Was
ist das eigentlich?
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L-Carnitin wird im menschlichen Körper aus Aminosäuren in der Leber,
der Niere und im Gehirn hergestellt. Außerdem kommt es in der
Nahrung vor. Die durchschnittliche tägliche Aufnahme über die
Nahrung liegt bei ca. 32 mg. Eine optimale Quelle für L-Carnitin ist
Fleisch, insbesondere Schaf- und Lammfleisch. Vegetarische
Lebensmittel enthalten wenig oder gar kein L-Carnitin. Daher auch
der Name: carnis = Fleisch.
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L-Carnitin ist ein Transportstoff. Während Kohlenhydrate ohne Hilfe
zum Ort der Energiegewinnung gelangen, benötigt der Körper bei den
Fetten einen sogenannten „Biocarrier“ (sozusagen eine Schubkarre),
an den sich die Fettsäuren binden können.
Daher
argumentieren die L-Carnitin-Befürworter, dass durch eine erhöhte
L-Carnitinzufuhr in geeigneten Nahrungsmittelergänzungen (gibt es in
Apotheken und im Sportfachhandel) der Fettstoffwechsel gesteigert
werden könne.
L-Carnitin gehört
jedoch zu den umstrittensten Nahrungsergänzungsmitteln, da es
bezüglich seiner Wirkung sehr kontroverse Meinungen gibt.
Hier
einige Beispiele der positiven Studien zu L-Carnitin
Bessere Fettverbrennung:
Experten
wie Marconi oder Neumann (Lonzagroup, Basel) sind überzeugt von
zahlreichen positiven Auswirkungen durch Einnahme von L-Carnitin als
Nahrungsergänzungsmittel.
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Ihrer
Meinung nach gehen mit der Einnahme von L-Carnitin folgende positive
Merkmale einher:
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Schutz vor freien Radikalen,
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bessere Muskelregeneration, bessere Fettverbrennung,
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Ankurbelung des Stoffwechsels,
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weniger Milchsäureproduktion in der Muskulatur,
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erhöhte Sauerstoffaufnahme in der Muskulatur (d.h. mehr
Leistungsfähigkeit).
Aus
den meisten bejahenden Studien geht hervor, dass - wenn mehr als
genug L-Carnitin im Körper vorhanden ist (also zugeführt wurde) -
der Körper stärker auf Fett als Energieträger zurückgreift.
Andere Studien bescheinigen weitere positive Auswirkungen:
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L-Carnitin wirkt sich positiv auf die Herztätigkeit aus:
Laut
Prof. Barnards Buch „50 Wege zu einem gesunden Herz“, weisen
Menschen mit koronaren Herzerkrankungen häufig einen Mangel an
L-Carnitin auf! Prof. Böhles von der Uniklinik Frankfurt bestätigt,
dass durch die zusätzliche Einnahme von L-Carnitin vor einer
Bypass-Operation, bessere Heiligungschancen gegeben sind.
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Verzögerung des Alterungsprozesses:
Eine
andere Studie, die Prof. Lohninger von der
Veterinärmed.
Universität Wien und seine jungen Wissenschafter durchgeführt haben,
sagt aus, dass der Biocarrier L-Carnitin sich positiv auf die
eingeschränkte Hirnleistung im Alter auswirkt; dies wurde bislang
allerdings nur an Ratten nachgewiesen. Eine ähnliche Ratten-Studie
mit gleich guten Ergebnissen wurde auch von der Universität Berkely
(Kalifornien) durchgeführt.
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Energie angeblich auf fürs ungeborene
Kind und die stillende Mutter:
An der Universität Wien
wurde in einer anderen Studie nachgewiesen, dass cirka ab der
zwölften Schwangerschaftswoche der L-Carnitin-Gehalt im Blut
deutlich abnimmt. Auch hier wird die Zufuhr von L-Carnitin
empfohlen, da die physische Belastbarkeit gesteigert wird und vor
allem die Infektionsneigung extrem gesenkt werden soll.
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Neugeborene
nehmen L-Carnitin nur über die Muttermilch auf. Daher empfiehlt die
Lonza-Group auch stillenden Müttern, die vitaminähnliche Substanz
als Nahungsergänzung einzunehmen.
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Immunschutz durch L-Carnitin:
Der
Kölner Immunforscher Prof. Gerhard Uhlenbruck konnte allerdings
glaubwürdig nachweisen, dass die Aufnahme von zusätzlichem
L-Carnitin den Appetit menschlicher Fresszellen - z.B. gegenüber
Bakterien - enorm steigert und die für die Abwehr wichtigen
T-Lymphozyten stark stimuliert und sogar den Tumor-abtötenden Effekt
der sogenannten Killerzellen verbessert.
Warum aber eigentlich „zusätzliches“ Carnitin?
Unter normalen Umständen reicht die Eigenproduktion und das über die
Nahrung aufgenommene Carnitin vollkommen aus. In der Diät oder bei
intensiver Ausdauerbelastung oder Schwangerschaft kann aber durch
den erhöhten Fettstoffwechsel ein Carnitin-Engpass entstehen.
Contra-Studien zu L-Carnitin
-
Beispielsweise in einer neueren Studie von PLATEN et al. an der
Deutschen Sporthochschule in Köln. Dort wurden keine positiven
Effekte auf die Leistungsfähigkeit, die Herzfrequenz und die
Lactatansammlung der Muskulatur gemessen. Sie kommen zu der
Feststellung, dass eine kurzfristige L-Carnitin-Zugabe keine
Verbesserung der sprint-
und ausdauerspezifischen Kapazität bewirkt.
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Forscher an der
Universität von Maastricht kamen zu dem Ergebnis, dass selbst eine
extrem hohe Dosis von 6 Gramm L-Carnitin pro Tag an 14
aufeinanderfolgenden Tagen die L-Carnitin-Konzentration im
Muskelgewebe nicht verändert. Das überschüssige L-Carnitin war
lediglich im Blut nachweisbar und wurde über die Nieren wieder
ausgeschieden.
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Die Studie von COLOMBANI an Marathonläufern kam zu dem Ergebnis,
dass eine L-Carnitin-Substitution die Leistungs- und
Regenerationsfähigkeit bei Ausdauersportlern nicht verbessern
kann.
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Auch bei einem Fahrrad-Ergometer-Test an der anaeroben Schwelle
konnte COLOMBANI keinen Einfluss von Carnitin auf die Erholung der
untersuchten Athleten feststellen.
Neutrale Aspekte zu L-Carnitin
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L-Carnitin ist
kein Arzneimittel und kann somit eigentlich bedenkenlos genommen
werden.
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Neutrale Tests
bescheinigen der L-Carnitin gute Verträglichkeit und keine
Nebenwirkungen.
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Ãœberdosierung ist
nicht möglich, ein „Zuviel“ wird problemlos vom Körper
ausgeschieden
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L-Carnitin ist
kein günstiges Nahrungsergänzungsmittel!
Fazit
Ist das
ganze also nur ein Marketing-Gag? Schließlich ist Carnitin nicht nur
bei gesunden Menschen ausreichend vorhanden, sondern auch bei
Leistungssportlern und hochausdauertrainierten Athleten!
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Eine garantierte Wirkung auf den Fettstoffwechsel ist nicht
nachweisbar!
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Wer von den Experten auch immer Recht hat: Machen Sie den
Selbst-Test - auch wenn dabei nur der "Placebo-Effekt“ eintritt:
L-Carnitin sollte ca. 60 Minuten vor der sportlichen Betätigung
eingenommen werden, da ansonsten ganz sicherlich keine
fettverbrennende Wirkung erwartet werden kann.
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Die Studien belegen allerdings auch, dass L-Carnitin
zur
Gefäßerweiterung in peripherem Gewebe beiträgt und möglicherweise
regional Blutfluss und Sauerstoffversorgung positiv beeinflusst.
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Es ist also ein kleiner Luxus, den man sich gönnen kann - aber ganz
sicher nicht muss! |