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Detlev Ackermann

 
   
 
   
 
 

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Ondoro Osoro: Für den Unverwüstlichen ist Laufen wie Mathematik
 
 
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30.10.2004  

 
 

 

Ondoro Osoro - Start-Nr.: 2
 

 

Ein Marathonlauf für sich genommen gewinnt für viele Athleten häufig genügend an Dramatik, je länger und schwerer das Rennen wird. Für Ondoro Osoro müssen solche Wettbewerbe über die Langstrecke jedoch geradezu ein Glückserlebnis sein. Nur knapp überlebte der 36-jährige Kenianer vor vier Jahren einen Raubüberfall, vielleicht liegt es daran, dass Osoro sagt: „Laufen ist für mich wie Mathematik, man muss eine Formel finden und kalkulieren." Diesen Satz äußerte er im Frühjahr 2003, nachdem er den Rock 'n' Roll-Marathon in San Diego für sich entschieden hatte. 400 Meter vor dem Ziel hatte sich Osoro abgesetzt, mit einem beherzten Spurt. Er gewann in 2:09:38 Stunden, doch sein rechter Arm bewegte sich während des Rennens noch immer nicht so, wie Osoro es sich wünschte. Bis heute sind die Nachwirkungen des Überfalls spürbar.
Einen Tag nach dem vielleicht größten Karrieresprung seiner erfolgreichen Laufbahn geschah im Juli 2000 das Unfassbare: Osoro war nach den Kenia-Trials für den olympischen Marathon nominiert worden, als einer von drei nationalen Vertretern für das Rennen in Sydney. Gemeinsam mit seiner hochschwangeren Frau, seiner Tochter und seiner Schwägerin war er auf dem Heimweg, als bewaffnete Männer den Wagen überfielen. Seine Frau flüchtete, Osoro wurde vom Fahrer- auf den Beifahrersitz gestoßen und schließlich aus dem Seitenfenster befördert. Noch bevor er aus dem Auto gerammt wurde, schoss einer der Täter vom Rücksitz aus auf ihn. Eine Kugel durchschlug die Schulter und verletzte ebenso den Hals und den Arm des Läufers. Die schockierte Schwägerin und die Tochter des Sportlers wurden nach einigen Metern Fluchtfahrt aus dem Wagen geschubst. Die Nervenbahnen, die den rechten Arm des Kenianers steuern, wurden so geschädigt, dass er bis heute kaum einen Stift zum Schreiben halten kann.
Ein Jahr nach dem Überfall kehrte Ondoro wider alle Erwartungen zurück. Die Veranstalter des Marathons in Chicago trauten dem Sieger des 98er-Rennens allerdings nicht mehr viel zu. Ohne Antrittsgeld rannte der gehandicapte ehemalige Weltklasseläufer dafür umso engagierter nach 2:11:44 auf Rang sieben. Ein unerwartetes Resultat.
 
Ondoro Osoro galt als einer der hoffnungsvollsten Langstrecken-Athleten Afrikas. Mit glänzenden Zeiten startete 1991 seine internationale Karriere, als er aus dem Nichts 13:11,77 Minuten über 5000 Meter lief. 1993 folgten in Brüssel 27:24,24 über 10.000 Meter und 1994 27:28,36. Bei hohen Qualitäten im Crosslauf deutete sich eine große Zeit als Straßenläufer an. Doch bei einem Verkehrsunfall mit einem Lastwagen wurde Osoro 1995 so sehr verletzt, dass seine Karriere erstmals beendet schien. Die Kämpfernatur fand nach einer beinahe zweijährigen Pause aber zurück in den Wettkampfsport: Osoro lief bei seinem ersten richtigen Rennen im Herbst 1997 auf den Straßen von Pittsburgh über 10 Kilometer 27:14-bis heute eine der weitbesten Zeiten überhaupt. Es folgte wenige Tage später eine unglaubliche 45:37 über 10 Meilen, Weltbestzeit. Doch dies alles war nur das Vorgeplänkel. Im Oktober 1998 rannte Osoro seinen ersten Marathon, in Chicago, das später durch die Läufe von Khalid Khannouchi bekannt werden sollte. 2:06:54 zeigte die Uhr am Ende, das damals schnellste Debüt aller Zeiten. Nur Haile Gebrselassie 2002 in London (2:06:35) und Evans Rutto (2:05:50) im vorjährigen Chicago-Marathon sind bislang bei ihren Premieren schneller gewesen.


Erfolge:
 
Chicago Marathon 1998: 1. Platz (2:06:54/PB)
Chicago Marathon 1999: 3. Platz (2:08:00)
Rock 'n' Roll Marathon San Diego 2003: 1. Platz (2:09:38)
Rock 'n' Roll Marathon San Diego 2004: 4. Platz (2:12:22)
Honolulu Marathon 2002: 3. Platz (2:15:23)
Kyoto Halbmarathon 2000: 1. Platz (1:01:50)
 





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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln
Quelle: Favoriten des Eurocity Marathon messe Frankfurt

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