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Kinderschutz im Sport voranbringen |
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Das
Forschungsprojekt »Safe Sport« wird mit Mitteln des Bundesministeriums
für Bil- dung und Forschung für eine Laufzeit von drei Jahren geför-
dert (2014-2017).
Die Verbundkoordination
liegt bei Dr. Bettina Rulofs an der Deutschen Sporthochschule Köln.
Das Projekt hat
insgesamt drei Kooperationspartner: Deutsche Sporthochschule Köln
(Institut für Soziologie und Genderfor- schung), Universitätsklinikum
Ulm (Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychothe- rapie) und
Deutsche Sportju- gend im DOSB (Ressort Jugendarbeit im Sport). |
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Das Forschungsprojekt »Safe
Sport« präsentiert Erkenntnisse zum Schutz von Kindern und Jugendlichen im
organisierten Sport
Sexualisierte Gewalt ist leider
überall anzutreffen auch im Sport. Das belegen die Ergebnisse des
Forschungsprojektes »Safe Sport«. Konkrete Schutzmaßnahmen für Kinder und
Jugendliche im Wettkampf- und Leistungssport sind daher notwendig. Wie
Schutzmaßnahmen in Sportorganisationen umgesetzt werden, hat das Projekt »Safe
Sport« jetzt untersucht. Beim gemeinsamen Fachforum mit der Deutschen
Sportjugend (dsj) werden heute und morgen in Neubrandenburg die aus dem Projekt
resultierenden Handlungsempfehlungen mit Verantwortlichen in Sportverbänden
diskutiert.
Über einen Zeitraum von drei
Jahren haben WissenschaftlerInnen der Deutschen Sporthochschule Köln und des
Universitätsklinikums Ulm Untersuchungen zu sexualisierten Übergriffen im
Wettkampf- und Leistungssport sowie den Präventionsmaßnahmen in Verbänden,
Vereinen, Olympiastützpunkten und Sportinternaten durchgeführt. Vor knapp einem
Jahr haben die ForscherInnen unter der Verbundleitung von Dr. Bettina Rulofs
(Deutsche Sporthochschule Köln) erste Ergebnisse aus ihren Studien
veröffentlicht und damit die Aufmerksamkeit auf ein lang tabuisiertes Thema im
Sport gerichtet. Inzwischen wurden die Erhebungen abgeschlossen und vertiefende
Analysen der Daten vorgenommen.
Dabei wird im Projekt »Safe
Sport« ein weites Begriffsverständnis zugrunde gelegt. Neben schweren (und z.T.
strafrechtlich relevanten) sexualisierten Gewalthandlungen mit Körperkontakt
wurden auch solche ohne Köperkontakt oder grenzverletzendes Verhalten
einbezogen.
Sexualisierte Gewalt im Sport
54% von rund 1.800
befragten KaderathletInnen geben in der Studie an, sexualisierte Gewalt in ihrem
bisherigen Leben erfahren zu haben, wobei sich dies auf alle Lebensbereiche der
AthletInnen (sowohl innerhalb als auch außerhalb des Sports) bezieht. Werden
ausschließlich Gewalterfahrungen im Kontext des Sports betrachtet, so zeigt
sich, dass 37% der befragten AthletInnen eine Form von sexualisierter Gewalt im
Sport erfahren haben, 11% schwere und/oder länger andauernde sexualisierte
Gewalt, wobei die Mehrheit der AthletInnen bei der ersten Gewalterfahrung unter
18 Jahre alt war. Auch andere Formen von Gewalt werden von den AthletInnen
häufig berichtet. So geben 86% der Befragten an, emotionale Gewalt im Sport
erfahren zu haben (z.B. Beschimpfungen, Demütigungen, Mobbing), und 30% waren
körperlicher Gewalt im Sport ausgesetzt (z.B. geschlagen, mit Dingen beworfen
oder geschüttelt werden). Gleichzeitig zeigt sich eine hohe Überschneidung der
verschiedenen Gewaltformen. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass es sich bei
jungen KaderathletInnen um eine belastete und besonders zu schützende Gruppe
handelt, so Dr. Marc Allroggen vom Universitätsklinikum Ulm. Es besteht somit
Bedarf an konkreten Schutzmaßnahmen für Kinder und Jugendliche im Wettkampf- und
Leistungssport. Studien zur Häufigkeit von Gewalt im Breitensport fehlen bislang
noch.
Schutzmaßnahmen für Kinder und Jugendliche
Umso aufmerksamer ist der
Umsetzungsstand von Schutzmaßnahmen in Organisationen des Leistungssports zu
betrachten: Die Befragungen von Verantwortlichen in diesem Bereich zeigen, dass
zwar 85% der Spitzenverbände, 82% der Sportinternate und 46% der
Olympiastützpunkte der Auffassung sind, die Prävention von sexualisierter Gewalt
sei ein relevantes Thema für den organisierten Sport, jedoch nur je 39% der
Spitzenverbände und Sportinternate sowie 23% der Olympiastützpunkte angeben,
über fundierte Kenntnisse zum Thema zu verfügen. Die Hälfte der Internate und
knapp ein Viertel der Olympiastützpunkte haben Ansprechpersonen für die
Prävention sexualisierter Gewalt benannt. An rund einem Viertel der Internate
ist bisher ein schriftliches Präventionskonzept vorhanden. Die
Verantwortungsübernahme und Regelung der Zuständigkeit für den Schutz der
AthletInnen scheint bisher im Verbundsystem Leistungssport noch nicht
hinreichend geklärt, resümiert Dr. Bettina Rulofs von der Deutschen
Sporthochschule Köln.
Als positiv und hilfreich wird
in den Mitgliedsorganisationen das Engagement der Deutschen Sportjugend
wahrgenommen, die das Thema federführend für den DOSB bearbeitet. So zeigt die
Studie beispielsweise, dass ein von der dsj entwickeltes Qualifizierungsmodul
positive Effekte auf das Wissen der Teilnehmenden über sexualisierte Gewalt hat,
und sich eine verbesserte Kultur des Hinsehens entwickelt.
Auch in den Landessportbünden
ist ein vergleichsweise hoher Aktivitätsgrad zum Kinderschutz zu verzeichnen. So
ist die Thematik z.B. in fast allen Landes-sportbünden in der Aus- und
Fortbildung verankert.
An der Basis des Sports in den
Sportvereinen bergen insbesondere die ehrenamtlichen Strukturen
Herausforderungen für die Einführung von umfassenden Präventionsmaßnahmen. Die
Vereinsbefragung im Rahmen von »Safe Sport« zeigt, dass Vereine mit mindestens
einer bezahlten Führungsposition die Prävention sexualisierter Gewalt eher als
relevantes Thema einschätzen und signifikant mehr Präventionsmaßnahmen
implementiert haben als die ausschließlich ehrenamtlich geführten Vereine. Für
den Kinderschutz in Sportvereinen der Städte und Kommunen ist somit,
insbesondere dort wo dies allein auf ehrenamtlichen Aktivitäten basiert,
finanzielle Unterstützung wichtig und eine fachliche Kooperation mit den
örtlichen Jugendämtern und Beratungsstellen.
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Autor und Copyright: Lena Overbeck für Laufen-in-Koeln
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