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Detlev Ackermann

 
   
 
   
 
 

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Die knappe Bekleidung - Praktisch oder sexistisch? (Sportkleidung Teil 1/2)
 
 
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06.12.2024  

 
 

 
Die knappe Bekleidung im Sprint - Praktisch oder sexistisch?

 
Wenn man die Startlinie eines Sprintwettbewerbs betrachtet, fällt eines sofort auf: Die knappe Bekleidung der Athletinnen. Die Spannung ist deutlich spürbar, das rhythmische Klopfen der Startblöcke und die fokussierten Blicke der Athletinnen zeigen, dass jeder Moment zählt. Viele tragen eng anliegende Tops und sehr kurze Hosen - nur das Nötigste ist bedeckt. Doch warum ist das so? Handelt es sich um eine sexistische Vorgabe, die von gesellschaftlichen Erwartungen oder vielleicht sogar von 'alten weißen Männern' im Hintergrund beeinflusst wird? Oder gibt es auch andere Gründe?
 
Die Antwort auf diese Frage ist komplex. Zunächst spielt die Funktionalität eine große Rolle. Eng anliegende Tops und kurze Hosen sind so gestaltet, dass sie den Luftwiderstand minimieren und dadurch die Effizienz der Bewegungen verbessern. Im Sprint zählt jede Millisekunde, und jede unnötige Bewegung der Kleidung kann den Luftwiderstand erhöhen oder den Bewegungsablauf stören. Deshalb ist die Kleidung oft minimalistisch, um maximale Leistung zu ermöglichen, indem der Luftwiderstand reduziert und die Bewegungsfreiheit optimiert wird. Weniger Stoff bedeutet weniger Widerstand - so einfach ist das oft. Außerdem sorgt eng anliegende Sportbekleidung dafür, dass Athletinnen ihre volle Bewegungsfreiheit nutzen können, ohne befürchten zu müssen, dass etwas verrutscht.
 
Auch das Klima und die körperliche Anstrengung spielen eine Rolle. Bei heißen Wettkämpfen oder hohen Temperaturen ist es besonders wichtig, dass die Kleidung leicht und atmungsaktiv ist, um Überhitzung zu vermeiden. Sprinterinnen erreichen innerhalb weniger Sekunden ihre maximale Geschwindigkeit, der Puls schnellt hoch und die Körpertemperatur steigt rapide an. Leichte, knappe Kleidung hilft dabei, Überhitzung zu verhindern und gibt ein Gefühl von Leichtigkeit - ein psychologischer Vorteil, der im Wettkampf entscheidend sein kann.
 
Doch das ist noch nicht alles. Es gibt auch kulturelle und gesellschaftliche Faktoren, die die Wahl der Kleidung beeinflussen. Trends, das Image des Sports und die Darstellung in den Medien spielen eine Rolle dabei, was als "normal" oder "angemessen" angesehen wird. Zum Beispiel haben Medienberichte über erfolgreiche Athletinnen in besonders modischer oder knapper Kleidung oft dazu geführt, dass solche Outfits als Standard wahrgenommen werden. Es lässt sich nicht leugnen, dass weibliche Athletinnen oft stärker unter Druck stehen, bestimmten optischen Erwartungen zu entsprechen - sei es durch die Medien, Sponsoren oder Zuschauer. Hier zeigt sich ein sexistischer Aspekt, der die Entscheidungen über die Bekleidung beeinflussen kann.
 
Dennoch sollte man nicht verallgemeinern. Wie die Sprinterin Marie Müller einmal sagte: "Ich fühle mich in dieser Kleidung stark und leistungsfähig. Es ist meine Entscheidung, und sie gibt mir das Selbstbewusstsein, mein Bestes zu geben." Viele Athletinnen wählen ihre knappe Sportbekleidung bewusst und aus Überzeugung. Sie fühlen sich dadurch leistungsfähiger, freier und selbstbewusster. Für sie ist diese Art der Bekleidung ein Ausdruck ihrer körperlichen Stärke und ihres Selbstbewusstseins. Die Vorstellung, dass sie von 'alten weißen Männern' zu dieser Wahl gezwungen würden, greift oft zu kurz und nimmt den Sportlerinnen ihre Autonomie, auch wenn solche Einflüsse durchaus existieren können. Es ist wichtig, die persönliche Entscheidung der Athletinnen zu respektieren und nicht vorschnell in einen rein sexistischen Kontext zu stellen.
 
Letztlich ist es eine Mischung aus funktionalen, psychologischen, kulturellen und individuellen Gründen, die zur knappen Bekleidung im Sprint führt. Jede Athletin trifft dabei ihre eigene Entscheidung, abhängig davon, was ihr den meisten Komfort und das größte Selbstbewusstsein gibt. Wichtig ist, den Athletinnen die Freiheit zu lassen, selbst zu entscheiden, was für sie am besten funktioniert - ob das nun knappe, enganliegende Kleidung ist oder ein etwas konservativeres Outfit. Denn letztlich zählt auf der Bahn nur eines: die persönliche Bestleistung.



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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln


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