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Claudia Marias wahrer „Marathon op Kölsch“ (3. Siegerin Köln-Marathon) |
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Claudia
Maria Henneken bei Kilometer 24 |
Claudia Marias wahrer Marathon op Kölsch
Ein Marathonlauf ist lang.
Wer ihn schon gelaufen ist, weiß: Ab km35 wird er gefühlt immer länger. Ist die
Strecke allerdings dem Reglement entsprechend vermessen, müsste sie Gefühle
hin oder her am Ende doch exakt 42,195 km lang sein. Eine blaue (Ideal)Linie
solle den Läuferinnen und Läufern helfen, den rechten Weg zu finden.
Nach vielen Jahren hatten auch
die Kölner anlässlich ihres 20. Jubiläums mal wieder einen Malermeister auf die
Strecke geschickt. Doch oh je: Hatte man ihm zuvor etwas in sein letztes Getränk
gekippt? Beispiel Amsterdamer Straße zwischen km 33,6 und km 36 hier hat der
Mann mit dem Pinsel seiner künstlerischen Kreativität freien Lauf gelassen.
Irgendwo muss ihm allerdings ein abgestelltes Auto im Weg gestanden haben. So
entschied er sich, nicht über das Auto, sondern um das störende Vehikel rundum
zu malen. So in Fahrt geraten, hatte er dann aber in einer lang gezogenen
Linkskurve zu viel Schwung und geriet nach ganz rechts außen auf Umwege. Wem auf
diesem Streckenabschnitt bereits die Füße schmerzten, verzichtete jedoch auf die
Sightseeing-Tour und wollte natürlich auf kürzestem Wege zo Fooss noh Kölle,
zum Dom, jonn.
Offiziell hatte Claudia Maria
Henneken nach 42,195 km Köln-Marathon offiziell hinter sich.
In 3 Stunden, 2 Minuten und 50 Sekunden netto - nicht auf ihren geliebten
Inline-Speedskates, mit denen sie in vergangenen Jahren in Köln schon sieben Mal
über die Ziellinie gerast war und sich fünf Mal den Stadtmeistertitel sichern
konnte. In diesem Jahr lief die 31jährige Kölnerin Claudia Maria zum zweiten Mal
zo Fooss.
Dass sie dabei als dritte Frau
die Ziellinie passierte, wurde ihr erst bewusst, als man ihr die Startnummer
F5939 abnahm, durch das Brustschild 3. Siegerin ersetzte und zur Siegerehrung
bat.
Allzu gerne wäre Sie,
glücklicherweise typisch Frau, bevor sie aufs Treppchen durfte, zuvor noch unter
die Dusche oder zumindest in trockene Klamotten geschlüpft. Das aber war nicht
möglich. Claudia Maria, die Deutsche Meisterin 2016 im Inline-Speedskaten über
die Langstrecke (60 km), war ja keine Elite-Athletin, denen eine
Sonderbehandlung zustand. Deshalb gewährte man ihr auch während des Rennens
keine offizielle Fahrrad-Begleitung, obwohl sie für ihren Start teuer bezahlt
hatte. Da haben es nicht eben billig verpflichtete Kenianerinnen schon deutlich
besser zumindest so lange, bis sie ihr Rennen aufgeben. Und Claudia Marias
Klamotten waren auch nicht im Sonderzelt der Elite-Athleten direkt hinter dem
Ziel deponiert, sondern erst nach einem Fußmarsch von einem weiteren Kilometer
bei den Fitness- und Breitensportlern abzuholen.
42,195 km auf kürzestem Wege
vom Start ins Ziel, dann noch ein Kilometer bis zur Kleiderbeutel-Rückgabe. Gut,
das alles ist in der Euphorie des 3. Platzes noch zu verkraften. Aber dann
musste Maria auch noch 1 km weiter bis zur Doping-Kontrolle latschen. Länge des
Köln-Marathons brutto für die drittplatzierte Frau, ehrenamtliches
Vorstandsmitglied, Sportwartin und Jugendtrainerin im (Inline) Speed Skating
Club Köln, der die Medien am Tag danach bestätigten, dass sie immerhin aus
Deutschland kommt: mindestens 44,4 km.
Das also war er, der 20.
Kölner-Jubiläums-Marathon. Und was hat die Drittplatzierte, die aufs
Siegertreppchen hüpfte, derweil man die siegreiche Kenianerin bei ihrer
Gipfelbesteigung stützen musste, anschließend gemacht? In der Kölner
Lanxess-Arena hat Claudia Maria mit Björn Heuser und 12 000 anderen Kölnern
kölsche Lieder gesungen. Das war der wahre Marathon op Kölsch.
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Autor und Copyright: Hanspeter Detmer für Laufen-in-Koeln
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