Dumm gelaufen: Wenn ein Sieger ohne Vertrag seine Prämie einfordert, kann
das üble Folgen für den Veranstalter haben. In Köln bestimmt ein
komplizierter Schlüssel erst am Ende die tatsächliche Prämie. Aus
Zeitgründen, verwendete man daher Schecks mit Luftnummern.
Vergangenen Mittwoch konfrontierte der Kölner Stadtanzeiger den Ford
Köln-Marathon mit einer für den austragenden Verein unangenehmen Recherche.
Aus ihr ging heraus, dass die Drittplazierte Siegerin nicht die Prämie
erhielt, die auf dem überdimensionalen PR-Scheck der Stadtsparkasse Köln
stand. Statt 5.000 EUR, erhielt Ines Cronjäger nur 900 Euro. Begründet wurde
dies seitens Veranstalter damit, dass die Prämie sich aus einem
komplizierten Schlüssel zusammensetzt und somit eigentlich nichts mit der
auf dem Scheck aufgedruckten Zahl zu tun hat. Harald Rösch, Veranstalter des
Ford Köln-Marathon war davon ausgegangen, dass die Spitzenathleten über
dieses Verfahren aufgeklärt worden wären. Mit der Meinung scheint
Geschäftsführer Harald Rösch nun etwas allein da zu stehen. Tatsache ist
jedoch, dass weder der Vorstandsvorsitzende Jürgen Roters, noch die
Sponsoren von dieser Praxis wussten. Die fühlen sich nun verständlicher
Weise getäuscht, dass die nach außen kommunizierten Prämien nicht wirklich
ausgezahlt wurden. Insbesondere die Stadtsparkasse Köln, mit dessen Namen
auf den Schecks Werbung gemacht wurde.
Ob sich die Spitzensportlerin zu Unrecht
betrogen fühlt, sei dahingestellt. Tatsache ist, dass die bei
Spendenaktionen so beliebten PR-Schecks entweiht wurden. Weil, wer glaubt
denn nun wirklich noch daran, was auf ihnen aufgedruckt steht. Jürgen Roters,
Vorsitzender des Marathon-Vereins, spricht von einem unentschuldbaren
Fehler. Auch er
sei davon ausgegangen, dass die Beträge mit den tatsächlich gezahlten
Prämien in Einklang stünden: "Bei
einer Siegerehrung dürfen keine Schecks mit Fantasiesummen präsentiert
werden".
So kam der Stein ins rollen:
Mit den Spitzenathleten werden zum Köln-Marathon im Vorfeld Verträge
ausgehandelt, in denen ein komplizierter Schlüssel die Prämie bestimmt.
Während der Siegerehrung werden dann symbolische PR-Schecks mit Summen
in die Höhe gehalten, die nichts mit der wirklichen Prämie zu tun haben.
Mit Ines Cronjäger wurde kein Vertrag geschlossen, da aufgrund einer
Verletzung keine gute Leistung zu erwarten war. Ãœberraschend wurde sie
Dritte. Ihr Manager fordert nun die Summe ein, die auf dem Scheck stand,
den sie während der Siegerehrung in die Luft hielt. Nämlich 5.000 EUR. |
|
Doch
das schien nur die Spitze des Eisberges gewesen zu sein, denn eine weiter
Überprüfung ergab, dass auch die Zweitplazierte Dame nicht die Summe bekam,
die auf dem Scheck stand. Ihr stehen laut, in die Kamera gehaltenen
PR-Scheck, 7.500 EUR zu. Eine Überprüfung der Preisgeld-Regelung der
Erstplazierten Frau steht noch aus. Eine Überprüfung der Herren ergab, dass
es dort keine Differenzen gibt.
Der Verein für Marathon ist nun um Schadensbegrenzung bemüht und will
nachträglich die Summe an die Frauen auszuzahlen, die auf den jeweiligen
Schecks standen. Die Einsicht kommt etwas spät, Sponsoren sind verärgert und
der Spot bei der Marathonkonkurrenz groß. Gefährdet ist die Austragung des
nächsten Marathon jedoch nicht. Die Sponsoren haben signalisiert, nicht
aussteigen zu wollen und die Verträge bestehen zu lassen. So auch der Haupt-
und Namenssponsor "Ford", sowie die Stadtsparkasse Köln, mit dessen Name der
Schindluder getrieben wurde.
Ob nun Köpfe rollen, wie von einigen aus der Laufszene gefordert wird, wird
sich am Montag zeigen. Für den Tag ist eine Sitzung einberäumt, in der
beratschlagen soll, wie man dem in der Öffentlichkeit und bei den Sponsoren
entstandenen Vertrauensverlust entgegen wirken will. |