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Rita Wilden: Die Grande Dame der Stadionrunde wird 70 |
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Rita Wilden
(2017) |
Rita Wilden: Die Grande Dame der Stadionrunde wird 70
Rita Wilden, 1972 in München
Olympia-Zweite über 400 Meter, vollendet am Montag (9. Oktober) ihr 70.
Lebensjahr. Nicht nur ihre drei Olympia-Teilnahmen sind bemerkenswert. Beim TSV
Bayer 04 Leverkusen werden ihre 1974 als EM-Dritte auf der Stadionrunde
gelaufenen 50,88 Sekunden immer noch als Vereinsrekord geführt. Längst hat die
Jubilarin die Spikes gegen Golfschläger getauscht und schlägt beim Golfclub
Leverkusen ab.
Das beherzte Rennen bei den
Olympischen Spielen 1972 in München war ihr größter Erfolg. Couragiert blieb die
damals 24-Jährige der Favoritin Monika Zehrt (DDR) auf den Fersen und hätte ihr
fast noch Gold weggeschnappt. Erst kurz vor der Ziellinie entschied die
Weltrekordlerin das Rennen in 51,08 Sekunden für sich. Rita Wilden erkämpfte in
51,21 Sekunden Olympia-Silber. Kaum mehr als ein Schritt trennte sie vom
Olympiasieg.
In München habe ich mich
wahnsinnig über meine Silbermedaille gefreut, erzählte Rita Wilden später dem
Sportjournalisten Uwe Prieser. Aber bald sei jemand zu ihr gekommen und habe
gesagt: Rita, den einen Schritt schneller, den hättest du doch noch schaffen
können. Es sah noch so leicht aus. Darüber habe sie sich sehr geärgert, so die
gebürtige Leipzigerin. Denn wenn ich mich nicht restlos ausgegeben hätte, wäre
die Medaille doch nicht so viel wert gewesen.
Lockerer Laufstil
In der Tat pflegte Rita Wilden
einen leichten und lockeren Laufstil, der oftmals den Eindruck erweckte, als
habe sie keineswegs alle Reserven abgerufen. Ich muss mich wohlfühlen beim
Laufen, sagte sie 1976 der Wochenzeitung Die Zeit (http://www.zeit.de/1976/25/mir-macht-laufen-einfach-spass).
Sie würde das Training nie in Kauf nehmen, wenn sie nicht so gern liefe.
Strebsam, geduldig und gelehrig reizte sie zunächst ihre Grundschnelligkeit aus.
1968 - da noch unter ihrem Mädchennamen Jahn und bei Alemannia Aachen unter den
Fittichen von Herbert Missalla erfolgte in Mexiko das Olympia-Debüt.
Die Silbermedaille mit der
deutschen 4 mal 100-Meter-Staffel bei den Europameisterschaften 1969 in Piräus
(Griechenland) war das erste Edelmetall auf internationalem Parkett. 1971 bei
der EM in Helsinki (Finnland) belegte Rita Wilden über 200 Meter Platz sechs.
Ein Jahr später kam für die Athletin von Gerd Osenberg in München neben besagtem
Einzel-Silber Staffel-Bronze hinzu. In der erstmals für Frauen bei Olympischen
Spielen ausgetragenen 4 mal 400-Meter-Staffel wurde sie mit dem Quartett der
Bundesrepublik Dritte hinter der DDR und den USA.
Achtfache Deutsche Meisterin
Es folgten das EM-Bronze 1974
mit dem damaligen deutschen Rekord von 50,88 Sekunden und Platz fünf mit der
4-mal-400-Meter-Staffel bei den Olympischen Spielen 1976. Einzeln erreichte Rita
Wilden bei den Spielen von Montreal (Kanada) das Halbfinale. Zudem holte sie
1976 bei der Hallen-EM den Titel über 400 Meter. 1968, 1969 und 1971 wurde Rita
Wilden Deutsche Meisterin über 200 Meter und dann von 1972 bis 1976 fünf Mal in
Folge über 400 Meter. Der TSV Bayer 04 Leverkusen führt ihre 400-Meter-Bestzeit
auch nach 43 Jahren noch als Vereinsrekord.
Der Leichtathletik ist Rita
Wilden immer noch verbunden. Jedes Jahr fahre ich zu den Deutschen
Meisterschaften, schaue mir die Wettkämpfe an und treffe dort viele Athleten von
früher wieder, erzählt die Weltklasse-Viertelmeilerin. Auch ihrem Verein hält
sie immer noch die Treue und gehört zum sogenannten Freundeskreis der
Leichtathletik-Abteilung des TSV Bayer 04. Sie und ihr Mann leben im Schatten
der Leverkusener BayArena und somit nur einen Steinwurf von ihrer früherer
Trainingsstätte entfernt in einem schmucken Eigenheim auch das ein Beweis von
Bodenständigkeit.
Handicap 10
Die Spikes hat Rita Wilden
längst gegen Golfschuhe getauscht. Handicap 10, das ist mehr als respektabel. In
der Altersklasse 65 gelang ihr mit den Damen des Golfclubs Leverkusen in diesem
Sommer auf regionaler Ebene der Aufstieg in die höchste Liga - mit einem
gewaltigen Vorsprung von 62 Schlägen zum Gruppenzweiten. Aber damit nicht genug.
Auch die AK 50, die Rita Wilden ebenfalls verstärkt, schaffte den Aufstieg.
Golf gespielt wird auch während
des bald anstehenden Mallorca-Urlaubs. Der Geburtstag indes wird nicht groß
gefeiert. Zahlreicher Glückwünsche darf sich die Jubilarin aber dennoch sicher
sein.
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Rita Wilden
(1973) |
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Autor und Copyright: Harald Koken für Laufen-in-Koeln
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