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Neue Studie über Sport im Seniorenalter ... |
Neue Seite 1
Defizite in der
Selbststeuerung hemmen die Motivation
"...Also auf
die Uhr zu schauen, aha, jetzt musst du los. Da fängt es ja schon an. Man guckt
heraus, ach du lieber Gott, was für ein Wetter, wenn du da bist, bist du patsch
nass! Aber, nee da gehst du, da gehst du jetzt hin", äußert sich eine
sportaktive 75-Jährige zur Sportmotivation. Wie aber können Senioren den
"inneren Schweinehund" überwinden? Warum gelingt es manchen, sich zum Sport zu
motivieren, anderen aber nicht? Diesen Fragen widmet sich Simone Quantmeyer de
Polack, Sportwissenschaftlerin an der Universität Bonn, in ihrer Studie über
Alterssport. Zu diesem Zweck befragte sie zwei Gruppen, bestehend aus über
60-jährigen Senioren: die Gruppe der sportaktiven "Dabeibleiber" und die weniger
aktive Gruppe der "Versucher". Letztere wäre gerne sportlich aktiv, scheitert
aber immer wieder daran, sich zum regelmäßigen Sport zu motivieren.
Sportaktive Senioren bleiben
länger vital, gesund und mobil. Besonders wichtig dafür ist, dass sie regelmäßig
Sport treiben. Obwohl sich die meisten älteren Menschen dessen bewusst sind,
nimmt die Sportaktivität im Alter ab. Allerdings trifft das nicht auf alle
Senioren zu, wie Simone Quantmeyer de Polack zeigen konnte. In ihrer Arbeit
befasst sie sich mit zwei verschiedenen Gruppen von älteren Sporttreibenden: die
"Dabeibleiber" und die "Versucher".
Der bedeutendste Unterschied
zwischen beiden Gruppen liegt in ihren "Selbststeuerungsstrategien", das heißt
die "Dabeibleiber" sind besser in der Lage Absichten auch gegen Widerstände
umzusetzen. Sportaktive Senioren sind zudem besonders handlungsorientiert: es
gelingt ihnen leichter, ihre momentanen Bedürfnisse und ihre langfristigen Ziele
aufeinander abstimmen. Sie sehen in Schwierigkeiten eher Herausforderungen und
suchen konkret nach Lösungen. So steigerte beispielsweise ein Senior seine
Motivation, indem er sich vorstellte, wie gut er sich immer nach dem Training
fühlte. Die "Versucher" sind dagegen stärker lageorientiert, d. h. wenn es
schwierig wird, ihre Absicht umzusetzen, dann versuchen sie eher, die Situation
zu verstehen als zu handeln. Weil sie eher grübeln oder sich zur Teilnahme
zwingen, gehen ihnen Kraft und Energie verloren. Bei ihnen steht das Müssen im
Vordergrund, es fehlt jedoch das Wollen. Zu Beginn ist ihre Motivation hoch,
nimmt dann aber immer stärker ab. Die "Versucher" beginnen abzuwägen zwischen
Sport und alternativen Tätigkeiten. Wenn die Motivation schwindet, entscheiden
sie sich nicht bewusst für den Abbruch ihres Sportprogramms, sondern dies
geschieht in einem schleichenden Prozess.
Auch positive bzw. negative
Sporterfahrungen in der Jugend haben Einfluss auf die Sportaktivität im Alter:
Wer schon beim Schulsport immer zu denen gehörte, die zuletzt in die Mannschaft
gewählt wurden, tut sich auch im Alter mit Sport schwerer. Wer dagegen Sport in
der Gruppe schon immer als Erlebnis wahrgenommen hat, kann sich im Alter
leichter zum Sport motivieren. Lebenslange kontinuierliche Sportaktivität ist
dabei keine Voraussetzung, um sich im Alter motivieren zu können.
Als Hinderungsgrund, Sport zu
treiben, nannten die "Versucher" unter anderem gesundheitliche Beschwerden. Wer
zum Beispiel Schwierigkeiten hat, einen Kasten Wasser anzuheben, ist deshalb
nicht gleich sportunfähig. Aus medizinischer Sicht sollte auch bei körperlichen
Beschwerden Sport getrieben werden. "Die meisten Beschwerden werden nicht allein
durch das Alter, sondern auch durch mangelnde Bewegung verursacht," sagt
Quantmeyer de Polack, "Beeinträchtigungen sprechen also eher für ein -
entsprechend angepasstes - Sportprogramm."
Wie können Senioren sich nun
zum Sport motivieren? "Allgemein empfiehlt sich für Inaktive ein Einstieg über
so genannte Lebensstilaktivitäten. Das sind Tätigkeiten, die in erster Linie
anderen Zwecken als der Gesundheit dienen, also beispielsweise Besorgungen zu
Fuß oder mit dem Fahrrad zu erledigen," rät Quantmeyer de Polack. Die nächste
Stufe kann dann ein Minimalprogramm von ein bis drei Stunden Sport pro Woche
bilden.
Beim gemeinsamen Sport in der
Gruppe können sich die Teilnehmer gegenseitig motivieren. Sportinteressierte
sollten verschiedene Gruppen ausprobieren, um die beste Wahl treffen zu können.
Gerade Alterssportgruppen sind geeignet, da hier verschiedene Sportarten
ausprobiert werden und wichtige Kompetenzen für den Seniorenalltag besonderes
trainiert und geübt werden.
"Senioren sollten es sich so
einfach wie möglich machen", empfiehlt Quantmeyer de Polack. "Sie sollten nicht
so sehr versuchen, den ,inneren Schweinehund' zu überwinden, sondern ihn
vielmehr zur Zusammenarbeit bewegen." Dabei sei es nicht nötig, sich immer
durchzusetzen. "Selbst wenn man einmal den Sporttermin ausfallen lässt, sollte
man nicht gleich die Flinte ins Korn werfen. Sich zu zwingen, wirklich jedes Mal
hinzugehen, schadet der Motivation", betont die Bonner Sportwissenschaftlerin.
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Autor und Copyright: Mit freundlicher Unterstützung des Institut für Sportwissenschaft und Sport
der Universität Bonn
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