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Was verraten Bewegungsarmbänder über unsere Atmung und Gesundheit? |
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Atemfrequenzmessung bei der Garmin fenix 6 |
Mit Bewegungsarmbändern lässt sich die Atemfrequenz von schlafenden Menschen
relativ genau bestimmen. Das zeigt eine neue Studie von Forscherinnen und
Forschern der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) zusammen mit der
Charité ? Universitätsmedizin Berlin, die im Fachjournal "Scientific Reports"
veröffentlicht wurde. Die Armbänder könnten perspektivisch der Früherkennung von
Krankheiten dienen, da sich über die Atemfrequenz Hinweise auf noch unerkannte
medizinische Probleme finden lassen.
Die Atmung verrät viel über die
Gesundheit von Patienten. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Abweichungen
von der normalen Atemfrequenz von etwa 12 bis 18 Mal pro Minute sogar Hinweise
auf ernsthafte Erkrankungen geben können. Atmen Patienten etwa weniger als sechs
Mal pro Minute, ist das ein stärkerer Hinweis auf lebensgefährliche Probleme als
ein abweichender Herzschlag. Eine besonders schnelle Atmung kann hingegen ein
früher Hinweis auf Herzprobleme sein. "Die Relevanz der Atemfrequenz findet
jedoch bisher wenig Beachtung bei der Früherkennung medizinischer Risiken", so
PD Dr. Jan Kantelhardt, Physiker an der MLU. Seine Arbeitsgruppe untersucht seit
einigen Jahren, wie physikalische Daten von Messgeräten für eine bessere
Diagnostik genutzt werden können.
Wirklich zuverlässig kann die
Atemfrequenz über längere Zeiträume bisher nur in Kliniken mit entsprechender
Ausstattung aufgezeichnet werden. Im Rahmen von Gesundheitsstudien mit mehreren
Hunderttausenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern beispielsweise werden jedoch
weniger aufwendige Möglichkeiten benötigt. Bislang kommt dann häufig ein
einfaches Elektrokardiogramm (EKG) zum Einsatz, das Herzfrequenz und -rhythmus
misst und so Rückschlüsse auf die Atmung erlaubt. "Wir haben nach einer neuen
Methode gesucht, um mit relativ günstigen Mitteln die Atmung zu messen", sagt Kantelhardt.
Gemeinsam mit der Arbeitsgruppe
von Prof. Dr. Thomas Penzel vom Interdisziplinären Schlafmedizinischen Zentrum
der Charité wollte das Team aus Halle überprüfen, ob spezielle
Bewegungsarmbänder eine verlässliche Alternative zum EKG sein könnten. Dafür
legten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Schlaflabor der Charité circa 400
Patienten neben den dort üblichen Geräten zusätzlich ein Armband an, das
Bewegungen registrieren und außerdem über eine auf die Haut geklebte Elektrode
ein einfaches EKG messen kann. "Die Armbänder sind vergleichbar mit
Fitnessarmbändern, nur sind sie um einiges genauer. Außerdem können wir mit
einer eigenen Software die Rohdaten analysieren", so Kantelhardt. So können die
Forschenden bereits leichteste Bewegungen erkennen - also auch, wenn sich der
Arm beim Atmen im Schlaf leicht dreht.
Im Abgleich mit den Daten des
Schlaflabors zeigte sich, dass diese minimalen Bewegungen genauere Rückschlüsse
auf die Atmung erlauben als das gleichzeitig gemessene EKG. "Bei zu viel
Bewegung lässt sich die Atmung mit den Armbändern nicht mehr messen. Wir finden
aber immer einige Abschnitte in der Nacht, wo wir die Atmung sehr zuverlässig
beobachten können", so Kantelhardt. Die Armbänder könnten dem Forscher zufolge
beispielsweise zur Diagnostik vor dem Aufenthalt in einem Schlaflabor genutzt
werden.
Die neue Methode soll aber
zunächst dazu dienen, einen Teil der Daten der sogenannten
NAKO-Gesundheitsstudie auszuwerten. Im Rahmen der 2014 gestarteten bundesweiten
Studie werden circa 200.000 Menschen über viele Jahre zu ihren Lebensumständen
und ihrer Krankheitsgeschichte befragt und medizinisch untersucht. Ein Teil der
Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhielt außerdem die gleichen Bewegungsarmbänder
wie in der aktuellen Studie. Ziel des Projekts insgesamt ist es, die Entstehung
von Volkskrankheiten wie Krebs, Diabetes oder Herz-Rhythmus-Störungen besser zu
verstehen, um Vorbeugung, Früherkennung und Behandlung in Deutschland zu
verbessern.
Die Untersuchung wurde durch
die Deutsch-Israelische Stiftung für Wissenschaftliche Forschung und Entwicklung
(GIF) sowie im Rahmen der NAKO-Gesundheitsstudie durch das Bundesministerium für
Bildung und Forschung und die Helmholtz-Gemeinschaft unterstützt.
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Autor und Copyright: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Foto: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln
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