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09.05.2007 

 

 
"Noch ist die Welt in Ordnung"   

Eine unglaubliche, aber wahre Geschichte von Klaus Mueller ĂĽber einen Portugal-Trip, der seinen eigenen Lauf nahm:

Es begann wie ein Urlaubsflug nach Portugal so abläuft, einchecken am Flughafen Köln-Bonn, genaue Überprüfung des Handgepäckes, ein ruhiger Flug, nur die starken Regenfälle am Flughafen in Faro, an der portugiesischen Algarve, passten nicht so recht in das allgemeine Bild.
Bereits zum 30. Mal seit 1974 kam Klaus Mueller und seine Ehefrau Hildegard Maring nach Portugal, häufig an die wunderschöne Westalgarve, an der es noch „real existierende“ Fischerdörfchen gibt, die sich langsam aber stetig an die englischen und deutschen Touristen gewöhnt haben und einige Euros vom Tourismuskuchen für ihr bescheidenes Dasein abzweigen.
Klaus Müller, seit vielen Jahren Langstreckenläufer der SSG Königswinter, nutzte die 10 Tage als Trainingslager zur Vorbereitung auf die Deutschen Marathon-Meisterschaften in Mainz. Stolze 180 km spulte er in 9 Tagen herunter, selbst am Abflugtag legte er noch einen „schnellen 10’er“ hin, der Abflug war erst für 21.00 Uhr geplant.
Das Abenteuer nahm seinen Lauf!
Nach der Personenkontrolle auf dem Flughafen in Faro musste routinemäßig das Handgepäck offengelegt werden, kurze Pause und der Hinweis, „es sei etwas zu klären“. Statt der Klärung kam die Staats-Polizei mit 2 Beamten, nahm die Beiden in die Mitte und führte sie an hunderten von Touristen vorbei, die sich, wie auch die beiden Vinxeler, auf diese Aktion keinen Reim machen konnten, quer durch das Flughafengelände. Auf der Wache angekommen, wurden die beiden mit der offiziellen Anklage konfrontiert „Konfiszierung eines Gegenstandes, der auf der Liste illegaler Waffen in Portugal steht“. Das Corpus delicti war ein 5 cm langes Plastik-Behältnis, ein Aerosol (Luftzerstäuber), gefüllt mit rotem Pfeffer, etikettiert mit „zur Abwehr aggressiver Tiere.“ Ein Spray wie es Tausende von Läuferinnen und Läufern und auch oft von Frauen, Jägern und Postboten zur Sicherheit mit sich führen. Erhältlich in Sport- und Jägerbedarfsgeschäften, und Versandhäusern , landauf, landab, europaweit, nur nicht in Portugal. Hier wurde im Februar 2006 das Gesetz illegaler Waffen erweitert um den Begriff „Gaz-Spray de defesa pessoal“ (Gas-Spray zur persönlichen Verteidigung). Dass es sich expressis verbis gar nicht um ein „Gas“ sondern „Luft“ angetriebenes Spray handelte, interessierte niemanden. Klaus Mueller gab an, dass er bei seinen Tausenden von Km-Läufen schon dreimal von Hunden attackiert und gebissen wurde. 10 Jahre führten die beiden das Spray bei ihren Auslandsaufenthalten mit sich, kein Mensch wird je erfahren, ob die „Waffe“ überhaupt einsatzfähig, oder schon längst eingetrocknet war. Auf keinem Hinweisschild, weder in Köln-Bonn noch in Faro bzw. Lissabon, wird vor einem Pfeffer-Spray gewarnt, oder eine Liste der „verbotenen Waffen“ gezeigt. Eine Abstimmung mit EU-Recht fehlt, in keinem anderen Land der EU ist ein „Aerosol“ verboten. Die Polizei ließ sich von solchen Argumenten durch die „Arguidos“ (Angeklagten), durch die, inzwischen hinzugerufene, Dolmetscherin und den, nach 1 Stunde auftauchenden, deutschstämmigen Rechtsanwalt, nicht überzeugen. Längst war Herr M. an die Grenze seiner Portugiesisch-Kenntnisse durch die juristischen Fachtermini und an seine nervlichen geraten, denn die Mühlen der Justiz mahlten unaufhörlich. Reihenweise wurden Protokolle, Anklageurkunden, Verhaftungsmitteilung und Festnahmebeschlüsse erstellt, der Abflugtermin kam immer näher. Frau M. forderte nun die Polizei auf „das Gepäck zu sichern“, das sich längst im Flugzeug befand. Auf polizeiliche Veranlassung musste das komplette Flugzeug geräumt und die betreffenden Gepäckstücke herausgesucht werden. Die Stewardessen der low-budget-Fa. Germanwings brachten, sichtlich verlegen, das Gepäck und die Bordkarten zur Wache zurück. So war auch die Flugfirma über die Probleme informiert, nur, das interessiert erneut niemanden, wie sich später herausstellte. Die Polizei eröffnete Herrn Mueller, als formeller Eigentümer des Sprays, dass er über Nacht in „Gewahrsam“ genommen würde, da der zuständige Haftrichter nicht erreichbar sei. Durch die Intervention des Rechtsanwaltes wurde von der „Einzelhaft-Anordnung“ Abstand genommen. Frau Maring und Herr Mueller durften sich nachts um 24.00 Uhr eine Unterkunft suchen und wurde für 9.00 Uhr zum „Tribunal Judicial de Faro“ vorgeladen. Die Farce ging im Justizgebäude weiter, statt einer richterlichen Gegenüberstellung, wurde erneut ein stundenlanges Protokoll erstellt, diesmal zur Vorlage für den Staatsanwalt. Danach war der Spuk des 1. Teils zu Ende.
Nach Angabe des Anwalts hat der Staatsanwalt in den „nächsten Wochen, Monaten oder Jahren“ zu befinden, ob Anklage erhoben, eine Umwandlung in eine Ordnungswidrigkeit, mit einer gesetzlichen Bußgeldstrafe von € 600 – 6.000, erhoben, oder das Verfahren wegen Geringfügigkeit eingestellt wird. Eventuell werden es die „Beschuldigten“ auch nie erfahren, der Anwalt wartet in einem ähnlichen Verfahren bereits sei 1996 (!) auf eine Entscheidung.
Familie Mueller-Maring war frei und fuhr sofort zum Flughafen. Am Schalter von Germanwings baten sie um neue Bordkarten für den nächsten Flug. Hier folgte die nächste Hiobs-Botschaft: die Flugtickets waren ersatzlos gestrichen! Neu zu kaufende Tickets gab es nicht „bis ca. 1./2. Mai“. „Sorry, sagte uns das Schalter-Personal, so sind die Tatsachen, wenn sie mit einem Billig-Flieger unterwegs sind.“ Dass die Tickets einen ganz regulären Preis hatten, sei nur am Rande erwähnt. Alle weiteren Anfragen an den übrigen Schaltern der Fluggesellschaften wurden mit Hinweis auf das Ende der Ferien negativ beschieden. Spontan beschlossen die beiden Königswinterer via Lissabon, Madrid, Paris nach Köln mit der Bahn zu fahren. Die beiden Söhne Daniel und Oliver wurden ständig per SMS informiert und checkten zu Hause über das Internet alle „Rettungs-Möglichkeiten“ ab. 10 Minuten dauerte es bis Daniel anrief „alle Züge sind für Tage ausgebucht!“
 
Ab jetzt ging die Affäre an die Grenze der Belastbarkeit. Es folgte ein erneuter Anruf „ 2 Plätze für einen Flug übermorgen von Lissabon nach Palma de Mallorca seien gesichert („Hauptsache, ihr seid aus dem vermaledeiten Portugal heraus“). Es verging eine weitere Stunde und 2 weitere Tickets von Palma nach Paderborn waren, zu exorbitanten Preisen gesichert. Erneute Übernachtung in Faro, Zugreise nach Lissabon, 2 Tage bis zum Abflug die Zeit totschlagen, dann tobte zu allem Überfluss über den Balearen ein Unwetter und die beiden „Gestressten“ leiden unter Flugangst, rundete das Abenteuer ab. 4 Tage über das eigentliche Urlaubsende hinaus, kommen die beiden um 2.30 Uhr in Paderborn an, 2 ½ weitere Autostunden bis Königswinter wurden wie im Traum abgespult, „was lief in den letzten Tagen eigentlich ab ?“. „Wo waren wir eigentlich ?“





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Autor und Copyright: Klaus Mueller