|
Der menschliche Körper besitzt ein
großes Potential für funktionelle und strukturelle Anpassungen an intensive
körperliche Belastung.
Die Menschen waren während der
Evolution Tausende von Jahren lang Nomaden und Jäger. In unserer modernen
wissenschaftlich-technischen Zivilisation erfolgte eine drastische Reduzierung
des Anteils an körperlicher Aktivität im täglichen Leben infolge stetig
fortschreitender Automatisation und Motorisierung.
Eine Folge dieser Reduzierung
der körperlichen Belastung ist ein erniedrigtes Niveau körperlicher Fitness bei
den Völkern der industrialisierten Welt mit einer gleichzeitigen Zunahme von
Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Ursache von Tod und Behinderung. Die Veränderung
hin zu einem überwiegend sitzenden Lebensstil kann sich aber nicht nur für den
einzelnen schädlich auswirken, sondern auch der Gesellschaft teuer zu stehen
kommen. In den bisherigen Studien konnte zwar kein direkter Bezug zwischen dem
Bewegungsmangel und der Rate der kardiovaskulären Erkrankungen bzw. der
Sterblichkeit im Sinne von Ursache und Wirkung nachgewiesen werden.
Epidemiologische Untersuchungen weisen jedoch eindrucksvoll auf den positiven,
präventiven Effekt von körperlicher Belastung hinsichtlich der Reduzierung von
Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Sterblichkeit hin, vor allem, wenn die
körperliche Aktivität in den beruflichen Alltag und die Freizeit integriert
wird. Darüber hinaus können durch ein regelmäßiges körperliches Training andere
Risikofaktoren positiv beeinflusst werden. Es kommt zu einer Absenkung der
Blutfettwerte, gleiches gilt für den Blutdruck und das Körpergewicht wird
leichter unter Kontrolle gebracht. Weiterhin ergeben sich positive Effekte
hinsichtlich der Kontrolle des Diabetes mellitus und der Erhaltung der
Knochendichte bei älteren Menschen.
Obwohl sich die physische
Gesundheit, gemessen an der Rate der Morbidität und Mortalität, in der ganzen
Welt ständig gebessert hat, zeigen epidemiologische und experimentelle Studien
doch deutlich, dass zum gesunden Lebensstil auch ein Programm regelmäßiger
körperlicher Aktivität gehört. Regelmäßiges Training mit aerobem Charakter unter
Einsatz großer Muskelgruppen führt zu einer Steigerung der Leistungsfähigkeit
derjenigen physiologischen Systeme, die durch die jeweilige Belastung
beansprucht werden und damit zu einer verbesserten Leistungsfähigkeit für die
jeweiligen körperlichen Übungen. Ein Zustand, der üblicherweise als physische
Fitness bezeichnet wird. Eine Person, die körperlich fit ist, kann die
vielfältigen physischen Beanspruchungen des täglichen Lebens besser bewältigen.
Physische Fitness und gute
Gesundheit sind keine synonymen Begriffe, sondern ergänzen sich gegenseitig.
Während gute Gesundheit" nur Abwesenheit von Krankheit" bedeutet, beinhaltet
physische Fitness" auch die Vitalität, die Voraussetzung ist, um die
vielfältigen Belohnungen, die das Leben für uns bereithält, auch genießen zu
können und körperlich unabhängig von anderen zu sein.
Die Sportmedizin betrachtet es
als eine ihrer Aufgaben von höchster Wichtigkeit, den krankmachenden Effekten
der sitzenden Lebensweise, aber auch den physiologischen Leistungseinbußen im
Verlaufe des Alterns vorzubeugen oder sie auszugleichen. Deshalb stellt die
individuell zugeschnittene körperliche Aktivität eine wertvolle Komponente in
den therapeutischen Konzepten zur Kontrolle und Behandlung vielfältiger
Krankheiten dar wie koronare Herzkrankheit, systemische Hypertonie,
Fettleibigkeit, Erkrankungen des Bewegungsapparates, Erkrankungen der Atemwege
und auch Depression. Physische Fitness kann auch zur Verbesserung psychischer
Komponenten wie Wohlbefinden und Selbstachtung beitragen.
Der Weltverband für
Sportmedizin empfiehlt deshalb jeder Person ein regelmäßiges Training mit
aerobem Charakter, bestehend aus 3-4 Einheiten pro Woche von je 30-60 min Dauer.
Die aeroben Übungen können aus solchen Aktivitäten wie schnelles Gehen
(Wandern), Laufen, Schwimmen, Radfahren, Rudern, Inline oder Schlittschuhlaufen
oder Skilanglaufen bestehen. Rückschlag- und Mannschaftssportarten können auch
betrieben werden, wenn die Intensität der Belastung der Leistungsfähigkeit
angepasst wird. Die Intensität sollte normalerweise so gewählt werden, dass die
Herzfrequenz zwischen 50 und 70 Prozent des individuellen Maximums liegt. Die
Wahl der Sportart ist individuell von solchen Faktoren wie Interesse,
Sportmöglichkeiten in der Umgebung, Alter und Kondition abhängig. Eine
Screening-Untersuchung durch einen Arzt wird angeraten, für ältere Personen
(z.B. über 35 Jahre) und für solche mit bekannten Risikofaktoren sollte sie
Pflicht sein.
Regelmäßige körperliche
Betätigung kann zur Verbesserung der Gesundheit beitragen und dem einzelnen ein
produktiveres und unbeschwerteres Leben ermöglichen.
__________________________________
Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln Quelle: Deutsche Zeitung für Sportmedizin
|
|