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Warnung an alle Läuferinnen und Läufer |
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"Noch ist die Welt in Ordnung" |
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Eine unglaubliche, aber wahre Geschichte von Klaus
Mueller ĂĽber einen Portugal-Trip, der seinen eigenen Lauf nahm:
Es begann wie ein Urlaubsflug nach Portugal so abläuft,
einchecken am Flughafen Köln-Bonn, genaue Überprüfung des Handgepäckes, ein
ruhiger Flug, nur die starken Regenfälle am Flughafen in Faro, an der
portugiesischen Algarve, passten nicht so recht in das allgemeine Bild.
Bereits zum 30. Mal seit 1974 kam Klaus Mueller und seine Ehefrau
Hildegard Maring nach Portugal, häufig an die wunderschöne Westalgarve, an der
es noch „real existierende“ Fischerdörfchen gibt, die sich langsam aber stetig
an die englischen und deutschen Touristen gewöhnt haben und einige Euros vom
Tourismuskuchen fĂĽr ihr bescheidenes Dasein abzweigen.
Klaus Müller, seit vielen Jahren Langstreckenläufer der SSG Königswinter,
nutzte die 10 Tage als Trainingslager zur Vorbereitung auf die Deutschen
Marathon-Meisterschaften in Mainz. Stolze 180 km spulte er in 9 Tagen herunter,
selbst am Abflugtag legte er noch einen „schnellen 10’er“ hin, der Abflug war
erst fĂĽr 21.00 Uhr geplant.
Das Abenteuer nahm seinen Lauf!
Nach der Personenkontrolle auf dem Flughafen in Faro musste routinemäßig das
Handgepäck offengelegt werden, kurze Pause und der Hinweis, „es sei etwas zu
klären“. Statt der Klärung kam die Staats-Polizei mit 2 Beamten, nahm die Beiden
in die Mitte und fĂĽhrte sie an hunderten von Touristen vorbei, die sich, wie
auch die beiden Vinxeler, auf diese Aktion keinen Reim machen konnten, quer
durch das Flughafengelände. Auf der Wache angekommen, wurden die beiden mit der
offiziellen Anklage konfrontiert „Konfiszierung eines Gegenstandes, der auf der
Liste illegaler Waffen in Portugal steht“. Das Corpus delicti war ein 5 cm
langes Plastik-Behältnis, ein Aerosol (Luftzerstäuber), gefüllt mit rotem
Pfeffer, etikettiert mit „zur Abwehr aggressiver Tiere.“ Ein Spray wie es
Tausende von Läuferinnen und Läufern und auch oft von Frauen, Jägern und
Postboten zur Sicherheit mit sich führen. Erhältlich in Sport- und
Jägerbedarfsgeschäften, und Versandhäusern , landauf, landab, europaweit, nur
nicht in Portugal. Hier wurde im Februar 2006 das Gesetz illegaler Waffen
erweitert um den Begriff „Gaz-Spray de defesa pessoal“ (Gas-Spray zur
persönlichen Verteidigung). Dass es sich expressis verbis gar nicht um ein „Gas“
sondern „Luft“ angetriebenes Spray handelte, interessierte niemanden. Klaus
Mueller gab an, dass er bei seinen Tausenden von Km-Läufen schon dreimal von
Hunden attackiert und gebissen wurde. 10 Jahre fĂĽhrten die beiden das Spray bei
ihren Auslandsaufenthalten mit sich, kein Mensch wird je erfahren, ob die
„Waffe“ überhaupt einsatzfähig, oder schon längst eingetrocknet war. Auf keinem
Hinweisschild, weder in Köln-Bonn noch in Faro bzw. Lissabon, wird vor einem
Pfeffer-Spray gewarnt, oder eine Liste der „verbotenen Waffen“ gezeigt. Eine
Abstimmung mit EU-Recht fehlt, in keinem anderen Land der EU ist ein „Aerosol“
verboten. Die Polizei ließ sich von solchen Argumenten durch die „Arguidos“
(Angeklagten), durch die, inzwischen hinzugerufene, Dolmetscherin und den, nach
1 Stunde auftauchenden, deutschstämmigen Rechtsanwalt, nicht überzeugen. Längst
war Herr M. an die Grenze seiner Portugiesisch-Kenntnisse durch die juristischen
Fachtermini und an seine nervlichen geraten, denn die MĂĽhlen der Justiz mahlten
unaufhörlich. Reihenweise wurden Protokolle, Anklageurkunden,
Verhaftungsmitteilung und FestnahmebeschlĂĽsse erstellt, der Abflugtermin kam
immer näher. Frau M. forderte nun die Polizei auf „das Gepäck zu sichern“, das
sich längst im Flugzeug befand. Auf polizeiliche Veranlassung musste das
komplette Flugzeug geräumt und die betreffenden Gepäckstücke herausgesucht
werden. Die Stewardessen der low-budget-Fa. Germanwings brachten, sichtlich
verlegen, das Gepäck und die Bordkarten zur Wache zurück. So war auch die
Flugfirma ĂĽber die Probleme informiert, nur, das interessiert erneut niemanden,
wie sich später herausstellte. Die Polizei eröffnete Herrn Mueller, als
formeller Eigentümer des Sprays, dass er über Nacht in „Gewahrsam“ genommen
würde, da der zuständige Haftrichter nicht erreichbar sei. Durch die
Intervention des Rechtsanwaltes wurde von der „Einzelhaft-Anordnung“ Abstand
genommen. Frau Maring und Herr Mueller durften sich nachts um 24.00 Uhr eine
Unterkunft suchen und wurde für 9.00 Uhr zum „Tribunal Judicial de Faro“
vorgeladen. Die Farce ging im Justizgebäude weiter, statt einer richterlichen
GegenĂĽberstellung, wurde erneut ein stundenlanges Protokoll erstellt, diesmal
zur Vorlage fĂĽr den Staatsanwalt. Danach war der Spuk des 1. Teils zu Ende.
Nach Angabe des Anwalts hat der Staatsanwalt in den „nächsten Wochen, Monaten
oder Jahren“ zu befinden, ob Anklage erhoben, eine Umwandlung in eine
Ordnungswidrigkeit, mit einer gesetzlichen Bußgeldstrafe von € 600 – 6.000,
erhoben, oder das Verfahren wegen GeringfĂĽgigkeit eingestellt wird. Eventuell
werden es die „Beschuldigten“ auch nie erfahren, der Anwalt wartet in einem
ähnlichen Verfahren bereits sei 1996 (!) auf eine Entscheidung.
Familie Mueller-Maring war frei und fuhr sofort zum Flughafen. Am Schalter von
Germanwings baten sie um neue Bordkarten für den nächsten Flug. Hier folgte die
nächste Hiobs-Botschaft: die Flugtickets waren ersatzlos gestrichen! Neu zu
kaufende Tickets gab es nicht „bis ca. 1./2. Mai“. „Sorry, sagte uns das
Schalter-Personal, so sind die Tatsachen, wenn sie mit einem Billig-Flieger
unterwegs sind.“ Dass die Tickets einen ganz regulären Preis hatten, sei nur am
Rande erwähnt. Alle weiteren Anfragen an den übrigen Schaltern der
Fluggesellschaften wurden mit Hinweis auf das Ende der Ferien negativ
beschieden. Spontan beschlossen die beiden Königswinterer via Lissabon, Madrid,
Paris nach Köln mit der Bahn zu fahren. Die beiden Söhne Daniel und Oliver
wurden ständig per SMS informiert und checkten zu Hause über das Internet alle
„Rettungs-Möglichkeiten“ ab. 10 Minuten dauerte es bis Daniel anrief „alle Züge
sind für Tage ausgebucht!“
Ab jetzt ging die Affäre an die Grenze der Belastbarkeit. Es folgte ein
erneuter Anruf „ 2 Plätze für einen Flug übermorgen von Lissabon nach Palma de
Mallorca seien gesichert („Hauptsache, ihr seid aus dem vermaledeiten Portugal
heraus“). Es verging eine weitere Stunde und 2 weitere Tickets von Palma nach
Paderborn waren, zu exorbitanten Preisen gesichert. Erneute Ăśbernachtung in Faro,
Zugreise nach Lissabon, 2 Tage bis zum Abflug die Zeit totschlagen, dann tobte
zu allem Überfluss über den Balearen ein Unwetter und die beiden „Gestressten“
leiden unter Flugangst, rundete das Abenteuer ab. 4 Tage ĂĽber das eigentliche
Urlaubsende hinaus, kommen die beiden um 2.30 Uhr in Paderborn an, 2 ½ weitere
Autostunden bis Königswinter wurden wie im Traum abgespult, „was lief in den
letzten Tagen eigentlich ab ?“. „Wo waren wir eigentlich ?“
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Autor und Copyright: Klaus Mueller
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