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 Die Ausstellungen gab es mittlerweile in vielen Städten rund um den Globus und hat insbesondere aufgrund seiner wissenschaftlichen Darstellung viel Anerkennung erfahren. In vereinzelten Ländern laden die Schulministerien ganze Schulen auf eigene Kosten gar dazu ein, sich die Präparate anzuschauen. Die Ausstellungen haben den Anspruch, ein breites Publikum über das Innere und die Funktionen des menschlichen Körpers zu informieren und die Auswirkungen von Krankheiten und Störungen auf die Gesundheit und die eigene Lebensweise aufzuzeigen. Ziel ist es auch, das öffentliche Interesse an Anatomie und Physiologie zu wecken und das Wissen in diesem bereich nachhaltig zu erweitern. Lediglich in Deutschland stößt die Ausstellung auf Kritik. Hier werden Anwälte und Gerichte von Kritikern damit beschäftigt, Fragen der Ethik zu klären und was man einem Besucher zumuten kann. Stein des Anstoßes ist eine Darstellung, bei der der Sexualakt dargestellt wird. Die Ordnungshüter nehmen Anstoß sowohl an der Körperhaltung als auch an den Gesichtsausdrücken des "Schwebenden Akts", weil sie die mit dem Geschlechtsakt einhergehenden Gefühle vermitteln würden. Das Kölner Ordnungsamt hat somit die Ausstellung der Skulptur untersagt. Ebenso wurde das Mindestalter von damals 14 Jahren auf nun 16 Jahren angehoben. Für den Initiator Gunther von Hagens stößt diese Zensur auf großes Unverständnis. Selbst in China, wo Diktatur herrscht, gibt es derartige Vorschriften von Oben nicht. "Die Stadt Köln zeigt damit ein erbärmliches Demokratieverhalten", so Gunther von Hagens und kündigt an, gegen die Auflagen zu klagen. Schützenhilfe bekommt er hierfür von Josef Wetz, Professor für Kulturphilosophie und Ethik an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd. Die Entscheidung des Ordnungsamtes „passt weder zu unserer Zeit noch zu dieser Stadt mit ihrem Karneval und dem CSD“. Das Verbot sei ein „obrigkeitsstaatlicher Willkürakt“, der die Bürger entmündige. Die Ausstellung mit wissenschaftlichem Anspruch, meint Wetz, verstoße keineswegs gegen die Totenruhe und Menschenwürde. Â
Konzentriert man sich bei der ganzen Diskussion auf das Wesentliche, nämlich die zur Schau gestellten Plastinate, so entdeckt man eine faszinierende Welt, eine Welt die uns viel über den Aufbau von Knochen, Sehnen, Bänder, Blutgefäßen und Nervensystem, sowie dessen Zusammenspiel vermittelt. Und das Schöne dabei ist, dass die Objekte Dank seiner Spender lebensecht und keine künstlichen Nachbildungen sind. Die Ausstellung ist als Selbstentdeckungsreise konzipiert. Beginnend vom Skelett des Menschen über das Zusammenwirken der Muskulatur bis hin zur Entwicklung des Menschen im Unterleib erhält man ein detailliertes Bild über den Aufbau seines Innenlebens. Große Tafeln erklären dem Interessierten das Gesehene mit viel Hintergrundinformationen. In Köln läuft die Ausstellung unter dem Titel "Eine Herzenssache", wobei der thematische Schwerpunkt das Harz mit seinem weit verzweigten Gefäßsystemen ist. Also ein Thema, das insbesondere für Sportler interessant sein dürfte. So erfährt man zum Beispiel, dass das Herz pro Schlag rund 70 Milliliter Blut transportiert. Das sind fast 5 Liter in der Minute, bzw. 7.000 Liter am Tag. Das Herz pumpt das Blut in ein weit verzweigtes Netzwerk aus Arterien, dessen Abbildung man ebenfalls zu Gesicht bekommt und dem Besucher einen Eindruck über die Dichte des Netzes der Arterien, Venen und Kapillaren vermittelt. Hintereinander geknüpft könnte man es mehr als zweimal um die Erde wickeln. Ebenso für Sportler interessant, bekommt man anschaulich den Muskelapparat gezeigt, was bei den Ganzkörper-Plastinaten besonders gut zur Geltung kommt. Bei der Darstellung "Der Läufer" sieht man die Vielfalt und Vielgestaltigkeit der einzelnen Muskeln des menschlichen Körpers. Beim Lebenden ist das Skelett fast vollständig von Muskeln bedeckt. Hier wurden die Muskeln von ihren Ursprüngen abgelöst und entweder zurückgeklappt oder seitlich verschoben. Dadurch können Skelettsystem und das Muskelsystem gleichzeitig beobachtet werden. Â
Mit der Ausstellung möchte der Plastinat-Erfinder Gunther von Hagens aufklären, indem der Besucher sich der eigenen Verletzlichkeit, im Sinne von Prophylaxe gewahr wird. "Denn wenn man sieht, wie sich ungesunde Lebensweise, ganz konkret im eigenen Körper auswirkt, wie Raucherlunge, Herzinfarkt, Meniskusschaden, dann kommt man zu einer höheren
 Fazit: Ein Besuch der Ausstellung ist absolut empfehlenswert. Ein Dank gilt insbesondere den Spendern, die ihre Körper nach dem Ableben ausdrücklich hierfür, also für die Dienste der Wissenschaft zur Verfügung gestellt haben. Die Arbeiten verdienen Respekt. Die aufwendige Herstellung eines menschlichen Ganzkörperplastinats beispielsweise benötigt ca. 1500 Arbeitsstunden.   Â
__________________________________ Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln Fotos: Laufen-in-Koeln |