Weil sie im Kurzsprint am Anfang
der Saison nicht in Fahrt kam, wechselte die Leverkusenerin kurzerhand auf die
400 Meter und wurde mit der deutschen Staffel bei der Junioren-WM in einer
exzellenten Zeit Vierte.
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Sorina
Nwachukwu
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Es begann
als Experiment mit völlig offenem Ausgang und brachte durchschlagenden Erfolg.
Als die Leverkusener Kurzsprinterin Sorina Nwachukwu im April und Mai 2004
Schwierigkeiten hatte, das nötige Tempo für die Saison aufzunehmen und ihre
Chancen auf einen Staffelplatz bei den Junioren-Weltmeisterschaften schon
dahinschwanden, ließ Trainer Manfred Fink sie probehalber 400 Meter laufen. Gut
zwei Monate später gehörte die 17-Jährige zum erfolgreichen deutschen
4x400-Quartett, das im italienischen Grosseto mit 3:33,51 Minuten die schnellste
Zeit einer deutschen Nachwuchsstaffel seit 1996 lief und Platz vier belegte.
Dabei hatte
Nwachukwu ihre Premiere auf der Stadionrunde erst am 13. Juni bei den
Nordrheinmeisterschaften in Wesel gefeiert. 55,32 Sekunden brachte sie damals
auf die Bahn und ließ Manfred Fink staunen: Das war für ihr erstes Rennen eine
phantastische Leistung. Zudem klärte er über das Zustandekommen des Experiments
auf: Sorina ist im Sprint momentan so unerklärlich schwach, dass klar ist, sie
kann es nicht in die 4x100-Meter-Staffel schaffen, die zur Junioren-WM fährt.
Sie ist aber voll motiviert und hat die Ausdauerfähigkeiten. Deshalb haben wir
es mal über die 400 Meter probiert.
Doch der geglückte Test war
längst noch nicht die WM-Fahrkarte. Die musste Nwachukwu bei den Deutschen
Jugendmeisterschaften in Jena (2. bis 4. Juli) lösen. Dort war für die
B-Jugendliche ein Start in der A-Jugend nötig. Und nicht nur ein Start, sie
musste auch noch vorne landen. Als sie ohne
Schwierigkeiten den Vorlauf überstanden hatte, war
ihre Chance gekommen. Mutig lief sie das Finalrennen an, zog mit der Führenden
Anja Pollmächer (LAC Erdgas Chemnitz) gleich und lag in deren Sog auf einem
Medaillenrang. Doch 50 Meter vor dem Ziel kam der berüchtigte Mann mit dem
Hammer. Da ging nichts mehr, erinnert sie sich zurück. Trotzdem erreichte
Nwachukwu noch als Vierte das Ziel (55,25 sec) und durfte weiter auf den
Grosseto-Startplatz hoffen. Zwei Tage später herrschte dann Gewissheit. Der DLV
hatte die Leverkusenerin, die in Jena neben den 400 Metern auch die 4x100 Meter
mit der B-Jugendstaffel ihres Vereins lief und dort maßgeblichen Anteil am
Gewinn der Goldmedaille hatte, für die Junioren-WM nominiert.
Viele haben ja Respekt vor der Strecke. Ich
nicht, sagt die in Witten geborene und jetzt in Eschweiler lebende Tochter
eines Nigerianers und einer Deutschen. Ich hatte gar nicht so sehr darüber
nachgedacht, wie lang 400 Meter sind.
Eineinhalb Monate nach der Deutschen Meisterschaft
führte Nwachukwu das deutsche Staffel-Quartett bei der Junioren-WM als
Startläuferin auf den vierten Platz und zur schnellsten Zeit seit 1996. Nur die
siegreichen USA (3:27,60 min), Russland (3:30,03 min) und Jamaika (3:30,37 min)
waren in dem Rennen besser. Grosseto war meine erste internationale
Meisterschaft und total aufregend. Bei der Staffel gehen die 400 Meter viel
schneller vorbei, als wenn man sie alleine läuft.
Trotz des Erfolges möchte sie in der Saison 2005
aber wieder auf die kürzeren Sprintstrecken zurückkehren. Ich liebe die 100 und
200 Meter Da muss alles stimmen, wenn man gewinnen will. Die 400 Meter werden
dagegen taktischer gelaufen. Da kann man auch mal einen Fehler wieder
ausmerzen. Sie wolle sich noch nicht für das eine oder das andere entscheiden
müssen, erzählt Nwachukwu. Ich werde vorläufig zweigleisig fahren.
Das Talent zum Sprinten bekam die Gymnasiastin
übrigens in die Wiege gelegt. Vater Godson gewann als 16-Jähriger die All
Nigerian Athletics Championchips über 100 und 200 Meter und war zudem Kapitän
der U16-Fußball-Nationalmannschaft seines Heimatlandes. Heute schaut er zu, wenn
Tochter Sorina über die Bahn rauscht. Und manchmal schnürt er sogar noch selbst
die Spikes.
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Autor und Copyright: Christian Klaue
Foto: TSV Bayer 04 Leverkusen
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