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Detlev Ackermann

 
   
 
   
 
 

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Eindrücke vom 30. GutsMuths Rennsteglauf - 74,3km SuperMarathon
 
 
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27.05.2002  

 
 

In aller Frühe waren sie angetreten, Läufer aus 10 Nationen. Sie waren gekommen, um am größten Crosslaufes Europa teilzunehmen. Doch heute war ein besonderer Tag, denn dieses Event wiederholte sich in diesem Jahr zum dreißigstem Mal. Mittlerweile ist der Rennsteiglauf viel mehr als ein Ultraklassiker. Ergänzt wird der Natur- und Landschaftslauf mit dem Marathon von Neuhaus nach Schmiedefeld, einem Halbmarathon von Oberhof nach Schmiedefeld, sowie Wanderungen im Bereich von 10-50km. Besonders erwähnenswert ist hierbei aber auch der Rennsteig-Special-Cross für geistig behinderte Menschen mit einer Streckenlänge von 3,8 km. Jeder Lauf ist eine Herausforderung für sich, denn der Streckenverlauf ist alles andere als einfach.
Die langen Strecken verschafften der Veranstaltung das Attribut des "größten", aber auch das "längsten Cross" in Europa. Cross deswegen, weil der Kurs nicht nur beträchtliche Höhenunterschiede aufweist, sondern auch über Sand und Geröll, durch wegloses Gelände, über ausgewachsene Wege und durch Morast führt.
Die Königsstrecke des Rennsteiglaufes ist 74,3 km lang mit Starthöhe von 210 m NN; höchster Punkt 982 m NN; Zielhöhe 711 m NN in Schmiedefeld. Höhendifferenz: 2.479 m (Summe der Anstiege - 1.490m; Summe der Abstiege - 989 m).

Im folgenden soll der Super-Marathon von Eisenach nach Schmiedefeld näher betrachtet werden, der dieses Jahr gleichzeitig auch als 2. Internationaler Deutscher Ultramarathon-Meisterschaften im Cross- und Landschaftslauf gewertet wurde.

Kurz vor 6:00 versammelten sich rund 1500 Ultraläufer auf dem historischen Marktplatz in Eisenach. Unter ihnen auch zahlreiche Kölner wie z.B. Heinz-Josef Fetten, Thomas Schnitzler, Wolfgang Schulz, Heinz Geilenkirchen, Gisela Kellert, Franz-Josef Müller, Gerd Mausbach, Alexander Teröde, Albert Buntenbreuch, Thomas Deneken, Detlev Ackermann, Gunter Hertleb. Angetreten war auch Hans-Georg Kremer, einer der Mitgründer des Rennsteiglaufes, der übrigens auch alle bisherigen 29 Läufe selber gelaufen ist. Um ihn versammelten sich schlagartig zahlreiche Reporter. Ich freue mich, ihn kurz vor dem Start noch begrüßen zu können und auf sein Angebot, in seiner Gruppe mitlaufen zu dürfen. Da ich hier aber zum ersten Mal mitlaufe, ziehe ich es jedoch vor, die unbekannte Strecke für mich zu laufen und entsprechend defensiv anzugehen.



Kurz nach dem Start, es waren vielleicht nur einige hundert Meter vergangen, erwartete die Läufer die erste Steigung. Pflugensberg nannte sich die Erhöhung des Stadtparks. Dies sollte aber lediglich ein kleiner Vorgeschmack von dem sein, was uns die nächsten 25km erwartet. Denn auf diesem Streckenabschnitt geht es ausnahmslos aufwärts. Nach 6,9 km ist man schon entsprechend gut warmgelaufen und die erste Verpflegungsstation kommt wie gerufen. Etwas ungewohnt, es gibt gleich von Anfang an Cola, also
bestens verpflegt. Nach 7,4 km erreichen wir "Hohe Sonne", und betreten nun den eigentlichen Rennsteig, dem ältesten und bekanntesten Wanderweg Deutschlands.
 
Der Rennsteig, für den es Hinweise auf seine Existenz bis ins 9. Jahrhundert gibt, verläuft auf dem Kamm des Thüringer Waldes, durch das Thüringer Schiefergebirge und den nördlichen Teil des Frankenwaldes. Seinen Namen hat der Rennsteig aber nicht von der Tätigkeit "Rennen", sondern nach dem Stand der Forschung von dem Begriff "Rain" = Grenze. So säumen den Rennsteig auf fast seiner ganzen Länge historische Grenzsteine, meistens die alte Grenze zwischen Thüringen und Franken markierend, gleichzeitig Sprach- und Kulturgrenze.

Nach 10km hat man so langsam ein Gefühl für die Strecke und einem annehmbaren, vernünftigen Lauftempo gefunden. Unterbrochen wird dies aber immer wieder durch bissige Anstiege oder wurzelreiche Waldwege, sowie streckenweise steiniges Profil, das eine höhere Konzentration verlangt. Regelmäßig wird alle 5km
über den Kilometerstand informiert.

Bei km 17,7 erreichen die Läufer die erste richtige Verpflegungsstaion, in Glasbachwiese. Diese gleicht einem Volksfest, und lässt anhand des Angebotes fast den Verdacht einer Werbeaktion der Thüringer Landwirtschaft aufkommen. An einzelnen Buden bekommt der Läufer Wasser, Cola, Tee, Obst und Schleim überreicht. Weiterhin werden Schnittchen mit Wurst, Schmalz und sonstigen Spezialitäten gereicht. Die große Aufmerksamkeit, die einem seitens der Zuschauer und der Helfer geschenkt wird, ist mehr beeindruckend.

Bei km 20,6 in Dreiherrstein erreichen wir die nächste Getränkestelle. Von den anfänglichen 210 Höhenmetern haben wir uns mittlerweile auf gut 715 Höhenmeter hochgearbeitet. Auf den nächsten 4,9 km geht es weiter aufwärts, bis der erste Höhepunkt erreicht ist. Der Inselberg bei km 25,5 auf 910m Höhe ist erreicht. Dicht über uns ziehe Wolken vorüber. Auf der anderen Seite des Berges werden die Läufer mit einer km weiten Fernsicht über das Land belohnt. Das Schlimmste ist geschafft, denn ab hier ist der endlose Aufstieg zu Ende. Zwar ist der höchste Punkt der Strecke noch lange nicht erreicht, dennoch ist der weitere Verlauf nicht mehr so schwierig wie bisher.

Am Streckenrand begegnet man immer wieder Helfer, die nach dem Rechten schauen.
Der Rennsteiglauf gilt schon seit vielen Jahren als eine sehr gut organisierte Veranstaltung. 1500 Helfer in 32 Sportvereinen Thüringens sorgen für ein wunderbares Lauferlebnis inmitten herrlicher Natur. Aber auch zahlreiche Zuschauer unterstützen den Lauf mit besonderen Darbietungen. So trifft man am Wegesrand z.B. einen Mann an, der die vorbeiziehenden Läufer mit einem Trompetensolo beeindruckt. Aber auch Hornbläser und sonstige Darbietungen sorgen immer wieder für Aufheiterung.

Nach dem Höhenanstieg, geht es nun erstmal steil abwärts. Gestoppt wird der Läufer jedoch kurze Zeit später wieder durch die Verpflegungsstelle "Grenzwiese". Auch hier wieder das volle Programm an allerlei Köstlichkeiten. Weiter leicht abwärts mit einigen Auf- und Abstiegen geht es bis zur Verpflegungsstelle Ebertswiese bei km 37,4. Man mag es vielleicht nicht glauben, aber diese Verpflegungsstelle wusste die bisherigen Verpflegungsstellen um noch weitere Längen zu schlagen. Zu dem eh schon großen Angebot kamen nun noch Würste hinzu. Von der guten Atmosphäre sollte man sich jedoch nicht ablenken lassen, denn direkt nach der nächsten Biegung geht es gleich wieder aufwärts. Bis zur nächsten Verpflegungsstation mussten wieder 190 Höhenmeter nach oben ausgeglichen werden. Als Weiteres folgen die Getränkestellen und Versorgungstellen Neuhöfer Wiesen, Gustav-Freytag-Stein, Grenzadler, Rondell und Suhler Ausspanne bei km 61.7. Kurz nach dieser Getränkestelle war es endlich geschafft, der höchste Punkt von 982 m NN war erreicht.

Bewundernswert und eher untypisch war das bisherige Wetter. Hört man doch immer wieder Geschichten von Schneematsch und Schneeregen auf den Höhen, sowie Hagel und starken Regenfällen. Pessimisten behaupten ja, dass während des Rennsteiglaufes immer schlechtes Wetter ist. Somit begleitet uns zum Jubiläumslauf diesmal wohl ein Jubiläumswetter. Die Temperaturen sind recht angenehm und bis auf einen fast nicht nennenswerten kurzen Regenfall, ist es durchweg trocken. Auch völlig verschlammte Wege bleiben uns erspart.

Bei Schmücke erwartete uns das Kilometerschild 65. Innerlich geht hier bei vielen die Sonne auf, denn nun geht es bis zum Ziel nur noch abwärts. Die freudige Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer und scheint so einige müde Geister wieder zu beleben.

Ziel, Schmiedefeld. In einem lang gestreckten Zielkanal feuern die Zuschauer zum Finale an, bevor man die Matte im Ziel für die elektronische Zeitmessung überschreitet. Wieder zu sich gekommen, findet man sich nun mitten in einem großen Volksfest wieder. Auch hier wieder zahlreiche Versorgungsstände. Zur Stärkung hat man die Angebotspalette nun noch um eine leckere Suppe erweitert. Zahlreiche Infostände, Läufermesse, Grillbuden, Urkundenausdruck sowie Fotoservice runden das Fest ab. Zum Feiern lädt ein großes Zelt ein, in dem Live-Musik gespielt wird. Anzutreffen sind hier nun auch die Rennsteig-Marathonläufer wie z.B. Erich Tomzig, Marcela Bilogan, Uli Blumenthal, Andreas Hommel, Dirk Hülsebusch, Karin Richter, Ulf Richter, Michael Krueger, Jörg Müller.

Den Abschluss der Veranstaltung bildete die stimmungsvolle Abschlussparty im Schmiedefelder Festzelt.
Ein ereignisreicher Tag geht zu Ende. Ein Lauf der aufgrund der zahlreich erlebten Dinge und Eindrücke für die nachfolgenden Wochen und Monate im Freundes- und Familienkreis noch für viel Gesprächsstoff sorgen wird.

 

Sieger Halbmarathon:
Martin Weiß, 01:10:06
Petra Stöckmann, 01:25:26
Sieger Marathon
Lutz Wolfram, 02:46:30
Tanja Semjonowa, 03:10:39
Sieger Supermarathon
Dr. Thomas Miksch, 05:16:00
Isabella Bernhard, 06:10:57




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Autor: Copyright Laufen-in-Koeln, Detlev Ackermann
Fotos: Karlheinz Kellert

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