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DRUCK-VERSION 20.12.2008

 

 
 

Am Freitag startet der "1. Internationaler 48-Stunden-Bahnlauf von Köln"
 
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20.07.2010 

 

Von Freitag ab 12 Uhr Mittags bis Sonntag, ebenfalls 12 Uhr Mittags wird es auf der Sportanlage des TV Dellbrück in Köln rund um die Uhr rund gehen. Unter dem Titel "48 Stunden-Weltcup" führt die Langlaufgemeinschaft der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung e.V. (LG DUV) mit dem TV Dellbrück 1895 e.V. den "1. Internationaler 48-Stunden-Bahnlauf von Köln" durch, bei dem gut 50 Läuferinnen und Läufer aus 13 Nationen ihre Fitness im Ultralangstreckenlauf austesten können. Die Spielregeln sind hierfür relativ einfach gestrickt. Sobald am Freitag der Startschuss gefallen ist, gilt es innerhalb 48 Stunden so viele Meter wie möglich zurückzulegen ... auf einer 309m Aschenbahn. Nach Ablauf der Zeit wird dann abgerechnet. Gewonnen hat dann Derjenige, bzw. Diejenige, der die längste Distanz zurückgelegt hat. Wer an dieser Stelle ins Grübeln gerät, dem sei gleich die Antwort geliefert: "Ja, es darf zwischendurch geschlafen werden. Nur ... wer schläft kann in dieser Zeit natürlich nicht laufen und Meter sammeln". Für den nötigen Ernst der Sache sorgt die Tatsache, dass das Event beim DLV als genehmigter Volks und Straßenlauf angemeldet ist.
 
Was sich anhört wie ein Hamster im Laufrad, ist eine spezielle Disziplin unter nimmersatter Langstreckenläufern in der Kategorie Stundenläufe. "Die Teilnehmer sind allerdings keine durchgeknallten Spinner", klärt Initiator Wolfgang Olbrich von der LG DUV auf einer Pressekonferenz zur Veranstaltung auf. "Im Prinzip kann das Jeder erlernen, es bedarf lediglich eines entsprechenden Lauftrainings", fährt er fort. Im Prinzip schon - was dabei leider etwas in den Hintergrund fällt ist die Tatsache, dass hierzu auch eine gehörige Portion mentaler Stärke gehört. Kritiker dieses Sports behaupten daher auch, dass spätestens nach 24 Stunden der Sport aufhört und am Ende derjenige gewinnt, der die körperliche Belastung psychisch am Besten verarbeitet bekommt. Mediziner hingegen warnen vor permanenten Schlafentzug und die daraus folgenden Schäden für Geist und Körper.
 
Anmelden konnte sich zu dem Event im Prinzip jeder austrainierte Ausdauerathlet, der ein Attest seines Arztes über eine gewisse Fitness vorlegte, sowie bereit war, hierfür 135 Euro Teilnahmegebühr zu bezahlen. Von den 50 Startplätzen waren 15 für internationale Spezialisten reserviert, der Rest wurde nach Eingang der Anmeldungen berücksichtigt.

Wirft man einen Blick auf das Starterfeld so sieht es im Prinzip nicht anders aus, als wie bei einem gewöhnlichen Volkslauf. Da sind Spezialisten dabei und die so genannten Genussläufer, die einfach mit dabei sein wollen und alle akzeptieren sich untereinander. Demzufolge wird z.B. der mehrfache Weltrekordler Wolfgang Schwerk locker seine Bahnen abspulen. Mit den Meilensteinen von 392,067km auf der Bahn und 420km auf der Straße innerhalb 48 Stunden zählt er als absoluter Toppfavorit auf den Gesamtsieg. Und ein Läufer aus einer Nachbarstadt mit "D" am Anfang wird sich sicherlich zwischendurch ausführlich schlafen legen und als "Schlussläufer" genauso als Held gefeiert werden. Und es wird Teilnehmer geben, die die ganze Zeit über eher walken als laufen - jeder so wie er lustig ist. Wie gesagt, abgerechnet wird am Ende. Aus Köln selber wird Dagmar Liszewitz an den Start gehen. Sie selbst hat sich die magische Marke von 300km vorgenommen und die physische Machbarkeit von einem Leistungsdiagnostiker attestieren lassen. Oder anders ausgedrückt: Wenn alles klappt, wird sie den Sportplatz mehr als 971 Mal umrundet haben. Auf wesentlich mehr Kilometer kommen wahrscheinlich Christine David aus Frankreich und die Würzburgerin Martina Hausmann, die bereits mehr als 323km über die 48h zurückgelegt hat. Aber es gibt noch einen weiteren Favoriten, und zwar einen ganz Speziellen. Mit dabei ist der Brite Dan Coffey, ein rüstiger M75er. Trotz seiner nunmehr fast 80 Jahre findet man ihn bei Läufen nach Zeitmass in ganz Europa. Seine Bestleistungen liegen naturgemäß ein paar Jährchen zurück, aber sein Ehrgeiz ist nach wie vor ungebrochen. Dabei zu sein und das Ende in guter Verfassung zu erleben, sind seine Wünsche für diesen Lauf.

Von den Temperaturen her dürften die Teilnehmer vergleichsweise zu der bisherigen Hitzeperiode Glück haben, das Wetteramt prognostiziert für den Zeitraum 12 bis 23 Grad, dies allerdings begünstigt durch einzelne Niederschläge.

Damit den Teilnehmern nicht langweilig wird, sind MP3 Player zur persönlichen Unterhaltung während des Wettkampfes erlaubt, betont Veranstalter Wolfgang Olbrich. Und es gibt eine weitere Erleichterung, wenn auch eher für die Muskulatur - alle 6 Stunden wird die Laufrichtung gewechselt. Wesentlich besser dürfte da die Ablenkung am Sonntag ab 9:30 Uhr werden. Denn da laden die "Old Dixie friends" aus Dortmund zum fröhlichen Jazz-Frühstück ein. Die Band um Ultraläufer Dr. Stefan Weigelt wird dann bis zum Ende der Veranstaltung dort live spielen und sicherlich auch die Zuschauer in ihren Bann ziehen.

Neben den Einzelläufern werden zwei Charity-Staffeln an den Start gehen. Zum einen wird der TV Dellbrück eine Staffel auf die Strecke schicken, die von einer Bank und dem Förderkreis TV Dellbrück gesponsert wird. Der Erlös wird in die Jugendarbeit des TV Dellbrück fließen. Weiterhin wir eine Staffel des sog. "B42-projektes" des Gesundheitsunternehmens ABBOT antreten, wobei diese Erlöse der Aidshilfe Köln zu Gute kommen werden.

Um das Event insgesamt etwas aufzulockern und auch für Besucher attraktiv zu gestalten, lädt der Gastgeber TV Dellbrück am 24. Juli von 12-18 Uhr beim integrierten "Dellbrücker Sporttag" zu sogenannten Mitmachprogrammen für Jedermann ein. Keine Angst, hier muss keiner stundenlang herumrennen, vielmehr werden hier die vielfältigen Sportangebote des Vereins präsentiert, die zum Mitmachen animieren sollen. So werden sicherlich Kinder bei zahlreichen Angeboten fündig, wie z.B. aber auch Kampfsportinteressierte. Und wer Spaß an der Bewegung gefunden hat, bekommt eine Einweisung in Nordicwalking geboten.

    www.tv-dellbrueck.de


Hintergrundinfos:

Die Idee, einen Stundenlauf auf Basis von 24h und mehr in Köln zu etablieren ist nicht ganz neu, eher eine alte Tradition:

1. Versuch:
In den Jahren zwischen 1987 und 1995 veranstaltete das
Sri Chinmoy Marathon Team im Juli jährlich einen internationalen 24h-Lauf für Ultralangstreckenläufer. Ab dem Jahre 1993 wurde parallel hierzu auch ein 48h-Lauf ausgetragen. Die Teilnehmer liefen hierbei entlang eines 1,5km langen Rundkurses, parallel zum Rhein an der Mülheimer Brücke. Im Laufe der Jahre wurden hier in Köln mehrere Weltrekorde aufgestellt, meist in den Altersklassen. 2005 fand die letzte Veranstaltung statt. Das Liegenschaftsamt der Stadt Köln führte einen unverzichtbaren Teil der Laufstrecke zur Vermietung von Standplätzen für Reisemobile zu. Eine neue Strecke fand sich für die Veranstalter in Köln nicht, im Gegenteil, vielmehr stieß man dabei sogar auf Widerstand. Gerüchten zufolge soll das wohl an der religiösen Ausrichtung gelegen haben, der Veranstaltende Verein gehörte der Sri Chinmoy Sekte an. (Siehe hierzu auch Bericht: Laufstreckengeheimnisse Teil 16: Der Weltrekord Rundkurs)

2. Versuch:
Am 3. Juni 2007 weihte der Ultralangstreckenläufer Detlev Ackermann die frisch renovierte 400m Tartanbahn seines Vereis ASV Köln mit einem 24h-Spendenlauf ein, zu dem ihm zahlreiche Läuferinnen und Läufer etappenweise begleiteten. Am Ende konnte ein Spendencheck von 804 Euro an das Brustzentrum der Uniklinik Köln überreicht werden.

3. Versuch:
2007/2008 bewarb sich der ASV Köln nach einem Konzept von Detlev Ackermann beim DLV um die Ausrichtung der 1. Deutschen 24h-Challenge. Ziel war es, eine offizielle Deutsche Meisterschaft des DLV im 24h Lauf einzuführen. Hierfür war ein flacher 2km Rundkurs im Sportpark Müngersdorf konzipiert gewesen, der beim DLV Zustimmung fand. Aufgrund von Streitigkeiten Dritter wurde das Projekt dann jedoch seitens des DLV wieder abgebrochen und vertagt.

4. Versuch:
2009 versuchte die Laufgemeinschaft der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung e.V. (LG DUV) ihr Glück in der Austragung eines 48 Stundenlaufes. Als Austragungsort wählten sie die 400m Tartanbahn im NetcologneStadion. Die Nutzungsgebühr in Höhe von mehreren Tausend Euro zwangen den Verein jedoch, sich nach einem anderen Ort umzuschauen.

5. Versuch:
2010 startet die LG DUV gemeinsam mit dem TV Dellbrück als Gastgeber in Köln-Dellbrück den
"1. Internationaler 48-Stunden-Bahnlauf von Köln". Die Teilnehmer laufen hierbei auf einer 309m langen Aschenbahn.





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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln