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Medaillenschmied und Meistermacher Gerd Osenberg wird 70 |
Auf eine große Feier will er verzichten, doch die Glückwünsche
des TSV Bayer 04 und seiner ehemaligen Athleten, darunter den drei
Olympiasiegerinnen Heide Ecker-Rosendahl, Ulrike Meyfarth und Heike Henkel, sind
ihm gewiss: Trainer Gerd Osenberg, seit 22. Februar 1965 Medaillenschmied und
Meistermacher der Leverkusener Leichtathleten, wird am Mittwoch (11. April) 70.
Seit fünf Jahren ist „Osi“, wie ihn viele Athleten-Generationen nannten,
zwar schon pensioniert, doch sein Ruhestand ist eher ein Unruhestand. Denn
Osenberg arbeitet weiter als Coach bei Bayer 04 und betreut die beiden Sprinter
Tim Goebel und Rasgawa Pinnock. Außerdem vertraut Dreispringer Randy Lewis aus
Grenada, 2006 Sechster der Commonwealth-Spiele, auf seine Ratschläge.
In seiner langen Karriere trainierte der einstige Stabhochspringer
Osenberg (Bestleistung: 3,94 Meter aus dem Jahr 1962) gleich fünf Athletinnen,
die zu „Deutschlands Sportlerinnen“ des Jahres gewählt worden: Diskuswerferin
Liesel Westermann, Doppel-Olympiasiegerin Heide Ecker-Rosendahl (Weitsprung und
4x100 m), die beiden Hochsprung-Olympiasiegerinnen Ulrike Nasse-Meyfarth und
Heike Henkel sowie Mittelstrecklerin Ellen Wessinghage, die in den 70er Jahren
über 1500 Meter zur Weltspitze gehörte. Zusammen bekamen sie die Auszeichnung in
ihrer Zeit bei Osenberg insgesamt zehn Mal verliehen, allein Nasse-Meyfarth
viermal (1981 bis 1984). Erfolgreicher war kein anderer deutscher Trainer mit
seinen Athletinnen.
Auch Osenberg selbst erhielt zahlreiche Ehrungen für seine Verdienste um
die Leichtathletik: Bereits 1984 das Bundesverdienstkreuz und 2005 die
Sportplakette des Landes Nordrhein-Westfalen. 2000 ehrte ihn der
Leichtathletik-Weltverband IAAF für seine herausragenden Verdienste um die
Frauen-Leichtathletik. Denn „ihm wird ein Teil des deutschen ‚Fräuleinwunders’
zugeschrieben“, meinte der Journalist Karl-Adolf Scherer bereits 1979.
Eigentlich wollte der Pädagoge Osenberg Gymniasiallehrer werden, er war
bereits Referendar in den Fächern Sport, Mathematik und Physik, als ihn der Ruf
aus Leverkusen erreichte. Der 28-Jährige aus Radevormwald sagte zu und begann im
Winter 1965 als Coach beim damaligen TuS 04.
Von Beginn an setzte Osenberg, der Vater dreier Söhne ist, auf die
Gemeinschaft. Nach einer Trainersitzung über mögliche Wege der Verbesserung
sportlicher Leistungen hielt er 1965 fest: „Dass es bei der Fülle der
Wettbewerbe aller Abteilungen unmöglich ist, überall Überdurchschnittliches zu
leisten, war von vorneherein einleuchtend. Wir wollen differenzieren. Zunächst
bieten sich zwei Hauptrichtungen an: 1. Einzelne Spitzen in den Abteilungen
herausbilden. 2. Hohe Mannschaftsleistungen anstreben. Wir entschieden uns für
die Mannschaftsleistungen, weil sie viele positive Wesensmerkmale des Sports
fördern.“ Schon 1967 errangen die Leichtathletinnen des TuS 04 zum ersten Mal
die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft, bis 1992 insgesamt 25 Mal, ab 1973 in
Serie.
Sportlich sind auch Osenbergs Söhne Frank, Marc und Jörg geworden, die
sich wie der Vater im Stabhochsprung versuchten. Am erfolgreichsten war dabei
Marc Osenberg, der 1988 bei der U20-WM auf Rang zehn kam. Er trat auch als
Trainer in die Fußstapfen seines Vaters. Zwar beschäftigt sich Marc Osenberg als
Athletenmanager und Meetingdirektor in Leverkusen und Düsseldorf mehr mit der
organisatorischen Seite des Sports, doch 2005 führte er als Coach den
niederländischen Stabhochspringer Rens Blom zu WM-Gold. Ein Novum in der
Leichtathletik, denn eine Familie, in der Vater und Sohn Weltmeister-Trainer
waren, gab es vorher noch nie.
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Autor und Copyright: Christian Klaue
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