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Erlebnisbericht: 63km Run im Rahmen des 12. Ford Köln-Marathon |
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Beim
Doppelstart in Köln - gibt es natürlich auch 2 Medaillen: 3. Sparkassen
HalbMarathon Köln und 12. Ford Köln-Marathon. |
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Manchmal muss man auch mal was
Neues ausprobieren. In Köln macht das besonders viel Spaß. Oder: Wer objektiv
über den Köln-Marathon berichten will, muss halt zwei Mal laufen.
Seitdem einige Marathonveranstalter
ihr leicht dezimiertes Teilnehmerfeld mit einem eingeschleppten Halbmarathon
aufpäppeln, ergibt
sich für Ausdauersportler eine völlig neue Variante des Ultralangstreckenlaufes.
Liegen Halbmarathon und Marathon zeitlich günstig auseinander, so lassen sich
beide Läufe als Doppelstart absolvieren. In Bonn beispielsweise konnte man dies
in diesem Jahr gut praktizieren. Wer den Halbmarathon weit unter zwei Stunden
schafft, konnte im Anschluss auch den Marathon absolvieren. Diesen 63km-Lauf
gibt es in Köln sogar offiziell. In diesem Jahr haben sich zu dieser
Doppelstart-Wertung 92 Teilnehmer angemeldet.
Persönlich habe ich von so
einem Wettbewerb eigentlich nie etwas gehalten, denn die 63km sind in der
Leichtathletik von keinerlei Relevanz. Hinzu kommt, dass man weder den
Halbmarathon, noch den Marathon in dieser Doppelstartkonstellation mit
Zwangspause in Bestzeit absolvieren kann. In Bonn probierte ich es dann doch
spaßeshalber einmal aus und wurde dafür doch glatt beim Halbmarathon aufgrund
einer neuen Socke mit einem Fußkrampf bestraft. Der anschließende Marathon war
dann alles andere als läuferisch angenehm. Zu allem Überdruss griffen einige
Medien meinen sensationellen Doppelstart medial auch noch auf und publizierten
die Zeit - wohl ohne zu wissen, dass sie für meine Verhältnisse eigentlich alles
andere als gut war. Mit verschämten Gesicht nahm ich den einen oder
anderen gut gemeinten Glückwunsch von Freunden und Bekannten entgegen. Als
Ultralangstreckenläufer wollte ich diesen missglückten Lauf so dann doch nicht
auf sich beruhen lassen und entschied mich diesen "Blödsinn" in Köln noch mal zu
versuchen.
Die Wetteraussichten für die
12. Auflage des Ford Köln-Marathon waren alles andere als gut. Wind und Regen
sollten das Laufgeschehen bestimmen. Und somit verlagerte sich die Frage "Mit
welcher Strategie laufen?" eher in "Was zieht man da wohl an?". Es glich schon
fast einer Materialschlacht wie beim Triathlon. Ich entschied mich für kurze
Kleidung und das Ganze dann noch mal frisch für den Marathon, incl. Handtücher
und Laufschuhe, sowie Regenkappe und Regencape. Zumindest wollte ich jeweils im
trockenen Zustand an den Start gehen.
Ich habe Glück, denn trotz
aller negativer Wettervorhersagen blieb es am Morgen trocken. Zumindest beim
Halbmarathon. Die "Ultras" treffen sich alle in der Wechselzone. Ein
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Nach dem
Halbmarathon in der Wechselzone. Auf der rechten Seite Monika Turra, der
späteren Siegerin des 63km Run. |
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Klientel
für sich, dass ich persönlich einfach liebenswert finde und komme somit mit den
anderen Mitstreitern sofort ins Gespräch - man kennt sich untereinander.
Die Strategie für den Doppelstart ist unterschiedlich. Die einen wollen in den
vordersten Startblock, um so nach dem Zieleinlauf eine längere Pause bis zum
Marathonstart herauszuschlagen. Die anderen stellen sich lieber ganz hinten an,
um somit die Pause eher zu minimieren. Nun, wenn ich etwas trainiert habe, dann
ist es die Fettverbrennung und somit entscheide ich mich für einen Start aus dem
vordersten Block. Dort laufen sich die Anderen in Kreisformation schon mal warm.
Auch Jürgen Roters, Vorsitzender des Kölner Verein für Marathon gesellt sich
dazu. Am Rand steht Race Director Harald Rösch, der mich mit einem Handschlag
begrüßt. Der Startschuss fällt und los geht es. Zig mal erlebt und
gefühlsmäßig trotzdem mal wieder viel zu schnell losgerannt. Dennoch kann ich
das Tempo halten, zumindest vermittelt mir das meine Pulsuhr und die gestoppten
Splits. Die Strecke durch Köln gefällt mir. Zwar sind kaum Zuschauer an der
Strecke, aber aufgrund der hohen Teilnehmerdichte kommt auch so mächtig Spaß und
Unterhaltung auf. Dadurch dass vergleichsweise zum Marathon eine verkürzte
Variante abgelaufen wird, kommt mir die Strecke wie im Fluge vor und ich sause
eifrig ins Ziel hinein. Dort empfängt mich meine Freundin Irene, die seit vielen Jahren
als Helferin bei der Medaillenausgabe tätig ist und hängt mir die erste Medaille
des Tages um den Hals. Während so manch Läufer stolz ist, die Strecke überhaupt
bewältigt zu haben, bewege ich mich zurück zur Wechselzone, um mich auf den
zweiten Start, nämlich für den Marathon vorzubereiten. Gut 45 Minuten Pause habe
ich noch dazu.
Mittlerweile hat es doch
angefangen zu regnen. Mit Regencape mache ich mich auf zum Start. Die Stimmung
wächst, der Start verzögert sich um ein paar Minuten und somit ertrage ich
geduldig das Geschwätz vom Moderatoren-Kasper
Ferdinand Linzenic. Am Rand taucht auf
einmal Race Director Harald Rösch auf und fragt mich: "Und, wie war es auf der
Strecke, gab es Probleme?" "Alles ok, läuft prima da draußen!", entgegnete ich. Der Startschuss fällt -
nun zum zweiten Mal. Für die meisten Teilnehmer sind es die ersten Meter, für
mich die jenseits der 21km. Ich beschließe den Marathon langsam anzugehen, was
auch nötig ist. Gut 6 Kilometer brauche ich, um mich einzulaufen. Und dann komme
ich doch noch gut in Bewegung und es läuft wie geschmiert. Nach gut 20km, also
41km werde ich plötzlich merklich langsamer. Eine deutliche Leistungseinbuße
macht sich bemerkbar. Ich hätte in der Pause wohl lieber mehr essen und trinken
sollen. Das habe ich nun davon. Als erfahrener Ultralangstreckenläufer wird man
doch schnell fahrlässig. Wo ist die Cola? Die gibt es erst bei km 25, also km 46. Das Tempo hat
sich merklich verlangsamt, ich werde unzufrieden. Lediglich die gute Stimmung,
die vergleichsweise zum Halbmarathon nun deutlich angestiegen ist, hält mich bei
Laune. Ebenfalls viele Freunde und Bekannte, die mich auf und entlang der Strecke
begrüßen. Endlich ist sie da, die rettende Cola! Einen ganzen Becher getrunken
und mein Zustand bessert sich merklich von Meter zu Meter. Viel Zeit habe ich
verloren und somit versuche ich das Tempo wieder in Griff zu bekommen. Dank des
tollen Publikums, der unzähligen Sambagruppen und der fantastischen Stimmung kann ich wieder einige Minuten
herausarbeiten. Angefeuert werde ich auch von einigen
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Trotz Regen bei guter
Laune - Erst Halbmarathon und dann anschließend noch mal los zum Marathon. Eigentlich ganz
einfach: Immer brav entlang der blauen Linie. |
Streckenmoderatoren, die mich
persönlich begrüßen. Höhe Neumarkt, also bei km 39, bzw. km 60 lasse ich den
ganzen Vormittag noch mal Revue passieren. Und dann passiert etwas völlig
unerwartetes. Selbst für mich als routinierter Läufer, der kurz davor war seinen 160.
Marathon zu finishen, bekam in Erinnerung an all die stimmungsvollen Kilometer
feuchte Augen vor Rührung. Der Ford Köln-Marathon mag sicherlich ein Marathon
von vielen auf dieser Welt sein. Doch durch seine Heimatstadt zu laufen und
dabei die gigantische Begeisterung der Zuschauer zu erleben, ist etwas ganz
Anderes. Nach 63km laufe ich nun zum zweiten Mal ins Ziel ein und werde zum
zweiten Mal von meiner Freundin empfangen, die mir nun die zweite Medaille um den
Hals hängt. Ebenfalls begrüßen mich die Vorstandsmitglieder des Köln-Marathon
Michael Rosenbaum und Jürgen Roters mit einem: "Ja, da isser ja wieder". - Das war er nun, der Doppelstart von Kölle. Persönlich bin ich erst
einmal zufrieden, zumindest war ich mit 5:35:13 Stunden gut 39 Minuten schneller als in Bonn und das
nach einem gerade erst kürzlich absolvierten Doppelstart (Kurz (0,7/24/7) &
Langdistanz (3,8/180/42,2)) beim Köln-Triathlon.
Nach dem Duschen begebe ich
mich ins Pressezentrum, um die Ergebnislisten zu studieren und die
Kollegen mit meinem lokalen Fachwissen bei der Arbeit zu unterstützen. In der
Ergebnisliste der 63km-Läufer sind nur die ersten 8 Einläufer aufgelistet. Von
der Zeit her dürfte es eigentlich für einen Platz unter die ersten Zehn reichen.
Nun, letztendlich war es dann der 13. von 63. War ich anfangs zufrieden, ärgert
mich mein Durchhängen bei km 20 auf der Marathonstrecke nun doch. Gerade mal 4
Minuten haben mir für die Top 10 gefehlt und eigentlich wäre doch mehr drin
gewesen. Aber lassen wir es mal dabei, Spaß hat
es dennoch gemacht und nächstes Jahr mache ich auf jeden Fall so einen "Blödsinn"
wieder mit.
Zu guter Letzt möchte ich noch
die Gelegenheit nutzen und mich beim Veranstalter, sowie all seinen Helfern für
die tolle Veranstaltung bedanken. Ich denke,
wir Kölner sollten und können Stolz auf unseren Marathon sein.
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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln Fotos: Detlev Ackermann, Irene Bendhiba, Gisela Maubach
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