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Gerhard Porsche,
Wolf-Dieter Wolfram, Michael Brehme, Lothar Erbs, Karl Gerlach -
vor dem Start zum ersten Testlauf |
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Nach dem ersten erfolgreichen
Versuch 1971, den Rennsteig in Etappen zu belaufen, gab es zwei
weitere Tests im folgendem Jahr. Diesmal handelte es sich wieder um
einen Etappenlauf, der aber auf Grund extremer Witterungsbedingungen
am zweiten Tag in Oberhof abgebrochen wurde und um eine
100km-Leistungswanderung; heute würde man wahrscheinlich Walking
dazu sagen, die nach 60km vorzeitig endete. Die Tests zeigten, dass
die logistischen Probleme bei weitem die Möglichkeiten der jungen
Männer zwischen 15 und 25 Jahren überstiegen. Die Beschaffung
geeigneter Landkarten, die Quartierprobleme, die Versorgung und
Betreuung waren einfach zu aufwendig. So reifte die Überlegung, den
Rennsteig erst einmal in einem Stück als Ultra- Marathon zu
erkunden.
Am 13. Mai 1973 war es dann soweit. Die Mathematikstudenten Hans-
Joachim Römhild und Wolf- Dieter Wolfram, der Sportstudent Jens
Wötzel und der Assistent der Sportwissenschaft Hans- Georg Kremer
der Jenaer Universität standen früh um 7. 00 Uhr an der Hohen Sonne
bei Eisenach auf dem Rennsteig. Betreut wurden sie von dem
Mathematikstudenten Dietrich Saalfeld, der den betagten 311 Wartburg
der Familie Wolfram als Betreuungsfahrzeug chauffierte. Unterstützt
wurde das ganze Projekt von der HSG Uni Jena und von
Sportwissenschaftlern der Jenaer Universität.
Die Laufstrecke war klar und von den drei Testläufen
weitestgehend bekannt. Das Ziel war ungewiss. Etwa 100km schwebten
den Aktiven vor, ohne das bisher je einer eine solch lange Strecke
absolviert hatte. Die Witterung war recht günstig- kühl und trocken.
Die ersten zwanzig bis dreißig Kilometer verliefen problemlos. Im
lockeren Lauftempo ging es über den Inselberg. Der alte Wartburg
schaffte es regelmäßig, nach 10- 15 km an der Strecke zu stehen und
für das leibliche Wohl der vier Läufer zu sorgen. In wechselnder
Zusammensetzung ging es weiter mal zu zweit, mal zu dritt oder viert
oder auch mal allein über den Rennsteig. Kontinuierlich als
Schlussläufer lief "Organisationschef" Hans- Georg Kremer. An den
Verpflegungspunkten wurde immer gewartet, bis alle wieder zusammen
waren. Ab der Schmücke wurden konditionelle Probleme immer
deutlicher. Vor allem waren es Blasen an den Füßen, die für
zunehmende Temporeduzierung sorgten. Die Schuhe, bestenfalls Modelle
der Firma "ZEHA" aus Hohenleuben, entsprachen in keiner Weise den
Anforderungen eines solchen Langstreckenlaufes.
Die Kommunikation untereinander wurde immer einsilbiger und fand
vor allem an den Versorgungspunkten statt, da unterwegs jeder mit
sich zu kämpfen hatte. Etwa bei Neustadt tauchte erstmals die Frage
auf: " Wie weit wollen wir noch laufen?". Zu diesem Zeitpunkt wollte
aber noch keiner der Erste sein, der das Handtuch wirft. Die Gruppe
blieb stärker zusammen und sicher hatte die aufgeworfene Frage dazu
geführt, dass sich jeder mit dem Ende des Laufes beschäftigte. Auch
dem Betreuer und Fahrer waren inzwischen die Strapazen des
Unternehmens anzumerken. Er hatte ja viele Kilometer zu absolvieren
um wieder auf den Rennsteig zu kommen, musste sich ständig
orientieren und auch noch für das Wohl der Teilnehmer sorgen.
Ab Neustadt wurde nur Straße gelaufen. Hinter der
Schwalbenhauptwiese blieb die Gruppe auf der Straße, da in der Nähe
des Ortseinganges von Masserberg die nächste Versorgung geplant war.
Die Frage nach dem Kilometerstand beantwortete Wolf- Dieter Wolfram
mit: "Etwa 100!". Damit waren die Würfel gefallen und keinerlei
Motivation bei allen vier Läufern mehr vorhanden, eventuell noch
einmal die schmerzenden Füße und Beine in Bewegung zu setzen. Nach
knapp 10 Stunden hatte ein einmaliges Laufabenteuer sein
erfolgreiches Ende gefunden. |