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Der Traum der Menschheit
von ewiger Jugend und vom Übermenschen ist alt. Schon immer versuchte der Mensch
durch geheime Mittel aus der Natur seine Leistung über die seiner Mitmenschen
anzuheben.
Während des 2. Weltkrieges war die Verabreichung von Benzedrin an Kampfflieger
und von Pervetin vor langen Märschen bestimmt für manchen lebensrettend. Heute
befinden wir uns jedoch in einer ganz anderen Situation. Da aber jeder
leistungsorientierte Athlet im Laufe seiner Sportlaufbahn mit der Frage der
künstlichen Leistungssteigerung einmal konfrontiert war und wird, soll hier kurz
das Wesentliche gestreift und der "Spreu vom Weizen" getrennt werden. Es ist
nicht der Sinn des Artikels, einen Leitfaden in der Anwendung nutritiver
Stimulanzen zu erstellen. Auch wenn im einzelnen nicht abgestritten werden kann,
dass es Medikamente und Stimulanzien gibt, die die Leistung vorübergehend
steigern können. Vielmehr sollen eine Reihe von Stimulanzien hinsichtlich der
sportmedizinischen, ernährungsphysiologischen und biochemischen Wirkmechanismen
erörtert und dargestellt werden, um einen Missbrauch und die Entstehung von
Mythen vorzubeugen oder entgegenzuwirken.
Antioxidantien
Die Vitamine E, C und Vitamin A (ß-Carotin) sowie das Spurenelement Selen
besitzen antioxidative Eigenschaften. Sie können den Organismus vor den
negativen Folgen einer intensiven körperlichen Belastung schützen. Die Bildung
von reaktiven Sauerstoffverbindungen unter den physiologischen Bedingungen
während eines intensiven Laufes ist eine normale Begleiterscheinung des aeroben
Stoffwechsels. So werden laufend Superoxidanionen und Wasserstoffperoxide
gebildet. Diese können Kettenreaktionen auslösen, bei denen verschiedene
Zellkomponenten zerstört werden, es sei denn, ein Antioxidans wie die Vitamine
C, E und Provitamin A blockiert diesen Reaktionsablauf als so genannter
Radikalen-Fänger. Gesundheitsschutz bei vermehrten Belastungen setzt also ein
ausreichendes Vorhandensein antioxidativer Wirkstoffe voraus. Konkrete
Empfehlungen für eine Antioxidantien-Supplementation sind heute nicht möglich.
Einen wichtigen Beitrag zur notwendigen Zufuhr an Antioxidantien leisten
Lebensmittel mit einer hohen Nährstoffdichte an diesen wertgebenden
Inhaltsstoffen. Zu den empfehlenswerten Lebensmitteln gehören alle
Milchfrischgetränke, die mit den Vitaminen E, C oder Provitamin A aufgewertet
wurden sowie frisches Obst und Gemüse.
Banane
Als beliebter Sport-Snack vor, während und nach dem Lauf ist die Banane nicht
mehr wegzudenken. Sie ist magenfreundlich und sorgt durch den hohen Trauben und
Fruchtzuckergehalt schnell für einen Energienachschub. Bei den Mineralstoffen
ist der Kalium- und Magnesiumgehalt hervorzuheben. Doch um den CaIcium-Bedarf
eines einzigen Tages (800 mg) zu decken, müsste der Läufer bis zu 66 (!) Bananen
pro Tag essen. Dieses ist mit fettarmen Milchfrischprodukten viel einfacher zu
erreichen. Ein Glas Buttermilch enthält bereits mehr Caicium (200 mg) als 15
Bananen.
Blütenpollen
Blütenpollen sind männliche Keimzellen von Blütenpflanzen. Verfüttert an
Bienenlarven führen sie zu einer Wachstumssteigerung. Schon die Wikinger sollen
sich mit einer Kraftnahrung aus Bienenwaben und Blütenstaub (Ambrosia) ernährt
haben.
Viele Leistungssportler setzen Blütenpollen zur Regenerationsverkürzung ein.
Hinreichende Beweise, die eine solche Wirkung belegen, gibt es jedoch nicht.
Unbestreitbar ist aber auf jeden Fall ein gewisser Gehalt an wertvollen
Inhaltsstoffen, wie Spurenelemente und Aminosäuren. Auch wenn viele Wege nach
»Rom« führen. Den Bedarf an Spurenelementen und Aminosäuren über Blütenpollen zu
decken ist ein sehr teurer Weg.
L-Carnitin
L-Camitin ist natürlicher Bestandteil aller tierischen Organismen und findet
sich besonders im Muskelgewebe. Rotes Fleisch und Milchfrischprodukte sind
besonders gute Nahrungsquellen für Carnitin. Carnitin kann vom Menschen aus den
Aminosäuren Lysin und Methionin in begrenzten Mengen selber aufgebaut werden und
gehört somit nicht zu den essentiellen Nahrungsbestandteilen. Die zur
körpereigenen Herstellung von Carnitin benötigten Enzyme befinden sich in
Skelettmuskel, Herz, Leber, Gehirn und Niere. Trotzdem wird immer wieder
diskutiert, ob im Leistungssport ein Mangel auftreten kann, zumal Camitin eine
wichtige Funktion beim Transport von Fettsäuren in das Mitochondrium, dem
"Kraftwerk der Zelle" hat. Hier im Mitochondrium findet der
Energieumwandlungsprozess statt. Die Membranen der Mitochondrien sind
normalerweise für diese Fettsäuren undurchlässig. Durch Bindung an das Carnitin
können sie hingegen m die Mitochondrien eingeschleust werden, wo sie für die
Energiegewinnung zur Verfügung stehen.
Eine sportindizierte Azidose, eine Übersäuerung des Organismus, ist in vielen
Fällen mit L-Carnitin-Verlusten über den Urin verbunden.
Die Einnahme von Carnitin-Präparaten sollte aufgrund der möglichen Schwächung
der körpereigenen Camitinbildung nur unter Aufsicht eines Arztes durchgeführt
werden.
Koffein
Koffein ist in unterschiedlichen Mengen in einer Reihe von Getränken enthalten
und hat eine allregende Wirkung. Koffein kann eine beginnende Müdigkeit
unterdrücken und die geistige Aufnahmefähigkeit erhöhen. Zusätzlich kann Koffein
die Glykogenspeicher schonen, indem der Fettabbau aktiviert wird. Bei Aktiven,
denen eine Stunde vor dem Training 330 mg Koffein verabreicht wird, verzögert
sich der Zeitpunkt bis zum Auftreten von Erschöpfungserscheinungen um 19 %. Die
Leistungssteigerung steht im direkten Zusammenhang mit einer besseren Ausnutzung
des Fettstoffwechsels und der damit verbundenen Schonung der Glykogendepots. Von
Nutzen ist die Koffeinzufuhr allem Anschein nach allerdings nur bei sportlicher
Aktivität, die über l Stunde hinausgeht. Nach Aussagen von Sportlern wird ein
intensives Training nach einer Koffeinzufuhr als weniger strapaziös empfunden.
Koffeinhaltige Getränke vor langen Ausdauerwettbewerben eingenommen, kann somit
durchaus einen positiven Effekt auf die Leistungsfähigkeit haben. Entscheidend
ist jedoch die individuelle Verträglichkeit. Empfindliche Personen reagieren auf
den Kaffeegenuss unter Umständen mit erhöhter Nervosität, Herzklopfen und
Durchfall. Außerdem wirkt Koffein diuretisch (harntreibend), was gerade dem
Bestreben, möglichst hydriert an den Start zu gehen, abträglich ist. Deshalb
sollten koffeinhaltige Getränke nicht als alleiniger Flüssigkeitsersatz dienen.
Auch die Einnahme von Koffeintabletten verbietet sich, da Koffein auf der
Doping-Liste steht. Ein positiver Dopingfall liegt vor, wenn die
Koffeinkonzentration im Urin 15 Mikrogramm/ml übersteigt.
Gelee Royale
Gelee Royale ist der Fruchtsaft der Bienenkönigin. Er wird in speziellen Drüsen
von jungen Bienen erzeugt. Das Wachstum der Larve der Bienenkönigin mit dieser
Nahrung geschieht nahezu explosionsartig: In nur 6 Tagen ist das Gewicht auf das
3000ache angestiegen. Die Bienenkönigin wird eineinhalb bis zweimal so groß wie
Arbeiterbienen, ist außerordentlich fruchtbar und langlebig. Diese Beobachtungen
haben dazu geführt, dass man hinter diesem Saft etwas ganz besonderes vermutet.
In Tierversuchen konnte man durch Beimengen von Gelee Royale zum Futter eine
Lebensverlängerung und Wiederaufleben der Fruchtbarkeit beobachten. Im
Sportbereich schreibt man dieser Substanz eine regenerationsfördemden Wirkung
zu. Obwohl objektiv nie nachgewiesen, entspricht dieser Effekt dem subjektiven
Empfinden vieler Leistungssportler.
Ginseng
Die Ginseng-Wurzel ist eines der ältesten und teuersten Heilmittel Asiens.
Ihr werden alle möglichen Wunderwirkungen" zugesprochen. Die Wurzel soll die
geistige Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit verbessern und positive
Auswirkungen auf das Herz- und Kreislaufsystem, Blutdruck. Muskelleistung,
Verdauung, Stoffwechsel, Wundheilung und Schlaf haben. Für den Sportler wurde
diese "Wunderdroge" interessant, weil sie über zentrale Stimulation die
Leistungsbereitschaft erhöhen und die Regenerationszeit verkürzen soll.
Untersuchungen, die diese Effekte überzeugend belegen, liegen jedoch nicht vor.
Im Gegenteil: Überdosierungen können zu erhöhtem Blutdruck, Schlaflosigkeit,
Durchfall und Hautausschlägen führen.
Lecithin
Lecithin ist für den gesamten Stoffwechsel von großer Bedeutung. Je
lebenswichtiger ein Organ, desto größer der Gehalt an Lecithin. Im Sport findet
Lecithin Beachtung, da es die Erholungszeit verkürzen soll. Reich an Lecithin
sind Milchfrischprodukte wie reine Buttermilch, Kefir, Eigelb sowie
Hülsenfrüchte und die Speicherorgane von Pflanzen wie Samen, Wurzeln und
Knollen. Im Handel erhältliche Lecitinpräparate werden lediglich nach ihrer
Herkunft und nicht nach der Zusammensetzung bezeichnet. So wird Ei-Lecithin
(Ovo-Lecithin) von Pflanzenlecithin (Sojalecithin = lecithinähnliche
Phosphatide) unterschieden. Die vom Sportler benötigte Lecithin-Menge hängt
sowohl von Alter- und Gesundheitszustand, wie auch von der
Nahrungszusammensetzung ab. Eine allgemeine Empfehlung für die Notwendigkeit
einer Supplementation mit Lecithin kann nach heutigem Erkenntnisstand nicht
gegeben werden, so dass sowohl der Breiten- wie der Leistungssportler regelmäßig
lecithinreiche Lebensmittel und Getränke in seiner Ernährung berücksichtigen
sollte.
Multi-Vitamin-Präparate
Die ausreichende Vitamin-Versorgung spielt im Sport eine wichtige
Rolle. Eine Befragung von Athleten während der Olympischen Spiele in Los Angeles
ergab, dass 85 % aller Sportler zusätzlich Vitaminpräparate einnehmen. Tatsache
ist jedoch, daß eine Vitamingabe über den Bedarf zu keiner Leistungssteigerung
führt. Eine kohlenhydratreiche Ernährung mit Obst, Gemüse, Vollkomprodukten
sowie Milch und Milchfrischprodukten deckt den Bedarf ausreichend. Im
Freizeitsport ist eine Vitamin-Substitution nicht notwendig. Lediglich bei
Sportlern, die z. B. aufgrund des angestrebten niedrigen Körpergewichtes eine
Langzeit-Diät bzw. geringe Energie-(Kalorien-)zufohr haben, kann der ergänzende
Einsatz eines Multi-Vitamin-Präparates sinnvoll sein.
Salat-Mythos
Wenn von einer sportgerechten Ernährung gesprochen wird, denkt fast jeder
Läufer automatisch an den Salat und das Salat-Büffet. Keine Frage: Frische
Salate schmecken gut. Doch einen wesentlichen Beitrag zur Deckung des
notwendigen Kohlenhydratbedarfs können sie nicht leisten. Um den
KohlenhydratBedarf eines einzigen Tages zu decken, müssten 400 Salatköpfe
verzehrt werden. Sicherlich auch für den größten Salat-Freund eine kleine
Überforderung.
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Autor und Copyright: Institut für Sporternährung
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