Kenenisa Bekele verpasst
Weltrekord um zwei Sekunden bei sensationellem Comeback-Sieg
Kenenisa Bekele ist beim BMW
BERLIN-MARATHON ein sensationellen Comeback gelaufen und hat mit 2:01:41 Stunden
den Weltrekord um lediglich zwei Sekunden verpasst. Der 37-jährige Äthiopier
stellte neben einer Jahresweltbestzeit auch einen Landesrekord auf und wurde
hinter dem Kenianer Eliud Kipchoge, der in Berlin vor einem Jahr 2:01:39 Stunden
lief, zum zweitschnellsten Läufer der Marathon-Geschichte. Dabei hatte Kenenisa
Bekele zum zweiten Mal auch Pech bei seinem zweiten Berliner Triumph: 2016 hatte
er in 2:03:03 Stunden gewonnen und den damaligen Weltrekord um sechs Sekunden
verpasst, dieses Mal fehlten ärgerliche zwei Sekunden.
Er ist aber nicht der erste
Läufer, der derart knapp an einem Weltrekord vorbei schrammte: 1985 verpasste
der Waliser Steve Jones in Chicago die Bestzeit sogar um nur eine Sekunde.
Hinter Kenenisa Bekele wurde sein Landsmann Birhanu Legese als Zweiter mit
2:02:48 Stunden zum drittschnellsten Läufer aller Zeiten. Rang drei belegte
Sisay Lemma, der mit 2:03:36 Stunden ebenfalls eine Weltklassezeit erzielte.
Bester deutscher Läufer war Jens Nerkamp (Laufteam Kassel) mit einer
persönlichen Bestzeit von 2:14:54 Stunden auf Platz 37. Philipp Pflieger (LG
Telis Finanz Regensburg) gab nach Kilometer 30 auf.
Bei guten Wetterbedingungen
gewann Ashete Bekere (Äthiopien) das Rennen der Frauen in 2:20:14 Stunden - das
ist die fünftschnellste Zeit des Jahres. Während Titelverteidigerin Gladys
Cherono (Kenia) nach rund 30 km aufgab, wurde Mare Dibaba (Äthiopien) in 2:20:21
Zweite. Rang drei belegte die Kenianerin Sally Chepyego, die nach 2:21:06
Stunden im Ziel war. Die aus Äthiopien stammende Melat Kejeta (Laufteam Kassel),
die seit März die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, lief ein glänzendes
Marathondebüt: Die 27-Jährige war als Sechste nach 2:23:57 Stunden im Ziel und
wurde damit zur zweitschnellsten deutschen Marathonläufern aller Zeiten.
Der BMW BERLIN-MARATHON war
erstmalig die finale Station der Abbott World Marathon Majors (AWMM)-Serie.
Diese gewannen die Kenianer Eliud Kipchoge, der in Berlin 2018 sowie in London
im Frühjahr gewonnen hatte, und Brigid Kosgei. Sie hatte bei den Rennen in
Chicago und London triumphiert.
Das Rennen der Männer Ein weiteres Mal
produzierte der BMW BERLIN-MARATHON ein spektakuläres Männerrennen höchster
Güte. Niemand hätte vorher gedacht, dass der Fabel-Weltrekord von Eliud Kipchoge
in Gefahr geraten könnte. Doch genau das passierte beim schnellsten Marathon der
Welt. Nach einer Halbmarathon-Zwischenzeit von 61:05 Minuten entwickelte sich in
der zweiten Hälfte des Rennens ein spannender Kampf dreier äthiopischer Läufer:
Kenenisa Bekele, Birhanu Legese und Sisay Lemma. Kurz nach der 30-km-Marke fiel
zunächst Bekele zurück und wenige Kilometer später konnte sich Legese auch von
Lemma lösen. Doch Bekele kam zurück, obwohl er schon rund 100 Meter Rückstand
hatte: Erst überholte er Lemma, dann zog er zwischen Kilometer 37 und 38 auch am
bis dahin führenden Legese vorbei.
So schnell lief Kenenisa Bekele
in dieser Phase, dass der Weltrekord in Reichweite kam. Am Ende verpasste er
jedoch zum zweiten Mal in seiner Karriere die globale Bestmarke um Sekunden.
Ich wusste, dass ich in Topform war, obwohl meine Vorbereitungszeit kürzer als
erhofft war. Ich weiß, dass ich noch schneller laufen kann, sagte Kenenisa
Bekele, der dreifache Langstrecken-Olympiasieger und Weltrekordler über 5.000
und 10.000 m, und fügte hinzu: Ich habe gezeigt, dass meine Karriere noch nicht
vorbei ist. Der zweitplatzierte Birhanu Legese war nicht enttäuscht über den
verpassten Sieg: Ich freue mich sehr über meine Leistung und freue mich auch
für Kenenisa - er ist ein großer Läufer. Als bester Europäer platzierte sich
der Österreicher Peter Herzog auf Rang zwölf mit einer Steigerung auf 2:10:57
Stunden. Damit unterbot er auch die internationale Olympia-Norm von 2:11:30
Stunden.
Ashete Bekere
Das Rennen der Frauen Es war nicht der Tag der
Topfavoritin: Gladys Cherono, die im vergangenen Jahr den Streckenrekord auf
2:18:11 Stunden verbessert hatte, verlor schon vor der 20-km-Marke den Anschluss
an die Spitzengruppe und stieg dann nach rund 30 km aus. Während das Rennen
nicht ganz so schnell war wie erwartet, rannten an der Spitze lange Zeit die
Äthiopierinnen Mare Dibaba, Ashete Bekere und Helen Tola sowie die Kenianerin
Sally Chepyego zusammen. Auf den letzten fünf Kilometern entwickelte sich dann
daraus ein Duell zwischen Ashete Bekere und der Olympia-Dritten Mare Dibaba. Am
Ende hatte die 31-jährige Bekere die besseren Reserven und gewann mit einer
persönlichen Bestzeit von 2:20:14. Ich glaube, dass ich auf dieser Strecke auch
unter 2:20 Stunden laufen kann, sagte Bekere, die in Berlin nach Siegen in
Valencia 2018 und Rotterdam im April den dritten Marathon in Folge gewann.
Für das mit Abstand beste
deutsche Resultat sorgte Melat Kejeta: Sie war anfangs mutig in der
Spitzengruppe mitgelaufen und konnte lange Zeit ein Tempo halten, das auf 2:22
Stunden hinauslief. Erst auf den letzten sieben Kilometern wurde sie deutlich
langsamer. Dennoch erzielte sie das schnellste Debüt einer deutschen
Marathonläuferin aller Zeiten. In der Liste der schnellsten deutschen
Läuferinnen aller Zeiten schob sie sich auf Anhieb auf Platz zwei hinter Irina
Mikitenko (2:19:19). Uta Pippig war 1994 in Boston 2:21:45 gelaufen, jedoch ist
diese Zeit nicht Bestenlisten-tauglich, da die Strecke in Boston nicht die
entsprechenden Kriterien erfüllt. Der Olympia-Start 2020 in Tokio dürfte Melat
Kejeta sicher sein. Anna Hahner, die für das SCC EVENTS PRO TEAM startet kam
nach 2:36:34 Stunden auf Platz 23 ins Ziel am Brandenburger Tor.
Ergebnisse Männer:
1. Kenensia Bekele ETH 2:01:41
Stunden
2. Birhanu Legese ETH 2:02:48 Stunden
3. Sisay Lemma ETH 2:03:36 Stunden
4. Jonathan Korir KEN 2:06:45 Stunden
5. Felix Kandie KEN 2:08:07 Stunden
6. Yohanes Gebregergisch ERI 2:08:26 Stunden
7. Guojian Dong CHN 2:08:28 Stunden
8. Bethwel Yegon KEN 2:08:35 Stunden
9. Kenta Murayama JPN 2:08:56 Stunden
10. Abel Kipchumba KEN 2:09:39 Stunden
Ergebnisse Frauen:
1. Ashete Bekere ETH 2:20:14
Stunden
2. Mare Dibaba ETH 2:20:21 Stunden
3. Sally Chepyego KEN 2:21:06 Stunden
4. Helen Tola ETH 2:21:36 Stunden
5. Sara Hall USA 2:22:16 Stunden
6. Melat Kejeta GER 2:23:57 Stunden
7. Sally Kipyego USA 2:25:10 Stunden
8. Haftamnesh Tesfay ETH 2:26:50 Stunden
9. Martina Strähl SUI 2:31:24 Stunden
10. Nina Lauwaert BEL 2:31:25 Stunden
Der BMW BERLIN-MARATHON registrierte eine Rekord-Anmeldezahl von 46.983 Läufern
aus 150 Nationen.
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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln Fotos: SCC EVENTS/Norbert Wilhelmi