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ASV Präsident Helmut Breuer, eine persönliche Sicht der Dinge ...
 
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03.05.2006 

 

Vom akademischen Sportverein zum SPORTS & HEALTH CLUB
Eine persönliche Sicht der DInge

von
Helmut Breuer
Präsident
ASV Köln e.V.

 

Helmut Breuer

 

Eine Vielzahl hübscher Mädchen und auch eine bemerkenswert bessere Atmosphäre veranlassten mich Anfang der 60er Jahre zum Vereinswechsel von der Kölner Turnerschaft in den ASV Köln.
 
Einen nicht unwesentlichen, und vor allem in der Erinnerung auch sehr schönen Teil meiner Jugend habe ich im ASV verbracht. Dass mein Körper heute gesund und nicht völlig aus den Fugen geraten ist, verdanke ich dieser Zeit. Und – nicht zu vergessen, so etwas wie eine sportliche und leistungsorientierte Grundeinstellung – was sich für einen eigentlich eher faulen und bequemen Menschen häufig als eher hilfreich erwiesen hat.
 
Die Worte des damaligen Vorstandsvorsitzenden der Kreissparkasse Köln und Verwaltungsratsvorsitzenden des ASV Köln, Hans Peter Krämer: "Du hast doch eine schöne Jugend im ASV verbracht, jetzt gib mal was zurück" überzeugten mich in einer Mischung aus schlechtem Gewissen und Eitelkeit, das mir angetragene Ehrenamt anzunehmen.
 
Der ASV schien nicht gerade in einem Top-Zustand zu sein – man fühlt sich also auch noch etwas geschmeichelt, wenn einem zugetraut wird, einiges wieder auf die Reihe zu bringen.
 
Vom ASV, wie ich ihn aus der Jugend kannte, war nicht mehr sehr viel übrig geblieben. Die Gastronomie – das Clubheim – war einer anderen Einrichtung gewichen, die zwar auch ASV hieß, aber mit dem ASV eigentlich nichts zu tun hatte. Alles war ziemlich intransparent, die Baulichkeiten waren sanierungsbedürftig, die Stimmung war miserabel und die Konten waren leer.
 
Dennoch waren die drei Buchstaben ASV nicht nur für die Mitglieder etwas Besonderes geblieben – etwas schwer zu beschreibendes, aber etwas Besonderes.
 
Wie sollte es weitergehen? Die Leichtathletik wird in den Medien nur noch bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften zur Königsdisziplin, ein Anknüpfen an die goldenen Zeiten der Leichtathletik, an das geliebte "Internationale Sportfest" mit seiner unbeschreiblichen Atmosphäre? Wohl kaum. Die Gesellschaft hat sich verändert, Bewusstsein und materielle Grundvoraussetzungen haben sich verändert, der Sport selbst hat sich verändert.
 
Dem ASV und vor allem seinen Mitgliedern kann und darf es nicht darum gehen, ob eine Sportart TV-tauglich ist oder nicht. Der ASV hat sein Angebot danach zu richten, welche Art Sport seine Mitglieder und das regionale Umfeld praktizieren wollen. Die Frage war also: In welchen Bereichen kann der ASV für Mitglieder Qualitäten liefern, die andere so nicht besitzen?
 
Da die Nachfrage sich ebenso ändert wie die Gesellschaft sich selbst ändert, ist auch noch eine gewisse Flexibilität erforderlich.
 
Was also kann den ASV nachhaltig ausmachen? Mit seinem Lebensalter von 75 Jahren ist der ASV Köln ein so genannter Traditionsverein. Ist das ein Qualitätsmerkmal? Ich glaube ja!
 
Die Gründung als "akademischer Sportverein", die Umbenennung in "Athletik-Sportverein", die sportlichen Erfolge eines Manfred Germar, eines Martin Lauer bis hin zum erfolgreichsten Leichtathleten der letzten Jahre, Tim Lobinger heute, die zahlreichen Aktiven, die bei Kreismeisterschaften das Trikot des ASV Köln mit Stolz getragen haben, die Generationen überdauernden Beziehungen einer kleinen, aber feinen ASV-Community: Werte an sich, die nicht nur bei einer ASV-Karnevalssitzung gefeiert, sondern permanent gelebt werden sollten, und zwar im Verein – in einem Verein mit Menschen, die in ihrer prinzipiellen Grundeinstellung zum Sport manchmal ihre einzige Gemeinsamkeit besitzen.
 
Wie weit sich jeder einzelne auf das, was den Verein ausmacht, einlassen will, ist allein seine Sache: Von der kurzzeitigen Nutzung des Angebotes bis hin zur tiefen, manchmal lebenslangen Verwurzelung ist alles möglich. In Zeiten des gesellschaftlichen Wandels von der Großfamilie zum Singlehaushalt ist der Verein also heute noch – oder wieder – ein durchaus modernes Angebot: Mitglied einer Community zu sein, die einen sehr regionalen Bezugspunkt bildet, und auch Kontakte zwischen Menschen herstellt.
 
Der Standort des ASV Köln kann für Menschen der umliegenden Region schöner und besser nicht sein. Nur einige hundert Meter von der Kreuzung Aachener Straße/Militärring entfernt, und doch schon mitten im Kölner Stadtwald. Beste Anbindung mit Bahn, Auto, Fahrrad oder zu Fuß.
 
Nicht umsonst werden der ASV und seine Nachbarschaft unter dem Begriff "Sportpark Müngersdorf" zusammengefasst. Der renommierte Traditionsverein für Tennis und Hockey Rot-Weiß Köln, das Müngersdorfer Schwimmbad, die Centurions, die WM-Arena mit davor liegenden Plätzen und dahinter liegender Jahnwiese, und last but not least die Sporthochschule Köln mit der auch schon traditionell engen Verbindung zum ASV.
 
Dass man vom ASV aus Spaziergänge oder natürlich auch Läufe durch das herrliche Stadtwaldgelände bis hin zum Rhein – oder für solche, die kürzere Strecken bevorzugen – bis zur Ecke Dürener Straße / Stadtwaldgürtel machen kann, rundet die Qualität des Standortes nur ab.
 
Die nächsten 98 Jahre ist das ASV-Gelände mit seinen rund 30.000 qm in diesem einmaligen Umfeld ein nicht mehr zu übertreffendes Qualitätsmerkmal an sich.
 
Eine eigene und ganz besondere Qualität sind die Mitglieder. Über 3.000 blieben dem ASV auch in schwierigen Zeiten treu. Die Anzahl der in vielen unterschiedlichen Bereichen des ASV-Angebotes noch aktiven älteren Mitglieder ist ebenso erstaunlich hoch, wie die Anzahl der ganz Jungen, die im Anknüpfen an alte Traditionen wieder eigene Werte erkennen.
 
Dafür, dass dieses Potenzial erhalten bleibt, sind vor rund einem Jahr zahlreiche, insbesondere junge Mitglieder von sich aus auf die Straße gegangen und haben so entscheidend dazu beigetragen, heute keine verbretterte Ruine, sondern einen Neubau und ein kernsaniertes Clubgebäude mit insgesamt rund 3.500 qm als ASV-eigen vorstellen zu können. (Die Erneuerung der Tartanbahn ist finanziell gesichert – nur der Zeitpunkt der Umsetzung wird noch diskutiert.)
 
Was wir gemeinsam getan haben, ist also nur, den Raum für die schon vor 75 Jahren geborene Vereinsidee zu erweitern, zu erneuern, aufzufrischen.
 
Die Idee selbst bleibt die alte. Der Spiegel beschreibt in seiner Ausgabe 5/2006 auf dem Titelblatt mit der Überschrift "Die Heilkraft der Bewegung" die noch immer aktuelle Grundmaxime von Sport und Gesundheit. Immer mehr wissenschaftliche Studien belegen den engen Zusammenhang zwischen körperlicher Fitness und mentaler Stärke. Die Gründungsidee des ASV Köln vor 75 Jahren.
 
"Gesund und munter" oder "Fit wie ein Turnschuh" geläufige und neue Redensarten, um körperliches und seelisches Wohlbefinden zum Ausdruck zu bringen. Es macht einfach Spaß gesund zu sein, etwas für sich selbst zu tun. Neben der in den 60er/70er Jahren des letzten Jahrhunderts politisch zur Steigerung der Volksgesundheit angeregten "Breitensportinitiative" ist schon lange eine eigendynamische Fitness-Bewegung entstanden. Letzteres basiert allerdings mehr auf dem sehr individuellen und durchaus gesunden, egoistischen Antrieb, etwas Gutes für sich selbst zu tun.
 
Hierbei ist es müßig, darüber zu philosophieren, dass Menschen heute oft gepflegter und ansprechender gekleidet ihren Sport ausüben, als sie Konzertveranstaltungen besuchen. Hersteller von Abendgarderobe würden sich glücklich schätzen, mit PUMA oder ADIDAS gleichzuziehen. Wirklich wesentlich ist jedoch, dass Menschen sich wohl fühlen bei dem was sie tun und auch wie sie es tun.
 
"Sports & Health Club" neu aufgenommen in unser Logo, symbolisiert nicht nur den Übergang vom "akademischen Sportverein" zum "Athletik Sportverein" und darüber hinaus, sondern es beinhaltet durchaus zeitgemäß den dahinter stehenden doppelten Anspruch: Intellekt muss nicht mehr mit einer Hornbrille, blasser Haut und auch sonst bewusst saft- und kraftlos daher kommen – Geist kann und darf sich heute durchaus mit Kontaktlinsen, einem durchtrainierten, wohlproportionierten Körper und einer gebräunten Haut präsentieren.
 
Man mag Anglizismen wie "Sports & Health Club" nicht mögen, "Sport- und Gesundheitsverein" würde etwas anderes transportieren, was wir nicht wollen. "Kraft durch Freude" ist zu Recht tabuisiert und soll es auch bleiben.
 
Was der neue ASV sein soll: Ein durchaus leistungsorientierter Club, ein Verein zahlreicher Individualisten, die mit durchaus unterschiedlicher Motivation und Zielsetzung das Training ihres Körpers als sinnvolle Betätigung anerkennen.
 
Wer wird bei aufrichtiger Betrachtung noch verkennen wollen, dass auch Spitzensportler neben ihrer "Leistung" auch "Figur" präsentieren. Eitelkeit ist dabei auch ein Stück gesunder Selbstwahrnehmung. Fitness-Training für die Linie kann sich gleichberechtigt auf eine Stufe stellen, wobei Gesundheit und Wohlbefinden der gemeinsame Nenner ist.
 
Der ASV versucht, ein möglichst weites Spektrum an Möglichkeiten anzubieten. Ein Verein sollte heute funktionieren wie ein kleines Dienstleistungsunternehmen. Mitglieder sind gleichzeitig Kunden – sie zahlen ihren Beitrag und wollen Angebote nutzen. Die ASV-Angebote sind derartig vielseitig, dass ich sie noch nicht einmal vollständig aufzählen könnte. Wer will, kann bei uns auch ganz gezielt etwas für seine Rückenprobleme tun – mit absolut vergleichbarer Qualität wie in Spezialinstituten.
 
Der Mensch besteht aber nicht nur aus Rücken. Deshalb wird beim ASV ein ganzheitliches Angebot für Körper, Kreislauf und Kopf bereitgestellt. Wird zum Beispiel in ernährungs-spezifischen Seminaren die ohnehin vorhandene Erkenntnis vertieft, dass eine vernünftige Ernährung besser ist als permanentes Fast-Food-Essen, kann dies durch Training auch schnell in neue Beweglichkeit und verbesserte Gesundheit umgesetzt werden.
 
Der neue ASV versucht den Spagat zwischen Fitness, Wellness, Leistungssport, Breitensport in zahlreichen Sportarten, und – was wesentlich ist – in unterschiedlichen Arten über Sport und Bewegung Gesundheit zu erreichen und zu erhalten.
 
Wie beim echten Spagat geht dies nicht ohne methodische Vorbereitung.
 
Hierbei werden die ganz elementaren Vereinsstrukturen wichtig sein. Die Akzeptanz der Mitglieder ist und bleibt nicht nur das bindende Element, sondern ist gleichzeitig der Humus für Innovation und Anpassung an sich stetig verändernde Bedürfnisse. Und wenn wir damit auch noch den Rahmen geschafft haben, der neue Mitglieder wegen der besseren Atmosphäre oder wegen der guten Laune netter Menschen in den Verein bringt, dann haben wir fast alles erreicht, was wir uns wünschen konnten.
 
Sie werden sehen, dass wir damit heute nicht nur die Basis für den in meinen Augen sicher schönsten und am breitesten gefächerten Fitness-Club Kölns gelegt haben. Lassen Sie sich auch in Zukunft noch überraschen:
 
Unser Anspruch, auch mal wieder der renommierteste und beste Leichtathletik-Verein Deutschlands zu werden, reduziert sich lange nicht nur auf Tim Lobinger und Gedanken an zurück liegende, bessere Zeiten.
 
Wir haben es geschafft, den kranken ASV wieder auf die Beine zu bringen. Nach der Pflicht folgt nun die Kür. Langsam aber sicher wie im Aufbautraining nach längerem Stillstand. Mit viel Spaß und neuer Energie. Dafür wird der ASV stehen – in jedem Wortsinne.
 
Ich bin dankbar für die mir anvertraute Aufgabe und werde mich gemeinsam mit anderen noch eine Zeit lang anstrengen, damit die Erinnerung an eine schöne Zeit im ASV das ist, was bleibend die Marke ASV ausmacht.





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Autor und Copyright: Helmut Breuer
Foto: Laufen-in-Koeln