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Damit kostbare Muskelkraft nicht mehr im Teppichboden verschwindet
 
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15.02.2010 

 

 
Sabrina Federschmid, Lukina Olga und Jie Tang haben das Energie Fitness Zentrum konzipiert  
HAWK-Master-Studierende entwickeln im Pilotprojekt des Master-Studiengangs Gestaltung neue Ideen und komplexe Konzepte zum Thema Sport
 

Mit eigener Muskelkraft erzeugte Energie fühlt sich genauso kostbar an wie das erste selbstverdiente Geld. Täglich werden Unmengen solcher Muskelenergie in den Fitnessstudios dieser Welt in die Geräte gekämpft - und verschwinden anschließend ungenutzt im Teppichboden. Das hat - jede Wette - schon so mancher Sportler im Schweiße seines Angesichts bedauert - mal ganz abgesehen von der Energieverschwendung unter globalen Umweltgesichtspunkten.
 
Master-Studierende der HAWK-Fakultät Gestaltung haben jetzt ein Konzept entwickelt, das dieser Verschwendung von Ressourcen ein Ende setzen und das Durchhaltevermögen eines jeden Fitnessfans drastisch steigern könnte. Schwitzen auf das eigene Konto - könnte man die Idee umschreiben: das Energie Fitness Zentrum.
 
Eine spezielle Sohle im Sportschuh zeichnet die Bewegung auf und sendet sie an ein persönliches Armband mit Kontochip. Für je hundert Watt erzeugter Energie könnte es einen "Point" zum Sammeln geben. Zwanzig Points brächten beispielsweise eine kostenlose Massage oder andere Vergünstigungen ein. Der Studiobesitzer könnte die Energie in die Leitungen des Energieversorgers speisen. Der hätte ein charmantes Umweltargument zur Kundenwerbung, auch wenn die Masse Muskelenergie faktisch vielleicht nicht wirklich ins Gewicht fallen würde.
 
Eine zündende Idee und ein professionell durchdekliniertes Umsetzungskonzept zu entwickeln, das war die Aufgabe, die Professor Stefan Wölwer seinen Master-Studierenden im Pilotprojekt gegeben hatte. Einzige Themeneingrenzung waren die Stichwörter Sport und Interaktion. Sabrina Federschmid, Lukina Olga und Jie Tang haben das Energie Fitness Zentrum konzipiert und sowohl eine technische Lösung für die Energieübertragungssohle vorgelegt als auch das äußere wie innere Erscheinungsbild eines solchen Studios entworfen. Das logistische Konzept und ein eigenes Design samt Marketing-Strategie gehörten ebenfalls dazu. Das Ganze wurde zudem als kompakte Powerpoint-Präsentation einem fiktiven Kunden vorgestellt - und vom Professor benotet. "Uns ist ein interdisziplinäres und ganzheitliches Studium im Master-Studiengang Gestaltung hier in Hildesheim besonders wichtig. Auf der einen Seite fördern wir das freie Denken ohne Themenbeschränkung, andererseits ist es aber auch wichtig, Ideen konzeptionell und strategisch weiter zu entwickeln. Im Pilotprojekt geht es daher auch um die Interaktion im Team als auch mit dem potenziellen Kunden", betont Wölwer.
 
Christoph Sander, Felix Göken und Steffen Beisner haben sich ihre eigene Studentengemeinschaft zum Thema genommen. Ihr Ausgangsgedanke - natürlich übertragbar auf jedwede andere Gruppe - war: Ein sportlicher Wettkampf stärkt das Gemeinschaftsgefühl. "Team Turnbeutel" haben die drei ihr Projekt genannt und ein "modernes low-budget Event" als Master-Plan mit Checkliste zur Organisation und Finanzierung entwickelt. Entstanden sind ein Booklet und eine Internetseite als Leitfaden. Eine echte Bewerbung beim Deutschen Studentenwerk auf finanzielle Unterstützung sowie Sponsorenanfragen laufen schon, denn das Konzept soll tatsächlich in Hildesheim getestet werden. Fußball ist gewünscht, hatte eine Umfrage unter den Studierenden ergeben. Natürlich funktioniert das Konzept mit fast jeder anderen Teamsportart auch. Gelernt haben Christoph, Felix und Steffen so ganz nebenbei, "dass Teamarbeit sehr effektiv sein kann, wenn die Verantwortung nach Themenbereichen verteilt wird und jeder dann auch Vertrauen in die Entscheidung des anderen hat".
 
"Flow - train your fitness" heißt das Konzept von Maja Hopf , Alena Fock und Livia Baum. Basis ist ein schlichtes Sportgerät für Jedermann zu Hause: das Fitness-Trampolin, hier mit eingebauter Waage und einer kleinen Kamera. Per Funkkontakt werden Computer und Bildschirm bedient. Neben der Möglichkeit, sich ein eigenes Profil und verschiedene virtuelle Outfits anzulegen, kann zum Beispiel online zu einem Netz von echten Personaltrainern in der ganzen Welt geschaltet werden. Der Trainer läuft mit Videokamera an der Jacke, so dass seine Laufstrecke direkt auf den Bildschirm der Trampolin springenden Sportlerin übertragen wird. So könnte man aus dem (natürlich noch nicht existierenden) Trainernetzwerk beispielsweise einen in Paris anklicken, der gerade Laufstart meldet. Und schon zeigt der Bildschirm das Echtbild von Naturschönheiten wie den Tuilerien beim Dauerlauf. Dazu trippelt die Sportlerin auf ihrem Heim-Trampolin, hockt auf und nieder, springt, tänzelt vor und zurück oder joggt ebenfalls.
 
Das Online-Sportspiel "Mark it" hat Marti Hahn konzipiert. Es funktioniert ähnlich wie Monopoli. Das Spielgeld erlaufen sich die Spieler aber im echten Leben per usb-fähigem Schrittzähler. Der zählt die wirklichen Schritte beim Joggen, Spazierengehen oder Treppensteigen. Spielwährung ist der Kilometer. Der Schrittzähler wird nach dem Training mit dem Rechner zu Hause verbunden und speist das verdiente Kilometergeld in das Spiel. Online können sich weltweit Mitspieler zuschalten, die dann virtuell Straßen und Gebiete auf der ganzen Welt kaufen können. Basis ist die Weltkarte von google maps. Jeder Spieler muss sich allerdings einen Wachhund "kaufen", der in Abwesenheit auf die Gebiete aufpasst. Und damit auch genügend sportliche Betätigung beim Spieler sichergestellt ist, kann er sich nicht nur Gebiete kaufen, sondern muss auch noch Kilometer für das Futter seines Wachhundes sammeln. Mati Hahn hat das Konzept entwickelt und die entsprechende Internetseite mit dem Spiel entworfen. Wenn sie sich in punkto Realisierung etwas wünschen dürfte: "Ein klasse Programmierer wär' jetzt mein Traum."
 
Laufen muss man auch im Konzept "Webrunner" von Thomas Gransheuer und Eugen Schulz. Die beiden setzen jedoch GPS Technik ein, wodurch jeder Teilnehmer des Spiels eins zu eins in der realen Welt laufen muss , um das Land zu "erobern". Durch den Einsatz moderner Netzwerktechnik bildet sich daraus auch eine weltweite Social Community.

"Jede der Ideen ist neu und ließe sich umsetzen", urteilt Wölwer, "das zeigt, dass die Master-Studierenden auch die Komplexität eines Themas durchdrungen haben. Das ist schließlich das, was sie später im Beruf auch können müssen." Im kommenden Semester werden sich Studierende in dieser Hinsicht mit dem Thema Narrative Environments beschäftigen und es werden sicher wieder überraschende Ideen entstehen. Bei Narrativen Environments geht es um künstlerisch-erzählerische Projekte, die sich mit der Beziehung zwischen Partizipient, Objekt und der Umgebung auseinandersetzen. Dabei werden Raum und Interaktion Teil der Arbeit werden.
 
Interdisziplinarität und Transdisziplinarität sind die profilgebenden Charaktermerkmale des Master-Studiums Gestaltung. Im Zentrum des ersten Studiensemesters steht als Einstieg in das Studium das "Pilotprojekt", in dem der neu beginnenden Semestergruppe ein Stichwort oder Inhalt gegeben und die Bedingung gestellt wird, dass sämtliche sich ergebenden Arbeiten in Teams durchgeführt werden müssen. Die Teilnehmer müssen in der ersten Phase selber Visionen und Ziele entwickeln, Aufgabenstellungen ableiten, Arbeitsteams bilden und den Projektverlauf planen. Sie müssen ihre eigenen Kompetenzen anbieten und die der anderen in Erfahrung bringen.



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