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Ein Meer von rosa Läuferinnen beim Women's Run in Köln
 
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04.08.2008 

 

Ein Meer von rosafarbigen Läuferinnen gaben beim 1. Kölner Women's Run der Stadt Köln eine weibliche Note.
Frauen laufen anders !?

Jetzt wissen wir endlich, sicherlich auch manch Frauenlaufveranstalter im Kölner Raum, wie man einen anständigen Frauenlauf zu veranstalten hat. Man steckt die Damen in rosa Hemdchen und erklärt ihnen bereits vor dem Start, dass sie Siegerinnen sind. Und im Ziel drückt man ihnen rosa Finisher-Täschchen mit Werbegeschenken als Glückwunsch in die Hand, dessen Wert über dem der Anmeldegebühr liegt.

Das Konzept der Veranstalter ist aufgegangen, und man muss zugeben, dass man in Köln wohl noch nie eine derart große Schar an Frauen hat laufen sehen. Allesamt laufende Werbeträger, die mehr oder weniger voller Stolz die Sportausrüstung in Form des rosa Hemdchen des Namenssponsors durch die Kölner Innenstadt werbend trugen. Da es in Köln und Umgebung bereits schon Frauenläufe mit rund 2-300 Teilnehmerinnen gibt, stellt sich die Frage, woher denn all die Damen plötzlich kommen. Der Kölner Anteil beläuft sich gerade mal auf ein Viertel. Die anderen Damen sind

Frauenpower: An den fast endlosen Treppenaufgängen am Dom und der Hohenzollernbrücke wurde Stufe um Stufe laufend in Angriff genommen.
aus weiten Teilen Deutschlands angereist. Eine Laufzeitschrift aus dem Sponsorenpool hatte ihn landesweit beworben und aufgrund schon bestehender Läufe des Veranstalters in Hamburg und Frankfurt hatte man schon mal eine Vorstellung, dass das Frau durchaus Spaß machen könnte.

Aus sportlicher Sicht gesehen gehen die Meinungen auseinander. Während ein Teil die aufgemachte Kirmesveranstaltung einfach nur lächerlich findet, ist der andere Teil einfach nur froh, die angebotenen Distanzen von 5 oder 8km überhaut geschafft zu haben. Da es an dieser Stelle und über diese Strecke bereits in der Vergangenheit schon mal einen Frauenlauf gab - allerdings mit einem weit geringeren Starterfeld - bedarf es bei Frauen wohl einer überdurchschnittlichen Zuwendung mit viel Tamtam und tiefenpsychologischer Schmeicheleien, um sie für so etwas zu begeistern. Eine Meinung, die an dem Tag auch von manch Verantwortlichen hinter vorgehaltener Hand zu Wort kommt.

Verwunderung gilt auch den vom Veranstalter kommunizierten Zahlen. Während laut einiger Presseberichten über 2.000 Frauen am Start gestanden haben sollen, weist die Ergebnisliste allerdings nur 1.228 tatsächliche Siegerinnen auf. Das Argument, dass sich darunter Damen ohne Champion-Chip befanden, kann nicht ganz stimmen, denn es standen knapp 2.000 Damen tatsächlich in der Starterliste. Wo ist das Problem, auch die Damen ohne Startnummer mit in der Ergebnisliste aufzuführen? [Nachtrag vom Kölner Organisationsbüro: Es sind 2193 Läuferinnen gewesen abzüglich derjenigen, die wg. Krankheit o.ä. Gründen nicht teilgenommen haben. Über 1.200 davon mit Zeitmessung, ca. 900 ohne Zeitmessung. Gelaufen oder gewalkt sind also zwischen 2.050 und 2.150 Teilnehmerinnen.] Wenn es bei dem Lauf hauptsächlich um den Spaß an

Für Laufen-in-Koeln ging Irene Bandhiba auf die Strecke und belegte den 19. Gesamtplatz.
Bewegung geht und alle Damen Siegerinnen sind, stellt sich ebenfalls die Frage, warum am Schluss die jeweils drei Schnellsten geehrt werden. Man beachte, dass von den Schnellsten übrigens die wenigsten mit einem rosa (Siegerin)-Hemdchen liefen.
 
In einem Punkt sind sich jedoch alle Anwesenden einig: "Schön, dass es eine derartige Veranstaltung gibt!", denn für viele Damen war es eine Motivation überhaupt mit dem Laufen zu beginnen, oder überhaupt einmal an einer Laufveranstaltung teilzunehmen. Der Women's Run setzte sich mit seinen Kurzdistanzen von fünf und acht Kilometern - wahlweise mit oder ohne Zeitmessung - bewusst von herkömmlichen Laufveranstaltungen ab und sprach so vor allem Laufeinsteigerinnen an. Und genau darum ging es ja auch letztendlich an dem Tag. Frauen gehen mit dem Thema Laufen anders um als die Herren und somit bedarf es eben ein derartiges Angebot anzubieten. Die Sportstadt Köln ist hierfür sicherlich ein gutes Pflaster für solch ein Event, bekannt durch seine tolle

Eine von vielen Siegerinnen, die verdient stolz auf sich sein dürfen ...
Atmosphäre. Frauen suchen die Bewegung zum Entspannen und somit gehört das Laufen für sie mehrheitlich eher in den Bereich Wellness. Und gerade dieses Angebot gab es beim 1. Kölner Women's Run. Dem Lauf wurde ein gemeinschaftlicher und spaß-sportlicher Charakter verliehen. Statt Blut, Schweiß und Tränen standen hier Freude, Sport, Lachen und Relaxen mit den besten Freundinnen im Vordergrund. Das Programm hatte allerdings noch mehr zu bieten, denn es wurde sogar Kinderbetreuung angeboten, so dass der Tag auch wirklich einmal den laufenden Damen/Müttern gehörte. Das Laufevent fiel aber auch mit seiner After-Run-Party, Modenschau, Beauty-Lounge, Wellnessbereich und vielen Extras positiv auf. Ebenso grandios zeigte sich die Zielverpflegung mit seinem überaus reichhaltigen Angebot von Getränken und Obst.

Laufen-in-Koeln war übrigens mit am Start - ohne rosa Hemdchen - und belegte den 19. Platz. Herzlichen Glückwunsch der Siegerin Irene Bendhiba. Ihr etwas scherzhaftes Fazit: "Eine schöne Veranstaltung wo ich gerne mitgelaufen bin, hoffentlich habe ich mich als schnelle Läuferin nicht unbeliebt gemacht."

Fazit: Eine nette, ansprechende und vor allem aufwendig organisierte Veranstaltung, die zwar so einige Fragen aufwirft, aber letztendlich allen Spaß gemacht hat. Einer zweiten Auflage steht somit nichts im Wege und wird von den Damen sicherlich auch verlangt werden.
 
Das rosa Finisher-Täschchen. Ein Foto für Männer, die schon immer mal wissen wollten, was Damen so in Ihrer Handtasche haben.


Finisherzahlen laut Zeitnehmer Mika:
8km: 721 Petra Wassiluk 32:11; Silvia Balbach 33:45; Daniela Struckmeyer 33:43
5km: 428 Marlies Meyer 20:05; Ilka von Hubatius 21:13; Sabine Brauer 21:45
8km Walking: 035 Anne-Bente Bergsvik 1:00:33; Marlene Leiniger 1:08:44; Petra Hanschen 1:09:30
5km Walking: 044 Anne Brockhaus 32:35; Claudia Knoch 32:48; Nicole Bielemeier 34:47


Das hätte man vielleicht besser machen können, es mangelte vor allem an Helfern:

- Vor den Toiletten bildeten sich endlose Schlangen - da musste selbst der Moderator scherzhaft lachen. Während die Herren bei einer Laufveranstaltung auch einfach mal ins Gebüsch gehen, sind die Damen auf eine Toilette angewiesen. Das hätte man seitens der Organisation bedenken müssen und das Defizit beispielsweise mit mehr ausreichenden Klos ausgleichen können.

- Einige Damen liefen 8km. Das bedeutete, dass man nach dem 5km-Zieleinlauf weiter laufen musste. Aufgrund mangelnder Helfer, die den Damen den weiteren Weg wiesen, sah man hier und da, besonders im vorderen Bereich eher hilflose und suchende Gesichter. Ein eindeutiger Hinweis wie: "5km und Ziel links; 8km rechts", hätte dort einfach und unkompliziert aufklären können.

- Ebenfalls fehlten Helfer am Aufstieg der Hohenzollernbrücke. Auch hier erstmal hilflose Blicke, wo es denn weiter geht. Der einzig dort anwesende Helfer hätte statt den Damen an der Brücke zuzuschauen, die Damen der zweiten Runde in Empfang nehmen können um ihnen galant den Weg zu weisen.

- Im Ziel bekamen die Damen eine Finisher-Tasche überreicht. Auch hier fehlten Helfer, so dass sich schnell eine lange Schlange bildetet. So musste der Chef der veranstaltenden Eventagentur vor Ort spontan und persönlich einspringen.
 
Zielverpflegung für Siegerinnen. Ein reichhaltiges Angebot verschiedenster Obstsorten verwandelt den Verpflegungsbereich in einen vitaminreichen Gourmetempel.




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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln