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ASV Präsident Helmut Breuer, eine persönliche Sicht der Dinge ... |
Vom akademischen
Sportverein zum SPORTS & HEALTH CLUB
Eine persönliche Sicht der DInge
von
Helmut Breuer
Präsident
ASV Köln e.V.
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Helmut
Breuer |
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Eine Vielzahl hübscher
Mädchen und auch eine bemerkenswert bessere Atmosphäre veranlassten mich Anfang
der 60er Jahre zum Vereinswechsel von der Kölner Turnerschaft in den ASV Köln.
Einen nicht unwesentlichen, und
vor allem in der Erinnerung auch sehr schönen Teil meiner Jugend habe ich im ASV
verbracht. Dass mein Körper heute gesund und nicht völlig aus den Fugen geraten
ist, verdanke ich dieser Zeit. Und – nicht zu vergessen, so etwas wie eine
sportliche und leistungsorientierte Grundeinstellung – was sich für einen
eigentlich eher faulen und bequemen Menschen häufig als eher hilfreich erwiesen
hat.
Die Worte des damaligen
Vorstandsvorsitzenden der Kreissparkasse Köln und Verwaltungsratsvorsitzenden
des ASV Köln, Hans Peter Krämer: "Du hast doch eine schöne Jugend im ASV
verbracht, jetzt gib mal was zurück" überzeugten mich in einer Mischung aus
schlechtem Gewissen und Eitelkeit, das mir angetragene Ehrenamt anzunehmen.
Der ASV schien nicht gerade in
einem Top-Zustand zu sein – man fühlt sich also auch noch etwas geschmeichelt,
wenn einem zugetraut wird, einiges wieder auf die Reihe zu bringen.
Vom ASV, wie ich ihn aus der
Jugend kannte, war nicht mehr sehr viel übrig geblieben. Die Gastronomie – das
Clubheim – war einer anderen Einrichtung gewichen, die zwar auch ASV hieß, aber
mit dem ASV eigentlich nichts zu tun hatte. Alles war ziemlich intransparent,
die Baulichkeiten waren sanierungsbedürftig, die Stimmung war miserabel und die
Konten waren leer.
Dennoch waren die drei
Buchstaben ASV nicht nur für die Mitglieder etwas Besonderes geblieben – etwas
schwer zu beschreibendes, aber etwas Besonderes.
Wie sollte es weitergehen? Die
Leichtathletik wird in den Medien nur noch bei Olympischen Spielen und
Weltmeisterschaften zur Königsdisziplin, ein Anknüpfen an die goldenen Zeiten
der Leichtathletik, an das geliebte "Internationale Sportfest" mit seiner
unbeschreiblichen Atmosphäre? Wohl kaum. Die Gesellschaft hat sich verändert,
Bewusstsein und materielle Grundvoraussetzungen haben sich verändert, der Sport
selbst hat sich verändert.
Dem ASV und vor allem seinen
Mitgliedern kann und darf es nicht darum gehen, ob eine Sportart TV-tauglich ist
oder nicht. Der ASV hat sein Angebot danach zu richten, welche Art Sport seine
Mitglieder und das regionale Umfeld praktizieren wollen. Die Frage war also: In
welchen Bereichen kann der ASV für Mitglieder Qualitäten liefern, die andere so
nicht besitzen?
Da die Nachfrage sich ebenso
ändert wie die Gesellschaft sich selbst ändert, ist auch noch eine gewisse
Flexibilität erforderlich.
Was also kann den ASV
nachhaltig ausmachen? Mit seinem Lebensalter von 75 Jahren ist der ASV Köln ein
so genannter Traditionsverein. Ist das ein Qualitätsmerkmal? Ich glaube ja!
Die Gründung als "akademischer
Sportverein", die Umbenennung in "Athletik-Sportverein", die sportlichen Erfolge
eines Manfred Germar, eines Martin Lauer bis hin zum erfolgreichsten
Leichtathleten der letzten Jahre, Tim Lobinger heute, die zahlreichen Aktiven,
die bei Kreismeisterschaften das Trikot des ASV Köln mit Stolz getragen haben,
die Generationen überdauernden Beziehungen einer kleinen, aber feinen
ASV-Community: Werte an sich, die nicht nur bei einer ASV-Karnevalssitzung
gefeiert, sondern permanent gelebt werden sollten, und zwar im Verein – in einem
Verein mit Menschen, die in ihrer prinzipiellen Grundeinstellung zum Sport
manchmal ihre einzige Gemeinsamkeit besitzen.
Wie weit sich jeder einzelne
auf das, was den Verein ausmacht, einlassen will, ist allein seine Sache: Von
der kurzzeitigen Nutzung des Angebotes bis hin zur tiefen, manchmal lebenslangen
Verwurzelung ist alles möglich. In Zeiten des gesellschaftlichen Wandels von der
Großfamilie zum Singlehaushalt ist der Verein also heute noch – oder wieder –
ein durchaus modernes Angebot: Mitglied einer Community zu sein, die einen sehr
regionalen Bezugspunkt bildet, und auch Kontakte zwischen Menschen herstellt.
Der Standort des ASV Köln kann
für Menschen der umliegenden Region schöner und besser nicht sein. Nur einige
hundert Meter von der Kreuzung Aachener Straße/Militärring entfernt, und doch
schon mitten im Kölner Stadtwald. Beste Anbindung mit Bahn, Auto, Fahrrad oder
zu Fuß.
Nicht umsonst werden der ASV
und seine Nachbarschaft unter dem Begriff "Sportpark Müngersdorf"
zusammengefasst. Der renommierte Traditionsverein für Tennis und Hockey Rot-Weiß
Köln, das Müngersdorfer Schwimmbad, die Centurions, die WM-Arena mit davor
liegenden Plätzen und dahinter liegender Jahnwiese, und last but not least die
Sporthochschule Köln mit der auch schon traditionell engen Verbindung zum ASV.
Dass man vom ASV aus
Spaziergänge oder natürlich auch Läufe durch das herrliche Stadtwaldgelände bis
hin zum Rhein – oder für solche, die kürzere Strecken bevorzugen – bis zur Ecke
Dürener Straße / Stadtwaldgürtel machen kann, rundet die Qualität des Standortes
nur ab.
Die nächsten 98 Jahre ist das
ASV-Gelände mit seinen rund 30.000 qm in diesem einmaligen Umfeld ein nicht mehr
zu übertreffendes Qualitätsmerkmal an sich.
Eine eigene und ganz besondere
Qualität sind die Mitglieder. Über 3.000 blieben dem ASV auch in schwierigen
Zeiten treu. Die Anzahl der in vielen unterschiedlichen Bereichen des
ASV-Angebotes noch aktiven älteren Mitglieder ist ebenso erstaunlich hoch, wie
die Anzahl der ganz Jungen, die im Anknüpfen an alte Traditionen wieder eigene
Werte erkennen.
Dafür, dass dieses Potenzial
erhalten bleibt, sind vor rund einem Jahr zahlreiche, insbesondere junge
Mitglieder von sich aus auf die Straße gegangen und haben so entscheidend dazu
beigetragen, heute keine verbretterte Ruine, sondern einen Neubau und ein
kernsaniertes Clubgebäude mit insgesamt rund 3.500 qm als ASV-eigen vorstellen
zu können. (Die Erneuerung der Tartanbahn ist finanziell gesichert – nur der
Zeitpunkt der Umsetzung wird noch diskutiert.)
Was wir gemeinsam getan haben,
ist also nur, den Raum für die schon vor 75 Jahren geborene Vereinsidee zu
erweitern, zu erneuern, aufzufrischen.
Die Idee selbst bleibt die
alte. Der Spiegel beschreibt in seiner Ausgabe 5/2006 auf dem Titelblatt mit der
Ãœberschrift "Die Heilkraft der Bewegung" die noch immer aktuelle Grundmaxime von
Sport und Gesundheit. Immer mehr wissenschaftliche Studien belegen den engen
Zusammenhang zwischen körperlicher Fitness und mentaler Stärke. Die
Gründungsidee des ASV Köln vor 75 Jahren.
"Gesund und munter" oder "Fit
wie ein Turnschuh" geläufige und neue Redensarten, um körperliches und
seelisches Wohlbefinden zum Ausdruck zu bringen. Es macht einfach Spaß gesund zu
sein, etwas für sich selbst zu tun. Neben der in den 60er/70er Jahren des
letzten Jahrhunderts politisch zur Steigerung der Volksgesundheit angeregten
"Breitensportinitiative" ist schon lange eine eigendynamische Fitness-Bewegung
entstanden. Letzteres basiert allerdings mehr auf dem sehr individuellen und
durchaus gesunden, egoistischen Antrieb, etwas Gutes für sich selbst zu tun.
Hierbei ist es müßig, darüber
zu philosophieren, dass Menschen heute oft gepflegter und ansprechender
gekleidet ihren Sport ausüben, als sie Konzertveranstaltungen besuchen.
Hersteller von Abendgarderobe würden sich glücklich schätzen, mit PUMA oder
ADIDAS gleichzuziehen. Wirklich wesentlich ist jedoch, dass Menschen sich wohl
fühlen bei dem was sie tun und auch wie sie es tun.
"Sports & Health Club" neu
aufgenommen in unser Logo, symbolisiert nicht nur den Ãœbergang vom "akademischen
Sportverein" zum "Athletik Sportverein" und darüber hinaus, sondern es
beinhaltet durchaus zeitgemäß den dahinter stehenden doppelten Anspruch:
Intellekt muss nicht mehr mit einer Hornbrille, blasser Haut und auch sonst
bewusst saft- und kraftlos daher kommen – Geist kann und darf sich heute
durchaus mit Kontaktlinsen, einem durchtrainierten, wohlproportionierten Körper
und einer gebräunten Haut präsentieren.
Man mag Anglizismen wie "Sports
& Health Club" nicht mögen, "Sport- und Gesundheitsverein" würde etwas anderes
transportieren, was wir nicht wollen. "Kraft durch Freude" ist zu Recht
tabuisiert und soll es auch bleiben.
Was der neue ASV sein soll: Ein
durchaus leistungsorientierter Club, ein Verein zahlreicher Individualisten, die
mit durchaus unterschiedlicher Motivation und Zielsetzung das Training ihres
Körpers als sinnvolle Betätigung anerkennen.
Wer wird bei aufrichtiger
Betrachtung noch verkennen wollen, dass auch Spitzensportler neben ihrer
"Leistung" auch "Figur" präsentieren. Eitelkeit ist dabei auch ein Stück
gesunder Selbstwahrnehmung. Fitness-Training für die Linie kann sich
gleichberechtigt auf eine Stufe stellen, wobei Gesundheit und Wohlbefinden der
gemeinsame Nenner ist.
Der ASV versucht, ein möglichst
weites Spektrum an Möglichkeiten anzubieten. Ein Verein sollte heute
funktionieren wie ein kleines Dienstleistungsunternehmen. Mitglieder sind
gleichzeitig Kunden – sie zahlen ihren Beitrag und wollen Angebote nutzen. Die
ASV-Angebote sind derartig vielseitig, dass ich sie noch nicht einmal
vollständig aufzählen könnte. Wer will, kann bei uns auch ganz gezielt etwas für
seine Rückenprobleme tun – mit absolut vergleichbarer Qualität wie in
Spezialinstituten.
Der Mensch besteht aber nicht
nur aus Rücken. Deshalb wird beim ASV ein ganzheitliches Angebot für Körper,
Kreislauf und Kopf bereitgestellt. Wird zum Beispiel in ernährungs-spezifischen
Seminaren die ohnehin vorhandene Erkenntnis vertieft, dass eine vernünftige
Ernährung besser ist als permanentes Fast-Food-Essen, kann dies durch Training
auch schnell in neue Beweglichkeit und verbesserte Gesundheit umgesetzt werden.
Der neue ASV versucht den
Spagat zwischen Fitness, Wellness, Leistungssport, Breitensport in zahlreichen
Sportarten, und – was wesentlich ist – in unterschiedlichen Arten über Sport und
Bewegung Gesundheit zu erreichen und zu erhalten.
Wie beim echten Spagat geht
dies nicht ohne methodische Vorbereitung.
Hierbei werden die ganz
elementaren Vereinsstrukturen wichtig sein. Die Akzeptanz der Mitglieder ist und
bleibt nicht nur das bindende Element, sondern ist gleichzeitig der Humus für
Innovation und Anpassung an sich stetig verändernde Bedürfnisse. Und wenn wir
damit auch noch den Rahmen geschafft haben, der neue Mitglieder wegen der
besseren Atmosphäre oder wegen der guten Laune netter Menschen in den Verein
bringt, dann haben wir fast alles erreicht, was wir uns wünschen konnten.
Sie werden sehen, dass wir
damit heute nicht nur die Basis für den in meinen Augen sicher schönsten und am
breitesten gefächerten Fitness-Club Kölns gelegt haben. Lassen Sie sich auch in
Zukunft noch überraschen:
Unser Anspruch, auch mal wieder
der renommierteste und beste Leichtathletik-Verein Deutschlands zu werden,
reduziert sich lange nicht nur auf Tim Lobinger und Gedanken an zurück liegende,
bessere Zeiten.
Wir haben es geschafft, den
kranken ASV wieder auf die Beine zu bringen. Nach der Pflicht folgt nun die Kür.
Langsam aber sicher wie im Aufbautraining nach längerem Stillstand. Mit viel
Spaß und neuer Energie. Dafür wird der ASV stehen – in jedem Wortsinne.
Ich bin dankbar für die mir
anvertraute Aufgabe und werde mich gemeinsam mit anderen noch eine Zeit lang
anstrengen, damit die Erinnerung an eine schöne Zeit im ASV das ist, was
bleibend die Marke ASV ausmacht.
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Autor und Copyright: Helmut Breuer
Foto: Laufen-in-Koeln
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