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Bericht zur Podiumsdiskussion "Neuordnung des DLV Gebührenwesens ab 2016" |
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Michael Blomeier
(Verbandsleichtathletik-Ausschuss FLVW), Hans Joachim Scheer
(Geschäftsführer LVN e.V.), Anja Wolf-Blanke (Vizepräsidentin DLV e.V.),
Michael Brinkmann (Vorsitzender Münster Marathon e.V.), Martin
Masjosthusmann (Pressewart LG Burg Wiedenbrück e.V.), Detlev Ackermann
(Laufwart LVN e.V.) |
Am vergangenen
Mittwochabend, 29.04.2015 fand in Duisburg eine Podiumsdiskussion zum Thema Laufgebühr statt.
Der Gastgeber WFLV berichtet:
Thema Laufgebühr: "Es
wird noch mal darüber gesprochen"
Gute Ideen bei der Podiumsdiskussion der NRW-Leichtathletikverbände
Im Zuge der Informationstagung der NRW-Leichtathletikverbände zum
Diskussionspunkt "DLV-Laufgebühr" wurde eine Ad hoc-Kommission
gegründet, die diese Thematik weiter vertiefen soll.
Kontrovers und ergebnisoffen wurde auf der Informationstagung zum Thema
"DLV-Laufgebühr" diskutiert. Auf Initiative des Westdeutschen Fußball-
und Leichtathletikverbandes (WFLV) und gemeinsam mit dem
Leichtathletik-Verband Nordrhein (LVN) und dem Fußball- und
Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) wurde am 29. April 2015 im
Duisburger Sportpark ein ganz offensichtlich dringend erwartetes Forum
geboten. Rund 60 Interessierte hatten die Gelegenheit der Tagung zum
Zuhören und zum Austausch genutzt.
"Es war ein lehrreicher Abend", stellte WFLV-Präsident Hermann
Korfmacher als Gastgeber nach der Veranstaltung fest. Knapp zwei
Stunden hatten sich die zumeist aus der Laufszene stammenden
Teilnehmerinnen und Teilnehmer über das Thema "DLV-Laufgebühr" die
offiziell als Genehmigungsgebühr bezeichnet wird - auseinandergesetzt
und dabei einige Informationen erhalten sowie Ideen für die künftige
Herangehensweise erörtert.
Zum Hintergrund: Der Verbandsrat des Deutschen Leichtathletik-Verbandes
(DLV) hatte im Sommer 2014 eine bundeseinheitliche Gebühr für Finisher
bei Volks- und Straßenläufen von 1 Euro mit Wirkung zum 1.1.2016
beschlossen. Damit wird das Gebührenwesen im Laufbereich neu geordnet
und deutschlandweit harmonisiert. Diese Gebühr ersetzt die bisher
erhobenen Landesverbandsgebühren für Volksläufe, die gegenwärtig je nach
Landesverband bis zu 50 Cent pro Teilnehmer betragen, sowie die
Straßenlaufgenehmigungsgebühr für anerkannte Straßenläufe und fasst sie
in einer Gebühr für alle Laufveranstaltungen zusammen. Gebührenpflichtig
sind ab 2016 nur volljährige Finisher. Ausnahmen gibt es für
Spendenläufe und karitative Laufwettbewerbe. Im Februar 2015 hatte der
DLV-Verbandsrat diesen Beschluss bekräftigt. "Wir haben uns ausführlich
mit der von einigen Veranstaltern geäußerten Kritik auseinandergesetzt
und sind trotzdem einstimmig zu dem Ergebnis gekommen, dass die
Genehmigungsgebühr wie beschlossen zum 1.1.2016 erhoben werden soll.
Genehmigungsgebühren sind im gesamten organisierten Sport üblich und
erforderlich, um die Infrastruktur des Sports zu finanzieren. Dies gilt
insbesondere im Laufsport", sagte DLV-Präsident Dr. Clemens Prokop.
Dieser Beschluss hatte in der Laufszene bundesweit für Diskussionen und
für Aufregung, gesorgt. Vieles wurde schon angesprochen, manche guten
Argumente blieben aber vielleicht unbeachtet. Auch aus diesem Grunde
stand der sogenannte "Finisher-Euro" in Duisburg im Blickpunkt.
Möglich machte die angeregte Diskussion, die fair, sachlich und jedes
Tabu stattfand, die ausgewogen zusammengestellte Besetzung auf dem
Podium. Befürworter bereicherten die Runde ebenso wie scharfe Kritiker,
die allesamt ihre Standpunkte vertreten konnten. Der WFLV freute sich,
dass Anja Wolf-Blanke (Vize-Präsidentin DLV), Michael Blomeier
(Verbandsleichtathletik-Ausschuss FLVW), Hans-Joachim Scheer
(Geschäftsführer LVN), Michael Brinkmann (Vorsitzender
Münster-Marathon), Martin Masjosthusmann (Pressewart LG Burg
Wiedenbrück) und Detlev Ackermann (Laufwart LVN) für das Podium
gewonnen werden konnten. Moderiert wurde die ausgewogene Veranstaltung
in der Schauinsland-Reisen-Arena vom Journalisten Thorsten Wagner.
In seiner Begrüßung wies Hermann Korfmacher auf die Bedeutung der
Solidargemeinschaft im Sport und hier im speziellen im Laufsport hin.
"Hier geht es um die große Solidargemeinschaft. Gemeinsam haben wir im
regionalen Zusammenschluss der Verbände unter dem Dach des WFLV schon
einiges erreicht und auch sportpolitisch große Erfolge feiern können.
Die gute Arbeit der NRW-Leichtathletik macht sich regelmäßig in den
Medaillenspiegeln, Bestenlisten und Wettkampfauswertungen bemerkbar. Das
gilt für regionale und Landeswettkämpfe, ebenso wie für internationale
Veranstaltungen bis hin zu Olympischen Spielen", erklärte Hermann
Korfmacher und führte aus: "Laufen ist Volkssport, laufen ist
gesund, laufen ist wichtig, egal, ob es nun durch Freizeit- oder
Leistungssportler betreiben wird. Auch beim Thema Laufgebühr geht es um
eine Solidargemeinschaft. Der Erlös, der durch die bundeseinheitliche
Gebühr erzielt wird, soll einzig und alleine dem Laufsport zugutekommen.
Vereine und Verbände sind Non-Profit-Organisationen, die gemeinnützig
und überwiegend ehrenamtlich einen unbezahlbaren Mehrwert für unsere
Gesellschaft schaffen."
In der folgenden Podiumsdiskussion wurden so viele Aspekte wie möglich
beleuchtet. Einerseits wurde darauf hingewiesen, dass die Leichtathletik
natürlich finanziell gefördert werden muss. Bislang erhalten die
Verbände Gelder durch Mitgliedschaften, öffentliche Zuschüsse und
erwirtschaftete Serviceleistungen. "Die finanzielle Frage muss man sich
stellen", sagte Hans-Joachim Scheer. Auf der anderen Seite
stellte Martin Masjosthusmann in Frage, welche Gegenleistungen es
für den "Finisher-Euro" gebe. Die meiste Arbeit bei der Lauforganisation
würden schließlich unbezahlte Ehrenamtler übernehmen. Michael
Brinkmann meinte, dass es zu leicht sei, den einen Euro bei
Laufveranstaltungen einfach auf die Laufgebühr der Teilnehmer zu
schlagen. Die Rechnung gehe gerade bei kleineren Events nicht, wurde
auch aus dem Publikum angemerkt.
Gleichwohl erklärte Michael Brinkmann, dass er die "Lauf-Maut"
sehr wohl bei einem Euro sehe, aber "nicht jetzt", sondern erst in
einigen Jahren. Detlev Ackermann wies auf die kommerziellen
Interessen bei Großveranstaltungen hin: Das sei im Vergleich zu
familiären Laufveranstaltungen "eine Parallelwelt". Michael Blomeier
erläuterte, dass er keinen Sportler kenne, der wegen der Laufgebühr von
einem Euro künftig nicht mehr laufen wolle. Anja Wolf-Blanke gab
zu bedenken, dass auch der Laufsport auf die Jugend, die sich keine
eigenen Einnahmen erwirtschaften kann, angewiesen sei: "Wir graben uns
die eigene Zukunft ab."
Als Quintessenz auch der vielen Beiträge aus dem Plenum wurde deutlich,
dass zwar die Vereinheitlichung und somit Erhöhung der Laufgebühr sehr
wohl, kritisch gesehen wird. Gravierender sei aber negativ haften
geblieben, dass die erhöhte "Laufgebühr" erst kommuniziert worden sei,
als schon alles beschlossen war. Diesbezüglich gebe es Mängel in der
Transparenz, zumal für die Öffentlichkeit unklar sei, wie genau die
eingenommenen Gelder verwendet werden. "Die Art und Weise, wie das
beschlossen wurde, war nicht gut", meinte Michael Brinkmann. Die
Basis sei bei dieser Frage vergessen worden.
"Was die Kommunikation
angeht, ist bestimmt nicht alles richtig gelaufen. Das gebe ich gerne
zu", gestand Anja Wolf-Blanke ein. Gleichwohl untermauerte die
DLV-Vize-Präsidentin, dass auch für sie ein Konsens sehr wichtig sei und
verwies auf angestrebte Gespräche im DLV-Verwaltungsrat und mit dem
DLV-Präsidenten Dr. Clemens Prokop. "Es wird mit Sicherheit nochmal
darüber gesprochen", kündigte Anja Wolf-Blanke zum Thema
Laufgebühr an. Fakt sei allerdings, dass es eine bundeseinheitliche
Gebühr geben werde. Über die Höhe und die weitere Verwendung der Gelder,
die auch in die Landesverbände und somit in die Jugendarbeit fließen
sollen, dürfte dann auch gesprochen werden. Martin Masjosthusmann
forderte "konstruktive Lösungen, um den Schaden zu bereinigen." Er
begrüßte es, dass weiter über das Thema geredet werden soll.
"Früher waren wir eine Laufnation, jetzt sind wir eher eine Wurfnation.
Wir brauchen eine Anschubfinanzierung, um die Jugend weiter zu fördern.
Wir müssen etwas tun und weiter arbeiten", erklärte Hans-Gerhard
Schulz, Vorsitzender des WFLV-Leichtathletikausschusses, in einem
Plädoyer zum Ende der informativen Veranstaltung.
"Probleme sind da, um
gelöst zu werden", stellte Hermann Korfmacher fest. Der
WFLV-Präsident freute sich, dass als ein Ergebnis der Informationstagung
eine Ad hoc-Kommission gegründet wurde, die das Thema "Laufgebühr"
nachdrücklich erörtern und mit Ideen bereichern wird. Sieben
laufbegeisterte Personen vom Podium und aus dem Publikum erklärten sich
sofort bereit, in der von Hermann Korfmacher organisierten Ad
hoc-Kommission mitzuarbeiten. |
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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln Foto: Irene Bendhiba, Laufen-in-Koeln
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