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Melanie Kraus - „Olympia ein großer Wunsch“ |
Melanie Kraus gehört nicht mehr
zum DLV-Marathonkader. Das Ziel Olympia 2012 hat die Leverkusenerin mit einer
Bestzeit von 2:27:58 Stunden trotzdem nicht aus den Augen verloren. Im Interview
verrät die 37-Jährige, wie sie den Sprung nach London (Großbritannien) schaffen
will.
Melanie Kraus, seit einigen Wochen ist der Marathon-Bundeskader öffentlich
und Sie gehören nicht mehr dazu. Wie haben Sie das aufgenommen?
Für mich persönlich hat sich
nicht viel verändert. Mein größtes Ziel ist es, körperlich gesund zu sein. Aus
den vorangegangenen Jahren weiß ich, dass ich nur dann eine ansprechende
Leistung zeigen kann, wenn ich das bin. 2007 habe ich nach sechs schwierigen
Jahren auch ein schönes Comeback erleben dürfen, daran denke ich gerne zurück.
Das heißt, in Ihnen brennt noch das Läuferherz?
Hirn und Herz sollten im
richtigen Verhältnis zusammenpassen. In den letzten Jahren gab es da zu viel
Herz und zu wenig Hirn. Ich habe eine unglaubliche Freude am Laufen und manchmal
vergesse ich, dass ich die eine oder andere Grenze nicht überschreiten sollte.
Jetzt habe ich eine lange Beschwerdephase hinter mir und bin momentan relativ
schmerzfrei. Nun muss ich eine entsprechende Form entwickeln, aber das kommt
nicht von heute auf morgen.
Wird es im nächsten Jahr das zweite Comeback von Ihnen geben?
Ja. Das Temperament ist
ungebrochen, aber ich muss Schritt für Schritt vorangehen. Momentan möchte ich
vernünftig sein. Mein langfristiges Ziel ist es, einen Marathon ordentlich
bestreiten zu können. Ich hoffe, dass ich mit Martin Czarnietzki gemeinsam einen
Marathon laufen werde. Er hat mich bei meinen schönsten und wichtigsten Läufen
begleitet, auch als Freund. Für uns wäre 2012 ein toller Abschluss und Olympia
ein großer Wunsch. Wir planen den Marathon zusammen und er nimmt da einiges auf
sich.
Bedeutet es, dass Sie sich Olympia noch einmal als Ziel gesetzt haben?
Ich habe Olympia als
Wunsch und das Ziel ist es, möglichst gesund und schnell zu laufen. Eine Zeit
kann man im Marathon nicht exakt planen, dazu kann einfach vor und während des
Rennens zu viel passieren. Egal wie es kommt, wenn ich es schaffe, wäre es ganz
toll. Wenn ich es nicht schaffe, ist das ein sportliches Ergebnis, mit dem ich
auch gut leben kann. Ich bin da nicht mehr so verkrampft. Meine Olympiateilnahme
2008 war nach 16 Jahren Anlauf mit einem Riesenaufwand verbunden. Es wird für
alle Beteiligten unvergesslich bleiben. Ich weiß sehr gut, wie schön das
Erlebnis Olympia ist. Aber mir ist klar, dass es sehr schwierig werden wird.
Bei welchem Marathon möchten Sie sich im nächsten Jahr für die Olympischen
Spiele qualifizieren?
Ich mache das davon
abhängig, wie fit ich bin. Wenn man sich jedoch anschaut, wo ich im Frühjahr
immer gestartet bin, dann sieht man, dass ich nicht viel variiert habe. Das
werde ich auch im nächsten Jahr nicht ändern.
In einigen Monaten wird es also ernst. Wie beurteilen Sie ihren aktuellen
Trainingsstand?
Momentan kann ich das
Training von Woche zu Woche steigern. Es ist noch ein ausgeglichenes Verhältnis
zwischen Laufeinheiten, Alternativtraining und speziellem Krafttraining. Im
Gegensatz zu früher werde ich sicherlich einige Dinge im Training ändern, nicht
mehr so extrem viele Kilometer laufen, sondern qualitativer trainieren.
Sie sagen, Sie seien nicht mehr so verkrampft. Wie hat sich das geändert?
Zu allererst musste ich
endlich mal einsehen, dass man gewisse Dinge nicht erzwingen kann. Nur weil eine
Sache nicht klappt, sollte man den Blick für andere schöne und interessante
Dinge nicht verlieren. Ein wichtiger und richtiger Schritt war zudem eine
berufliche Veränderung. In meinem Alter kann ich nicht mehr von einem ins andere
Jahr reinleben und schauen, wie es mit dem Sport läuft. Deshalb arbeite ich seit
einem Jahr bei Bayer Healthcare im Bereich der medizinisch-wissenschaftlichen
Information.
Ein zeitaufwändiges Marathontraining mit dem Beruf zu vereinbaren klingt sehr
schwer. Kritiker werden monieren, dass zwangsläufig eines von beiden auf der
Strecke bleibt.
Es erfordert sicherlich ein
gewisses Maß an Organisation, positiver Verrücktheit und Kompromissbereitschaft
aller Beteiligten, aber ich war neben dem Sport bisher immer berufstätig oder
habe studiert.
Wie verbinden Sie konkret Beruf und Sport?
Meine Woche ist
eigentlich sehr durchstrukturiert. Mit meiner halben Stelle bei Bayer habe ich
die Möglichkeit, meine Arbeits- und Trainingszeiten aufeinander abzustimmen.
Generell gilt dabei: Ich bin Leistungssportlerin und Marathonläuferin, das ist
eine Lebenseinstellung!
Sie haben nach langer Zeit beim Frankfurt-Marathon in der Staffel der Sieger
wieder Wettkampfluft geschnuppert. Wie hat sich das angefühlt?
Es war
ein Genusslauf und eine Ehre, dabei zu sein. Ich habe mit Charlotte Teske,
Herbert Steffny und Stefan Freigang viel über das Laufen gefachsimpelt und es
war schön, mal einen Marathon von dieser Seite zu erleben. Für mich war da ein
lachendes und ein weinendes Auge dabei, weil es zwar sehr schön war, aber ich
auch an die vergangenen Erfolge denken musste. Am Montag danach musste ich
wieder vernünftig sein und kleine Schritte machen. Das fällt dann schon schwer,
sich zurückzuhalten und rational zu handeln.
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Autor und Copyright: Peter Bock für Laufen-in-Koeln
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