Laufen.NRW (Köln)
Das überregionale Online-Magazin im Rheinland
Über 6.500 Beiträge zu allen Themen rund um den Laufsport

DRUCK-VERSION 20.12.2008

 

 
 

Allegro attacca
 
Laufen-in-Koeln >> Marathon und Ultraläufe >> Südafrika >> Comrades >> Artikel

01.07.2002 

 

Die Einordnung in einen der Startblöcke A – E erfolgt je nach Qualifikationszeit. Mit meiner Marathonzeit von 3.40 Std. finde ich mich im Block D wieder, d.h. ich werde mindestens 2 Minuten verlieren, da hier nur die Bruttozeit gewertet wird. Dieser Gedanke fördert nicht gerade meinen Optimismus. Muskelfaserrisse haben mich im Mai zu einer mehr als zwei-wöchigen Laufpause gezwungen und damit in meiner Vorbereitung weit zurückgeworfen. Daher stelle ich mich darauf ein, in der Nähe des „Cut-off“ von 11 Stunden zu finishen, falls meine Muskulatur überhaupt durchhält.

Das ist ein gutes Stück von den 8.44 Std. entfernt, die ich vor 2 Jahren erreicht habe. Allerdings war ich damals so dehydriert, dass ich nur mit der Hilfe von 2 Comrades in das Ziel bzw. bis zur medizinischen Versorgung gekommen bin. Dieses Erlebnis möchte ich mir in diesem Jahr ersparen.

Im Startraum werden wir mit Musik und Ansagen eingestimmt. Die Atmosphäre ist eher feierlich als euphorisch. Kurz vor 6.00 Uhr wird es neben mir unruhig. Ich drehe mich um und erkenne Bruce Fordyce, ein absoluter Volksheld als „Mister Comrades“ mit 9 Siegen! Er läuft heute zum 20. Mal, .das bedeutet hier „Running for doublegreen“. Kurz darauf ertönt der traditionelle Hahnenschrei, ehe wir mit einem Böllerschuss um Punkt 6.00 Uhr morgens bei einer Temperatur von ca. 15 Grad auf die Strecke geschickt werden.

Obwohl es noch dunkel ist, stehen Tausende an der Strecke. Viele Schwarze aus den Armutsvierteln machen Jagd auf die abgelegten oder während des Wamlaufens weggeworfenen Kleidungsstücke.

Ich beginne sehr vorsichtig und werde bis Tollgate am Rande der Innenstadt bereits in den hinteren Teil des E-Blockes durchgereicht, was ich aber auch erwartet habe. Jeder Kilometer ist gut sichtbar (absteigend!) markiert, so dass es keine Probleme mit der Einstellung des Tempos gibt. Ich laufe etwas über 6 Min/km und bin damit zufrieden.

Inzwischen begrüßt uns auch der neue Tag. Ausgeruht und mit hohem Endorphinspiegel nehmen wir im Sonnenaufgang den ersten langen Anstieg nach Cowie´s Hill, der niemanden vor Probleme stellt. Die nachfolgende Gefällstrecke nach Pinetown verführt zu überzogenem Tempo, zumal dort bereits Tausende Zuschauer die Läufer anfeuern. Zum Angreifen ist es aber viel zu früh. Geduld ist jetzt wichtiger.





__________________________________
Autor und Copyright: Karlheinz Kellert,