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Wie Laufveranstaltungen zum großen Geschäft wurden  Laufveranstaltungen haben sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Was früher als einfaches Sportereignis begann, ist heute ein riesiges Geschäft. Große Marathons wie der Berlin-Marathon oder der New York City Marathon sind inzwischen nicht nur sportliche Highlights, sondern auch bedeutende Wirtschaftsfaktoren. Doch wie kam es zu diesem Wandel? Ein Blick in die Vergangenheit und Gegenwart zeigt, wie sich Laufevents entwickelt haben. Die Anfänge: Laufveranstaltungen als einfache Sportereignisse  In den 1970er und 1980er Jahren waren Laufveranstaltungen meist einfache Sportevents, oft von Vereinen organisiert und mit ehrenamtlicher Unterstützung durchgeführt. Der Fokus lag auf der Freude am Sport und der Gesundheit. Die Teilnahmegebühren waren niedrig, die Strecken schlicht und die Verpflegung auf das Nötigste reduziert.  Auch die Leistungsdichte war damals höher, weil sich die Teilnehmenden stark auf das Training konzentrierten, ohne von zusätzlichen Angeboten abgelenkt zu werden. Der sportliche Wettkampf stand im Vordergrund, es ging um persönliche Bestleistungen und klare Sieg- oder Niederlagensituationen. Wer für einen Marathon mehr als vier Stunden benötigte, hatte kaum Chancen, an Wettkämpfen teilzunehmen. Diese strenge Haltung sorgte für ein hohes sportliches Niveau, schloss aber auch viele Freizeitsportler aus. Der Wandel: Kommerzialisierung und Professionalisierung  In den 1990er Jahren begann ein Wandel. Veranstalter erkannten das wirtschaftliche Potenzial der großen Läufe. Immer mehr Sponsoren stiegen ein, vor allem aufgrund der wachsenden Teilnehmerzahlen und der medialen Berichterstattung. Professionelle Zeitmesssysteme, hochwertigere Finisher-Medaillen und umfangreiche Rahmenprogramme machten aus den Läufen echte Events.  Die Laufveranstalter begannen, exklusive Starterpakete mit Shirts und Medaillen zu verkaufen. Internationale Spitzenläufer wurden eingeladen, um den Events mehr Prestige zu verleihen. Gleichzeitig wurden Städte auf die Marathons als Tourismusmagnete aufmerksam, was die Startgebühren in die Höhe trieb.  Ein signifikanter Unterschied zu früher ist die Anpassung der Sollzeiten, also der maximalen Zeit, um das Ziel zu erreichen. Während früher strenge Zeitlimits galten, sind sie heute deutlich lockerer. Der Berlin-Marathon erlaubt beispielsweise eine Sollzeit von 6:15 Stunden, der London-Marathon 8 Stunden und der New York City Marathon sogar 8:30 Stunden. Diese verlängerten Zeitlimits ermöglichen es auch weniger trainierten Läufern, den Lauf zu absolvieren.  Der Fokus hat sich dadurch verschoben: Weg vom reinen Wettkampf hin zu einem Gemeinschaftserlebnis, bei dem der Teilnehmer zunehmend als Kunde betrachtet wird. Heute stehen das Lauferlebnis, die Teilnahme und das Gemeinschaftsgefühl oft im Mittelpunkt, während der Leistungsgedanke in den Hintergrund tritt.  Leistungsdichte heute  Obwohl Laufveranstaltungen heute auch Hobbyläufer ansprechen, gibt es nach wie vor eine hohe Leistungsdichte an der Spitze. Bei großen Events starten oft Profiläufer, die um Preisgelder kämpfen. Gleichzeitig bleiben die Veranstaltungen auch für Freizeitsportler durch verschiedene Distanzen wie Halbmarathon, 10 km oder Staffelläufe attraktiv.  Moderne Technologien wie GPS-Uhren, personalisierte Trainingspläne und Lauf-Apps haben es zudem einfacher gemacht, auch als Amateur die eigene Leistung zu verbessern. Dadurch entsteht ein breites Leistungsspektrum, das vom Hobbysportler bis zum Profi reicht.  Wirtschaftsfaktor Laufveranstaltung  Laufveranstaltungen sind heute ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, der durch verschiedene Einnahmequellen gestützt wird. Die Startgebühren können je nach Event bis zu 150 Euro pro Teilnehmer betragen, während Sponsorenverträge mit großen Marken erhebliche zusätzliche Einnahmen generieren, da diese die Veranstaltungen als Werbeplattform nutzen. Darüber hinaus sind der Verkauf von Merchandise-Artikeln wie Finisher-Shirts, Medaillen und Event-Souvenirs eine wichtige Einnahmequelle. Große Marathons ziehen zudem Touristen aus der ganzen Welt an, die in Hotels übernachten, Restaurants besuchen und den lokalen Einzelhandel beleben. Nicht zuletzt profitieren Laufveranstalter auch von Medienrechten, denn viele große Events werden live im Fernsehen und über Online-Plattformen übertragen, was zusätzliche Werbeeinnahmen generiert.  Besonders Städte wie Berlin, London und Tokio profitieren von den großen Marathons. Der Berlin-Marathon verzeichnet regelmäßig über 45.000 Teilnehmende und bis zu eine Million Zuschauer entlang der Strecke, was den lokalen Tourismus enorm ankurbelt.  Der Wandel der Zielgruppen  Die Zielgruppe der Laufveranstaltungen hat sich stark erweitert. Während früher vor allem leistungsorientierte Sportler teilnahmen, sind heute alle Altersgruppen und Fitnesslevel vertreten. Viele Events bieten zusätzlich Kinderläufe, Firmenläufe oder Charity-Events an, um mehr Menschen anzusprechen.  Auch inklusive Veranstaltungen, bei denen Menschen mit Behinderung teilnehmen, haben an Bedeutung gewonnen. Dies stärkt den sozialen Charakter der Events und macht den Laufsport vielfältiger und offener für alle. __________________________________ Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln |