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Sicherheit geht vor. Das war im Training so und soll auch im Wettkampf so sein. Mit nur einem Ziel, die Norm für die Weltmeisterschaften in Helsinki (6. bis 14. August) zu unterbieten, startet die Leverkusener Langstrecklerin Melanie Kraus am Sonntag beim Hamburg Marathon. Die Platzierung ist dabei Nebensache und was die Konkurrenz macht erst recht: „Ich möchte unter 2:32 Stunden laufen und werde mich nur auf mein Rennen konzentrieren“, sagt die 30-Jährige im Vorfeld ihres sechsten Marathons, bei dem sie vom Aachener Philipp Nawrocki als Tempomacher begleitet wird.
Seit Januar arbeitet die gelernte Apothekerin, die seit Oktober 2004 ein Fernstudium in Koblenz zur Gesundheitsmanagerin absolviert, gezielt auf ihren Start bei Deutschlands größten Frühjahrsmarathon hin. „Wir haben die sichere Variante gewählt, kaum Wettkämpfe gemacht und uns voll auf Hamburg konzentriert.“ Lediglich beim Straßenlauf „Rund um das Bayer-Kreuz“ Anfang März in Leverkusen startete die Bayer-04-Athletin, die im Jahr 2000 in Berlin ein beeindruckendes Marathon-Debüt feierte und mit Platz fünf in 2:27:58 Stunden überraschte.
Damit war die Cross-EM-Zehnte von 1997 für die Weltmeisterschaften in Edmonton/Kanada qualifiziert, wo sie im August 2001 Platz 23 belegte. Knapp drei Monate später kam die gebürtige Mönchengladbacherin beim Frankfurt-Marathon als Zweite ins Ziel und gewann DM-Silber. Im Jahr darauf trug sie bei der EM in München zum Gewinn des Marathon-Europacups der deutschen Frauen-Mannschaft bei. Danach begann eine Leidenszeit. Immer wieder wurde sie von Verletzungen aus der Spur geworfen. „Ich hatte ziemlich viel Pech und konnte nie kontinuierlich trainieren. Und wenn das nicht geht, kannst du den Marathon vergessen“, sagt die Deutsche 10.000-m-Meisterin von 1999. „Die Kunst eines Marathonläufers ist es, viel zu trainieren und dabei gesund zu bleiben.“
Das gelang ihr zwischen 2002 und 2004 selten. Erst im Oktober vergangenen Jahres war Kraus wieder fit, gewann in 2:34:18 Stunden den Essen Marathon und begann ihre Planungen für den Start in Hamburg. Weil sich Ende des Jahres noch einmal muskuläre Probleme bemerkbar machten, verzichtete sie sicherheitshalber auf das im Januar geplante Trainingslager in Portugal und absolvierte stattdessen alternative Einheiten.
Mittlerweile fiebert die von Paul Heinz Wellmann betreute Athletin dem Startschuss entgegen: „Ich freue mich, dass es endlich losgeht und versuche mich mit Dingen abzulenken, die nichts mit Laufen zu tun haben.“ Viel Zeit gilt es aber ohnehin nicht rumzukriegen: „Denn Marathon ist eine Ganztagsbeschäftigung. Und dann habe ich ja noch mein Fernstudium. Das bringt mich auf andere Gedanken.“ __________________________________ Autor und Copyright: Christian Klause |