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Triathlon aus sportmedizinischer Sicht |
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Start beim
Triathlon in Köln - Im Wasser, am Fühlinger See |
Die deutschen Triathleten blicken auf ein erfolgreiches Jahr zurück,
gekrönt vom Ironman-Sieg von Sebastian Kienle. Im kommenden Jahr geht es für die
besten Athleten auf der Kurzstrecke auf den Qualifikationsweg zu den Olympischen
Spielen 2016 in Rio. Auch in der Breite gewinnt die Sportart immer mehr
Anhänger: In Hamburg findet mit dem ITU World Triathlon der mit 10.000
Teilnehmern größte Triathlon der Welt statt. Priv.-Doz. Prof. Dr. Martin
Engelhardt, Chefarzt der Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie des
Klinikums Osnabrück beleuchtet die Sportart aus sportmedizinischer Sicht.
Triathlon aus sportmedizinischer Sicht
Mit dem zunehmenden
Gesundheitsbewusstsein der letzten 30 Jahre stieg auch das Interesse an einer
aktiven Freizeitgestaltung durch Sport. Besonders die Ausdauersportarten
Schwimmen, Radfahren, Laufen und Skilanglauf hatten einen großen Zuwachs zu
verzeichnen. Zunehmend setzte sich die Erkenntnis durch, dass körperliches
Wohlbefinden ohne sportliches Training auf Dauer nur selten zu erhalten ist. In
unserem durch technischen Fortschritt und Bequemlichkeit gekennzeichneten Leben
spielt das regelmäßige Ausdauertraining neben einer vernünftigen Lebensweise und
guten Umweltbedingungen eine zentrale Rolle für ein gesundes Leben. Die
Verbesserung der Ausdauerleistungsfähigkeit wird vornehmlich durch ein Training
in den beim Triathlon zusammengefassten Sportarten Schwimmen, Radfahren und
Laufen erreicht. Die Einzeldisziplinen des Triathlons haben bei uns eine
überragende Bedeutung als Breiten- und Leistungssport. Die Kombination der drei
Ausdauersportarten Schwimmen, Radfahren und Laufen ermöglichte es, die Grenzen
der Ausdauerleistungsfähigkeit in völlig neue Dimensionen zu verschieben.
In Deutschland betreiben jährlich bereits über 300.000 Menschen Triathlon. Beim
teilnehmerstärksten Triathlon der Welt nehmen jährlich im Juli in Hamburg 10.000
Teilnehmer am Triathlon über die olympische Distanz und den Jedermann-Triathlon
teil.
Da der Triathlon eine hohe Belastung für den Organismus darstellt, sollte der
Sportler völlig gesund sein, bevor er das Training aufnimmt oder an den Start
geht. Vor Beginn eines Triathlon-Trainings ist eine internistische und
orthopädische Vorsorgeuntersuchung empfehlenswert. Wenn keine Bedenken gegen
eine körperliche Belastung bestehen, sollte der Anfänger sich trotzdem zunächst
mit einem Gewöhnungstraining an die Belastung des Triathlons herantasten. Die
Belastungsdauer sollte anfangs 30 Minuten nicht überschreiten. Zunächst geht es
darum, die jeweiligen Sportarten ununterbrochen in gleichmäßigem Rhythmus zu
betreiben. Anfangs steht die Schulung der Technik im Vordergrund, insbesondere
gilt es, mit dem Fahrrad die Fahrsicherheit zu schulen. Das Training erfolgt mit
kleinen Gängen und einer Drehfrequenz von 80 bis 100 Umdrehungen pro Minute auf
verkehrsarmen Straßen. Erst wenn der Körper sich an die Belastung gewöhnt hat
und die zurückgelegten Strecken in der vorgegebenen Zeit größer werden, kann die
Belastungsdauer beispielsweise um jeweils zehn Minuten gesteigert werden, bis
die Trainingseinheit schließlich eine Gesamtbelastungsdauer von einer bis
eineinhalb Stunden umfasst.
Verletzungen und Fehlbelastungsfolgen
Um genaue epidemiologische Aussagen hinsichtlich der Verletzungsprävalenz und
-inzidenz zu treffen, fehlen repräsentative Studien, die aus großen Kohorten
hervorgehen. Die meisten Verletzungen sind eher auf Überlastungen als auf ein
akutes traumatisches Ereignis zurückzuführen. Die Verletzungsprävalenz
unterscheidet sich sowohl von der Disziplin als auch von der ausgeführten
Distanz. So ist die Verletzungsprävalenz während der Wettkampfvorbereitung auf
eine Ironmandistanz besonders hoch und wird mit bis zu 56 Prozent angegeben.
Hinsichtlich der Disziplinverteilung stehen laufassoziierte Verletzungen im
Vordergrund: Laut einer aktuellen retrospektiven Studie, in der 212 Athleten
einbezogen wurden, zeigten sich die laufassoziierten Verletzungen mit 50 Prozent
führend, gefolgt von Radfahren (43 Prozent) und Schwimmen (7
Prozent).Traumatische Verletzungen treten besonders beim Radfahren auf und
beinhalten Kontusionen und Schürfwunden bis hin zu Frakturen. So gaben in einer
retrospektiven Studie (n=656) 12 Prozent der Befragten an, im Laufe ihrer
aktiven Triathlonzeit von einer Fraktur betroffen gewesen zu sein. Bezogen auf
die anatomische Region sind das Kniegelenk, das Sprunggelenk beziehungsweise der
Fuß, der Unterschenkel und die Lendenwirbelsäule am häufigsten von Verletzungen
betroffen. Auffallend hoch ist der Konsum von nichtsteroidalen Antiphlogistika,
der während der Vorbereitungsphase von 60 Prozent und während des Wettkampfes
von 47 Prozent der bei einem Ironman startenden Athleten angegeben worden ist.
Schwimmen: Verletzungen/Fehlbelastungsfolgen/Prävention
Verletzungen
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Schürfungen durch
Kälteschutzanzug (Achsel, Nacken) |
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Muskelverletzungen
(Schulter) |
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Lidverletzungen
(Tritt/Schlag auf Schwimmbrille) |
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Hautverbrennungen
Verletzungen auf der Wettkampfteilstrecke Schwimmen resultieren oft aus
Positionskämpfen und dem erforderlichen Kampfschwimmverhalten der
Athleten vor allem am Start und an den Bojen. |
Fehlbelastungsfolgen
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Insertionstendopathien an
der Schulter |
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rezidivierende
subacromiale Bursitiden |
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sekundäres
Impingement-Syndrom bei Schulterinstabilität |
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muskuläre Dysbalance des
Schultergürtels |
Prävention der schwimmspezifischen Probleme
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Vaseline/Melkfett zur Vermeidung von Schürfungen |
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Training des
schnellen Anschwimmens vom Start weg zur Vermeidung von
Kontaktverletzungen |
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Erlernen der
Bojenschwimmtechnik |
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keine
schulterschädigenden Aufwärmübungen |
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keine
Paddle-Benutzung am Saisonbeginn und zum Einschwimmen |
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muskuläre
Balancierung an Schulter/Nacken/Rücken durch Dehnung der verkürzten
Muskeln |
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Auftrainieren
der Schultergelenkinnenrotatoren und Kräftigung der
schulteraufrichtenden Muskulatur |
Radfahren: Verletzungen/Fehlbelastungsfolgen/Prävention
Verletzungen
- |
Schürfungen |
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Prellungen |
- |
Klavikulafraktur |
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Schultereckgelenksprengung |
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Unterarmfraktur |
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Schädel-Hirn-Trauma |
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Muskelfaserriss an der unteren Extremität
Die Sturzverletzungen bei den üblichen Drafting-Rennen entstehen häufig bei
Kurvendurchfahrten in der Gruppe mit Abdrängen der außen fahrenden Athleten
(Gefahr der Kollision). Schädel-Hirn-Traumen werden normalerweise durch die
Helmpflicht vermieden. |
Überlastungsschäden
- |
Insertionstendopathien (Knie/Wirbelsäule/Fuß) |
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Myalgien im
Schulter-Nacken-Bereich |
Prävention der radspezifischen Probleme
- |
Tragen eines
Helms |
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Techniktraining mit Radspezialisten |
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Optimierung
der Sitzposition |
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balancierendes Wirbelsäulentraining |
- |
Fahren in der
Gruppe |
Laufen: Verletzungen/Fehlbelastungsfolgen/Prävention
Verletzungen
- |
Muskelverletzungen |
- |
Kapsel-Bandverletzungen am
oberen Sprunggelenk |
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Weichteilhämatome |
Fehlbelastungsfolgen
- |
Stressfrakturen (Metatarsalia, Tibia, Fibula, Calcaneus, Femur, Becken) |
- |
Endotenonitis und Peritendinitis der Achillessehne |
- |
Bursitiden |
- |
Plantarfasziitis |
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Insertionstendopathien des Pes anserinus |
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Traktus-Scheuersyndrom |
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Patellaspitzensyndrom |
- |
retropatellare Chondropathie |
- |
Tibiakantensyndrom |
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muskuläre Dysbalance LWS |
Prävention der laufspezifischen Probleme
- |
genaue
Diagnostik der Statik der unteren Extremitäten und der Wirbelsäule |
- |
ggf.
Beinlängenausgleich, Einlagenversorgung |
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muskuläre Kompensation und Dehnfähigkeit verbessern |
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Trainingslager in wärmeren Gegenden |
- |
langsamere
Umfangssteigerung |
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Ernährungs-/Hormonstatus |
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chirotherapeutische Behandlung von Blockierungen |
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Berücksichtigung von Intensität, Vorschäden, Anatomie, Ausrüstung,
Trainingsgelände,
Körpergewicht |
Streckenlängen im Triathlon (Schwimmen / Radfahren / Laufen)
Kurz-Triathlon: |
1,5 (± 10%) km / 40 (± 10%) km / 10 (± 5%) km |
Mittel-Triathlon: |
2,0 (± 5%) km / 80 (± 5%) km / 20 (± 5%) km |
Lang-Triathlon: |
3,8 km / 180 km / 42,195 km |
Jedermann-Triathlon: |
< 500 m / 20 km / 5 km |
Sprint-Triathlon: |
750 m / 20 km / 5 km |
Empfehlungen für Triathleten bei Hitze
Bei Triathlon-Veranstaltungen in südlichen Ländern oder auf Hawaii kann es zu
Schweißbildungsraten von 6 bis 10 Litern in drei Stunden kommen. Während der
Belastung ist regelmäßig zu trinken und der Flüssigkeit ein Gramm Salz pro Liter
hinzuzufügen. Wird der Flüssigkeitsverlust nicht ersetzt, kann das den Sportler
in einen lebensbedrohlichen Zustand bringen. Folgende Verhaltensregeln beim
Triathlon-Wettkampf unter Hitzebedingungen sind erforderlich:
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Achte auf ausreichende
Akklimatisation. |
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Trinke ausreichend vor,
während und nach dem Wettkampf. |
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Achte während des
Wettkampfs auf kritische Überhitzungszeichen wie pulsierender Kopfdruck,
Schwindelgefühle, extreme Muskelschwäche, abstehende Körperhaare. |
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Reduziere dann die
Wettkampfgeschwindigkeit. |
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Suche keine medikamentöse
Beeinflussung. |
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Gehe nicht an den Start
ohne ausreichend guten Trainingszustand. |
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Kühle ständig den Kopf-
und Nackenbereich sowie die Beine mit Wasser. |
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Autor und Copyright: Priv.-Doz. Prof. Dr. Martin Engelhardt, Chefarzt der Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie des Klinikums Osnabrück Foto: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln
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