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Barfüßler auf dem Vormarsch |
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Es kitzelt, piekst
und stupst belebend unter der Fußsohle: Barfuß laufen ist
Hochgenuss, vorausgesetzt, der Untergrund stimmt. Schon wird
schuhlos Wandern Trend, beginnen die neuen Barfüßler, die Welt auf
nackten Sohlen zu erobern. Frohgemut spazieren sie durch Wald und
Wiese, stimulieren fast vergessene Sinne - und tun etwas für ihre
Gesundheit.
"Nein, ich
will keine Schuhe anziehen", schreit die kleine Lena und wirft ihre
Sandalen in hohem Bogen von sich weg. "Ich will barfuss laufen!"
Doch schon kommt ihre Frau Mama angesegelt und zwängt Lenas Füßchen
in enge Lederhäute. Wahrscheinlich hat sie längst vergessen, wie
schön es war, als sie selbst in ihrer Kindheit durch Bäche watete.
Viele andere haben es nicht vergessen und ein altes Vergnügen
wiederentdeckt: Barfuss laufen.
Kitzelndes Gras,
kühle Steine, weiches Moos, raschelndes Laub, schlammige Pfützen -
beim "Wandern ohne Schuhe und Strümpfe" sind wir im Einklang mit uns
und der Natur. Eine Erfahrung, die so alt ist wie die Menschheit.
Doch während es früher verpönt war, ohne Schuhe über Stock und Stein
zu hüpfen, ist die Frei-Fuß-Kultur heute zunehmend angesagt. Der
Trend wurde mal wieder in Amerika aus der Taufe gehoben.
Mittlerweile ist die "dirty soles"-Bewegung auch bei uns angekommen.
Und von Sylt bis Füssen gilt nun: Wer etwas auf sich hält, geht
"unten ohne".
Eine
natürliche Fuß-Reflexzonen-Massage
Manche tun es
überall, andere verzichten nur zu Hause auf ihre Puschen und
wiederum andere ziehen unter dem Schreibtisch verschämt die Schuhe
aus und wackeln ein wenig mit den Zehen. Doch wie wir es auch immer
halten: Fuß-FKK ist gesund, und je öfter wir den Füßen Freiheit
gönnen, desto besser. Barfuss laufen regt das Herz-Kreislauf-System
an, steigert den Blutdruck, fördert die Durchblutung, hilft bei
Krampfadern und Venenleiden und härtet ab.
Außerdem schützt
Gehen ohne Schuhwerk vor Blasen, Überbeinen, Hühneraugen. Hüfte und
Rücken werden auf ganz natürliche Weise geschont. Da keine
Schuhsohle die Reflexe beeinträchtigt, werden Stöße besser
abgemildert. Doch damit nicht genug: Barfuss gehen ist eine
sinnliche Erfahrung. Denn bei dieser natürlichen
Fuß-Reflexzonen-Massage werden fast vergessene Tastsinne
reaktiviert. Und weil Nacktfüßler sich ganz bewusst fortbewegen,
bauen sie auch Stress ab.
Unsere
Füße sind widerstandsfähiger, als wir glauben
Bei so vielen
Vorteilen, ist es eigentlich verwunderlich, dass der moderne Mensch
so selten ohne Fußbedeckung geht. Viele fürchten, sie würden
permanent auf Scherben oder in Schmutz treten - von Insektenstichen
ganz zu schweigen. Doch wir sind nicht gestiefelt zur Welt gekommen,
sondern dazu geboren, barfuss zu gehen. Unsere Füße sind
widerstandsfähiger, als wir gemeinhin glauben - es sei denn, wir
stecken sie in enges Schuhwerk und bekommen nicht nur Schweißfüße,
sondern auch Fußpilz. Denn der fühlt sich nur dort wohl, wo es warm
und feucht ist - im Schuh.
Wer jetzt die
Schuhe von sich werfen möchte, um fortan schuhlos zu wandeln, sollte
allerdings ein paar Tipps beherzigen:
- Anfangs ist die Hornhaut noch recht verletzbar, deshalb
sollten neue Barfüßler behutsam starten. Für erste Gehversuche
eigenen sich etwa so genannte Barfuss-Pfade. Auf diesen Parcours
aus Gras, Lehm, Moor, Sand, Wasser und Kies bekommt der Neuling
schnell Gespür für den naturverbundenen Sport. Auch die "Wiese
hinterm Haus" oder der Park in der Nähe eignen sich für den
Anfang.
- Für die erste Wanderung empfehlen sich kleine Strecken auf
angenehmem Untergrund - zum Beispiel Waldwege. Schotterwege oder
Stoppeläcker können dagegen recht schmerzhafte Pisten sein.
Vorsicht gilt auch bei Metall. Wenn die Sonne vom Himmel sengt,
können sich Schienen und Gullydeckel in wahre Bratroste
verwandeln.
- Schauen Sie zu Beginn immer genau hin, wo ihre Schritte
hinführen. Nach einer Weile erübrigt sich dies, denn dann sind die
Sinne geschult und es genügt ein flüchtiger Blick. An
Straßenrändern und auf Grillplätzen liegen oft Scherben herum.
Vorsicht ist auch bei Weidezäunen geboten: Stacheldraht kann auch
im Gras verborgen sein. Wer über eine Blumenwiese geht, sollte mit
Bienen rechnen.
- Heftpflaster und elastische Binden gehören zur
Notfall-Ausrüstung des zünftigen Barfüßlers. Auch wichtig: ein
ausreichender Tetanusschutz. Regelmäßiges Eincremen der Füße
sollte Pflichtprogramm sein. So lassen sich Risse in der Hornhaut
vermeiden. Wer sich für das Schneetreten begeistert, sollte
spätestens dann aufhören, wenn die Zehen zu schmerzen beginnen.
Werden sie taub, drohen Erfrierungen.
In Amerika wird Barfuss laufen übrigens auch als Extremsport
betrieben. Dort haben die Nacktfüßler bereits ihre Abdrücke auf dem
Appalachian-Trail hinterlassen, einer 3.000 (!) Kilometer langen
Strecke, die von Maine bis Georgia führt. Allerdings eignet sich
Barfuss laufen mindestens ebenso gut zur Selbstverwöhnung. Und
inzwischen gibt es hierzulande eine ganze Reihe sehr gemütlicher
Barfuss-Wanderwege. |
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