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Warum joggen mehr Männer als Frauen, und mehr Frauen walken als Männer? |
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Warum joggen mehr Männer als Frauen, und mehr Frauen walken als Männer?
Im Park, auf Laufstrecken und
in Fitnessstudios sieht man es immer wieder: Männer joggen, Frauen walken.
Dieses Phänomen hat sowohl soziale als auch biologische Ursachen, die eine
interessante Dynamik in der Welt des Sports und der körperlichen Fitness
schaffen.
Biologische Unterschiede
Biologische Unterschiede
zwischen den Geschlechtern können eine Rolle spielen. Männer besitzen im
Durchschnitt mehr Muskelmasse und eine größere Herz-Lungen-Kapazität, was ihnen
erlaubt, höhere Intensitäten über längere Zeiträume zu bewältigen. Dies macht
das Joggen, besonders das Langstreckenjoggen, für viele Männer zugänglicher und
angenehmer, da ihr Körper durch eine höhere Muskelmasse und eine effizientere
Energiebereitstellung in Form von Glykogenspeichern besser auf längere
Belastungen vorbereitet ist.
Frauen hingegen haben oft mehr
Fettgewebe, was sie für Ausdauersportarten wie das Walken prädestiniert. Walken
bietet einen niedrigeren Einstieg in die körperliche Betätigung und ist
gelenkschonender, was es zu einer attraktiven Option für viele Frauen macht, die
vielleicht mit dem intensiveren Impact des Joggens weniger komfortabel sind.
Zusätzlich kann der Einfluss
des Hormonhaushalts nicht unterschätzt werden. Studien zeigen, dass Testosteron
den Muskelaufbau und die Leistungsfähigkeit steigert, während Östrogen eine
andere Energienutzung im Körper begünstigt. Diese physiologischen Unterschiede
könnten dazu beitragen, dass Frauen eher zu Bewegungsformen neigen, die eine
gleichmäßigere Belastung ohne intensive Stoßbelastungen mit sich bringen.
Soziale und kulturelle Faktoren
Soziale und kulturelle Faktoren
spielen ebenfalls eine bedeutende Rolle. Historisch gesehen wurden Männer eher
dazu ermutigt, sportlich aktiv zu sein und an körperlich fordernden Aktivitäten
teilzunehmen. Frauen hingegen wurden oft von diesen traditionell "männlichen"
Sportarten abgehalten. Obwohl sich diese Stereotypen langsam auflösen, haben sie
immer noch Einfluss darauf, wie und in welchem Umfang Männer und Frauen sich
sportlich betätigen.
Medien und Werbung verstärken
diese Unterschiede zusätzlich. Studien zeigen, dass in Sportwerbung Männer
häufiger in leistungsorientierten, wettkampforientierten Kontexten gezeigt
werden, während Frauen eher mit Wellness, Gesundheit und moderater Bewegung in
Verbindung gebracht werden. Eine Analyse von Sportwerbung in den letzten
Jahrzehnten ergab, dass Frauen oft in Szenarien wie Yoga oder sanften
Fitnessprogrammen dargestellt werden, während Männer häufiger in Szenen mit
intensivem Training oder Wettkämpfen erscheinen. Dies trägt dazu bei, dass
bestimmte Sportarten unbewusst mit einem bestimmten Geschlecht assoziiert
werden. Laufwerbung oder Sportevents zeigen oft männliche Athleten in Wettkampf-
oder Marathon-Situationen, während Frauen häufiger in moderateren
Fitness-Szenarien dargestellt werden. Das prägt unterbewusst die Wahrnehmung,
welche Sportarten als passend für welches Geschlecht angesehen werden.
Sicherheitsaspekte
Ein weiterer wichtiger Aspekt
ist das Sicherheitsgefühl. In vielen Teilen der Welt fühlen sich Frauen beim
alleinigen Laufen im Freien weniger sicher als Männer. Walken in Gruppen,
besonders bei Tageslicht, wird als sicherere Alternative angesehen. Dies könnte
auch erklären, warum mehr Frauen sich für das Walken entscheiden, insbesondere
in städtischen oder abgelegenen Gebieten.
Erfahrungsberichte von
Läuferinnen zeigen, dass viele lieber auf beleuchtete Strecken oder Laufbänder
im Fitnessstudio ausweichen, um Belästigungen oder unangenehmen Situationen aus
dem Weg zu gehen. Laut einer Studie der "Runner's World" aus dem Jahr 2021 gaben
60 % der befragten Frauen an, beim Laufen im Dunkeln bereits unangenehme
Situationen erlebt zu haben, während dieser Wert bei Männern nur 10 % betrug.
Auch aus diesem Grund könnte Walken als sozial akzeptiertere und sicherere
Alternative gesehen werden. Auch aus diesem Grund könnte Walken als sozial
akzeptiertere und sicherere Alternative gesehen werden.
Gesundheitliche Überlegungen
Frauen haben oft spezifische
gesundheitliche Erwägungen, wie Knochengesundheit und die Vermeidung von
Gelenkproblemen, die sie möglicherweise eher zu weniger belastenden Formen der
Bewegung wie dem Walken hinziehen lassen. Zudem ist Walken eine ausgezeichnete
Form der Bewegung für Schwangere und ältere Menschen, was es für viele Frauen in
unterschiedlichen Lebensphasen attraktiv macht.
Ein weiterer Faktor ist das Thema Regeneration. Frauen neigen aufgrund
hormoneller Unterschiede dazu, nach intensiven Belastungen etwas längere
Erholungsphasen zu benötigen als Männer. Eine Studie der University of North
Carolina aus dem Jahr 2018 zeigte, dass der Östrogenspiegel einen Einfluss auf
die Muskelregeneration hat und Frauen tendenziell eine längere Erholungszeit
nach hochintensivem Training benötigen als Männer. Dies könnte erklären, warum
viele Frauen alternative, weniger belastende Bewegungsformen bevorzugen. Walken
kann eine weniger stressbelastete Methode sein, um dennoch aktiv zu bleiben,
ohne den Körper zu sehr zu fordern.
Die sich verändernde Sportlandschaft
Es gibt jedoch Anzeichen dafür,
dass sich das Bild langsam ändert. Immer mehr Frauen nehmen an
Laufveranstaltungen teil, von 5-Kilometer-Rennen bis hin zu Marathons. Der
Anteil weiblicher Teilnehmer ist in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich
gestiegen. Gleichzeitig entdecken auch Männer das Walken als gesundheitsbewusste
Alternative, insbesondere in der Altersgruppe 50+.
Initiativen und Programme, die
Frauen speziell fürs Laufen motivieren, tragen dazu bei, alte Stereotypen
aufzubrechen. Laufgruppen, die sich gezielt an Frauen richten, und Events wie
Frauenläufe haben es vielen erleichtert, den Schritt vom Walken zum Joggen zu
machen.
Schlussfolgerung
Die Gründe, warum mehr Männer
joggen und mehr Frauen walken, sind vielschichtig und tief verwurzelt in einer
Mischung aus biologischen, sozialen und kulturellen Faktoren. Während sich die
Gesellschaft weiterentwickelt und sich Stereotypen weiter auflösen, könnte sich
dieses Bild ändern. Die Förderung von Vielfalt und Inklusion in allen Sportarten
könnte dazu beitragen, diese Geschlechtertrennung zu überwinden und mehr Frauen
für das Joggen und Männer für das Walken zu begeistern. Programme wie "Women's
Run" oder spezielle Laufgruppen für Frauen ermutigen Teilnehmerinnen, sich
sicherer zu fühlen und den Schritt vom Walken zum Joggen zu wagen. Gleichzeitig
gibt es Gesundheitsinitiativen für Männer über 50, die Walken als effektive
Alternative zur Förderung der allgemeinen Fitness etablieren. Solche Maßnahmen
helfen, die traditionellen Geschlechterrollen im Laufsport weiter aufzulösen.
Letztlich sollte es nicht darum
gehen, welche Sportart das eine oder andere Geschlecht bevorzugt, sondern
vielmehr darum, dass jeder die Form der Bewegung findet, die ihm oder ihr
langfristig Freude bereitet und die Gesundheit fördert.
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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln
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