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Veranstalter & Helfer |
In Deutschland gibt es über 100
Marathonläufe, Tendenz im Zeichen des hierzulande vorherrschenden Marathonbooms
nach oben offen. Es sind die Großen unter den Etablierten, die die Massen
anziehen. Egal, ob Berlin, Hamburg, Köln, Frankfurt oder München, sie vermelden
zumeist neue Rekordzahlen und sind teilweise bereits im frühen Vorfeld schon
ausgebucht. Die »Race Direktoren«, wie die Veranstaltungsleiter in der
einschlägigen Szene genannt werden, sind höchst motiviert und innovativ.
Sicherlich wie auch die Kollegen in Wolgast, Egelsbach oder Südmoslesfehn, nur
weitaus erfolgreicher. Und die Großen haben ein Millionenbudget im Rücken. Für
manche der Macher ist es längst zu einem Ganzjahresjob geworden. Nicht minder
motiviert sind die Hundertschaften von Helfern, die bei jedem Wetter ihren Job
vor und hinter den Kulissen versehen. Ehrenamtlich. Jahrein, jahraus. Die
geleisteten Arbeitsstunden sind kaum erfassbar. Letztlich aber Leistungen, die
sich nur in wenigen Prozentpunkten im Bruttoinlandsprodukt widerspiegeln. Wer
sind nun diese »Macher«, die ebenso dem Mythos Marathon erlegen sind? In den
wenigsten Fällen sind sie kraft ihres Amtes als Sportamtsleiter von Kommunen
oder Gebietskörperschaften »dienstverpflichtet« worden zur Marketingpflege. Auch
wenn touristische Motive vielerorts leitend für das Engagement sind, um der
Region den notwendigen Schub zu geben. Hier betreiben sportlich ausgerichtete
Agenturmitarbeiter eine wohlverstandene Arbeitsplatzsicherung, Vorruheständler
suchen eine neue krisenfeste Betätigung oder potente Sponsoren übernehmen selbst
die Initiative. Im Normalfall sind es aber die agilen Szeneläufer, die
irgendwann der Versuchung erliegen, die andernorts gemachten Erfahrungen in eine
Marathonorganisation einfließen zu lassen. Vieles ist bei den
Marathon-Veranstaltungen längst Standard, doch in den atmosphärischen
Kleinigkeiten unterscheiden sie sich, die Fixpunkte der Marathon-Landkarte. Die
Liebe im Detail macht's letztlich, um im harten Geschäft der
Marathon-Mitbewerber die Nase vorne zu haben. Den Wettbewerb um die Läufergunst
heizen zudem die zahlreichen FachZeitschriften an, die in ihren Jahresbilanzen
ausgeklügelte Bewertungssysteme als Maßstab anlegend
Perfekte Organisation?
Für
Veranstaltungs-Neueinsteiger ist eine Vorlaufzeit von einem Jahr zu kurz
bemessenem am großen Kuchen der Marathonläuferschar überhaupt partizipieren zu
können. Drei, vier Jahre harte Arbeit sind notwendig, um den allseits
gestiegenen Ansprüchen gerecht zu werden. Und es werden immer mehr: So rüstet
das Weiltal zum Marathon-Showdown, die Ruhrregion zwischen Bochum und Dortmund
macht mobil und was Köln recht ist, ist Düsseldorf schon lange billig -
Deutschland ist im Marathonfieber. Zugegeben, die Deutschen sind in vielerlei
Hinsicht Perfektionisten. Wo andernorts stellenweise blankes Chaos herrscht,
organisieren die deutschen Veranstalter bis ins kleinste Detail. Nichts wird dem
Zufall überlassen.
Die Marathonkonsumenten sind
ein kritisches Volk. Perfekte Organisation, perfekte Strecke - optimale
Leistung? Mitnichten. Es sind vielerorts die kleinen Fehler im Vorfeld der
eigenen Vorbereitung, unberechenbare, wenig beeinflussbare Faktoren, die am Tag
X die Umsetzung des Leistungspotenzials nicht ermöglichen. Der Mensch ist nicht
programmierbar. Glücklicherweise. Doch bei allem Ehrgeiz: Leistung ist nur eine
Seite, Spaß und Freude am sportlichen Handeln die zweite Seite. Egal, ob
Anfänger, Ambitionierter oder ambitionierter Fortgeschrittener vom Mythos
Marathon gefangen ist - die Harmonie einer ausgewogenen Vorbereitung macht die
Musik, damit Marathon zum Erlebnis wird.
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Autor und Copyright: Ein Beitrag von Burkhard Swara - Laufshop "Düssel-Runner"
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