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"Gib deinen Sinnen freien Lauf!" ist das Motto des neuen Mittelrhein-Marathon, dessen Aufforderung auch zur zweiten Auflage am vergangenen Sonntag wieder zahlreiche Läufer, Inliner und Walker folgten. Das Debüt im vergangenen Jahr war ein riesen Erfolg. In der Rangliste der Landschaftsmarathons belegte er auf Anhieb den zweiten Platz mit 3365 Marathonläufern im Ziel hinter dem Rennsteig. Zudem war er gemessen an den Läufern im Marathonziel unter den deutschen Top-Marathons die Nummer neun. Ein Erfolg, der in diesem Jahr nur bedingt fortgeführt werden konnte. Beim offiziellen Anmeldeschluss lagen zwar mehr als 9100 Anmeldungen vor, zu denen einige Kurzentschlossene noch am Veranstaltungswochenende hinzu stießen, doch gekommen waren letztendlich wesentlich weniger. Ein Großteil der Teilnehmer war nicht mehr bereit, die Marathondistanz zu Fuß zurückzulegen. Vielmehr war ein leichter Anstieg bei den Inlinern und Halbmarathonteilnehmern zu verzeichnen. Nach Beendigung der Veranstalter ergab sich eine vorläufige Statistik: Â
Die Gründe für die Zurückhaltung zur Teilnahme in diesem Jahr dürfte wohl auf die große Hitze zurückzuführen sein, mit der man schon zur ersten Auflage seine Erfahrung sammelte. So stieg die Quecksilbersäule diesmal gut über 30 Grad im Schatten, die so manch Teilnehmer insbesondere auf der zweiten Hälfte der Marathondistanz schwer zu schaffen machte. Da konnte für die Teilnehmer wohl die in diesem Jahr weiter vorgelegte Startzeit kein positives Signal aussenden. Eigentlich schade, denn vom Erlebniswert hat die Strecke unvergleichliches zu bieten, denn sie ist eine der attraktivsten und als Streckenmarathon in einem Welterbegebiet einmalig in Deutschland.  Beim Mittelrhein-Marathon geht es mit Start in Oberwesel durch das Unesco Welterbe Oberes Mittelrheintal, durch eine der schönsten Regionen der Erde, entlang des bezaubernden Mittelrheins und vorbei an Burgen und den Hügeln des Taunus und Hunsrücks. Die Region hat eine einzigartige Authentität, eine Einzigart die die Sportler fasziniert. Die vielfältigen Eindrücke entlang der 42,195km machen das Erlebnis Marathon aus, der Lauf wird zum faszinierenden und stimmungsvollen Besuch der Region. Hinzu kommt das absolut flache Streckenprofil. Gerade mal 30 Höhenmeter sind es, die zu überwinden sind. Eine einzigartige Atmosphäre, die auch zahlreiche ausländische Läuferinnen und Läufer anzieht. "Der Mittelrhein-Marathon weist einen vergleichsweise sehr hohen Ausländeranteil auf", weiß der professionelle Zeitnehmer Bernd Frielingsdorf zu bestätigen.  Entlang der Strecke findet der Teilnehmer zahlreiche Attraktionen vor, so genannte Erlebnisnester. So sind es nicht nur hunderttausende Zuschauer entlang der Strecke, sondern insbesondere kleine Festlichkeiten in den zahlreichen Ortschaften, die durchlaufen werden und für nötige Stimmung sorgen. Ob Moderation oder live spielende Kapellen, es waren rund 10 Stück, den Teilnehmern wurde größter Respekt erwiesen. Auch hatte man ein großes Einsehen und Mitgefühl mit den doch etwas leidenden Teilnehmern unter der großen Hitze. Neben den offiziellen Verpflegungsstellen stellten auch viele Privathaushalte große Wasserwannen zum Abkühlen bereit und spritzten auf Wunsch die Marathonteilnehmer mit dem Gartenschlauch ab. Ein besonderer Schwerpunkt liegt beim Mittelrhein-Marathon jedoch auf dem Bereich Bopparder Hamm. In der lang gezogenen Rheinkurve hinter Boppard wartet auf die Sportler bei Streckenkilometer 23, auf der Höhe des Peternacher Tals und damit kurz nach dem Halbmarathonstart, ein besonders dickes Stimmungsnest. Der Hauptsponsor, die Rheinzeitung, hatte hier zum Frühstück eingeladen und unterhielt mit großem Bühnenprogramm.  Â
Apropos Halbmarathon, hier freute man sich in diesem Jahr auf einen ganz besonderen Teilnehmer. Dieter Baumann, der Tübinger Olympiasieger von 1992 ging mit an den Start. Die Ambition hier teilzunehmen lag insbesondere darin, auf der schönen Strecke vor allem Freude am Laufen zu haben. "Ich bin die Strecke durch das Mittelrheintal sehr oft mit dem Zug gefahren und für mich gehört die Region um die Loreley und das Deutsche Eck zu den schönsten in Deutschland." Die Strecke nun einmal zu Fuß zurückzulegen schien ihn wohl besonders beflügelt zu haben, nach 1:10:37 Stunden lief er in Koblenz als Schnellster im Ziel ein. Â
Aber auch beim Marathon freute man sich mit und über einen alten Bekannten. Hier konnte der Koblenzer Uwe Honsdorf seinen Sieg vom letzten Jahr nach 2:35:00 Stunden erfolgreich wiederholen. Der Mann ist so etwas wie das aktive läuferische Urgestein in Koblenz. Trotz seiner 43 Jahren gehört er noch längst nicht zu den Senioren. Der frühere EM-Teilnehmer im Marathonlauf und aktuelle Rheinland-Pfalz-Rekordhalter über diese Distanz (2:15:56) ist noch gut in Bestform. Doch auch in diesem Jahr schlug die Hitze wieder zu und machte ihm einen Strich durch die anvisierten 2:25 Stunden, konnte aber seinen im letzten Jahr aufgestellten Streckenrekord um 2 Minuten verbessern.  Bei den Frauen gab es einen Ãœberraschungssieg, vor allem für die Siegerin selbst, denn Eva-Marie Krahn aus Wiehl hatte sich selbst vor dem Start nicht als Favoritin eingeschätzt. "Ich bin ohne Uhr gelaufen und hatte keine sehr großen Ambitionen", erklärte die 39-Jährige, die in 3:17:16 Stunden gewann.  Doch egal ob Erster oder Letzter. Alle hatten sie ein Ziel und das war das deutsche Eck in Koblenz, wo sie vom Moderator Jochen Heringhaus gebührend empfangen wurden. Auf sie wartete neben der attraktiven Finisher-Medaille und Hemd vor allem ein gut sortierter Nachzielbereich, um den Durst und Hunger zu stillen. Doch auch auf der Strecke war gut gesorgt. 250000 Trinkwasser, 120000 Liter Trinkwasser entlang der Strecke, 37000 Flascen Rhenser Mineralbrunnen, 20000 halbe Bananen, 12000 Apfel-Stücke, 9000 Liter Elektrolythgetränke, 8000 Energieriegel, 3000 Liter Red Bull sorgten für eine ausreichende Versorgung der Teilnehmer.  Positiv anzumerken ist auch die Altersklassensiegerehrung im Anschluss des Laufes. Somit kommen neben den eigentlichen Siegern auch weitere Teilnehmer zu einer Anerkennung ihrer Leistung.  Der RZ-Mittelrhein-Marathon ist im Ziel. Eine sehr niedrige Ausfallquote, eine überschaubare Anzahl von Unfällen bei den Skatern und weniger Einsätze des Deutschen Roten Kreuzes bei den Läufern als bei der Marathon-Premiere 2005 stimmten die Organisatoren rund um den Vorsitzenden des ausrichtenden Mittelrhein Marathon e.V., Hans-Dieter Gassen, zufrieden. Der RZ-Mittelrhein-Marathon festigte sich mit der zweiten Auflage als eine der bedeutenden Großveranstaltungen in der Region des Unesco Welterbes Oberes Mittelrheintal. Insgesamt gesehen, war es wieder eine schöne Veranstaltung. Bleibt nur zu hoffen, dass wegen der Hitze nicht noch mehr Läuferinnen und Läufer vom Marathon zum Halbmarathon wechseln, oder gar kurzfristig absagen. Sieger Marathon: Â
Sieger Halbmarathon: Â
__________________________________ Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln Fotos: Irene Bendhiba |