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Aspekte
des Frauensports
In den
letzten Jahren hat der Frauensport weltweit einen beträchtlichen Wandel
durchgemacht. Zeigten sich die Frauen früher vorwiegend in äußerst femininen
Disziplinen, so sind sie heute auch immer mehr in Sportarten zu finden, die bis
vor einigen Jahren noch klare Männerdomäne waren.
Mit der aus den
USA herübergeschwappten Joggingwelle beteiligen sich immer mehr Frauen mit
immer besseren Resultaten an Volksläufen oder Marathonwettbewerben.
Frauenausdauersport hat jedoch noch keine lange olympische Geschichte, denn erst
1979 ließ das Olympische Komitee Ausdauerdisziplinen für Frauen zu, nachdem das
American College of Sports Medicine in einer wissenschaftlichen Veröffentlichung
klarstellte, dass Ausdauersport für Frauen nicht mit körperlichen Schäden
einhergeht.
In der
Vergangenheit erfuhr der Frauensport mit Hilfe medizinischer Argumente immer
wieder starke Beschränkungen. Geäußerte medizinische Bedenken erwiesen sich
jedoch zumeist als unbegründet. Noch 1972 findet man in einem als repräsentativ
geltenden Buch: Zentrale Themen der Sportmedizin in einem Kapitel Frau und
Sport folgende Aussage: Wenn auch einige Disziplinen vorzugsweise der Frau zu
empfehlen sind wie Schwimmen, Gymnastik, Eiskunstlaufen, Skilaufen, kann man
heute keine Sportart mehr als typisch weibliche bezeichnen. Andererseits gibt es
aber medizinische Gründe dafür, einige Disziplinen als unpassend für Frauen
anzusehen wegen der großen Körpererschütterungen (Stabhochsprung) oder der
Möglichkeit von Verletzungen (Rugby, Boxen; Ringkampf u.a.).
Sportbegeisterten Frauen kann bei solchen Aussagen nur die Puste wegbleiben
Das
Frauen vor allem für Ausdauersportarten prädestiniert sind zeigt sich heute
immer deutlicher. Schon 1982 war die weltbeste Marathonläuferin nur 17 min
langsamer als ihre männlichen Mitstreiter. Aus Protest gegen den Ausschluss der
Frauen bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit lief bereits 1896 eine
35jährige siebenfache Mutter die Marathonstrecke in 5,5 Stunden. Es sollte
jedoch noch ein ganzes Jahrhundert dauern, bis Frauen für den Marathonlauf bei
den Olympischen Spielen zugelassen wurden.
Geschlechtsspezifische Unterschiede
In den
meisten Fällen sind Frauen kleiner und 10-20 kg leichter als der Mann. Ihr
Körperschwerpunkt liegt tiefer, sie besitzen mehr Fettgewebe, eine dehnbarere
Muskulatur und ein weniger straffes Bindegewebe. Ihre Muskelfaserfläche ist
geringer, was zu Folge hat, dass sie eine geringere maximale Kraft entwickeln
können als der Mann. Die größten Kraftunterschiede zwischen Mann und Frau finden
sich im Bereich der oberen Extremitäten (Schulter- Armbereich); die Unterschiede
in der Kraftentwicklung des Rumpfes sind gering. Aus metabolischer Sicht
funktioniert die Muskulatur von Mann und Frau in gleicher Weise. Es existieren
demnach keine qualitativen sondern lediglich quantitative Unterschiede bezüglich
der muskulären Funktionen.
Ein
besonderer Vorteil der Frau ist ihre Fähigkeit, Fette bei Langzeitbelastungen
optimal zu Nutzen. Da Fette gerade bei Ausdauerbelastungen die wichtigsten
Energielieferanten darstellen und Frauen von Natur aus mehr Körperfett
aufweisen, sind sie in dieser Hinsicht eindeutig im Vorteil.
Da sie
meistens kleiner sind als der Mann, ist das Herzvolumen, das Blutvolumen und das
Atemvolumen geringer. Dies führt dazu, dass die maximal mögliche
Sauerstoffaufnahme (wichtigstes Kriterium der Ausdauerleistungsfähigkeit)
geringer ist als die des Mannes. Der bekannte Sportmediziner Wildor Hollmann
konnte allerdings schon 1979 im Bezug auf die maximale Sauerstoffaufnahme und
damit auf die Ausdauerleistungsfähigkeit kaum noch Unterschiede zwischen
männlichen und weiblichen Ausdauersportlern feststellen.
Frauen
schwitzen weniger als Männer. Dies kann besonders im Ausdauersport schneller zur
Überhitzung führen.
Im
Gegensatz zum Mann stellt sich bei der Frau die Frage nach der unterschiedlichen
Leistungsfähigkeit in den verschiedenen Phasen des Menstruationszyklus. Aufgrund
unterschiedlicher hormoneller Einflüsse während des Menstruationszyklus, wird
grundsätzlich ein Leistungshoch kurz nach der Menstruation und ein Leistungstief
kurz vor der Menstruation erwartet.
Menstruationsprobleme bei Sportlerinnen
Ausdauersportlerinnen leiden häufig unter Unregelmäßigkeiten der Monatsblutung.
Bei Leistungssportlerinnen kann es sogar zum Ausbleiben (Amenorrhö) der
monatlichen Regel kommen.
Was
führt zu solchen Zyklusveränderungen? Wovon sind Veränderungen im Hormonhaushalt
der Frau abhängig? Hormonuntersuchungen bei Ausdauersportlerinnen zeigen, dass
Veränderungen im Hormonhaushalt abhängig sind von Faktoren wie Trainingszustand,
Trainingsumfang, Belastungsdauer, Belastungsform, Ernährung, Körpertemperatur,
Zeitpunkt der Belastung im Menstruationszyklus sowie von der psychischen
Verfassung.
Bei
Mittel- und Langstreckenläuferinnen mit hohem Trainingspensum konnten erhöhte
Prolaktinkonzentrationen (Stresshormone) nachgewiesen werden. Relativ
untrainierte Vergleichspersonen wiesen keinen messbaren Prolaktinanstieg auf.
Intensives Lauftraining scheint Stressreaktionen im Organismus auszulösen.
Man
stellte fest: Je mehr Kilometer bei hoher Intensität gelaufen werden, desto
höher steigt der psychische und physische Stress. Die Folge ist eine verminderte
Östrogenproduktion, die letztlich für Zyklusstörungen bis hin zum Ausbleiben der
Monatsblutung verantwortlich ist. Viele Frauen mit hormonellen
Regulationsstörungen haben Angst unfruchtbar zu werden. Diese Angst kann aber in
den meisten Fällen als ungerechtfertigt betrachtet werden, da die
Unfruchtbarkeitsrate bei Sportlerinnen mit hormonellen Regulationsstörungen
nicht höher liegt als bei der Normalbevölkerung.
Hormonelle Veränderungen sind extrem abhängig von dem jeweiligen
Ernährungszustand der Sportlerin. Viele Ausdauersportlerinnen sind
notwendigerweise sehr dünn, wodurch sie anfälliger für Zyklusstörungen werden.
Bei hoher körperlicher Belastung und unzureichender Nahrungszufuhr kommt es zum
Abfallen von Östrogen. Die Leistungsfähigkeit sinkt, die Monatsblutung wird
unregelmäßig oder bleibt sogar völlig aus. Das Ausbleiben der Regel ist ein
Schutzmechanismus des Körpers. Eine Schwangerschaft, die für den Körper eine zu
hohe zusätzliche Belastung bedeuten würde, kann so nicht eintreten.
Die
hormonelle Situation der Frau wird weiterhin durch die Körpertemperatur
beeinflusst. Starke Temperaturanstiege durch sportliche Belastungen können
Zyklusstörungen hervorrufen. Bei Schwimmerinnen ändert sich durch intensives
schwimmen über längere Dauer die Körpertemperatur nur unwesentlich. Die
Auswirkungen auf das Hormonsystem fallen bei Schwimmerinnen folglich niedriger
aus, als z.B. bei Langstreckenläuferinnen. Während eines Marathonlaufs bei einer
Außentemperatur von 15°C kann die Körpertemperatur im Extremfall bis auf 41°C
ansteigen. Dieser immense Temperaturanstieg hat genauso wie Fieber eine
deutliche Wirkung auf die Hormonsituation und den Stoffwechsel.
Auch
die Psyche kann sowohl in negativer, als auch in positiver Richtung Einfluss auf
die Hormonsituation der Frau nehmen. Trainings- und Wettkampfstress, beruflicher
und privater Stress können Zyklusveränderungen zur Folge haben. Unter
Stressbedingungen wird die Östrogenproduktion verringert.
Bei
Problemen mit der Regelblutung sollten Sie :
1. |
Ihren
Frauenarzt aufsuchen |
2. |
überprüfen,
ob Sie früher unregelmäßige Blutungsintervalle oder eine verspätete 1.
Monatsblutung hatten |
3. |
überprüfen,
ob Sie sowohl psychischen, als auch psychischen Stressfaktoren verstärkt
ausgesetzt sind und gezieltes Stressmanagement betreiben |
4. |
überprüfen,
wie hoch Ihre wöchentliche Laufleistung (in Km) liegt und diese nach Möglichkeit
reduzieren |
5. |
darauf
achten, das Ihr Gewicht und Ihr Körperfettanteil im Normbereich liegen |
Wie
wirken die weibliche Geschlechtshormone auf den Stoffwechsel?
Östrogen hat anabole Wirkung d.h. es unterstützt den Aufbau körpereigener
Substanzen (Eiweißsynthese). Im Gegensatz dazu blockiert Gestagenen
(Gelbkörperhormone) die Eiweißsynthese und wirkt somit katabol (abbauend). Unter
normalen hormonellen Bedingungen überwiegt die anabole Wirkung. Dies bedeutet,
dass durch Training Leistungssteigerungen erzielt werden können. Kommt es zu
Östrogenmangel, so ist die anabole Wirkung vermindert, d.h. die Fähigkeit
körpereigene Substanzen aufzubauen ist reduziert. Dies hat, trotz intensiven
Trainings eine nur langsam voranschreitende Leistungsverbesserung zur Folge. Das
Training wird ineffektiv. In dieser hormonellen Situation wird durch intensives
Training lediglich ein Übertrainingszustand hervorgerufen, statt eine
wesentliche Leistungssteigerung zu erzielen.
Ein
Mangel an Östrogen führt also zur Verminderung der Leistungsfähigkeit.
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Autor und Copyright: Clemens Sandscheper, cms Leistungsdiagnostik und Trainingssteuerung, Köln
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