftigen Programm seine Technikumstellung vorbereiten, schulen und aufbauen.
Vorfußlaufen wird als die Lauftechnik der schnellen Mittel- und Langstreckler immer wieder als die schnellere Lauftechnik ins Feld geführt. Können Sie den Zeitvorteil im Marathon oder auf der 10-km-Strecke abschätzen?
Das ist ganz unterschiedlich. In Zuschriften von meinen Lesern haben gerade zügige ambitionierte Sportler, die beispielsweise die Drei-Stunden-Grenze beim Marathon "knacken" wollten, berichtet, durch die Technikumstellung noch einmal einen Zeitbonus von fünf oder zehn Minuten erreicht zu haben. Auch beim 10-km-Lauf lassen sich manchesmal sicher neue Leistungsreserven erschließen.
Wie wird man denn nun zum Vorfußläufer?
Durch das richtige Trainingsprogramm und einen sorgfältigen Aufbau des Trainings mit Kraft, Beweglichkeits- und Koordinationseinflüssen. Hinzu kommt auf jeden Fall ein regelmäßiges Barfußlaufen. Man kann dies auf dem Fußballplatz vor oder nach dem eigentlichen Lauftraining durchführen. Hier schult man seine Koordination und lernt von alleine wieder, nicht das gesamte Körpergewicht auf die Ferse stürzen zu lassen, sondern dieses aktiv und gelenkschonend mit der Wade abzufedern.
Braucht man für diese Technik besondere Laufschuhe?
Das Schuhwerk muss wesentlich flexibler und flacher sein als viele der heute gängigen Stabilschuhe in den Regalen. Die so genannten "Light-Trainer" erlauben dem Fuß eine wesentlich natürlichere Bewegung, denn Vorfußläufer dämpfen und stützen ja mit ihrer natürlichen Muskelkraft. Und das wesentlich besser als die teuren Sportschuhe, die die Läuferschaft, wie eingangs erwähnt, leider nicht von ihren Verletzungen erlöst haben!