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Die Top-Sprinter des ASV Köln im Interview
 
 
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09.01.2025  

 
 

Joshua Hartmann, Robert Polkowski, Marvin Schulte, Chidiera Onuoha, Tom Oeppert

 
Die Top-Sprinter des ASV Köln im Interview

"Wir haben Bock auf die Staffel"
 
Zu Beginn des Jahres hat der ASV Köln mit Marvin Schulte und Robert Polkowski zwei Top-Sprinter verpflichtet, die zusammen mit dem Doppel-Olympia-Halbfinalisten Joshua Hartmann und dem Deutschen U23-Meister Chidiera Onuoha 2025 als 4x100-Meter-Staffel um Gold bei den Deutschen Meisterschaften (2./3. August in Dresden) kämpfen wollen. Nachdem Marvin Schulte am vergangenen Wochenende in Luxemburg mit 6,66 Sekunden bis auf zwei Hundertstel an seine vier Jahre alte 60-Meter-Bestzeit herangesprintet ist und damit die aktuelle deutsche Jahresbestenliste anführt, verraten jetzt alle vier zusammen mit ASV-Chefcoach Tom Oeppert im Interview, was sie sich für 2025 vorgenommen haben. Joshua Hartmann und Chidiera Onuoha werden am 18. Januar beim Sparkassen Indoor Meeting in Dortmund über 60 Meter in die Hallensaison 2025 einsteigen.
 
Tom, 2024 hat dein Schützling Chidiera Onuoha im Trikot des ASV Köln eine sensationelle Entwicklung genommen, indem er sich mit 20 Jahren auf 10,11 Sekunden steigerte und Deutscher U23-Meister geworden ist. Wo soll das 2025 hinführen?
 
Tom Oeppert: Für Chidi? Im Idealfall zur Goldmedaille über 100 Meter bei den U23-Europameisterschaften.
 
Chidi, betrachtest du das auch als dein Ziel für die Titelkämpfe, die im Juli im norwegischen Bergen stattfinden?
 
Chidiera Onuoha: Ja. Ich will 2025 weiter Spaß am Sprinten haben und mir diesen Traum verwirklichen. Die Vorbereitung läuft gut. Im Training bin ich schon schneller als vergangenes Jahr zur gleichen Zeit.
 
Tom, als Coach hast du ja maßgeblichen Anteil an Chidis Leistungen. Dabei bist du erst 25 Jahre alt. Wie kommt man mit Mitte 20 an das Know-how, Athleten zu solchen Top-Leistungen zu führen?
 
Tom Oeppert: Das hat ganz viel mit Jannik Engel zu tun, der ja für das Training von Joshua und Marvin verantwortlich ist, obwohl er schon lange als Coach in Leverkusen arbeitet. Wir sind ein gutes Team, das vereinsübergreifend zusammenarbeitet. Von seiner immensen Erfahrung profitiere ich auch sehr stark in der Betreuung von Chidi. Ich bringe dabei vor allem meinen wissenschaftlichen Background ein. Nach meinem Master in Sportwissenschaften beschäftige ich mich aktuell an der Deutschen Sporthochschule Köln in meiner Promotion auch mit dem Sprint.
 
Worum geht es da genau?
 
Tom Oeppert: Um die Biomechanik des Sprints und darum, wie man das Training so individualisieren kann, dass mit passenden Technik- und Kraftübungen die Beschleunigung und das maximale Tempo optimiert werden. Neben der Individualisierung ist aber natürlich auch entscheidend, dass Sprinter in einer starken Gruppe trainieren, in der sie sich gegenseitig pushen.
 
Der Star der ASV-Gruppe ist ja sicherlich Joshua Hartmann: Zwei Halbfinalteilnahmen bei Olympia, Steigerung auf 10,06 Sekunden über 100 Meter. Das Fehlstart-Aus im Finale bei der EM in Rom. Das sind deine Fakten des Jahres 2024. Aber wie fällt dein ganz persönliches Fazit aus, Joshua?
 
Joshua Hartmann: Es war eine Saison mit sehr vielen Höhen und Tiefen. Ich habe auch Fehler gemacht, aber das gehört einfach dazu, wenn man sich weiterentwickeln will. Man muss gucken, woran lag es? Und sich dann überlegen, was man anders machen kann. Und wenn ich 2023 mit 2024 vergleiche, finde ich schon, dass ich gelernt habe und bei den großen internationalen Meisterschaften von Runde zu Runde weitergekommen bin. Natürlich ist es schwierig, in einem Olympia-Halbfinale oder einem EM-Finale persönliche Bestleistungen zu laufen, aber das ist mein Ziel. Es ist eben auch ein Prozess, mit solchen Drucksituationen immer besser klarzukommen.
 
Deinen ersten Wettkampf bestreitest du am 18. Januar in Dortmund über 60 Meter in der Halle. Mit welcher Zielsetzung?
 
Joshua Hartmann: Ich freue mich einfach darauf, meine Saison in Deutschland und besonders in NRW so nah an Köln zu eröffnen. In den vergangen zwei Jahren sind Wettkämpfe in Deutschland ein bisschen zu kurz gekommen.
  
Vor zwei Jahren hast du den deutschen Rekord in Berlin mit 6,53 Sekunden nur um eine Hundertstel verpasst und 2024 warst du mit 6,54 Sekunden auch ganz nah dran an der Marke von Julian Reus ?
 
Joshua Hartmann: ? in dieser Hallensaison habe ich mir auf jeden Fall etwas vorgenommen, was 2023 und 2024 noch nicht geklappt hat. Die 200 Meter laufe ich erst wieder im Freien, die engen Hallenkurven sind nichts für relativ große Sprinter wie mich.
 
Wirst du im Sommer den Schwerpunkt auf die 200 Meter legen, wo du den deutschen Rekord hältst, oder auch wieder 100 Meter laufen, wie 2024 als du bei den Deutschen Meisterschaften Zweiter in dem Rennen warst, in dem Owen Ansah mit 9,99 Sekunden als erster Deutscher unter zehn Sekunden gelaufen ist?
 
Joshua Hartmann: Ich werde es so ähnlich machen wie 2024. Ich bleibe 200-Meter-Spezialist, aber wenn du da international vorn dabei sein willst, muss du auch sehr schnelle 100 Meter anbieten. Und mir ist bewusst, dass die 100 Meter so etwas wie die Königsdisziplin der Leichtathletik sind. Und natürlich will ich irgendwann die 200 Meter unter 20 und die 100 Meter unter zehn Sekunden laufen.
 
Tom, was glaubst du, wann der erste ASV-Sprinter das schaffen wird?
 
Tom Oeppert: Da muss natürlich viel zusammenpassen. Aber ich denke, es kann schon 2025 passieren.
 
Joshua, hast du neben deinen eigenen Zielen eigentlich Bock, mit dem ASV in einer 4x100-Meter-Staffel zu laufen?
 
Joshua Hartmann: Ja, definitiv. Wir müssen nur mal schauen, wie sich das mit meinen Einzelstarts bei den Deutschen Meisterschaften vereinbaren lässt.
 
Marvin, hast du dich wegen dieser Staffelperspektiven für den ASV entschieden oder was war ausschlaggebend für deinen Wechsel von Leipzig nach Köln?
 
Marvin Schulte: Ja, die hat eine wichtige Rolle gespielt, aber ich wohne ja jetzt schon seit einem Jahr hier in Köln und habe auch schon viel zusammen mit Joshua auf der ASV-Anlage trainiert, wenn wir nicht in Leverkusen bei Jannik waren. Ich fühle mich hier sehr wohl und finde das Setting sehr gut, um neben dem professionellen Sprinten auch mein Medienmanagement-Studium an der Uni Köln voranzutreiben.
 
Deine 100-Meter-Bestzeit steht schon seit fünf Jahren bei 10,18 Sekunden. Willst du die Marke 2025 angreifen?
 
Marvin Schulte: Natürlich, ich bin auf jeden Fall jemand, der stetig an sich arbeiten möchte, der sich persönlich entwickeln will, aber auch leistungstechnisch. Mir geht es darum, dass ich konstant gut renne und das Maximale aus mir raushole. Um persönlichen Bestzeiten zu steigern, müssen viele Umstände an einem Tag passen. Aber ich bin auf jeden Fall sehr zuversichtlich, dass 2025 ein gutes Jahr für die Gruppe und für mich wird. Wir arbeiten sehr akribisch und sind ein gutes Team, was ich sehr wertschätze.
 
Robert, du studierst neben dem Hochleistungssport Medizin an der Kölner Uni? Wie vereinbarst du so ein anspruchsvolles Studium mit dem Sprinten auf diesem Niveau?
 
Robert Polkowski: In den vergangenen Jahren lag mein Fokus auf dem Studium. Ich habe 2019 angefangen, habe die geplanten Inhalte der ersten zehn Semester in neun absolviert und nehme mir jetzt vor der Examensvorbereitung noch mal ein Jahr, um im Sport gucken zu können, was noch geht. Ich würde gern 2025 noch einmal in den Bereich kommen, wo ich schon einmal war. Meine Bestzeit bin ich vor zehn Jahren gelaufen: Da war ich 20 und bin die 100 Meter in 10,33 Sekunden gesprintet.
 
Für dich ist der Wechsel zum ASV Köln nach vielen Jahren bei anderen Vereinen eine Rückkehr zu deinen Wurzeln ?.
 
Robert Polkowski: ? ja. Ich habe vor 20 Jahren als Zehnjähriger mit meiner Schule beim Sprintcup mitgemacht und ein Jahr kostenloses Training beim ASV gewonnen. So hat das alles angefangen.
 
 
Über das aktuelle Sprint-Quartett des ASV Köln
 
Joshua Hartmann (25) fand über den ASV-Sprint-Cup zur Leichtathletik. Entdeckt von Jannik Engels, der ihn bis heute trainiert. Seit 2023 Deutscher Rekordler über 200 Meter in 20,02 Sekunden und schon seit 2022 auch mit der deutschen 4x100-Meter-Staffel (37,97 sec bei EM in München 2022). Holte 2024 DM-Silber über 100 Meter (10,06 Sekunden im Rennen mit Owen Ansah aus Hamburg, der als erster Deutscher in 9,99 Sekunden unter zehn blieb.)
 
Chidiera Onuoha ist 2024 zum ASV Köln gewechselt, wurde mit 20 Jahren auf Anhieb Deutscher U23-Meister über 100 Meter, erreichte das 100-Meter-Finale bei den Deutsche Meisterschaften in Braunschweig. Und dann steigerte er seine PB über 100 Meter in Rhede auf sensationelle 10,11 Sekunden.
 
Marvin Schulte wechselt vom SC DHfK Leipzig an den Rhein. Der 25-Jährige war 2021 bei den Olympischen Spielen in Tokio Mitglied der deutschen 4x100-Meter-Staffel. 2019 war er mit der DLV-Staffel über 4x100 Meter U23-Europameister. 2018 gewann er mit der Sprintstaffel des DLV Bronze bei den U20-Weltmeisterschaften im finnischen Tampere. Zwei Jahre zuvor hatte er bereits Gold über 100 Meter bei den Europameisterschaften der unter 18-Jährigen gewonnen. Seine persönliche Bestleistung über 100 Meter steht bei 10,18 Sekunden.
 
Robert Polkowski kommt vom Sprintteam Wetzlar zum ASV. Der 30-Jährige kann eine 100-Meter-Bestzeit von 10,33 Sekunden vorweisen. 2013 hatte er eine Bronzemedaille über 100 Meter bei der U20-EM gewonnen. Im kommenden Jahr will er neben seinem Medizinstudium in Köln vor allem die 4x100-Meter-Staffel des ASV Köln verstärken.



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Autor und Copyright: Christian Ermert für Laufen-in-Koeln

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