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Laufen mit Hund
 
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14.11.2005 

 

Mit dem Hund den inneren Schweinehund leichter überwinden...
Maria Cecila Meuser berichtet:
 
Laufen macht mit einem motivierten und rücksichtvollen Partner noch mehr Spaß. Diesen Partner findet man leicht in einem treuen Vierbeiner.
 
Das Wichtigste vorab: Wenn Sie nun als Läufer auf die Idee kommen sich einen Hund anzuschaffen nur um einen Laufpartner zu haben, muss ich Sie an dieser Stelle darauf aufmerksam machen, dass
 
 
   
ein Hund – ähnlich wie ein Kind – eine Rundumbetreuung braucht und auch die anderen ca. 23 Stunden am Tag versorgt, geliebt und ausgeführt werden muss. Falls Sie nur einen Laufpartner suchen, schauen Sie am besten beim nächsten Lauftreff vorbei …

Welche Hundrassen eigenen sich besonders als vierbeiniger Fitness-Partner?
 
Hunde mit kurzen und vor allem krummen Beinen sind für lange Strecken im zügigen Tempo nicht gut geeignet. Es ist allerdings immer wieder erstaunlich wie gut dieses Training auch auf im Grunde nicht geeignete Hunde wirkt. Ebenfalls eignen sich sehr große Hunderassen (wie die deutsche Dogge) eigentlich nicht für lange Strecken … aber Sie sollten selbst ausprobieren ob Ihr Hund diese Strecken lustvoll absolviert oder ob er nach 20 Minuten total platt ist. Hunde, die eh faul sind und nicht gerne lange Spazierengehen werden Sie sicherlich nicht für lange Strechen begeistern können.
 
Besonders geeignet für Marathon- und Ultraläufer sind natürlich Hunde, die seit jeher große Entfernungen zurücklegen musste, wie z.B. der Husky. Sie sollten aber bei der Anschaffung eines so bewegungssüchtigen Tieres bedenken, dass er diese Strecken nicht nur problemlos laufen kann – er muss es sogar. Auch wenn Sie krank oder viel beschäftigt sind braucht der Hund ein gewisses minimales Laufpensum, das dem Wochenumfang dem Training eines Marathonläufers gleichkommt und das fortdauernd …
  
Meine Erfahrungen:
 
Ich selbst habe mich für einen Parson Jack Russel entschieden. Damals war ich noch Reiterin und suchte einen treuen Begleiter, der auch den Galopp meines Pferdes mithalten konnte und dennoch zur Not in eine Reisetasche passt. Der Parson Jack Russel unterscheidet sich vom normalen ‚“Mode-Jack-Russel“ dadurch, dass er gerade und lange Beine hat und ein Stück großer ist als seine krummbeinigeren Verwandten.
 
Als ich zu jener Zeit dann das „Selberlaufen“ entdeckte, ist meine kleine Hündin „Audrey“ selbstverständlich - genau wie bei meinen Ausritten – generell mitgelaufen. Damals legte ich gewöhnlich Strecken zwischen 4 und 11 km zurück. Der Hund lief in dieser Zeit allerdings das dreifache Pensum, da er sich in seiner Euphorie niemals zurückhalten konnte und keinerlei Müdigkeitserscheinungen zeigte.
 
Als ich das Quantum für meine ersten umfassenderen Volksläufe später aufstockte, bemerkte auch Audrey mit der Zeit, dass sie ihre Kraft etwas einteilen muss (von wegen Hunde können nicht denken!!) und lief nur die ersten Minuten hin und her und machte für gewöhnlich keine Abstecher mehr ins Dickicht.
 
So wurde Audrey, die schnell alle meine Laufstrecken kannte, mein Brems- und Zugläufer, mein Tempomacher, Trainer und Navigator! Es ist schon außergewöhnlich, wie viel mehr Freude man am Laufen haben kann, wenn schon beim Anziehen der Laufschuhe jemand vor Freude tanzt und bellt.
 
Es gibt übrigens Tage, an denen läuft Audrey mehrmals täglich. Mein Bruder oder die Nachbarn schnorren sich meine kleine Hündin gerne für ihre eigenen Runden aus. So wurde mein kleiner Kläffer schon im Alter von 3 Jahren zum Marathonhund und Navigator schlechthin.
 
Kleine Erfahrung am Rande: Ich kann Audrey auch problemlos einen mit einem vollkommen Ortsfremden auf die kleine oder größere Runde schicken … der Hund zeigt ihm dann meine Wege. Audrey arbeitet in dieser Hinsicht wunderbar und hört in diesen Fällen sogar sehr gut auf meinen Mitläufer.

 
Begegnungen auf der Strecke
 
Beim Laufen trifft man ja gewöhnlich nicht nur auf andere Läufer. Auch Spaziergänger, teilweise mit Hund, Reiter, Biker, Auto- und Traktorfahrer begegnen uns tagtäglich auf unseren Runden. Ihr Hund sollte daher wirklich aufs Wort gehorchen wenn sie ihn frei neben sich herlaufen lassen möchten.
 
Meine kleine Audrey wirkt auch heute im Greisenalter aufgrund ihres freundlichen Auftretens und ihrer nicht vorhandenen Größe immer noch wie ein Hundebaby. Außerdem ist Audrey in der Tat eine sehr engagierte Läuferin und lässt sich nur sehr selten von Menschen oder anderen Hunden daran hindern, ihr Tempo zu gehen. Demzufolge musste ich mich bisweilen sehr selten mit dem Problem auseinandersetzen, dass sich jemand vor meinem Hund fürchtet. Dennoch appelliere ich an alle Läufer, die nicht so putzige Hunde mit sich führen, ihren Hund anzuleinen sobald sie bemerken, dass es Fußgänger oder andere Läufer gibt, die Angst vor dem Hund haben.
 
Es nutzt nichts, dem Spaziergänger zuzurufen, dass der Hund nichts tut und dieser nur spielen will. Diesen Spruch haben diese ängstlichen Menschen genauso oft gehört wie die Politesse in der Stadt, dass man sich höchsten 5 Minuten vom Auto entfernt hat.
Um einen unangeleinten Hund beim Laufen mit sich zu führen müssen folgende Qualifikationen erfüllt sein:
 
- Der Hund hört aufs Wort
- Der Hund hat noch niemals einen Menschen oder einen anderen Hund gebissen und ist vollkommen zahm und folgsam
- Sie haben den Jagdinstinkt des Hundes vollkommen unter Kontrolle (auch bei Hasen und Katzen etc.)
- Der Hund weicht Radfahrern und anderen Fahrzeugen selbständig aus
- Der Hund interessiert sich weder besonders für fremde Menschen noch für andere Tiere (insbesondere andere Hunde, Pferde und Weidetiere).
 
Falls Ihr Hund nur eine dieser Anforderungen nicht erfüllt, sollten sie grundsätzlich angeleint trainieren und allenfalls auf einem freien Weg, den sie weit einsehen können, das Freilaufen trainieren.
  
Stadt, Land, Fluss
 
Unterschiede gibt es natürlich auch geographisch. Auf dem Lande wird es sicher komplikationsloser sein, seinen Hund auf einem Feldweg freilaufen zu lassen als in einem gepflegten Stadtwald, der viel höher frequentiert ist. Da ich vom Lande komme, kenne ich mich auch nicht mit den Bräuchen der Städter bezüglich der kleinen oder auch größeren Geschäfte aus, die ein Hund während des Trainings hinterlässt. Freilich sollten Hundehaufen auf einem schicken Joggingpfad in der Stadt vom Hundebesitzer sofort entsorgt werden.
 
Apropos Stadt- und Fluss-Frequentierung: Sie sollten Ihren Hund nicht zum Statussymbol machen und denunzierend mit ihrem Tier am Sonntagnachmittag über Lieblingsspazierweg der Schickeria laufen. Aufmerksamkeiten für sich und ihren Hund sollten Sie bitte auf andere Weise erhaschen.
  
Proviant für Hund und Läufer
 
Wasser für den Hund fast noch wichtiger als für den Menschen
Meine Lieblingsstrecken führen an einem recht sauberen Kanal und einigen Baggerseen vorbei, so dass die Wasserversorgung auf unseren Strecken kein exorbitantes Problem ist.
 
Im Winter kann der Hund (ähnlich wie der Läufer selbst) auch schon mal einen langen Dauerlauf ohne Wasser überstehen. Bei Temperaturen über 22 Grad hingegen braucht der Hund regelmäßig kleine Mengen Wasser. Wenn Sie nicht das Glück haben an saubern Wasserstellen vorbeizukommen, gibt es unter Umständen die Möglichkeit im Sommer auf Pferde bzw. Kuhweiden Wasser für das Tier zu finden oder sie müssen zur Not eben auch für den Hund die entsprechende Wasserration mit sich führen.
 
Hund und Mensch als sportliches Team
 
Gute Idee, mögen Sie sagen, den ab heute sportlichen Hund an die Leine nehmen und losrennen...und sich vielleicht wundern: Und zwar deshalb, weil Ihr gut trainierter Hund Ihnen begeistert davon stürmt und Sie hechelnd in die Röhre gucken. Oder vielleicht, weil Sie in sportlichem Schritt davon ziehen und Ihr Hund Ihnen verwundert nachschaut, während Sie am Horizont verschwinden. Ob sich die Leine nach vorne oder nach hinten spannt - beides ist nicht gut für das neue Dream-Team. Sie müssen unter Umständen anfangs doch recht viel Rücksicht auf ihren untrainierten Hund nehmen und den Lauf evtl. etwas kürzen oder das Tempo nach einer Weile zurückfahren. Gehen Sie deshalb langsam und mit Plan an die Sache heran. Überstürzen Sie nichts und schauen Sie erst einmal, dass Sie sich und Ihren vierbeinigen Laufpartner in Einklang bringen. Ihr Hauptanliegen sollte dabei immer das Wohlergehen Ihres Hundes sein, denn schließlich haben SIE sich diese sportliche Beschäftigung für Sie beide ausgewählt, und Ihr Hund hatte naturgemäß mal wieder nicht die Möglichkeit, die Sache mit Ihnen zu erörtern. Gehen Sie also verantwortungsbewusst mit Ihrer Position als Leittier um. 
 
Sie werden aber mit der Zeit herausfinden, ob ihr Hund ihr Tempo auf Dauer mithält. Zu 95 % ist die Antwort: „Klar, locker“.

Dog-Sharing
 
Zum Laufen mit dem Hund müssen Sie sich ja nicht gleich einen Hund anschaffen. Vielleicht gibt es in Ihrer Nachbarschaft ja einen Hundebesitzer der sich freut, wenn Sie sein Tier mal ausgiebig ausführen …?
 
Zum Schluss noch einmal die goldenen Regeln des „Doggings“:
 
1. Hunde gehören nicht auf Volksläufe!
2. Hunde, die nicht hören dürfen auch nicht freilaufen!
3. Beißer, auch welche diese keine Menschen sondern „nur“ andere Tiere beißen, prinzipiell niemals ohne Maulkorb
4. Im Sommer nach ca. spätestens 30 Minuten an Wasserversorgung fürs Tier denken!
5. Im Winter sind salzgestreute Wege sind für Hundepfoten Gift! Falls Sie doch mal darüber laufen müssen, Hundepfoten zu Hause mit Seife ordentlich abschrubben und eincremen!




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Autor und Copyright: Maria Cecile Meuser