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Alles, was in Köln zwei Mal stattgefunden hat, gehört zur
Tradition. So auch in Ägypten. Denn am
28.
November 2003 fand nun schon die dritte Auflage des historisch begründeten
100km
Pharaonenlaufes statt. Gegen 6:45
starteten rund 58 Athleten im Schatten der Hawara Pyramide, in der Faiyum
Oase. Sie legten die 100km Strecke bis zur Sakkara Pyramide als Staffel oder
Einzelläufer zurück.
Die Idee zu dem
Lauf begründet sich auf eine wahre Begebenheit um
690-664 v. Chr.
Taharqu, der
damalige König von Ägypten wollte sich ein Bild von der körperlichen Stärke
seines Heereslager machen. Hierzu veranstaltete er ein Rennen, bei dem die
Soldaten eine 100km lange Strecke zurückzulegen hatten. Nachzulesen ist die
Geschichte auf einer
Steintafel, die man bei einer Ausgrabung 1977 fand. Sinn des
Pharaonenlaufes ist es, diese uralte Begebenheit in der Neuzeit neu aufleben
zu lassen und den Ultrafreunden einen erlebnisreichen Lauf zu bieten. Voller
Abenteuer, erlebnisreicher Begebenheiten durch die Wüste, durch kleine
Dörfer, vorbei an jahrtausenden, alten Pyramiden.
Am Abend vor dem
großen Event trafen sich die Läufer erstmalig zu einer Pressekonferenz. Eine
bunte Mischung von Ultralangstreckenläufern aus Deutschland, Italien,
Ägypten, Holland, England, Japan und weiteren Ländern. Neugierig beäugte man sich, ob man
nicht vielleicht eine Chance auf einen der vorderen Plätze hat. Doch diesmal
sollte es nicht so einfach werden, wie vielleicht in der Vergangenheit, denn die Läufer wiesen
diesmal allesamt wesentlich bessere
und gleich gute Bestzeiten vor. So war z.B. Mahmoud Dehaise mit
dabei, der den ersten Pharaonenlauf gewann, und unmissverständlich zu erkenn
gab, dass er für den anstehenden Wettkampf topp fitt ist. Gute Chancen,
zumindest auf einen dritten Platz, malte sich der Italiener Leidi Adriano
aus. Er begann erst vor drei Jahren mit Laufen und sattelte gleich auf
Ultralangstrecken um.
Die
Siegerin des Pharaonenlaufes stand im Prinzip schon vorher fest. Die Ehre
sollte Susanne Mahlstedt aus Deutschland zu Gute kommen. Eigentlich wollte
sie sich einer Staffel anschließen, da sich aber in diesem Jahr keine Frau
zum 100km Lauf angemeldet hatte, überredete man sie zum Einzellauf. Mit
einem Erfahrungsschatz von bis zu 75km Läufen und einer Marathonbestzeit von
3:39 Stunden standen die Chancen aber auch gut, dass sie ihren ersten 100er
in der Sollzeit von 12 Stunden erfolgreich absolvieren würde. Das
Schlusslicht sollte der Japaner Wakayama Masaharu bilden. Er gab eine
voraussichtliche Ankunftszeit von 14 Stunden an. Als bedingungsloser
Wiederholungstäter zeigte sich der aus Köln stammende Ultraläufer Detlev
Ackermann. Er trat als einziger Läufer zum dritten Mal an, womit der
Pharaonenläufer der ersten Stunde, die Serie lückenlos fortführte.
Dieses Jahr
hatten die Organisatoren bestens vorgesorgt. Verzögerte sich die Abfahrt vom
Hotel
letztes Jahr noch um mehr als eine Stunde, so konnte dieses Jahr pünktlich
gegen 4 Uhr in der Frühe gestartet werden. Eine Karawane von über 20
Fahrzeugen, ausgerüstet mit reichlich Wasser und Bananen, machten sich die
Läufer auf den Weg, raus in die Wüste zur El Fayum Oase. Aber erstens kommt
es anders und zweitens als man denkt. Diesmal waren es diverse
Polizeistationen, die die Pharaonenläufer an einem pünktlichen Start
hinderten. Und somit erfolgte der Startschuss erst mit der aufgehenden Sonne
gegen 6:45. Uhr.
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Kurz nach dem Start in der
Faiyum
Oase. Auf die Teilnehmer wartet ein bis zum Horizont reichender,
endloser Wüstenabschnitt. |
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An der
Streckenführung hatte sich nichts geändert. Auch der Service eines
persönlichen Begleitfahrzeuges wurde wieder angeboten. Wobei man allerdings
einräumen muss, dass sich der eine oder andere ägyptische Fahrer aufgrund
seiner Mentalität etwas schwer tat, seinem Schützling auf Tritt und Schritt
zu folgen. Auch die Kinder in den ärmlichen Dörfern zeigten sich dieses Jahr
überaus übermütig. So schilderten vereinzelte Teilnehmer von recht
kontaktfreudigen Begegnungen, in denen die insbesondere jungen Dorfbewohner
schon mal zu aufdringlich wurden. Aber das gehört nun mal dazu, wenn man als
reicher Westeuropäer das Land hautnah erleben will. Da wird man schon mal
mitten während des Rennens von einem Einheimischen angesprochen und zu einem
'Big Business-Meeting' in sein Haus eingeladen.
Nachdem man sich
auf den ersten 10 bis 20km langsam einlief, zog sich das Feld dann rasch
auseinander und die Einzelläufer liefen im wahrsten Sinne des Wortes jeweils
ihr eigenes Rennen. Vorne weg, der Sieger des ersten Pharaonenlaufes, Mahmoud Dehaise. Er setze alles daran, seinen Titel wieder zurück zu
bekommen und den Vorjahressieger hinter sich zu lassen. Besonders
hervorzuheben ist das
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Meidum Pyramide |
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Vorankommen des
Deutschen Läufers Oliver Lechtenfeld. Er durchführte eine unaufhaltsame Überholjagd und platzierte sich während des Rennens vom
siebten auf den zum Schluss erlangten, zweiten Platz.
Parallel zum
Rennen der Einzelläufer, absolvierten auch 9 Staffelgruppen á 5 Läufer die
100km Strecke. Auch wenn sie im Einzelnen nicht so lange Distanzen
zurücklegten wie die Einzelstarter, so ist ihre Leistung nicht minder
anzusehen. Schließlich gilt es bei ihnen, unter den heißen und trockenen
Umständen besonders schnell zu laufen. Dies gelang, wie sollte es auch
anders sein, den Einheimischen selber am besten. Die 5er Truppe benötigte
gerade mal 6:52:21 Stunden. Die Deutsche Gruppe brauchte da wesentlich
länger, nämlich 8:24:49 Stunden, durfte sich aber zum Schluss auf einen
dritten Platz freuen. Den zweiten Platz mit 8:7:28 Stunden erlang eine
Mischgruppe aus drei Deutschen, einem Engländer und einem Ägypter.
Fast so schnell
wie die dritte von neun Staffelgruppen brauchte der Sieger der
Einzelstarter. Mahmoud Dehaise gewann den dritten Pharaonenlauf in 8:34:10
Stunden. Eine großartige Leistung, womit er im Ziel völlig erschöpft in sich
zusammensank. Dabei hätte er sich gar nicht so abhetzten müssen, denn sein
Verfolger aus Deutschland benötigte 9:29:41 Stunden und somit 55:31 Minuten
länger bis zur Ziellinie. Dritter wurde der aus England stammende Howard
White mit einer Zeit von 09:58:17 Stunden. Der Rest der Wüstenläufer traf in
einer Zeit zwischen 10-11 Stunden im Ziel an.
Als besonders
tapfer erwies sich Susanne Mahlstedt, die am liebsten schon nach 20km
aufgegeben hätte. Knieprobleme machten sich bemerkbar. Damit die alleinige
Siegerin ihren ersten 100km Lauf auch erfolgreich absolvieren konnte,
betreute sie der Mitorganisator Roland Winkler bis zum Ziel. Hielt sie bei
Laune und lenkte sie von den Schmerzen ab. Eine Tortour, die man ihr
hinterher mit dem Platz auf dem Siegertreppchen und verdienter
Aufmerksamkeit während der Siegerehrung versüßte.
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Die Sieger: Oliver lechtenfeld (09:29:41),
Mahmoud Dehaise (08:34:10), Howard White (09:58:17) |
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Die Siegerin: Susanne Mahlstedt (12:04:41) |
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Der lange Tag
wurde mit einem unterhaltsamen Abend abgeschlossen. Mit Siegerehrung und
Kulturprogramm wurden die müden, aber allesamt erfolgreichen Athleten für
ihre Leistung belohnt. So auch der Japaner, der nach einer Laufleistung von
14:10:03 Stunden erst am späten Abend zu den Feierlichkeiten erschien. Nach
dem Motto "Die Letzten werden die Ersten sein", durfte auch er sich über
eine gebührende Aufmerksamkeit seitens aller Anwesenden freuen. Während der
Letzte sich mit dem Ersten zusammen zum Foto ablichten lies, träumte er
schon von weiteren Ultraläufen. Dabei sein ist alles ist seine Devise, egal
wie lange es dauert. Bedankte sich aber auch, dass man ihm trotz der 12
Stunden Sollzeit so viel Freiraum gelassen hatte.
In einem Punkt waren sich alle Teilnehmer einig: Beim Pharaonenlauf gab es
die schönste
Medaille, die man je bisher bekommen hatte. Abgesehen von der
originellen Urkunde aus echtem Papyrus. Wer noch keine Medaille hat, am 26.
November 2004 findet der vierte Pharaonenlauf statt.
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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln
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