In
aller Frühe waren sie angetreten, Läufer aus 10 Nationen. Sie waren
gekommen, um am größten Crosslaufes Europa teilzunehmen. Doch heute
war ein besonderer Tag, denn dieses Event wiederholte sich in diesem
Jahr zum dreißigstem Mal. Mittlerweile ist der Rennsteiglauf viel
mehr als ein Ultraklassiker. Ergänzt wird der Natur- und
Landschaftslauf mit dem Marathon von Neuhaus nach Schmiedefeld,
einem Halbmarathon von Oberhof nach Schmiedefeld, sowie Wanderungen
im Bereich von 10-50km. Besonders erwähnenswert ist hierbei aber
auch der Rennsteig-Special-Cross
für geistig
behinderte Menschen mit einer Streckenlänge von 3,8 km.
Jeder Lauf ist eine Herausforderung für sich, denn
der Streckenverlauf ist alles andere als einfach.
Die langen Strecken verschafften der Veranstaltung das Attribut des
"größten", aber auch das "längsten Cross" in Europa. Cross deswegen,
weil der Kurs nicht nur beträchtliche Höhenunterschiede aufweist,
sondern auch über Sand und Geröll, durch wegloses Gelände, über
ausgewachsene Wege und durch Morast führt.
Die
Königsstrecke des Rennsteiglaufes ist 74,3 km lang mit Starthöhe von
210 m NN; höchster Punkt 982 m NN; Zielhöhe 711 m NN in
Schmiedefeld. Höhendifferenz: 2.479 m (Summe der Anstiege - 1.490m;
Summe der Abstiege - 989 m).
Im folgenden soll der Super-Marathon von Eisenach nach Schmiedefeld
näher betrachtet werden, der dieses Jahr gleichzeitig auch als 2.
Internationaler Deutscher Ultramarathon-Meisterschaften im Cross-
und Landschaftslauf gewertet wurde.
Kurz vor 6:00 versammelten sich rund
1500 Ultraläufer auf dem historischen Marktplatz in Eisenach. Unter
ihnen auch zahlreiche Kölner wie z.B. Heinz-Josef Fetten, Thomas
Schnitzler, Wolfgang Schulz, Heinz Geilenkirchen, Gisela Kellert,
Franz-Josef Müller, Gerd Mausbach, Alexander Teröde, Albert
Buntenbreuch, Thomas Deneken, Detlev Ackermann, Gunter Hertleb.
Angetreten war auch Hans-Georg Kremer, einer der Mitgründer des
Rennsteiglaufes, der übrigens auch alle bisherigen 29 Läufe selber
gelaufen ist. Um ihn versammelten sich schlagartig zahlreiche
Reporter. Ich freue mich, ihn kurz vor dem Start noch begrüßen zu
können und auf sein Angebot, in seiner Gruppe mitlaufen zu dürfen.
Da ich hier aber zum ersten Mal mitlaufe, ziehe ich es jedoch vor,
die unbekannte Strecke für mich zu laufen und entsprechend defensiv
anzugehen.
Kurz nach dem Start, es waren vielleicht nur einige hundert Meter
vergangen, erwartete die Läufer die erste Steigung. Pflugensberg
nannte sich die Erhöhung des Stadtparks. Dies sollte aber lediglich
ein kleiner Vorgeschmack von dem sein, was uns die nächsten 25km
erwartet. Denn auf diesem Streckenabschnitt geht es ausnahmslos
aufwärts. Nach 6,9 km ist man schon entsprechend gut warmgelaufen
und die erste Verpflegungsstation kommt wie gerufen. Etwas
ungewohnt, es gibt gleich von Anfang an Cola, also
bestens
verpflegt. Nach 7,4 km erreichen wir "Hohe
Sonne", und betreten nun den eigentlichen Rennsteig, dem ältesten
und bekanntesten Wanderweg Deutschlands.
Der Rennsteig, für den es Hinweise auf seine Existenz bis ins 9.
Jahrhundert gibt, verläuft auf dem Kamm des Thüringer Waldes, durch
das Thüringer Schiefergebirge und den nördlichen Teil des
Frankenwaldes. Seinen Namen hat der Rennsteig aber nicht von der
Tätigkeit "Rennen", sondern nach dem Stand der Forschung von dem
Begriff "Rain" = Grenze. So säumen den Rennsteig auf fast seiner
ganzen Länge historische Grenzsteine, meistens die alte Grenze
zwischen Thüringen und Franken markierend, gleichzeitig Sprach- und
Kulturgrenze.
Nach 10km hat man so langsam ein Gefühl für die Strecke und einem
annehmbaren, vernünftigen Lauftempo gefunden. Unterbrochen wird dies
aber immer wieder durch bissige Anstiege oder wurzelreiche Waldwege,
sowie streckenweise steiniges Profil, das eine höhere Konzentration
verlangt. Regelmäßig wird alle 5km
über den
Kilometerstand informiert.
Bei
km 17,7 erreichen die Läufer die erste richtige Verpflegungsstaion,
in Glasbachwiese. Diese gleicht einem Volksfest, und lässt anhand
des Angebotes fast den Verdacht einer Werbeaktion der Thüringer
Landwirtschaft aufkommen. An einzelnen Buden bekommt der Läufer
Wasser, Cola, Tee, Obst und Schleim überreicht. Weiterhin werden
Schnittchen mit Wurst, Schmalz und sonstigen Spezialitäten gereicht.
Die große Aufmerksamkeit, die einem seitens der Zuschauer und der
Helfer geschenkt wird, ist mehr beeindruckend.
Bei km 20,6 in Dreiherrstein erreichen wir die nächste
Getränkestelle. Von den anfänglichen 210 Höhenmetern haben wir uns
mittlerweile auf gut 715 Höhenmeter hochgearbeitet. Auf den nächsten
4,9 km geht es weiter aufwärts, bis der erste Höhepunkt erreicht
ist. Der Inselberg bei km 25,5 auf 910m Höhe ist erreicht. Dicht
über uns ziehe Wolken vorüber. Auf der anderen Seite des Berges
werden die Läufer mit einer km weiten Fernsicht über das Land
belohnt. Das Schlimmste ist geschafft, denn ab hier ist der endlose
Aufstieg zu Ende. Zwar ist der höchste Punkt der Strecke noch lange
nicht erreicht, dennoch ist der weitere Verlauf nicht mehr so
schwierig wie bisher.
Am Streckenrand begegnet man immer wieder Helfer, die nach dem
Rechten schauen.
Der
Rennsteiglauf gilt schon seit vielen Jahren als eine sehr gut
organisierte Veranstaltung. 1500 Helfer in 32 Sportvereinen
Thüringens sorgen für ein wunderbares Lauferlebnis inmitten
herrlicher Natur. Aber auch zahlreiche Zuschauer unterstützen den
Lauf mit besonderen Darbietungen. So trifft man am Wegesrand z.B.
einen Mann an, der die vorbeiziehenden Läufer mit einem
Trompetensolo beeindruckt. Aber auch Hornbläser und sonstige
Darbietungen sorgen immer wieder für Aufheiterung.
Nach dem Höhenanstieg, geht es nun
erstmal steil abwärts. Gestoppt wird der Läufer jedoch kurze Zeit
später wieder durch die Verpflegungsstelle "Grenzwiese". Auch hier
wieder das volle Programm an allerlei Köstlichkeiten. Weiter leicht
abwärts mit einigen Auf- und Abstiegen geht es bis zur
Verpflegungsstelle Ebertswiese bei km 37,4. Man mag es vielleicht
nicht glauben, aber diese Verpflegungsstelle wusste die bisherigen
Verpflegungsstellen um noch weitere Längen zu schlagen. Zu dem eh
schon großen Angebot kamen nun noch Würste hinzu. Von der guten
Atmosphäre sollte man sich jedoch nicht ablenken lassen, denn direkt
nach der nächsten Biegung geht es gleich wieder aufwärts. Bis zur
nächsten Verpflegungsstation mussten wieder 190 Höhenmeter nach oben
ausgeglichen werden. Als Weiteres folgen die Getränkestellen und
Versorgungstellen Neuhöfer Wiesen, Gustav-Freytag-Stein, Grenzadler,
Rondell und Suhler Ausspanne bei km 61.7. Kurz nach dieser
Getränkestelle war es endlich geschafft, der höchste Punkt von 982 m
NN war erreicht.
Bewundernswert und eher untypisch war das bisherige Wetter. Hört man
doch immer wieder Geschichten von Schneematsch und Schneeregen auf
den Höhen, sowie Hagel und starken Regenfällen. Pessimisten
behaupten ja, dass während des Rennsteiglaufes immer schlechtes
Wetter ist. Somit begleitet uns zum Jubiläumslauf diesmal wohl ein
Jubiläumswetter. Die Temperaturen sind recht angenehm und bis auf
einen fast nicht nennenswerten kurzen Regenfall, ist es durchweg
trocken. Auch völlig verschlammte Wege bleiben uns erspart.
Bei Schmücke erwartete uns das Kilometerschild 65. Innerlich geht
hier bei vielen die Sonne auf, denn nun geht es bis zum Ziel nur
noch abwärts. Die freudige Nachricht verbreitet sich wie ein
Lauffeuer und scheint so einige müde Geister wieder zu beleben.
Ziel,
Schmiedefeld. In einem lang gestreckten Zielkanal feuern die
Zuschauer zum Finale an, bevor man die Matte im Ziel für die
elektronische Zeitmessung überschreitet. Wieder zu sich gekommen,
findet man sich nun mitten in einem großen Volksfest wieder. Auch
hier wieder zahlreiche Versorgungsstände. Zur Stärkung hat man die
Angebotspalette nun noch um eine leckere Suppe erweitert. Zahlreiche
Infostände, Läufermesse, Grillbuden, Urkundenausdruck sowie
Fotoservice runden das Fest ab. Zum Feiern lädt ein großes Zelt ein,
in dem Live-Musik gespielt wird. Anzutreffen sind hier nun auch die
Rennsteig-Marathonläufer wie z.B. Erich Tomzig, Marcela Bilogan, Uli
Blumenthal, Andreas Hommel, Dirk Hülsebusch, Karin Richter, Ulf
Richter, Michael Krueger, Jörg Müller.
Den
Abschluss der Veranstaltung bildete die stimmungsvolle
Abschlussparty im Schmiedefelder Festzelt.
Ein ereignisreicher Tag geht zu Ende. Ein Lauf der aufgrund der
zahlreich erlebten Dinge und Eindrücke für die nachfolgenden Wochen
und Monate im Freundes- und Familienkreis noch für viel
Gesprächsstoff sorgen wird.
Sieger
Halbmarathon:
Martin Weiß, 01:10:06
Petra Stöckmann, 01:25:26 |
Sieger
Marathon
Lutz Wolfram, 02:46:30
Tanja Semjonowa, 03:10:39 |
Sieger Supermarathon
Dr. Thomas Miksch,
05:16:00
Isabella Bernhard, 06:10:57 |
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