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"Riesenchance" und packende Rekordjagd beim Frankfurt Marathon
 
 
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23.10.2015  

 
 

 
Arne Gabius fühlt sich in besserer Form als je zuvor und will am Sonntag den deutschen Rekord deutlich unterbieten / Äthiopische Läuferinnen kündigen Angriff auf den Streckenrekord an.
 
Der deutsche Rekord? Schön und gut. Doch Arne Gabius will mehr. 45 Sekunden nur müsste der 34-Jährige am Sonntag schneller laufen als im Vorjahr für eine neue nationale Bestmarke. "Meine Form ist nicht nur 45 Sekunden besser als im Vorjahr. Ich will etwas riskieren", sagte Gabius bei der Pre-Race-Pressekonferenz am Freitag. Soll heißen: Er will die erste Streckenhälfte nicht in 64:20 Minuten angehen, um Kurs auf einen neuen deutschen Rekord zu nehmen, der seit 27 Jahren bei 2:08:47 Stunden steht. Sondern über eine Halbmarathonzeit von 63:30 Minuten in für den deutschen Langstreckenlauf neue Sphären durchstarten. "Es ist eine Riesenchance. Ich habe mir für Sonntag viel vorgenommen", so Gabius, der sich eine 2:07er Zeit zutraut.
 
"Wir haben eine Konstellation an der Spitze, die es auf diese Weise bei uns zum ersten Mal gibt. Die deutschen Athleten sollen eine besondere Bühne kriegen und nicht untergehen zwischen den internationalen Athleten", sagt Renndirektor Jo Schindler. Die Spitzengruppe der Eliteathleten
ist dazu angehalten, bis Kilometer 30 gemeinsame Sache zu machen. "Bis dahin ist es niemandem erlaubt, einen Ausflug zu machen. Und dann heißt es: Feuer frei", gibt der Sportliche Leiter Christoph Kopp die Marschrichtung vor. "Ich erwarte ein packendes Finish."
 
Ob Arne Gabius – der Gewinn der Deutschen Marathonmeisterschaften, die in diesem Jahr in Frankfurt stattfinden, wird ihm kaum zu nehmen sein – sogar um den Gesamtsieg beim Zieleinlauf in der Festhalle mitspurten kann? Die Favoriten auf den Sieg kommen mit Micah Kogoh (Kenia) sowie Sisay Lemma und Bazu Worku (Äthiopien) aus Ostafrika. Bei den Frauen ist eine starke Gruppe äthiopischer Läuferinnen im Rennen. Lisa Hahner und Mona Stockhecke gehen als deutsche Topläuferinnen an den Start.
 
Über 24.000 Läuferinnen und Läufer aus 104 Nationen werden an allen Wettbewerben des Frankfurter Rennwochenendes an den Start gehen. Über die Marathondistanz sind 14.651 Läufer gemeldet, darunter 2347 Marathondebütanten. "Wir haben unsere Position als großer Veranstalter gestärkt", so Schindler.
 
Sein fulminantes Marathondebüt 2014 in Frankfurt in 2:09:32 Stunden erreichte Gabius mit einem im Vergleich zur diesjährigen 16-wöchigen Vorbereitung geringeren Aufwand. Das damalige Rennen hat der Wahl-Stuttgarter sich neulich zur Motivation noch einmal im Internet angeschaut. Trotz Sommerhitze ist Gabius im Training bis zu 260 Kilometer pro Woche gelaufen. Die Olympianorm von 2:12:15 Stunden zu unterbieten bedeutet neben der Deutschen Meisterschaft einen weiteren Anreiz.
 
Der Äthiopier Sisay Lemma mit Bestzeit 2:07:06, der im April den Wien Marathon gewonnen hat, sein Landsmann Bazu Worku, der mit 2:05:16 die schnellste Bestzeit des Feldes aufweist, und Micah Kogo aus Kenia, ehemaliger Weltrekordhalter im 10km-Straßenlauf, zählen zu den engeren Anwärtern auf Spitzenplätze. "Mein Selbstvertrauen ist groß", sagte Lemma. "Letztes Jahr hatte ich Probleme, heuer bin ich wieder in starker Form", meinte Worku. "Ich musste viel über das Marathonlaufen lernen. Frankfurt ist für mich die Chance, um auch im Marathon dorthin zu kommen, wo ich sein will", so Kogo, der auf kürzeren Strecken absolute Weltklasseleistungen gezeigt hat.
 
Bei den Frauen wäre alles andere als ein äthiopischer Sieg eine Überraschung. Die Äthiopierinnen Koren Yal (Bestzeit 2:22:43 Stunden), Meseret Mengistu Biru (2:23:26) und Ashete Bekere Dido (2:23:43), die im Vorjahr den dritten Platz in Frankfurt geholt hat, führen mit ihren Bestzeiten die Meldeliste klar an. "Ich will gewinnen und schnell laufen", sagt Meseret Mengistu Biru. "Ich habe mich sehr gut vorbereitet", kommentiert Koren Yal vielsagend, die im Jahr 2013 ein Kind zur Welt gebracht hat und sich nun in das Wettkampfgeschehen zurückbringt.
 
Mit einer geplanten Halbmarathon-Durchgangszeit von 71:30 Minuten soll auch im Frauenrennen ein diszipliniertes Tempo angelaufen werden. Die Äthiopierin hält dennoch eine sehr schnelle Zeit im Bereich des Streckenrekords für möglich. Ihre Landsfrau Meselech Melkamu hält mit 2:21:01 Stunden seit dem Jahr 2012 diese Bestzeit.
 
Hochspannung verspricht das Rennen um die Deutschen Meisterschaften. Lisa Hahner und Mona Stockhecke gelten als aussichtsreichste Kandidatinnen. "Es ist ein offenes Rennen. Der Titel ist jedenfalls sehr attraktiv und man muss ihn sich in diesem Jahr mal wieder verdienen", sagt Stockhecke und lässt durchblicken, dass sie sich eine Chance ausrechnet. Lisa Hahner hat vor zwei Jahren in Frankfurt ihre Bestzeit von 2:30:17 Stunden erzielt. Seither konnte sie aufgrund von Verletzungen jedoch kein Rennen mehr über die 42,195 Kilometer finishen.
 
Dieses Mal ist sie optimistisch: "Die Vorbereitung ist sehr gut gelaufen. Ich fühle mich topfit. Ich konzentriere mich auf mich und mein eigenes Rennen. Wenn alles gut läuft, kann ich meine Bestzeit deutlich unterbieten", sagt die Hessin, die eine Halbmarathonzeit zwischen 1:14 und 1:15 Stunden anstrebt. Die deutsche Olympianorm von 2:28:30 Stunden hat sie erst einmal wieder zur Seite geschoben: "Ich möchte mir den Druck nehmen und einfach so schnell laufen wie ich kann."
 
Auch Mona Stockhecke will ihre Topmarke von 2:33:50 Stunden, die sie 2014 in Frankfurt erzielt hat, unterbieten. "Ich möchte persönliche Bestzeit laufen, why not?", sagte die gebürtige Hamburgerin, die als Geowissenschaftlerin seit knapp einem Jahr in den USA arbeitet. Vollzeit versteht sich. "Ich habe mir von der amerikanischen Mentalität die guten Seiten zu Eigen gemacht: Spaß, Wettkampf-Freude, Spontanität, Risikobereitschaft und das Spielerische im Sport", sagt Stockhecke. "Der Wettkampf um den deutschen Meistertitel kann Lisa und mich hoffentlich zu persönlichen Bestzeiten pushen."



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Autor und Copyright: Alex Westhaff für Laufen-in-Koeln

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