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Ondoro Osoro -
Start-Nr.: 2
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Ein Marathonlauf für sich genommen
gewinnt für viele Athleten häufig genügend an Dramatik, je länger und schwerer
das Rennen wird. Für Ondoro Osoro müssen solche Wettbewerbe über die Langstrecke
jedoch geradezu ein Glückserlebnis sein. Nur knapp überlebte der 36-jährige
Kenianer vor vier Jahren einen Raubüberfall, vielleicht liegt es daran, dass
Osoro sagt: Laufen ist für mich wie Mathematik, man muss eine Formel finden und
kalkulieren." Diesen Satz äußerte er im Frühjahr 2003, nachdem er den Rock 'n'
Roll-Marathon in San Diego für sich entschieden hatte. 400 Meter vor dem Ziel
hatte sich Osoro abgesetzt, mit einem beherzten Spurt. Er gewann in 2:09:38
Stunden, doch sein rechter Arm bewegte sich während des Rennens noch immer nicht
so, wie Osoro es sich wünschte. Bis heute sind die Nachwirkungen des Überfalls
spürbar.
Einen Tag nach dem vielleicht größten Karrieresprung seiner erfolgreichen
Laufbahn geschah im Juli 2000 das Unfassbare: Osoro war nach den Kenia-Trials
für den olympischen Marathon nominiert worden, als einer von drei nationalen
Vertretern für das Rennen in Sydney. Gemeinsam mit seiner hochschwangeren Frau,
seiner Tochter und seiner Schwägerin war er auf dem Heimweg, als bewaffnete
Männer den Wagen überfielen. Seine Frau flüchtete, Osoro wurde vom Fahrer- auf
den Beifahrersitz gestoßen und schließlich aus dem Seitenfenster befördert. Noch
bevor er aus dem Auto gerammt wurde, schoss einer der Täter vom Rücksitz aus auf
ihn. Eine Kugel durchschlug die Schulter und verletzte ebenso den Hals und den
Arm des Läufers. Die schockierte Schwägerin und die Tochter des Sportlers wurden
nach einigen Metern Fluchtfahrt aus dem Wagen geschubst. Die Nervenbahnen, die
den rechten Arm des Kenianers steuern, wurden so geschädigt, dass er bis heute
kaum einen Stift zum Schreiben halten kann.
Ein Jahr nach dem Überfall kehrte Ondoro wider alle Erwartungen zurück. Die
Veranstalter des Marathons in Chicago trauten dem Sieger des 98er-Rennens
allerdings nicht mehr viel zu. Ohne Antrittsgeld rannte der gehandicapte
ehemalige Weltklasseläufer dafür umso engagierter nach 2:11:44 auf Rang sieben.
Ein unerwartetes Resultat.
Ondoro Osoro galt als einer der
hoffnungsvollsten Langstrecken-Athleten Afrikas. Mit glänzenden Zeiten startete
1991 seine internationale Karriere, als er aus dem Nichts 13:11,77 Minuten über
5000 Meter lief. 1993 folgten in Brüssel 27:24,24 über 10.000 Meter und 1994
27:28,36. Bei hohen Qualitäten im Crosslauf deutete sich eine große Zeit als
Straßenläufer an. Doch bei einem Verkehrsunfall mit einem Lastwagen wurde Osoro
1995 so sehr verletzt, dass seine Karriere erstmals beendet schien. Die
Kämpfernatur fand nach einer beinahe zweijährigen Pause aber zurück in den
Wettkampfsport: Osoro lief bei seinem ersten richtigen Rennen im Herbst 1997 auf
den Straßen von Pittsburgh über 10 Kilometer 27:14-bis heute eine der weitbesten
Zeiten überhaupt. Es folgte wenige Tage später eine unglaubliche 45:37 über 10
Meilen, Weltbestzeit. Doch dies alles war nur das Vorgeplänkel. Im Oktober 1998
rannte Osoro seinen ersten Marathon, in Chicago, das später durch die Läufe von
Khalid Khannouchi bekannt werden sollte. 2:06:54 zeigte die Uhr am Ende, das
damals schnellste Debüt aller Zeiten. Nur Haile Gebrselassie 2002 in London
(2:06:35) und Evans Rutto (2:05:50) im vorjährigen Chicago-Marathon sind bislang
bei ihren Premieren schneller gewesen.
Erfolge:
Chicago Marathon 1998: 1.
Platz (2:06:54/PB)
Chicago Marathon 1999: 3. Platz (2:08:00)
Rock 'n' Roll Marathon San Diego 2003: 1. Platz (2:09:38)
Rock 'n' Roll Marathon San Diego 2004: 4. Platz (2:12:22)
Honolulu Marathon 2002: 3. Platz (2:15:23)
Kyoto Halbmarathon 2000: 1. Platz (1:01:50)
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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln Quelle: Favoriten des Eurocity Marathon messe Frankfurt
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