Ein Laufbericht von
Wolfgang Olbrich-Beilig:
Ein Jahr ist vorüber und wir
stehen wieder im Freibad von Rengsdorf und holen uns die Startunterlagen ab.
Nachdem wir letztes Jahr hier ein
phantastisches Lauferlebnis bei diesem Landschaftslauf hatten und mit diesen
Erinnerungen überall geworben haben, waren wir gespannt, was uns dieses Jahr
hier erwarten würde. Dem letzten Aufruf zu dem Lauf folgten alleine vom
Rheinischen DUV-Stammtisch in Köln mind. 10 Läufer und Läuferinnen. Zusammen
mit dem „MUT´lern“ aus Troisdorf dürften wir somit sicher eine der stärksten
Gemeinschaften repräsentiert haben. Waren es im letzten Jahr nur rund 40
Läufer über die 50 Km, so waren es dieses Jahr deutlich über 100 und alle
waren genauso gespannt, wie wir.
Im letzten Jahr wurde uns gesagt, dass es jedes
Jahr eine neue Streckenführung geben würde. Markus und ich waren da etwas
skeptisch, da es uns fast nicht möglich erschien, noch einmal eine solch
tolle Laufstrecke zu finden, wie 2002. Wir sollten uns irren!
Nachdem wir im letzten Jahr bereits gegen 6 Uhr
vor Ort waren und ich eine Menge Spötteleien von Markus und Walter ertragen
musste, fuhren wir dieses Mal erst gegen 06:30 Uhr in Köln los und waren
gegen 07:30 Uhr am Freibad. Walter musste leider aufgrund seines derzeitigen
Trainingszustandes und der Tatsache, dass er am Vorabend noch Geburtstag
gefeiert hat, leider kurzfristig absagen. Aber schließlich warteten bereits
einige Stammtischler und wir würden in einer größeren Gruppe starten, um
zumindest die ersten Kilometer gemeinsam zu absolvieren.
Nach dem Empfang der Kontrollkarte (es gibt zum
Glück immer noch keine Startnummern!) zogen wir uns um und sahen schon den
Harald, der die Laufgemeinschaft zur Startlinie rief. Er war sichtlich
erfreut, dass es eine derartige Teilnehmersteigerung gab und dankte allen
Berichterstattern für die positive Resonanz auf diesen Landschaftslauf. Auch
heute war jeder für die Zeitnahme selber verantwortlich.
Und das, was wir nicht für möglich hielten
begann. Wir liefen zwar die ersten 200 Meter, wie im letzten Jahr, aber dies
sollte auch die einzige Überschneidung des Laufes gegenüber dem letzten Jahr
sein! Es war bereits sehr warm und ich war froh, wieder mit Trinkgurt zu
laufen. Einige taten dies nicht und würden dies sicher noch im Laufe der
Zeit bereuen. Am Start fanden sich viele alte und neue Bekannte, dieses Jahr
war auch Conny Bullig mit dabei und wollte sich davon vergewissern, ob ich
im letztjährigen Bericht die Wahrheit geschrieben habe. Auch Birgit Lennartz
ließ es sich nicht nehmen, die Strecke „unter die Füße“ zu nehmen. Nachdem
sie eigentlich nur eine Teilstrecke als Training für den Eifel-Marathon am
Wochenende laufen wollte, entschied sie sich spontan um und machte einen
lockeren langen Lauf . Auch sie wird wohl jetzt ein Fan dieser
Veranstaltungen geworden sein!
Aber nun zum Lauf selber. Markus, Stefan,
Wolfgang und ich liefen gemeinsam los. Dazu gesellte sich dann noch Elmar
mit einem Laufkumpel, die uns allerdings beim Km 8 verlassen wollten, da sie
dort auf die 31km-Runde abbiegen wollten. Nach 5 km hatten wir und die tolle
Strecke die beiden allerdings soweit, dass auch sie die 50km laufen wollten.
Es war ihr erster Lauf, der über die Marathondistanz hinausging und erneut
hat sich der Kreis der Ultraläufer um zwei erweitert. Herzlichen Glückwunsch
an dieser Stelle.
Dieses Mal ging es nicht gleich nach dem Start
steil nach oben, sondern man gewährte uns eine 2 km lange „Einlaufzeit“.
Danach ging es dann zur Sache und jedem wurde schnell klar, warum in der
Ausschreibung etwas von einem anspruchsvollen Landschaftslauf stand. Es ging
an Rengsdorf vorbei in Richtung Ehlscheid. Das Profil war auf dieser Strecke
ständig steigend und bereits auf dem ersten Stück wurde uns klar, dass wir
auch dieses Jahr hier nicht enttäuscht werden würden, was die
Streckenführung angeht. Natur pur, ein ständiger Wechsel zwischen gut
ausgebauten Wanderwegen, engen Waldpfaden und teilweise regelrechte
Trailabschnitte! Einfach phantastisch, was der TV-Rengsdorf da jedes mal
wieder auf die Beine stellt. Ehlscheid wurde dann bei Km 4 erreicht, wobei
es immer vermieden wurde, in Ortschaften rein zu laufen. Von hier aus ging
es dann in Richtung Kurtscheid, bei KM 5,5. Dann weiter bis zum Eichenhof,
bei KM 8, wo auch die erste Verpflegungsstelle sein sollte. Hier eigentlich
die Abzweigung für Elmar und seinen Laufkumpel vorgesehen! Alle hatten
bereits ordentlich Durst und wurden auch in diesem Jahr nicht enttäuscht.
Iso, Wasser, Tee, Limo und sogar Bier waren vorhanden. Und das Beste, sogar
gekühlt! Echt der Hammer, ihr seid spitze! Aber nicht nur hier, sondern auch
unterwegs konnte dieser Standard an allen Verpflegungspunkten gehalten
werden. Es gab dort dann noch Bananen, Bockwürste, Brötchen und Suppe.
Kurzum eine bessere oder gleich gute Bestückung habe ich nur im letzten Jahr
einmal genossen und das war ebenfalls beim TV Rengsdorf! Da die nächste
Verpflegungsstelle erst bei Km 17 vorgesehen war, füllte ich noch meine
Flasche auf, was bei diesen Temperaturen auch nötig gewesen ist! Sicher wird
der ein oder andere gesagt haben, dass man mehr Getränkestellen hätte
aufstellen können, aber schließlich sind irgendwann auch die besten
personellen Ressourcen eines Vereines erschöpft. In der Streckenbeschreibung
waren die Verpflegungsstellen eingetragen und jeder Landschaftsläufer sollte
wissen, wann er seinen Trinkgürtel mitnehmen sollte. Dann ging es weiter in
Richtung Datzeroth. Hier begegneten wir zu ersten Mal dem Wohnmobil von
Siggi und Conny Bullig, mit Siggi am Steuer. Mir passierte gleich der erste
Faux Pas des Tages und ich begrüßte ihn lautstark mit dem Namen seiner Frau.
Womit ich die nächsten 2-3 KM damit verbrachte, mir den Spot meiner
Mitläufer zuzuziehen. Zum Glück ging es nun bis KM 14 permanent stark
bergauf und die anderen brauchten die Luft für die Strecke!
Die Sonne stieg immer höher und die
Temperaturen mit ihr. Aber scheinbar hatten die Rengsdorfer auch dieses
einkalkuliert! Immer wenn man dachte, dass es zu heiß sei, um über „offenes
Feld“ zu laufen, ging es wieder in den Wald und damit in den Schatten. Die
Laufwege waren erstklassig ausgeschildert, wodurch ein Verlaufen eigentlich
nicht möglich war (Ich schreibe eigentlich, weil ich es natürlich trotzdem
geschafft habe, aber dazu später!). Dann der 2. Verpflegungs- und
Kontrollpunkt, bei KM 17. Auch hier den Stempel abgeholt, kräftig
nachgetankt und weiter. Es ging weiter über Hähnen (KM 20), nach Hausen (KM
24/Getränkestelle für die Läufer). In Hausen trafen wir den Siggi dann zum
zweiten Mal. Ich versuchte meinen Fehler von vorher wieder wett zu machen
und entschuldigte mich für die „Verwechslung“. Ich hoffe doch, dass das
Bild, welches du dort von uns gemacht hast, etwas geworden ist! Und wie
sollte es anders sein, Hausen lag im Tal und es ging in Richtung
Waldbreitbach wieder rauf. Die lang ersehnte 3. Verpflegungs- und
Kontrollstelle erreichten wir bei KM 27,5. Ich glaube, dass ich dieses Jahr
noch nie soviel Durst hatte, wie dort! Flasche wieder voll und weiter mit
den anderen. Bei KM 30 wurde Verscheid erreicht und wir liefen weiter zur
nächsten zusätzlichen Getränkestelle für die Läufer bei KM 33. Ab hier ging
es dann ständig leicht rauf und runter, ohne aber größere Anstiege zu
bewältigen. Es waren jetzt keine langen Steigungen mehr auf dem Plan, es
sollte aber noch die ein oder andere kleine starke Steigung auf uns warten.
Die tolle Landschaft genießend, erreichten wir schließlich den 4.
Verpflegungs- und Kotrollpunkt, bei KM 37,5, in der Nähe von Niederhonnefeld.
Hier trennte ich mich von der Laufgruppe, da ich etwas mehr Zeit zum Essen
und Trinken benötigte. Somit lief ich also einsam weiter, traf jedoch
unterwegs dann den Udo Kamp und wir machten ein paar Kilometer zusammen. Bei
KM 40 war Straßenhaus erreicht. Es ging wieder über die Westerwälder Höhen
in Richtung Hardert. Bei KM 41 saß ein Läufer auf einem Baumstamm und hatte
Probleme mit dem Kreislauf. Kurz angehalten, meine Getränkeflasche gereicht
und bei der nächsten Kontrollstelle Bescheid gesagt. Auch in dieser Lage
erfolgte eine schnelle Reaktion seitens der Helfer und es machte sich
sogleich jemand auf den Weg um zu helfen. Flasche vollmachen, ausgiebig
trinken, ein leckeres Banänchen und weiter. Außerdem noch die frohe Kunde,
dass kein großer Anstieg mehr kommen sollte. Wehe, du hättest mich dort
belogen!
Tja und dann passierte es doch. Ein bayerischer
Läufer schloss zu mir auf und wir fingen an zu reden. Dabei haben wir leider
die Abzweigung bei KM 44 verpasst und sind erstmal schön den Berg runter und
mussten nach ca. 500m feststellen, dass wir falsch waren. Also wieder rauf
und suchen. Die Abzweigung haben wir dann schnell gefunden und mein
Mitirrläufer war besser drauf, als ich, und erhöhte etwas das Tempo. Durch
die Verlauferei war ein Aufschließen auf die Reisegruppe „Tempo Colonia“,
also zu Markus, Stefan und Wolfgang nicht mehr möglich. Ich schloss also
wieder zum Udo auf und wir verbrachten die KM 46 bis 48 wieder miteinander.
Da lief dann Birgit Lennartz an mir vorbei und ich überlegte mir, ob ich
vielleicht versuchen sollte, mit ihr ins Ziel zu laufen. Allerdings sah sie
aus, als wäre sie gerade erst losgelaufen und das konnte man von mir nun
wirklich nicht mehr behaupten. Ein kurzer „Pit Stop“ von ihr gab mir die
Gelegenheit aufzuschließen und ich dachte es sei nun eine gute Taktik, sie
in ein Gespräch zu verwickeln. Leider war es so, dass sie problemlos reden
und laufen konnte, ich mich aber nur mit kurzen, knappen Sätzen verständigen
konnte, um noch weiter laufen zu können. Wie dem auch sein, kurz vor KM 49
hörte man dann schon die Kulisse des Freibades, welches dann auch bald in
Sicht war und ich wusste, dass ich es schaffen könnte, gemeinsam mit Birgit
ins Ziel zu laufen. Kurz vor dem Ziel sagte sie noch, dass der Udo wohl
nicht so begeistert sein würde, dass sie die ganze Strecke gelaufen sein,
aber man könne ja mal ein „Abzweigung verpassen“! Wie Recht sie hatte!
Das Fazit des Laufes war im Ziel einstimmig.
Der Westerwaldlauf gehört sicher zu den schönsten Landschaftsläufen, die es
gibt. Was sicher einmalig an der Veranstaltung ist, ist die tolle
Organisation und die Tatsache, dass der Veranstalter eine jährlich
wechselnde Laufstrecke bietet. Ich jedenfalls freue mich bereits auf den
nächsten „neuen“ Westerwaldlauf! Zu meckern habe ich gar nichts. Mir
persönlich gefiel die diesjährige Strecke besser als im letzten Jahr (und
das ist sehr schwierig, weil die schon Weltklasse war!). Markus vermisste
etwas die Aussicht auf die Weinberge und den Rhein, wodurch wir allerdings
länger ohne Schatten gewesen wären. Stefan und Wolfgang waren absolut
begeistert und meinten einhellig, dass sei ihr bislang schönster
Landschaftslauf gewesen (und es war sicher nicht ihr erster!). Elmar und
sein Laufkumpel kamen überglücklich und stolz als neue Ultraläufer, und
hoffentlich auch demnächst neue Mitglieder beim Rheinischen DUV-Stammtisch,
ins Ziel. An dieser Stelle möchte ich auch noch unsere Bettina Wolf
erwähnen, die ebenfalls erstmals über die Ultradistanz ging und trotz der
anspruchsvollen Strecke total begeistert war! Wir genossen beim einem
Fläschchen Bier die Aussicht auf die Höhen des Westerwaldes. OK, auch ein
wenig die Aussicht auf die vorbeilaufenden weiblichen Badegäste! Ach ja,
Zeiten sind wir auch gelaufen. Aber wie ich schon sagte, die sind hier
drittrangig!
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