1. Nehmen Sie zum Kauf Ihre
Laufsocken mit.
2. Nehmen Sie weiters Ihre alten
Laufschuhe mit. Ein geschulter Verkäufer kann anhand des
Sohlenabriebs gute Rückschlüsse auf Ihren Laufstil ziehen und evtl.
orthopädische Defizite orten und daraufhin konkrete Kaufempfehlungen
abgeben.
3. Ihre Füße schwellen tagsüber an -
kaufen Sie frühestens am Nachmittag ein.
4. Beachten Sie die verschiedenen
Größenangaben und lassen Sie sich von den vielen Zahlen nicht
verwirren. Meist sind die Schuhgrößen in vier verschiedenen
Bezeichnungen angegeben (Pariser Stich = EUR bei uns am
geläufigsten/38, 39, -IO ..., englisch = UK, amerikanische
Herrengrößen = US M, amerikanische Damengrößen = US W). Größe 42 ist
z. B. 8 (englisch/UK), 9 (amerikanisch/US M) und 10'/2
(amerikanische Damengröße). Auch eine Angabe in Zentimetern ist
teilweise auf den Schuhschachteln vorhanden. Die Schuhfirmen sind
sich auch bezüglich der Größenangaben nicht ganz einig (im
Normalfall ist zur UKGröße die Ziffer 1 zu addieren, um die US-Größe
zu erhalten. Bei manchen Schuhfirmen ist dagegen die Differenz nur
'/z. Ein 42er (US 9) ist dann als 8'/zer deklariert. Bei den
Damenmodellen verhält es sich ähnlich. Weiters kann z. B. Schuhgröße
UK 10 von Produkt A durchaus der Schuhgröße UK 9 oder UK 11 eines
anderen Produktes entsprechen. Deshalb: Sehen Sie die Größenangaben
nur als Richtschnur und legen Sie Ihre primäre Aufmerksamkeit einzig
und allein auf den Sitz und die Passform.
5. Wenn Ihnen von der Firma X zum
Beispiel die Größe 42 optimal passt, so ist dies ein Anhaltspunkt
für den Kauf - mehr aber auch nicht. Bei der Firma Y kann's durchaus
sein, dass Sie Schuhgröße 41 oder 43 benötigen. Selbst innerhalb
einer Schuhfirma differieren die Schnitte beträchtlich. Deshalb:
Ohne ausreichendes Probieren können Sie nur sehr schwer die richtige
Wahl treffen. Ein für Sie optimaler Schuh kann alleine durch die
falsche Größe zum Boomerang werden.
6. Ein Trailrunningschuh darf ruhig
eine Nummer größer als Ihr normaler Straßenschuh sein, den Sie
vielleicht nur im Büro tragen. Die Füße schwellen beim Laufen
kräftig an. Als Faustregel gilt: Zwischen der großen Zehe und der
Schuhspitze sollte eine Fingerbreite Platz sein. Spätestens beim
(Bergab-)Laufen, oder wenn der Schuh einige hundert Kilometer auf
dem Buckel hat (jeder Schuh rollt sich vorne nach einiger Zeit
leicht auf - er wird also etwas kürzer), brauchen Sie diesen Platz.
7. Frauen sollten im Sportshop immer
auch die Frage nach Damenmodellen stellen. Die Schuhfirmen
produzieren nämlich nicht einfach kleinere Schuhe, sondern nehmen
bei den Damenmodellen auf die besonderen orthopädischen Komponenten
der Läuferinnen Rücksicht. Seien Sie deshalb - gerade wenn Ihnen der
Verkäufer nur Männerschuhe anbietet - hartnäckig. Zahlen Sie nicht
den Preis in Form von Fußschmerzen dafür, dass der Händler aus
übertriebener Sparsamkeit auf das Ordern von Damenmodellen
verzichtet. Da lohnt sich der Weg zum nächsten Shop auf alle Fälle.
Alle renommierten Schuhfirmen haben spezielle Damenmodelle im
Programm. Dies schließt natürlich nicht die Möglichkeit aus, dass
Ihnen eventuell doch ein Herrenmodell besser passt - wie so oft:
Probieren gelt auch hier über Studieren. Aber auch sehr
leichtgewichtige Männer sollten Frauenmodelle in Betracht ziehen:
Plagen Sie sich deshalb nicht mit klobigen Herrenmodellen herum, die
Ihnen einen ungewohnten Laufstil aufzwingen.
8. Beachten Sie: Fast niemand hat
zwei exakt gleich große Füße. Ein Fuß ist meist etwas länger oder
breiter (nachdem Sie nur eine Größe kaufen können, müssen Sie sich
nach dem gröberen Fuß richten).
9. Lassen Sie sich beim Kauf vor
allem Zeit: Einen passenden Schuh finden Sie in der Regel nicht in
fünf Minuten (wäre ein Glückstreffer). Erst nach rund zehn Minuten
(laufen Sie, wenn möglich, im Shop) spüren Sie, ob der Schuh vom Typ
zu Ihrem Fuß passt. Ein Testlauf am Laufband (evtl. sogar mit
Videoaufzeichnung) kann Ihnen die Kaufentscheidung erleichtern. Wenn
Sie allerdings zum ersten Mal ein Laufband betreten, sollten Sie
beachten, dass Sie (auch als Fersenläufer) am Band wahrscheinlich
eher zum Vorfußlauf neigen und daher die Aussagekraft des Tests
sinkt. Meiden Sie die Stoßzeiten" in den Sportshops. An einem
Einkaufssamstag wird die Beratungsqualität ungleich schlechter als
an einem vormittägigen Wochentag sein.
10. Achten Sie auf die Charakteristik
des Schuhs: Ein zu breiter Schuh wird Sie (als Schmalfüßigen) trotz
bester Konstruktion kaum zufrieden stellen. Ihr Gewicht sollte
ebenfalls dem Schuhtyp entsprechen. Siehe Faktoren 1-6.
11. Achten Sie auf einen guten
Fersensitz - die Fersenkappe muss Ihnen den nötigen Halt geben.
Verlassen Sie sich nicht auf das spätere Einlaufen". Wenn Ihnen der
Schuh im Sportshop partout nicht passt, Sie ihn aber (aus optischen
Gründen?) haben wollen, können Sie nicht damit rechnen, dass er
Ihnen später viel Freude machen wird.
12. Sind Sie Einlagenträger? Wenn ja,
beziehen Sie dies in die Kaufentscheidung mit ein (herausnehmbare
Einlegesohle). Ist die Sohle nicht herausnehmbar, können Sie nicht
einfach Ihre Einlagen drauflegen, weil Sie dann im Schuh viel zu
hoch stehen würden (die Gefahr des Umknickens bzw. die
Verletzungsgefahr wäre gerade im Gelände wesentlich erhöht).
13. Achten Sie gerade bei den
Trailrunningschuhen aufs Profil. Mit einem zu glatten Profil werden
Sie sich zwar auf Straßenstücken wohler fühlen den eigentlichen
Zweck (bestmöglicher Halt auf den unterschiedlichsten
Geländeuntergründen) wird ein Schuh mit glattem Profil kaum erfüllen
können.
14. Wollen Sie das Modell einzig und
allein im Gelände benutzen? Soll es in Maßen auch straßentauglich
sein? Wenn ja, achten Sie darauf, dass die Sohle nicht zu weich ist.
In nassem Gelände gilt: Je weicher, desto griffiger. Auf der Straße
sind zu weiche Sohlen nicht genügend abriebfest.
15. Kaufen Sie nur dort, wo die
Angebotspalette und die Beratungsqualität stimmen. Wenn nur drei
Trailrunningmodelle zur Auswahl stehen, wird Sie der Verkäufer kaum
neutral beraten können. Ein guter Schuhverkäufer scheidet gewisse
(für Sie unpassende) Modelle von vornherein aus, weil er Ihre
Fußeigenschaften in Beziehung zum jeweiligen Schuhmodell bringt.
16. Beachten Sie, dass die Schuhe
nach verschiedenen Leisten gearbeitet sind.
Mit diesen Leisten sind Sie am besten beraten:
Normalfuß - leicht gebogener Leisten
Hohlfuß - gebogener Leisten
Senkfuß - gerade oder leicht gebogen
17. Versteifen Sie sich nicht darauf,
dass Sie gleich am ersten Tag den passenden Schuh finden müssen. Gut
Ding braucht Weile. Ein in der Eile gekaufter Schuh, den Sie nach
drei Wochen (garniert mit Blasen und blauen Zehennägeln)
notgedrungen zum Rasenmähermodell" degradieren, hat seinen Zweck
nicht erfüllt.
18. Gerade bei Trailrunningschuhen
sollten Sie dem Gewicht des Schuhs keine allzu große Beachtung
schenken. Am wichtigsten ist, dass Sie einen guten Halt im und mit
dem Schuh haben. Ein paar Deka auf oder ab sollten durch die
aufwendigere technische Ausführung und die größere Stabilität mehr
als ausgeglichen werden. Von der Haltbarkeit und Lebensdauer eines
gut verarbeiteten Trailrunningschuhs ganz zu schweigen. Nur wenn Sie
den Trailrunningschuh zu Wettkämpfen heranziehen, spielt das Gewicht
eine gewisse (nicht allzu große) Rolle. Das Gros der Wettkämpfer
bevorzugt bei Crossläufen im Winter Spikes allerdings nur dann, wenn
sie gewohnt sind, damit zu laufen. Achillessehnenprobleme nach
ungenügendem Spiketraining sind häufig anzutreffen. So greifen immer
mehr Läufer zu einem guten Trailrunningmodell bei den winterlichen
Aufbauwettkämpfen. Gerade im Winter sollte (selbst bei
Aufbauwettkämpfen) der Trainingseffekt und nicht die nackte Zeit als
wichtigster Aspekt des Crosslaufens angesehen werden. Nur für
leistungsbezogene Cross-Wettkämpfer ist der Spikeschuh erste Wahl
und somit die Basis für schnelle Zeiten und damit verbundene Titel
und Medaillen. Weiters ist auch für Längere Berglaufevents ein
kompakter, nicht allzu schwerer Trailrunningschuh die bessere Wahl.
19. Verlangen Sie von Ihrem
Geländelaufschuh nicht zu viel: Ein Alleskönnermodell kann es nicht
geben und - das hat unser Praxistest gezeigt - den
Nonplusultra-Laufschuh gibt es auch nicht. Sehr wohl finden Sie
jedoch sicher ein Modell, das Ihren speziellen
Trailrunninganforderungen entspricht. Ein Ferrari, der 24 Tonnen
transportieren kann, ist ein Ding der Unmöglichkeit sprich: der
optimale Schuh fürs Gelände und die Straße, der Normalfußläufer wie
Pronierer und Supinierer sowie Hobby und Wettkampfläufer zufrieden
stellt, ist und bleibt ein Wunschtraum für alle Zeiten.
20. Gerade wenn Sie häufig laufen,
sollten Sie mehr als nur ein Modell und vor allem mehr als nur mit
einer Marke laufen. Sie sollten zumindest drei bis fünf Modelle von
verschiedenen Marken besitzen. Orthopädisch beugen Sie so
Verletzungen vor - da sich Ihre Füße nicht an einzelnes Fußbett
eines Modells bzw. einer Marke gewöhnen sollten. Ihre Füße danken es
Ihnen langfristig.
21. Auch wenn's im Winter nicht
möglich ist - eines der besten Präventivprogramme für Ihre Füße ist
das Bahrfußlaufen. Wenn Sie in den wärmeren Tagen des kommenden
Frühjahrs damit beginnen, sollten Sie jedoch nicht gleich blindlings
kilometerweit loslaufen, sondern auf einem gepflegten Sportplatz mit
lockeren Walks beginnen. Erst nach einigen Wochen ist die meist zu
lahme Fußmuskulatur in der Lage, die neuen Reize positiv umzusetzen.
Stürzen Sie sich zu ungestüm ins Bahrfußlaufen, sind orthopädische
Probleme nicht fern. Bei richtiger Dosierung wird Ihr Laufstil
wesentlich effizienter und ökonomischer. Denn eines darf nicht
vergessen werden: Die hoch entwickelten Laufschuhe nehmen unseren
Füßen viel Arbeit ab was nicht gefordert wird, das verkümmert. So
ist auch die Industrie von den Schuh-Panzern" wieder weggegangen,
da man einen Fuß über die Jahre auch zu Tode schonen kann". Die
Schuhindustrie fertigt nun seit Jahren wieder Modelle, die primär
die Laufdynamik fördern. Aber: Erst mit einem kräftigen, flexiblen
Fuß sind Sie wieder in der Lage, die Möglichkeiten der Schuhe
optimal umzusetzen. Dies ist auch mit ein Grund, warum extrem
leichte Wettkampfschuhe nur für effiziente agierende Läufer, bei
denen es orthopädisch nichts auszusetzen gibt, hilfreich sind.
22. Auch Läuferinnen und Läufer mit
jahrzehntelanger Erfahrung greifen ab und zu beim Schuhkauf daneben.
Lange Erfahrung schützt somit nicht vor Fehlgriffen. Wenn Sie nach
der "Einlaufphase" draufkommen, der Schuh liegt mir ganz und gar
nicht, so zwingen Sie sich nicht, das Modell zusammenzulaufen".
Ihre Lauffreude geht verloren, wenn Sie den Schuh jedes Mal mit
einem Widerwillen anziehen. Im Freundeskreis gibt es sicher jemand,
dem vielleicht gerade Ihr Modell optimal passt. Gönnen Sie sich den
Laufgenuss mit einem neuen, passenden Schuh.
23. Entscheiden Sie sich im
Zweifelsfall für den größeren Schuh. Kaufen Sie zu klein hat's
keinen Sinn, darauf zu warten, dass er nachgibt". Ist der Schuh ein
klein wenig zu groß, können Sie sich meist mit einer stärkeren
Schnürung oder dickeren Socken behelfen. Außerdem sind Sie bei
längeren Bergabläufen oder bei Kong-Jogs froh, wenn der Schuh etwas
größer ist und nicht ganz zu knapp sitzt.
24. Bevor Sie gleich beim ersten Mal
stundenlang mit Ihrem neuen Renner" durch den Wald fräsen, sollten
Sie den Schuh mehrere Male getragen haben. Jeder Schuh braucht eine
gewisse Anlaufzeit" - das Fußbett muss sich erst einmal an Ihren
Fuß anpassen. Wer zu Beginn - ohne "Kennenlernphase" - zu lange mit
einem neuen Paar läuft, riskiert Scheuerstellen und Blasen.
25. Die Lebensdauer eines Schuhs
sollte nicht überschätzt werden. Auch wenn Ihr Modell äußerlich noch
in Ordnung scheint: Meist ist der Schuh spätestens nach zwei Jahren
(oder maximal nach 2.000 km) aus orthopädischer Sicht nicht mehr
ganz in Ordnung. Auch weniger genützte Modelle verlieren (auch mit
wesentlich weniger Kilometern) nach einigen Jahren stark an
Dämpfung. Sie können diese Schuhe problemlos noch zu weniger
aufprallintensive Aktivitäten, z. B. zum Wandern, Spazierengehen
oder für die Gartenarbeit, heranziehen. Aus orthopädischen Gründen
sollten diese Schuhe jedoch nicht mehr verwendet werden. Den großen
Unterschied merken Sie meist erst dann, wenn v Sie ein neues Paar in
Verwendung haben.
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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln
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