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Detlev Ackermann

 
   
 
   
 
   
 
 

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Laufsucht statt Laufspaß? Die dunkle Seite des Joggens
 
 
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28.03.2025  

 
 

 
Wenn Joggen nicht mehr guttut: Die andere Seite des Laufens

 
Für viele Menschen ist Joggen eine tolle Möglichkeit, um Stress loszuwerden, den Kopf freizubekommen und sich fitter zu fühlen. Es bringt in der Regel viele Vorteile für die Gesundheit und hilft auch dabei, sich emotional besser zu fühlen. Doch eine Studie der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie unter Leitung von Psychologe Dr. Frode Stenseng zeigt: Manchmal ist Joggen nicht mehr gut für uns - nämlich dann, wenn es zur Flucht vor Problemen wird oder zu einer Art Zwang.
 
Zwei Arten der Flucht: Gute und schlechte Eskapismus
 
In der Studie ging es um Eskapismus. Das bedeutet, dass Menschen versuchen, durch bestimmte Aktivitäten dem Alltag oder schlechten Gefühlen zu entkommen. Die Forschenden unterscheiden zwei Arten: eine gesunde und eine ungesunde. Die gesunde Form heißt "Selbstexpansion". Dabei geht es darum, beim Laufen etwas Positives zu erleben - zum Beispiel ein Glücksgefühl, innere Ruhe oder das Gefühl, etwas erreicht zu haben. Die ungesunde Form nennt sich "Selbstunterdrückung". Hier versuchen Menschen, mit dem Laufen negative Gedanken oder Emotionen zu verdrängen. Diese Form kann auf Dauer schaden.
 
Wenn jemand läuft, weil es Spaß macht und neue Kraft gibt, ist das also gut. Wer aber läuft, weil er Angst, Stress oder Schuldgefühle loswerden will, kann in einen Teufelskreis geraten. Man fühlt sich nach dem Joggen vielleicht kurz besser, doch die Probleme bleiben. Laut der Studie ist gerade diese ungesunde Form des Eskapismus stark mit einem suchtähnlichen Verhalten beim Laufen verbunden.
 
Wann wird Laufen zum Problem?
 
Die Forscher befragten 227 Erwachsene, die regelmäßig joggen. Etwa ein Viertel von ihnen zeigte Anzeichen von Laufsucht. Spannend ist: Es spielt keine Rolle, wie viel oder wie oft jemand läuft. Auch wer nur ein paar Stunden pro Woche joggt, kann ein ungesundes Verhältnis zum Sport haben. Entscheidend ist nicht die Zeit, sondern der Grund, warum man überhaupt läuft.
 
Viele Menschen nutzen das Laufen, um Druck loszuwerden oder schwierigen Situationen aus dem Weg zu gehen. Das funktioniert aber nur kurz. Auf Dauer stauen sich die Probleme weiter an. Manchmal wird das Laufen zur einzigen Methode, um sich besser zu fühlen - und das kann gefährlich werden. Besonders tückisch: Von außen sieht es oft nach einem gesunden Hobby aus.
 
Die eigene Motivation hinterfragen
 
Die Studienautorinnen und -autoren sagen, dass man seine Motivation ehrlich anschauen sollte. Viele denken, sie laufen, um fitter zu werden oder abzunehmen. Doch häufig stecken auch emotionale Gründe dahinter. Wenn man nach dem Joggen unzufrieden ist oder denkt, man sei vor etwas davongelaufen, sollte man aufhorchen.
 
Die Grenze zwischen gesunder Gewohnheit und ungesundem Zwang ist oft schwer zu erkennen. Was als Spaß beginnt, kann zu einer Pflicht werden. Wer nur dann Erleichterung spürt, wenn er läuft, sollte sich Gedanken machen: Warum brauche ich das Joggen so sehr?

Was hilft?
 
Ein einfacher Test: Frage dich nach dem Laufen, ob du dich gut fühlst oder ob du das Gefühl hast, wichtige Dinge verdrängt zu haben. Wenn letzteres der Fall ist, kann das ein Warnzeichen sein. Auch Gedanken wie "Ich habe heute zu lange trainiert und etwas anderes verpasst" zeigen, dass das Verhältnis zum Sport aus dem Gleichgewicht geraten ist.
 
Wer sich mit seinen eigenen Motiven ehrlich auseinandersetzt, kann das Laufen weiterhin genießen. Besonders sanfte Laufarten wie Slow Jogging können helfen, in Bewegung zu bleiben und dabei trotzdem entspannt zu bleiben. Wichtig ist: Laufen soll Spaß machen - nicht zur Pflicht werden.
 
Die Studie von Stenseng macht deutlich: Joggen ist nicht automatisch gut oder schlecht. Es kommt darauf an, mit welcher Einstellung man an die Sache herangeht. Wer läuft, um sich lebendig zu fühlen oder einen klaren Kopf zu bekommen, kann psychisch und körperlich profitieren. Ein Lauf durch den Wald kann wie ein "Reset-Knopf" für den Kopf wirken: Die frische Luft, das Rascheln der Blätter und der gleichmäßige Rhythmus der Schritte helfen, zur Ruhe zu kommen. Wer aber nur läuft, um unangenehme Gefühle zu vermeiden, riskiert, sich immer weiter von sich selbst zu entfernen. Deshalb: Auf sich selbst achten, ehrlich bleiben und das Laufen so nutzen, wie es einem wirklich guttut.




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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln


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